Blind Wolf hat geschrieben:Ich habe mich entschlossen, diesen thread nicht weiterzuverfolgen, da ich inzwischen weniger weiß als vor dem Beginn der Diskussion.
Hallo,
... das kann ich gut verstehen, denn selten wurde in einem Thread in so kurzer Zeit so viel geschrieben. Ich glaube, dass bei den meisten Schreibern eigentlich die gleiche Sicht vorhanden ist - sie nur unterschiedlich formuliert oder interpretiert wurde.
Ich erlaube mir deshalb mal eine
Zusammenfassung der bisherigen 235 Antworten zu formulieren:
(mir ist bewusst, dass diese Meinung nicht jeder teilt..!)
Es gibt bei den Trompeten zwei unterschiedliche Ventil-Systeme:
Pump-Ventil Trompete
(manchmal auch nach seinem Erfinder Perinet benannt) ; abgekürzt =
PT
Dreh-Ventil Trompete; abgekürzt =
DT
Bautechnische Unterschiede:
1.) PT hat i.d.R. eine kleinere Mensur als eine DT
2.) Der Luftstrom wird bei PT durch Benutzung der Ventile kurz unterbrochen. Dadurch sind verschiedene Effekte (speziell für Jazz-Musik) leichter spielbar oder sogar nur dadurch möglich. Die Töne rasten leichter und die Ansprache ist leichter.
3.) Der Luftstrom wird bei der DT durch Benutzung der Ventile nicht unterbrochen. Die Töne gleiten besser ineinander. Der Ton klingt dadurch etwas weicher.
Praktische Unterschiede der unterschiedlichen Bauart:
Bezieht man Kornett und Flügelhorn beim Mensur-Vergleich mit ein ergibt sich vom Mensurunterschied folgende Reihenfolge:
Engste Mensur hat das Kornett, dann folgt die PT, danach die DT und die weiteste Mensur hat das Flügelhorn.
Bekanntlich kann man mit einem Trompeten-Mundstück auch auf einem Flügelhorn nach Trompete klingen. Erst Recht kann ein Musiker den Klang der weiter mensurierten DT auch auf einer PT erreichen. Equipment, Erfahrung und Übung des Musikers sind dafür nötig.
Umgedreht kann man mit einem geübten Ansatz, auch unterstützt mit einem kleineren Mundstück auf einer DT wie auf einer PT klingen.
Das Spielgefühl der Ventil-Unterschiede bleibt aber bestehen (Rasten oder Gleiten der Töne).
Die DT ist für erfahrene Musiker geeignet, da sie eine gute Eigenkontrolle des Musikers für die eigene Blastechnik und Tongestaltung erfordert.
Ein Berufsmusiker hat geschrieben "man muss auf der DT mehr arbeiten - dafür lässt sie sich dann aber auch geschmeidiger blasen". Das Ergebnis ist eine weichere Spielweise die der Klassik und der böhmischen Blasmusik sehr entgegen kommt.
Optische Unterschiede:
Den wenigsten Musikern käme es in den Sinn eine DT in einer Bigband oder Jazz-Formation zu benutzen. Das passt irgendwie nicht...
Anders herum ist es einfacher. Viele Blaskapellen, Posaunenchöre und Klassische Bläserbesetzungen benutzen oft die PT.
Gründe sind dafür die preiswerteren Anschaffungskosten, die leichtere Spielweise der PT, für andere sieht die PT einfach besser aus.
Im Live-Einsatz ohne Einsatz von elektronischer Verstärkung kann es erfahrenen Musikern und Zuhörern auffallen, das die PT und DT um Nuancen anders klingen.
Genauso, wie man den Musiker heraushören wird, der auf einem Flügelhorn das Trompeten-Mundstück benutzt.
Zusammenfassend:
Die PT ist der "Allrounder", den du fast in jedes Ensemble mitbringen kannst. Weist du was du machen musst - kannst du auch klassische und böhmische Musik darauf blasen. Durch die engere Mensur hat die Trompete die Tendenz hell und strahlend zu klingen. Dies kann durch Material und Equipmet angepasst werden.
Die DT hat den Vorteil das der geschmeidige Tonwechsel durch den bautechnischen Unterschied leichter geht. Optisch ist sie für moderne Musikstil-Richtungen weniger geeignet. Weist du wie die DT optimal spielt, dankt sie es dir mit einem großen, tragenden Ton der einen warmen Klang erzeugen kann.
LG Wolfram