Wie beeinflusst die "Oberfläche" den Klang???

Welches sind die besten ?

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Brasslibitum
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Wie beeinflusst die "Oberfläche" den Klang???

Beitrag von Brasslibitum »

Hallo zusammen,

ich habe da mal eine Frage. Vor kurzem habe ich von einem kleinen Instrumentenbauer eine unlackierte Trompete ausprobiert, welche ich vom Klang her absolut spitze fand. Nun hat er mir angeboten dieses Model für mich nochmals zu bauen und ich könne mich dabei einbringen.

Jetzt habe ich natürlich das Problem des "Lacks". Ich möchte dass die Trompete recht warm klingt, allerdings sollte ich damit in einem großen Orchester im Gesamtklang auch recht gut rauskommen. Unlackiert war sie genau richtig, daher überlege ich mir auch sie genau so zu lassen.
Aber was für andere Möglichkeiten habe ich noch? Ich glaube versilbert könnte sie etwas zu scharf klingen, da die Bohrung genau zwischen ML und L liegt.

Also um Tipps bin ich dankbar ;-))
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lurchi
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Beitrag von lurchi »

Die Oberfläche beeinflusst den Klang nur wenig. Eventuell dämpft Lackierung etwas ab, aber metallische Oberflächen (roh, versilbern, vergolden) haben alle den selben Klang. Zumindest solange die Schicht die übliche Dicke aufweist.

Gruß
Uli
trumpetier
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Beitrag von trumpetier »

Abgesehen von Lurchis Argumenten ist die Pflege eines unlackierten Instruments sehr beschwerlich. Grünspan bildet sich enorm schnell, und von einem befreundeten Hornisten weiss ich, dass unlackierte Hörner dermatologisch nicht einwandfrei sind...
trp
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Beitrag von trp »

hi,

hatte selbst mal eine unlackierte C-trp.

habs aber nur ein halbes jahr ausgehalten.
nach jedem konzert schaust du aus wie aus dem bergwerk.

vergolden ist meiner ansicht nach das beste weil es am pflegeleichtesten ist.

silber musst du auch ständig putzen.

trp
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Hallo!

Unlackierte Instrumente habe nicht nur den Nachteil, dass sie aufwendig zu putzen sind. Du hast auch jedes Mal, wenn du beim Spielen mal mit den Händen ans Mundstück oder an den Mund fasst diesen grausigen Metallgeschmack.

Das unlackiert, versilbert oder vergoldet gleich klingen, finde ich nicht. Wenn du besonderen Wert auf einen warmen Klang legst, bist du mit Gold sicher gut beraten, überlegenswert wäre auch (zuerst) Silber und (dann) Gold übereinander.

LG, Miss Trumpet
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trumpetier
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Beitrag von trumpetier »

Miss Trumpet hat geschrieben:...überlegenswert wäre auch (zuerst) Silber und (dann) Gold übereinander.
Wirklich? Das habe ich ja noch nie gehört... Wird dann wohl ein Heavy-Horn, oder?
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Also ein Instrument zu versilbern und dann zu vergolden ist eigentlich schon ein alter Hut, bei Schagerl, Lechner & Co gibt's das schon mindestens 10 Jahre. Wer's nicht glaubt, guckt hier unter "Aufpreise":
http://www.schagerl.at/new_pages/eigen_ ... sliste.pdf

Es wird deswegen übrigens kein "Heavy" Instrument daraus, dafür wären die durch Galvanisation aufgetragenen Schichten viel zu dünn.

LG, Miss Trumpet
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Brasslibitum
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Beitrag von Brasslibitum »

Okay,

und wie verändert bzw. beeinflust das den Klang???
mhbrass
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Beitrag von mhbrass »

