Trom_peter hat geschrieben: ↑Dienstag 12. März 2019, 15:40
Hallo zusammen,
da ich hier neu im Forum bin, möchte ich zunächst ein bisschen zu meinem Hintergrund und meinem Verständnis schreiben.
Ich selbst bezeichne mich als ambitionierten Hobbytrompeter. Ich habe für mich erkannt, dass Höhe und Ausdauer sehr wichtig sind um den musikalischen Spielraum entsprechend zu erweitern (gute Tonqualität müsste ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht explizit erwähnen, da ein toller und ausdrucksstarker Ton und eine gute Artikulation natürlich die erste Prioriät sein sollten...)
Die Diskussion über Höhe und Ausdauer ist ja bekanntlich so alt, wie die Trompete selbst...
Und ja... - natürlich ist die Trompete in erster Linie ein Musik- und kein Sportinstrument.
Aber warum sollte man nicht auch in hohen Lagen schöne Musik machen?
Ich hatte eigentlich auch immer eher eine schwache Höhe und habe teils mit Lehrer aber überwiegend autodidaktisch daran gearbeitet und dabei fast alles was mir unter gekommen ist analysiert und ausprobiert.
Hier wäre übrigens auch meine erste Empfehlung: Workshops und Kurse besuchen. Da kommt meist einiges an Input, Austausch und Anregungen. Die kann man dann in den Monaten danach weiter reflektieren und verarbeiten. Ferner empfehle ich YouTube zu durchstöbern und gute Aufnahmen anzuhören, selbst auszuprobieren und zu reflektieren.
Nach einem Kurs mit Rüdiger Baldauf habe ich mich autodidaktisch für 2-3 Jahre mit BE beschäftigt. Und damit hat sich mein Verständnis vom Spielen und auch mein Spielgefühl erheblich verändert. Sound, Ausdauer, Höhe, Flexibilität.... - einfach alles hat sich für mich verbessert.
Ich kann daher BE reinen Gewissens empfehlen.
Mir hat es geholfen. Ich habe natürlich nicht ausschließlich BE gemacht, sondern mein normales Spielen und meine Proben (überwiegend Blechbläserensemble) weiter "normal" betrieben und BE parallel dazu betrieben (überwiegend die RO-Übungen weniger RI).
Mein Credo lautet nun, so wenig Aufwand wie möglich und so effektiv wie möglich zu spielen. Je weniger Muskeln ich in meinen Ansatz fest einbaue, desto besser (natürlich braucht es Muskelspannung, aber ich hatte früher definitiv zu viel und an den falschen Stellen, nun spiele ich etwas "entspannter"...)
Einige meiner Erfahrungen habe ich in YouTube eingestellt, z.B.
https://youtu.be/o1568Fv_mT4
Ich bin auch der Meinung, dass BE nicht der einzige Weg sein muss und es viele andere nützliche Wege gibt, aber in Kombination mit den bekannten klassischen Ansätzen halte ich es für sehr hilfreich.
Ich habe noch einen weiten Weg vor mir und werde sicherlich immer weiter suchen und ausprobieren und nie ganz zufrieden sein...
Im Moment probiere ich z.B. gerade eine isometrische Übung für eine ganz bestimmte Muskelgruppe im Ansatz aus (ganz ohne Spannung geht es halt leider auch nicht.... (ist nicht exakt Malte Burba, aber hat gewisse Ähnlichkeit zur maximalen Kontraktion). Mache daher jetzt gerade weniger BE und fahre damit gerade auch sehr gut - bringt mich nochmal weiter voran.
Wäre aber zu früh diese jetzt schon abschließend zu bewerten.
Vermutlich setzt sich der Ansatz aus einem Mix von vielen unterschiedlichen guten Ideen und Methoden zusammen. Ich empfehle offen zu sein, auszuprobieren und zu reflektieren.
Wünsche in jedem Fall ganz viel Erfolg und Spaß !!
Beste Grüße
Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum!
Vielen Dank für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht!
Ich stimme dir grundsätzlich auf jeden Fall zu! Workshops etc. zu besuchen ist wirklich sehr hilfreich, besonders für Laien. Auch ich habe u.a. dadurch den nötigen Weitblick bekommen.
Dass du mit BE so gute Erfahrungen gemacht hast, freut mich sehr! Wie du vielleicht schon gelesen hast, bin ich nicht unbedingt ein Freund davon. Mir mangelt es an sprachlicher Klarheit und an entscheidender Stelle halte ich BE auch für fachlich einfach falsch:
"As already explained, the muscles around the lips move towards the mouthpiece when ascending." (Smiley, S. 15)
Ich verstehe es zumindest so, dass - wie beim lip clamp - die Muskulatur beim höher spielen von allen Seiten aus immer mehr in die Mitte (Lippenöffnung) drückt. Nach meinem Verständnis ist dies per se limitiert und man drückt irgendwann die Öffnung zu.
