Hallo Wandermusikant,
Willkommen hier als schreibendes Mitglied!
Du hast richtig gelesen, dass ich nicht nur in der Meisterwerkstatt gelernt und gearbeitet habe, sondern auch der Nachfolger dieser Firma in 4. Generation bin.
Wenn du Fragen hast, dann bist du bei mir richtig...
Wandermusikant hat geschrieben: ↑Mittwoch 30. Januar 2019, 08:48...
Gerne wüsste ich etwas mehr über das Instrument, einige Infos zu A. K. Wunderlich selbst konnte ich hier ja bereits einem anderen Thread entnehmen.
- In welchem Zeitraum dürfte die Dame denn hergestellt worden sein?
Die Trompete ist etwa 50-60 Jahre alt. Damit ist es vor meiner aktiven Zeit in der Werkstatt gebaut worden. Das erklärt, dass ich persönlich nicht alle Details zu der Herstellung des Instrumentes kenne.
- Ist das Instrument versilbert und lackiert (lief bisher nicht an)?
Meines Wissens ist das Instrument versilbert und anschließend lackiert worden. Der Lack ist aber nicht eingebrannt, sondern nur Luft getrocknet und hat sich deshalb relativ schnell abgegriffen.
- Wie wurde die Maschine mattiert (Lack)?
Die Maschine ist scheinbar unbehandelt eingebaut worden. Das bedeutet, dass der Ventilstock vom Maschinenbauer galvanisch bearbeitet und gereinigt wurde (Gelbbrenne und Beize) aber danach nicht mehr geschliffen oder poliert wurde. So ist die unebene Oberfläche zu erklären. Ausserdem ist gut möglich, dass die Ventilbuchsen und Rohrausgänge aus Neusilber sind. Das kann dein Instrumentenbauer aber bei der Überholung überprüfen.
- Um welche "Beschichtung" handelt es sich bei den goldfarbenen Ventildeckeln, -knöpfen und der Becherinnenseite?
Es ist Goldlack, der an der Luft getrocknet und dann starker Sonnenstrahlung ausgesetzt wurde. Wunderlich`s hatten keine Möglichkeit den Lack einzubrennen und mit dieser "Technik" versucht den Lack langlebiger zu machen.
- Lassen sich diese Teile mit geringem Arbeitsaufwand neu vergolden (Grundmaterial)?
Ja! ... einfach entlacken, aufpolieren und neu beschichten.
- Welche Funktion hat der zweigeteilte Hauptstimmzug?
Die Trompete ist als C/B/A-Trompete gebaut. Nimmt man das Zwischenstück raus, dann sollte die Trompete die C-Stimmung haben. Allerdings musst du dann noch wechselbare Ventilzüge haben, damit die Ventillängen angepasst (verkürzt) werden. Zieht man das Mittelstück bis zum Anschlag raus, dann ist die Grundstimmung in A. Dafür musst du dann die vorhandenen Ventilzüge etwas herausziehen und anpassen.
- Handelt es sich um ein Serieninstrument, oder um ein Sondermodell (Ziselierungen, gefalteter Becher, Goldlack (?), gehämmerte Bögen)?
Die Firma A.K.Wunderlich hat ausschließlich in Kleinserie gebaut (5-10 Stück gleichzeitig). Auch dieses Modell ist auf dem Markt relativ oft zu finden und ist kein Sondermodell.
Wer weiß vielleicht noch mehr über die alte Dame zu berichten?
Die Trompete ist achteckig... das entsprach dem Trend der 70er Jahre. Der Klang ist dadurch aber relativ hart und durchdringend. ... heute wohl nur noch für Lead-Trompeter einsetzbar.
Die Stimm- und Schallbögen sind mit Hand (mit Blei gefüllt) gehämmert worden. Das verstärkt die markanten Klangeigenschaften. Die glatten und polierten Zugrohre und das Schallstück haben eine aufwendige Schmuck-Gravur. Diese wurde immer vom Meister persönlich gestichelt!
LG, Wolfram