Zunächst einmal zur Verhältnis Klang und Oberflächenbearbeitung. Ob ein Instrument unbearbeitet, lackiert, versilbert oder vergoldet ist spielt für den Klang absolut gar keine Rolle. Dieser Irrglaube wird von vielen Musikgeschäften fleißig verbreitet, ist aber absolut nicht von Belang. Die Frage nach der Oberflächenbehandlung ist lediglich eine Frage des Instrumentenschutzes. Wenn ein Instrument mit einer Silberoberfläche anders klingt als ein lackiertes gleiches Instzrument, dann liegt das höchstens daran, dass diese beiden Trompeten nur äußerlich gleich sind, meine Trompeten sind beispielsweise alles klanglich Einzelstücke (Bach Stradivarius, Monke, Selmer) oder es liegt daran, dass der Trompeter/die Trompeterin "möchte", dass ein klanglicher Unterschied zu hören ist, dann wird dieser Unterschied auch gehört weden. Trompete spielen ist eben ein sinnliches Erlebnis. Zu Miss Trumpets Bemerkung, erst versilbern, dann vergolden ist zu sagen, dass eine vergoldete Trompete immer einen Silberuntergrund benötigt, damit das Gold vernünftig hält. Diese Oberflächenbehandlung ist aber tatsächlich die beste, wenn auch die teuerste. Von einem unbehandelten Instrument würde ich persönlich Abstand nehmen.
MMTrumpet
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Beitrag von MMTrumpet »

Hallo mhbrass,
also, ich hatte vor dem Testen von Trompeten hier schon gelesen, dass klanglich kein Unterschied ist. Und ich hatte mich eigentlich vor dem Testen schon ziemlich fest auf eine silberne Trompete festgelegt. Aber - die silberenen klangen in meinen Ohren sämtlichst schlechter als das jeweils gleiche Modell lackiert. Wie gesagt, ich wollte eine siberene, und nach dem Preisunterschied habe ich auch gar nicht gefragt. Aber es ist dann doch eine lackierte geworden. Kann natürlich Zufall sein, aber ich glaube seitdem nicht mehr, das silber und lackiert gleich klingt.
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lurchi
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Beitrag von lurchi »

Die Reihe Messing - Silber - Gold bietet sich materialtechnisch an, da Silber "vermittelnd" zwischen Gold und Kupfer liegt. Es geht also nicht um ein "Heavy horn" sondern eher darum, Material einzusparen. Es ist immer problematisch ein edleres Material auf ein unedleres zu legen. Auch machen die verschiedenen Atomradien Probleme. Deshalb ist es ein weiser Zug, eine Trompete vor dem vergolden zu versilbern (man kann Schichtdicke einsparen). Klang? Naja, neben der inneren Geometrie haben Schichtdicken/Wandgewicht/Wandsteifigkeit bestimmt eine Rolle. Und dass Gold eine höhere Dichte hat als Messing ist auch klar. Aber wieviel Gold, sprich: wieviel Gewicht kommt wirklich drauf? Ein schwererer Trichter klingt bestimmt anders, aber ob ich den eher über die Wandstärke oder die Oberflächenbeschaffenheit erreiche?
Zwischen Trompeten habe ich bestimmt schon einen Riesenunterschied festgestellt, und ganz bestimmt waren da auch verschiedene Oberflächen dabei, aber zwischen Modellen desselben Typs und verschiedener Oberfläche waren die Unterschiede garantiert kleiner als meine Schwankungen im Ansatz.

Uli
mhbrass
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Beitrag von mhbrass »

MMTrumpet, wenn du dich für ein Instrument entschieden hast, welches lackiert ist und das Entscheidungskriterium der Klang ist, so hast du die richtige Wahl getroffen. Zum Thema Oberfläche ist noch zu sagen, dass eine Trompete durch ein paar mg Silber oder Gold nicht anders klingt, da der Klang an einer anderen Stelle (z.B. Größe und Form des Bechers, Bauweise, Rohre, Was für eine Trompete ist es ...) "gemacht" wird. Die Ohysikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig hat dazu einmal geforscht und ist auf genau dieses Ergebnis gekommen, nämlich dass eine Trompete sich klanglich nicht von der Oberfläche beeinflussen lässt. Ich habe eine meiner Trompeten zuerst gespielt, als sie unbearbeitet war und sie anschließend vergolden lassen (erst Silber, dann Gold). Klanglich hat sie sich nicht verändert. Die Klangliche Beeinflussung meines Instrumentes mache ich mit der Wahl des richtigen Mundstücks, mit der Wahl des richtigen Mundrohres, mit der Art des Trompetenspiels. Wichtig ist jedenfalls bei der Entscheidung für eine Trompete, dass sie zu mir als Bläser passt, nicht wie die Oberfläche beschaffen ist, das ist wie ich vorher schonm anmerkte nur eine Frage des Oberflächenschutzes und da ist Gold und Silber einfach besser als Lack, allerdings auch deutlich teuerer. Übrigens, Bei der Wahl des Materials ist das dann wieder anders. Eine Messingtrompete klingt kaum merklich anders als eine Goldmessingtrompete, eine Neusilbertrompete allerdings erheblich anders als eine Messingtrompete und ein silberner Becher (nicht nur versilbert) macht klanglich auch etwas aus.
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