Ich hoffe nach wie vor, dass hier einfach ein großes sprachliches Missverständnis vorliegt. Ja, der Ringmuskel bewegt sich tatsächlich so, aber gleichzeitig entsteht ein muskuläres Tauziehen, indem der Mentalismuskel und die Hebemuskeln (levators) dagegen arbeiten.
Hier braucht es zu jeder Zeit eine Balance (!). So entsteht die nötige flache Fläche der Lippen, die sich mit zunehmender Höhe in flacher werdender Bewegung Richtung Zähne nach innen bewegen. Gleichzeitig bleiben sie jedoch zu jeder Zeit parallel und der Schwingungspunkt ändert sich zu keiner Zeit. Nur so ist maximale Flexibilität möglich. Dass wir dauerhaft eine ausreichend geöffnete Lippenöffnung brauchen, damit die Luft ungestört hinausströmen kann, ist klar.
Smileys Äußerungen über das flat chin (vgl. S.9) finde ich auch sehr merkwürdig. Er beschreibt es als "inefficient". Wenn damit gemeint ist, dass es dauerhaft sehr gespannt ist, ist das natürlich ineffizient. Aber das ist ja auch nicht das Ziel. Am Ende geht es immer um Balance.
Und da bin ich übrigens voll bei dir: minimaler Aufwand, maximale Effizienz. Das gilt insbesondere für die Muskulatur.
Ich tue mich einfach mit Smileys pauschalen Aussagen schwer und vermisse einfach klare Konzepte hinter den Übungen. Leuten wie mir, die ernsthafte muskuläre Probleme hatten - d.h. bei denen die Muskulatur falsch konditioniert ist und das Gegenteil von dem macht, was sie soll - laufen m.E. große Gefahr mit Smiley alles nur noch schlimmer zu machen und alte Gewohnheiten weiter zu festigen statt zu verbessern.
Um so bemerkenswerter finde ich, dass es doch wohl viele Leute gibt, bei denen es einfach funktioniert. Sowohl bei Uwe Zaiser, Rüdiger Baldauf als auch bei dir sehe ich eine stabile, funktionierende Ansatzmaske. Sonst würdet ihr auch alle nicht so klingen, wie ihr klingt. So wie ich Smiley interpretiere, machen die Herren Zaiser und Baldauf und auch du so ziemlich das Gegenteil in der Höhe, was Smiley sagt. Ein Zusammenziehen der Muskulatur Richtung Zentrum sehe ich einfach nach wie vor nicht.
Ich nehme auch gerne die "Schuld" hier insofern auf mich, dass ich scheinbar andere Konzeptionen zugrunde liege und somit Smiley "falsch" verstehe.
Sprachliches Unvermögen scheidet in meinem Fall jedenfalls aus.
Ich möchte das auch gar nicht weiter bewerten.
Ich bin wirklich ausgesprochen froh, dass du, Hochwälder und viele andere scheinbar so erfolgreich mit BE sind. Wenn das das Ergebnis ist, was dabei herauskommt, dann ist doch alles wunderbar. Denn das ist auch das Ergebnis, was ich mithilfe der Konzepte von Charlie Porter anstrebe.
Ich betrachte das Thema wirklich mit großer Distanz und mir ist es auch letztlich egal, was man von meiner Sichtweise hält und wie und wonach man spielt. Solange man zufrieden ist und gut klingt, ist doch alles gut.
Ich sehe das Ganze nur auf der pädagogischen Metaebene und sehe bei Smiley einfach ein viel zu großes Fehlerpotential und vor allem sprachliche Ungenauigkeit, die auch hier sicherlich von der Diskrepanz zwischen der deutschen und englischen Sprache herrühren kann. Um so wichtiger finde ich es aber, dass man versucht, eben das zu vermeiden. Besonders problematisch ist das, wenn Laien mit Problemen sich alleine an sowas heranwagen.
Also nicht falsch verstehen: Ich freue mich wirklich für dich und deine so positiven Erfahrungen (das gilt auch für alle anderen). Nichts ist auch nur ansatzweise als Angriff o.ä. gemeint. Mach auf jeden Fall weiter so!
Ich glaube auch einfach, dass sehr viele Pädagogen da draußen einfach GENAU DAS GLEICHE beschreiben, nur eben auf eine individuelle Art und Weise mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Auch ich gehe bei Smiley letztlich davon aus. Da muss jeder am Ende einfach seinen eigenen Weg finden, denn wir alle sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Baustellen.
Danke nochmal für deinen Bericht!
Beste Grüße
Jens