Amerikanische Trompeten

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Gerber
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Amerikanische Trompeten

Beitrag von Gerber »

Also ich kriegs nie so ganz auf die Reihe, vielleicht könnt ihr da weiterhelfen.
Der Reynold Schilke hat bei Benge und Holton gelernt und sich dann selbstständig gemacht. Später hat er mit Yamaha kooperiert. Die Yam 6310Z geht so z.B. auf die Martin Comitee zurück die dann bei Schilke abgekupfert wurde und B6 hieß, die dann wieder Yamaha abgekupfert hat (Shew Horn)
Und Zigmant Kanstul war 20 Jahre bei Olds bevor er zu Benge gewechselt hat dann zu Conn um später seinen eigenen Laden zu eröffnen.
Und allesamt (Bach, Benge, Conn, Olds,..) haben sie anleihen bei French Besson genommen (Brevete, Meha)?
Und Dominic Calicchio war bei Benge, hat mit Kanstul zusammengearbeitet und mit Marcinkiewics. :shock: :oops::huepf:
buddy
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French Besson Story

Beitrag von buddy »

Herberts Testbericht zur Burbank 3*+ http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... 31&t=10013 und der schöne anekdotische Nachtrag verleiten zu einem weiteren Histörchen, das ich ergoogelt habe. Für Ungeduldige: Das Wichtigste steht natürlich am Schluss :lol:
cit. http://home.earthlink.net/~dylanschwab/id51.html
Zusammenfassende, leicht überarbeitete Übersetzung: Larry Gianni über die "French Besson Saga" wie er sie von Zig Kanstul und anderen erfahren hat.
Kanstul startete seine Besson Kopien 1984 auf den Original-Schallstückformen, die Mitarbeiter des französischen Besson-Zweiges während des 2. Weltkriegs gerettet haben. Besson war zu diesem Zeitpunkt bereits von der englischen Besson (Boosey & Hawkes) gekauft worden. Kurze Zeit später unterbrach ein Feuer die französische Produktion.
Kanstul baute die French Besson Breveté (.460'' bore = 11.684 mm) und die Meha (.470'' bore = 11.938 mm). Meha war der Name der Enkelin von Mme Besson. Das Wort Breveté bedeutet "patentiert" auf französisch, es war aufgeprägt und diente dem Zoll zur Erkennung als legalem Import. Meist werden die Vor- und die Nachkriegs-Bessons unterschieden.
Seit den 1920er Jahren war die Besson Breveté die Trompete der Wahl für US-Trompeter aller Art. Sie war damals das einzige Modell von Besson. Carl Fischer konnte während des Krieges einen Importstop von Besson durchsetzen, was dessen eigener Trompetenproduktion den Wettbewerbsdruck nahm. Ersatzteile durften aber weiterhin eingeführt werden und so entstand dank eines Mr. Rapuana eine Produktion der Besson Trompeten aus diesen importierten Ersatzteilen. Zu dieser Zeit kam auch die Meha auf den (europäischen) Markt. Die amerikanische "Produktion" geschah ohne Wissen oder gar Billigung von Besson. So kam es vor, dass ein Meha Schallstück auf einen Breveté Korpus montiert wurde, die seltene .460 bore Meha entstand. Ab der Seriennummer 100.000 entstandene Meha wurden in London produziert - mit berüchtigten Ventilgehäusen, vergleichbar dem "Yamalloy-Problem" um 1980 aus der Zusammenarbeit Yamaha/Schilke.
Der Legende nach bestanden die ersten Nachkriegs-Bessons wegen der Rohstoffknappheit aus eingesammelten Altmetall der Granatsplitter. Die Explosionshitze und der Schmiedevorgang bei der Herstellung soll diesen Instrumenten ihren besonderen Klang und ihr "sich anfühlen" verliehen haben.

Die große .470'' Bohrung der Meha war etwas völlig Neues für die kommerziellen (und auch klassischen) Trompeter jener Zeit. Ganz anders als die damals oft verwendeten "Peashooter". Deren Klang und "sich anfühlen" verlor allmählich seinen Glanz, als die Trompetenstimmen höher und lauter wurden, wie in den Big Bands von Woody Herman, Barnet und später auch Stan Kenton.
(Anm. Buddy: Peashooter war ein häufiger Trompetenbaustil der 1920er und 1930er Jahre. Die Instrumente waren besonders lang gestreckt gebaut, oft auch Small Bore, sehr zylindrisch und mit recht kleinem Schallstück, z.B. Conn baute jedoch Peashooter auch als ML Bore). Die Tage der Conn 22B (und ähnlicher Trompeten) neigten sich ihrem Ende...