@ mhbrass: dass die Oberfläche keinen Einfluss auf den Klang hat, kann ich nicht bestätigen. Ich habe beim Testen der verschiedensten Instrumente sehr wohl Unterschiede festgestellt, Gold klingt sehr viel wärmer, Silber klingt heller und schärfer. Es bleibt jedem selbst überlassen, wofür er sich warum entscheidet, es kommt aber sicher nicht von irgendwo, dass im Profibereich in vielen Bigbands und Brassbands vermehrt versilberte Instrumente gespielt werden, in deutschen und österreichischen Sinfonie-Orchestern vermehrt vergoldete.

LG, Miss Trumpet
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mhbrass
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Beitrag von mhbrass »

Miss Trumpet, die Sache mit der Oberfläche ist ja keine „Erfindung“ meinerseits, sondern beruht auf neutralen Materialstudien, welche meiner Meinung nach mit einem physikalischen Verständnis von Schwingungen (was schwingt an der Trompete? Wie und wo wird der Ton bei der Trompete erzeugt?) nachvollziehbar sind. Ich stelle die Frage, ob man wirklich ein Instrument (ich spreche von guten Instrumenten) mit einem anderen lediglich bezogen auf die Oberflächen vergleichen kann, da bei einem Vergleich von zwei Instrumenten nicht nur der Parameter „Oberfläche“ anders ist, sondern jede Trompete einen mehr oder weniger eigenen Klang hat (möglicherweise ist das bei den industriell gefertigten Trompeten zu vernachlässigen). Bei der Frage nach der Oberfläche ist allerdings in der Regel eine Unbekannte nicht berücksichtigt, das ist nämlich die Bläserin bzw. der Bläser. Glaube ich an den Mythos „Oberfläche“, dann spiele ich ein Instrument mit einer Klangerwartung an. Spiele ich eine silberne Trompete an, dann erwarte ich einen harten Klang und den höre ich auch, nicht zuletzt weil ich möglicherweise dieses Instrument anstoße, wie ich es mache, wenn ich einen harten Ton spielen möchte. Ich will sagen, der Spieler ist die unbekannte Größe, diese auszuschalten ist kaum möglich (aber es geht). Warum z.B. soll eine vergoldete Trompete weicher klingen, sie trägt doch auch Silber und das im direkten Kontakt mit der Trompete. Ich kann z.B. meine vergoldete Trompete härter spielen als meine lackierte, aber auch deutlich weicher. Warum soll dann aber diese ungeheuer dünne Schicht Gold den angeblichen Effekt der Silberschicht ins Gegenteil umkehren und erwarten wir von diesen hauchdünnen Oberflächenveredelungen nicht zu viel, denn die Trompete besteht zunächst aus Messing und das ist erheblich dicker als die Veredelungen Silber und/oder Gold. Anders ist das bei Neusilbertrompeten, diese klingen tatsächlich etwas härter, aber nicht wegen der Oberfläche.

Meine Empfehlung lautet daher: Liebe Bläserinnen und Bläser, lasst euch bei der Wahl der Trompete nicht zu sehr von der Frage der Oberflächenbehandlung verunsichern, achtet auf den Klang und wie ihr mit dem Instrument bläserisch zurechtkommt. Wenn ihr die richtige Trompete gefunden habt, dann macht euch Gedanken über die Oberfläche. Die Vergoldung meiner Trompete hat den Klang dieses Instrumentes nicht verändert, aber sie ist deutlich pflegeleichter.
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nic
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Beitrag von nic »

hallo mhbrass;
könnte vielleicht eine materialveränderung durch den galvanisierungsprozess eintreten (ich hatte mal schwierigkeiten mit verchromten aluminiumteilen, es kam dort zu oberflächenversprödung des aluminiums)?
habe beim lackieren größerer blanker metalflächen schon eine deutliche dämpfung der resonanzen festgestellt, hätte jetzt gedacht, daß das bei trompeten ähnlich ist. das blech der trompete schwingt ja doch bei der tonerzeugung mit, oder liege ich da falsch?
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