Blas! hat geschrieben: ↑Sonntag 20. März 2016, 22:48
Hallo miteinander,
mit der Begrifflichkeit "Setpoint erhöhen" kann ich bislang nicht viel anfangen.
Aus meiner Sicht verhält es sich so:
Ziel allen trompeterischen Bemühens (in rein technischer Hinsicht) muss sein, jeden Ton auf der Trompete so effizient wie möglich zu erzeugen.
Für (beispielsweise) ein G1 muss "Körperarbeit" idealerweise exakt im für das Erzeugen eines (den individuellen Ansprüchen an Klangfarbe/-volumen und Tonreinheit gerecht werdenden) G1
erforderlichen Maß aufgewandt werden - nicht mehr und nicht weniger.
Körperarbeit in diesem Sinne bedeutet, das die an der Erzeugung des jeweiligen Tones beteiligten Parameter/Kräfte (vereinfacht: Luft, Hals, Zunge/Kiefer, Lippen) in ein Verhältnis gebracht werden, das ein möglichst mühearmes Blasen des betreffenden Tones zeitigt. Die mühearme Tonerzeugung ist dabei nicht allein die Folge einer günstigen Position (oder richtigen Vorspannung) der Lippen, sondern Folge eines bestimmten "Körper-Settings" aller beteiligten Parameter (-> Koordination, Feinmotorik).
Da sich die allermeisten Trompeter nicht darauf beschränken werden, separate Töne mühearm zu produzieren, muss zusätzlich eine effiziente Verbindung sämtlicher Töne (Melodien, Intervallik) durch alle Lagen eingeübt werden.
Eine Tonverbindung (beispielsweise G1-G2-G1-G2) wird dann effizient ausgeführt, wenn währenddessen die Art und Weise der Körperarbeit sowie deren Intensität nur in einem zur Ausführung der Tonfolge erforderlichen Ausmaß verändert wird.
Will heißen: Beim Intervall nach oben nicht zu viel Aufwand betreiben, damit der anschließende Wechsel nach unten möglich bleibt; beim Intervall nach unten nicht zu viel Spannung nachlassen, damit der anschließende Wechsel nach oben möglich bleibt (usw.).
Mag sein, dass das "Setpoint-Gedöns" in diese Richtung geht. Dann ist das aber nichts Neues, sondern meint einfach "Flexibilität". Dazu gibt es haufenweise wirksame Übungen ("flexibility-exercises").
Irgendeiner willkürlichen Festlegung eines Setpoints bedarf es in diesem Zusammenhang nicht. Dabei handelt es sich allenfalls um eine neue Begrifflichkeit für etwas Altbekanntes. Noch dazu ist die Begrifflichkeit irreführend, weil sie - obschon Flexibilität erreicht werden soll - etwas Starres impliziert.
Mir will sich auch nicht erschließen, weswegen (ausgerechnet) von F2 oder G2 nach oben und unten erweitert werden soll.
Weshalb nicht von C1 oder G1 nach oben ausbauen? Hier gibt es Übungen (z.B. lange Töne in der tiefen und mittleren Lage mit crescendo-decrescendo in extremen Dynamikbereichen), die dafür sorgen, dass die tiefe und mittlere Lage bereits mit einer "lockeren Spannung" gespielt werden kann, die den flexiblen Wechsel in die höhere Lage (und zurück) ermöglicht.
Ein "Umpolen" des Ansatzes ist, wenn bereits die unteren und mittleren Tonbereiche korrekt erlernt wurden (-> hinreichend flexibles "Körper-Setting"), gar nicht notwendig.
Vorteil des Aufbaus von unten: Erst wird ein Fundament erarbeitet, dann wird das Haus hochgezogen.
Ein Ausgehen von irgendeinem Setpoint" F2/G2 birgt m.E. die Gefahr, ohne Fundament nach oben zu bauen und (außerhalb eines Wohlfühlbereichs um den Setpoint herum) nicht hinreichend frei und flexibel spielen zu können (vor allem nicht nach unten).
Grüße