Ironie der Besson-Geschichte: Der Krieg und das Handelsembargo gegen das große Unternehmen Besson sowie Qualitätsprobleme der damaligen US-Riesen Conn und Holton erlaubten kleineren Produzenten, mit genauen Besson Kopien ein kleines Stück des Marktes zu erobern. Diese kleinen Firmen, deren Besitzer meist viele der Arbeiten persönlich ausführten, trugen Namen wie Vincent Bach, Domenick Calicchio, Rudy Muck und F.E.Olds.
Heute würde man Bach als führendes Unternehmen sehen, wie es damals Besson war. Und kleine Unternehmen füllen die Lücke, die Bachs Produktpalette und Fertigungsqualität hinterlässt.
Zuletzt geändert von buddy am Dienstag 18. März 2008, 21:26, insgesamt 4-mal geändert.
buddy
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von buddy »

buddy hat geschrieben:...Die ZENSIERT! und der Schmiedevorgang bei der Herstellung soll diesen Instrumenten ihren besonderen Klang und ihr "sich anfühlen" verliehen haben...
Das Wort ZENSIERT! ersetzt E x p l o s i o n s h i t z e, angemessen amerikanische Prüderie :mrgreen:
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Wolfram
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von Wolfram »

buddy hat geschrieben:
buddy hat geschrieben:...Die ZENSIERT! und der Schmiedevorgang bei der Herstellung soll diesen Instrumenten ihren besonderen Klang und ihr "sich anfühlen" verliehen haben...
Das Wort ZENSIERT! ersetzt E x p l o s i o n s h i t z e, angemessen amerikanische Prüderie :mrgreen:
... auf deutsch sagt man "Glühen" oder auch "Zwischenglühen" dazu...
Dieser Wärmeprozess dient dazu Spannungen aus dem Blech zu nehmen. Die Kristallstruktur kann sich in der Legierung wieder neu ordnen. Das Material wird weich... Danach folgt der nächste Bearbeitungsprozeß.
Dieses Glühen wendet man bei Schallstücken und gebogenen Teilen an.
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von Schlaui »

Explosionshitze

Edit: :shock: Tatsächlich! Das gibt es doch wohl nicht! Was zensiert dieses Programm denn noch alles?
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haynrych
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von haynrych »

es werden auch teilmengen von worten zensiert: ich tippe auf die vier buchstaben zwischen N und Z. die leerzeichen kann das programm dafür nicht überlesen. ist eben nur eine maschine ...
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von kleinerTrompeter »

Hallo!

Mich würde nicht wundern, wenn bald das ganze Internet zensiert wird!

Grüße Jörg
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von Haiopai »

Im Original heißt es

"With the heat of the explosion of the shell, plus the annealing used to forge bells and leadpipe, its said, this brass gave the Besson made in France their distinctive sound and feel." Das "böse" Wort ist wohl annealing was soviel wie ausglühen heißt.
Viele Grüße
vom Haiopai
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von buddy »

Wenn ich als Autor des Beitrags und Übersetzer des Originals nachtragen darf:
zensiert wurde definitiv das Wort E x p l o s i o n s h i t z e, im Original "heat of the explosion". Durch die Schreibweise mit Leerzeichen umgeht man die Zensur :roll:
Die Rede war von den Metallsplittern der Granaten, die direkt nach dem 2.Weltkrieg überall in der Landschaft lagen und den Rohstoff der Produktion geliefert haben sollen. "Annealing used to forge" habe ich zu "Schmiedevorgang" zusammengefasst. Das Glühen, Erkalten und in Form hämmern sind ja Teile dieses Prozesses. Es gibt bei Yamaha ein Video dazu, in dem Jens Lindemann eine Fabrikführung macht. Darin kann man sich das ansehen.
Das es eine zusammenfassende statt wörtliche Übersetzung ist, habe ich ja einleitend vermerkt. Der Originaltext ist immer noch der Mühe wert. Ich wollte mit dieser kleinen Hilfestellung lediglich ein wenig mehr über die "Mutter der Jazz-Trompete" erzählen.
Zuletzt geändert von buddy am Mittwoch 19. März 2008, 17:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Dobs
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Re: Amerikanische Trompeten

Beitrag von Dobs »

Durch diese Schreibweise kann man die Zensur vermeiden:

Explosions-Hitze
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