Kann sein und mag für die unmittelbare Nachkriegszeit 1945/46 wahrscheinlich auch zutreffen. Ich habe ja nur geschrieben, dass es in Frage kommt, wie wahrscheinlich es ist, lässt sich im nachhinein schwer feststellen. Ich weiss nur, dass z.B. hier in der Gegend, auch in Gebieten, die heftig unter dem Krieg zu leiden hatten, in den Jahren ab 1947 verstärkt Musikvereine, Posaunenchöre, etc. wieder den Betrieb aufnahmen, teilweise neu gegründet wurden, Geld zusammenkratzten und auch Instrumente kauften.buddy hat geschrieben:Möglich ist das, aber m.E. unwahrscheinlich. Die extremen Wirren der Zeit in Form von unmittelbaren Kriegsfolgen und Zerstörung, Vertreibung der deutschen Bevölkerung und Etablierung des kommunistischen Regimes brachten das wirtschaftliche Leben und den Bedarf an solchen Gütern in der unmittelbaren Nachkriegszeit weitestgehend zum Erliegen.ebnater hat geschrieben:...unter Berücksichtigung der Aktivität des Händlers bis 1950 ein Zeitraum von 1945-50 in Frage.
Wer kauft schon ein Flügelhorn, wenn man als Mann zwischen 16 und 60 entweder schwer verwundet oder in Kriegsgefangenschaft ist und wenn es als Frau (oft mit zu versorgenden Kindern) oder als Kriegsheimkehrer kaum Arbeit, kaum zu essen und im Winter nichts zum Heizen gibt?
Andererseits wird auch der Händler, wenn er bis 1950 aktiv war, in den Nachkriegsjahren von irgendwas gelebt haben. Wenn nicht vom Verkauf, von was dann? Auch der ein oder andere Instrumentenmacher wird sicher sein Werkzeug "über den Krieg" gerettet haben und baldmöglichst wieder mit der Produktion begonnen haben.
Die Hälfte meiner Verwandschaft wurde 1945/46 von dort vertrieben, waren vorher dort teilweise auch als Handwerker tätig. Ein Großonkel z.B. als Uhrmacher. Er musste seine komplette Werkstatt mit unzerstörtem Haus im weitgehend unzerstörten Umfeld zurücklassen, mitnehmen durfte er weder Materialien noch Werkzeuge. Die Werkstatt hat dann ein tschechischer Uhrmacher übernommen und konnte quasi sofort weitermachen. Mein Grossonkel hat hier in D 1946 neu wieder angefangen und war erstaunt, wie gut es dann damals schon lief. Klar, anfangs eher Tauschhandel, aber nach der Währungsreform 1948 dann auch wieder gegen Geld.