Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

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orlando_furioso
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von orlando_furioso »

Auf dem letzten Bild auf dem OnDrive ist mir etwas interessantes aufgefallen. Ich binde es jetzt nicht ein, weil es im Original zu groß ist und zum Einbinden müsste ich es bearbeiten.

Man sieht hier das die Ventilführung eine feste Metallnase ist, die durch einen Kanal im Innenzylinder läuft, keine Kreuzelführung aus Kunstoff die auf dem Innenzylinder aufliegt und dort einrastet.

Bitte, ich bin kein Instrumentenbauer, aber bei allen Trompeten die ich seit - na sagen wir - Mitte der 1970iger Jahre gesehen habe (zumindest Westeuropa und USA) war immer eine Kreuzelführung aus Kunstoff verbaut. Solch eine Metallnase habe ich erstmals Anfang der 1980iger bei einem Amati-Flügelhorn gesehen und dann später bei ein paar ganz billigen China-Tröten. Anmerkung: Bei Flügelhörnern gab es das noch öfter und länger (z.B. YFH 631)

Kann man meinen ganz subjektiven Erfahrungshorizont verallgemeinern? Gab es seit den 1970iger Jahren bei westdeutschen Herstellern keine Metallnasen mehr, sondern nur Kreuzelführungen aus Kunstoff, während diese Technik im Osten weiter fröhliche Urständ feierte - bis in die Wendezeit hinein?

Welche Technik haben die Instrumentenbauer in der real existierenden Täterä verwendet? Vielleicht ist das ein Ansatzpunkt, dieses schöne Stück einzuordnen.

Mein Bauchgefühl sagt mir, das das ein Gesellen- oder Meisterstück ist, kein Serieninstrument. Vielleicht noch ein Versuchsmodell – oder ein Trompetenbauer hat sie für den Eigenbedarf zusammengedengelt. Es sind zu viele Teile unterschiedlicher Herkunft verbaut, kein Herstellername, keine Seriennummer und der Steg ist doch extrem individuell - sieht aus, als ob dort Initialen des Besitzers oder ein Firmenlogo reingehören.
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catfan
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von catfan »

Dunbia...
Falls du mal in unsrer Region bist wird es sich dir erschließen.

Mia gehn dann e ma zum Peter Martin und lattschn weng mit ne. Koa mit Sichaheit intressant wern.

Eventuell wird das so bevorzugt, wegen des Flusses der Sprache.

Im Hochdeutsch würde es dann so heißen:
Wir gehen dann einmal zu Martin Peter und reden etwas mit ihm. Das kann bestimmt sehr interessant werden.

Nach zwei bis zehn+ Bier aus der Dorfbrauerei läßt man die Sprach dann wohl lieber fließen. :-D
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von schattie280 »

Moin,

die Metallnasen sind auch bei alten Cuesnon oder Conn Instrumenten zu finden.
Die haben dann unten liegende Federn.
Neue Euphonien von Jupiter oder Yamaha sind ebenso gebaut, allerdings haben die zwischen Valve stem und Ventilkolben eine Kunststoffscheibe mit Metallnase als Führung.

Gruß,
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von buddy »

Nur am Rande, Kanstul hat ebenfalls bei manchen Modellen Kreuzelführungen aus Messing und bei Bach gibt es so etwas als Austauschteile, wenn ich richtig erinnere.
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orlando_furioso
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von orlando_furioso »

Trotz allem erscheint mir solch eine "Metallnasenführung" ungewöhnlich billig für solch ein Top-Instrument ...
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RJereb
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von RJereb »

Hallo,

freut mich sehr, dass hier so eine rege Diskussion entstanden ist, ich verfolge Euren Gedankenaustausch sehr gespannt.

In der Zwischenzeit hatte ich Besuch von einem Experten (ein Historiker, der als Trompetenspieler ein sehr umfangreiches Wissen über alte Trompeten gesammelt hat). Seine Einschätzung deckt sich weitgehend mit den Erkenntnissen, die bisher hier veröffentlicht wurden;
  • Es dürfte sich tatsächlich um eine "Frankenstein-Hupe" handeln, die aus verschiedensten Teilen mit viel Liebe zum Detail zusammengebaut wurde.
  • Die Maschine ist seiner Schätzung nach K&H (angeblich hat es baugleiche Teile auch in der DDR gegeben) oder eventuell B&S, etwa um 1950 herum. Die Federn und auch die Ventilkappen sind eindeutig Weltklang - dies würde die Spekulationen mit Ursprung aus der DDR unterstützen.
  • Der Schallbecher dürfte ein "Überbleibsel" aus der Vorkriegszeit sein, vermutlich eine Arigra. Der Form entspricht laut seiner Aussage weitgehend der von Riedl, aber die Kanten sind nicht so scharf ausgearbeitet, also er tippt, es könnte ein halbfertiger Rohling gewesen sein, der aus dem ehemaligen Arigra Werk stammte.
  • Die Verarbeitung, extra Panzerung der Züge, die vielen liebevollen achteckigen Details deuten laut seiner Meinung auf einen erfahrenen Trompetenbauer hin.
  • Die große Notenhalterung ohne Schraube spricht für ein Instrument aus dem Bereich der 50er Jahre Tanzmusik/Big Band, auch der Stimmbogen in voller Lange, mit Markierung für A, dritter Ventilzug ohne Ring dürften diese These untermauern.
  • Den Klang hat er so eingeschätzt: kein Anfänger-Instrument, fühlt sich erst in höheren Lagen wohl.
Zu der Diskussion mit der Metallnase: 1950er Jahre und DDR würden doch denke ich einiges erklären, ich glaube kaum, dass damals innovative Neuntwicklungen aus dem Westen besonders verbreitet waren.

Also alles in allem dürfte es sich um ein nach wie vor sehr mysteriöses "Liebhaberstück" handeln - übrigens, danke der Nachfrage, aber ich möchte nicht verkaufen :-)

Herrn/Pater/Peter/Martin würde ich mal sehr gerne kennenlernen, er scheint wirklich der ultimative Experte zu sein - seine Meinung würde mich sehr interessieren. Hat jemand eine Kontaktadresse, vielleicht könnte ich bei ihm per Brief anfragen?

Als nächster Schritt werde ich mal zu Votruba (unser Loaklmatador in Sachen Blech in Wien) pilgern und versuche die Beulen reparieren zu lassen. Vielleicht kann ich auch etwas neues dort erfahren.,,

Nochmals vielen Dank für Eure Beiträge, Grüße aus Wien an alle, RJ.
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Bixel
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von Bixel »

RJereb hat geschrieben:Herrn/Pater/Peter/Martin würde ich mal sehr gerne kennenlernen, er scheint wirklich der ultimative Experte zu sein - seine Meinung würde mich sehr interessieren. Hat jemand eine Kontaktadresse, vielleicht könnte ich bei ihm per Brief anfragen?
http://www.peter-trompeten.de

:huepf:

Das Konstruktionsprinzip der Ventile ("Metallnase" trotz oben liegender Federn) findet sich z.B. hier (Foto Nr.7):
http://www.ebay.de/itm/Trompete-Julius- ... 7675.l2557
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von RJereb »

Bixel hat geschrieben:http://www.peter-trompeten.de
Vielen Dank, ich habe gestern Herrn Peter einen Mail geschickt und siehe da - paar Stunden später klingelt das Telefon :huepf:

Nach anfängliche Verständigungsproblemen (Wahnsinn, was für Dialekte es gibt - für meine auf Wienerisch geübte Ausländerohren war er am Anfang kaum zu verstehen) hat es sich ein sehr interessantes Gespräch ergeben, der Mann ist scheinbar wirklich eine sprudelnde Quelle von Wissen rund ums Blech.

Leider kann er mit der Hupe auch nicht viel anfangen, einige Teile sind ihm völlig unbekannt - aber er wird noch weitere alte Meister in der Gegend fragen.

Nochmals vielen Dank für den heißen Tipp mit Herrn Peter - und natürlich auch an ihm an dieser Stelle für seine rasche Reaktion.

Grüße Euch, RJ.
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von schattie280 »

Moin,

im Museum in Markneukirchen liegt so eine Trompete (Nr. 5515). Selbst Mundstück, Maschine und Zwingen sind achteckig.
Sie ist von 1960, von A.K. Wunderlich.
Sorry, konnte nicht eher nachschauen.

Ich habe leider keine Ahnung, ob ich ein Foto davon hier veröffentlichen darf. Das Filmen war jedenfalls erlaubt.

Gruß,
Schattie
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von catfan »

Hallo Rj!

Schön, dass du zu Peter Martin (????) Kontakt hattest. Es ist wirklich unglaublich beeindruckend, was er für Wissen hat.
U weng denn Dialekt, der is goar net es so schlimm, dou is deWienarische graisliga. :-D
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von Wolfram »

dunbia hat geschrieben:wie jetzt?
Peter Martin?
Pater Martin?
Martin Peter??

bin schon ganz wuschi
War für mich, als ich im Vogtland wohnte, auch erst eine Umgewöhnung. Dort spricht man erst den Familiennamen und dann den Vornamen...
Deshalb wird mein Kollege in der Regel "Peter Martin" benannt. Sein Vorname ist aber Martin und der Familienname Peter.
LG, Wolfram
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von Bixel »

http://r.ebay.com/jsqmuF

War da der Papa Wolfram am Werke?

:o
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von Wolfram »

Bixel hat geschrieben:http://r.ebay.com/jsqmuF

War da der Papa Wolfram am Werke?

:o
Wenn du mit "Papa" meinen Kollegen Gerhart Wolfram meinst... ? ... dann Ja.
Solltest du auf meine Namensgleichheit "Wolfram" hinzielen - dann möchte ich darauf hinweisen, dass es bei mir lediglich der Vorname ist.
Mit Gerhart, Albrecht und Klaus habe ich nur das Handwerk und die Region gemeinsam... mehr aber nicht (keine Verwandtschaft).
LG, Wolfram

siehe auch hier:
http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... =7&t=19477
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von GT-Karl »

buddy hat geschrieben:Nur am Rande, Kanstul hat ebenfalls bei manchen Modellen Kreuzelführungen aus Messing und bei Bach gibt es so etwas als Austauschteile, wenn ich richtig erinnere.
Kein Wunder, hatte Zig Kanstul das doch bei Olds & Sons schon viele Jahre vorher genauso gemacht, zumindest bei den Pro-Modellen!



Auf jeden Fall eine sehr außergewöhnliche, schon fast einzigartige Trompete, könnte mir auch gefallen :gut:

Gruß

Karl
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Re: Suche nach Herkunft - Oktagonale Bb Trompete?

Beitrag von Butenostfrees »

Moin allerseits,

hier wird gerade eine oktagonale Trompete im Gebrauchtmarkt angeboten: http://www.gebrauchte-blasinstrumente.e ... -kornette/
Offenbar eine (Zitat aus der Anzeige) "Arigra Bb Trompete von Anton Riegel Graslitz".

Gruß vom Butenostfrees
Weber
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Drehvent Kor Ernst David Bielefeld
Weber, Bach 3C, 3D, JK Excl. FL 5C Y
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