Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Welches sind die besten ?

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orlando_furioso
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:Was ich auch nicht verstehe: Über die Jahre lese ich hier oft von in mühevoller Kleinarbeit hergestellten trompeterischen "Massanzügen", die dann nach ein paar Jahren wieder verkauft werden? Woran liegts, hat da der Instrumentenbauer nicht richtig zugehört oder war der Trompeter zu blöd?
Nach max. 4 Jahren ist die Trompete (bei professioneller Nutzung) steuerlich abgeschrieben, wenn sich dann ein Käufer (meistens ein Schüler) findet, der noch ordentlich bezahlt, damit ein bisschen Glanz des Lehrers auf ihn fällt - dann ist doch höchste Zeit sich neu einzudecken. Ich denke man muss doch sehr stark unterscheiden, ob jemand reine Liebhaberei betreibt oder damit sein Geld verdient. Ob das Werkzeug nun ein Auto, eine Schlagbohrmaschine oder eine Trompete ist - das Verhältnis zum Werkzeug ändert sich doch ganz gehörig wenn man es beruflich nutzt.

Ja klar, es gibt natürlich in jeder Gruppe auch solche und andere ... das ist mir durchaus bewusst - aber dennoch ist das Verhältnis des Musikers zu seinem Instrument weniger Emotional wenn sie ein Werkzeug zum Geldverdienen ist.
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Sandkuchen
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von Sandkuchen »

gähn.....

Zurück zum Thema:
Militärmusiker hat geschrieben:Hallo liebe Trompeterfreunde,

ich bin neu hier und wollte mal gerne wissen, ob jemand von euch schonmal Erfahrungen mit der Herstellung von einzigartigen Trompeten gemacht hat. Ist es denn möglich, dass ich theoretisch zu bspw. Bach gehen kann und mir eine eigene Trompete anfertigen lassen kann? Wenn ja, wie teuer ist denn sowas ungefähr?

Liebe Grüße

Marius
Ich habe keine entsprechende Erfahrung, spiele aber ein "Meisterinstument" mit ausgewählten Mundrohr. Ein vollständig individuelles Instrument wird dir wahrscheinlich keiner entwickeln. Ausgehend von den "Standardmodellen" kannst Du aber bei den meisten "Meisterbetrieben" Dir "dein" Instrument zusammenstellen lassen. So ist z.B. die Thein mh one modular angelegt. Ohne dies so offen zu propagieren, gilt dies für die meisten "Meisterbetriebe". Du vereinbarst einen Termin und sagst, was Du dir vorstellst. Dann kannst Du was anspielen und sagst, was Du anders haben willst und der "Meister" macht entsprechende Vorschläge. Das ist aber mehr ein Anpassen als auf den Leib schneidern.
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orlando_furioso
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:Roland, erzähl doch mal. wie der Herstellungsprozess Deiner Böpple abgelaufen ist. Wie oft warst Du da, was waren die einzelnen Entwicklungsschritte bis Du mit dem Instrument zufrieden warst?


Zurück zum Thema:

Meine erste Trompete habe ich vor 14/15 Jahren bauen lassen. Damals hatte ich sicher >15 Jahre lang eine Yamaha Custom gespielt, die in den 1980igern nach den aufgekauften Schilke-Patenten hergestellt worden war. War an sich ein schönes Teil, aber man selbst entwickelt sich ja auch weiter und die Kanne klang in meinen Ohren irgendwann nach "Mickey Maus". Ich wollte den Disney-Sound loswerden und bin also zu Meister Böpple, den ich schon kannte, weil mein Lehrer mit ihm zusammen die Mundstücke entwickelt hat.

Dann folgte ein dreitägiger "Selbsterfahrungs-Trip", denn ich musste mir erstmal darüber klar werden, was ich eigentlich wollte: eng oder weit, light oder heavy, großer oder kleiner Kern etc. - variabel sollte sie auf jeden Fall sein, weil ich alles spiele, was sich nicht vom Notenpult stürzt ...

Dazu habe ich verschiedene Instrumente die in der Werkstatt vorhanden waren immer wieder angespielt, es wurden Mundstücke und Züge ausgetauscht, bis wir so die grobe Linie zusammen hatten. Schließlich hat er mir noch ein Mundstück ein bisschen nachgedreht ...

Nach einigen Wochen bekam ich dann den Rohling zugeschickt und spielte 3-4 Wochen darauf. Dabei habe ich aufgeschrieben, was mAn noch nicht ideal war. Dann habe ich sie wieder zurückgeschickt. Wieder ein paar Wochen später lag sie dann fertig vor mir. Nach ungefähr einem Jahr habe ich mir dann noch einen leichteren Stimmzug anfertigen lassen, um im Pop- und Jazzbereich ein bisschen mehr durchzudringen.

Beim Flügelhorn verlief es ganz anders: da habe ich verschiedene Rohlinge in der Werkstatt angeblasen bis ich eines hatte, das ich für perfekt empfand. Das nahm ich mit und merkte dann aber ganz schnell, das es im Orchesterumfeld einfach überhaupt nicht passte. Mit dieser Information erhielt ich einen zweiten Rohling, der war deutlich besser. Wir haben dann in der Werkstatt einen ganzen Tag lang herumprobiert und die gewünschte Flexibilität über verschiedene tw. angepasste Mundstücke erreicht. Jetzt steckt vom rauchigen Jazz-Solo-Sound bis zum fast trompetenhaften Volksmusikklang alles in einer Kanne. Ausserdem wurde sie noch ergonomisch optimiert.

Bei meiner zweiten Trompete vor ein paar Jahren lief es nochmal anders ab. Ein Schüler wollte meine "alte" unbedingt haben und da dachte ich so bei mir: schau doch mal was geht ...

Beim Meister lagen gerade ein paar Rohlinge rum. Die habe ich wieder ausprobiert - immer im Vergleich gegen mein aktuelles Instrument. Keine passte! Bis mir der Meister zu Hilfe kam und den Stimmzug gegen einen Stimmzug austauschte von einer Trompete, die er gerade in Reparatur hatte - und da schlug auf einmal die Bombe ein! Das Instrument war deutlich besser als meine alte. Allerdings nur in einer einzigen Trompeten/Stimmzugkombination. Mit einer anderen Trompete blieb der Effekt aus. Die Entscheidung war gefallen. Dann haben wir noch ein bisschen herumgebastelt an einer - inzwischen zum Patent angemeldeten - kleinen Innovation, die einen Austausch der Züge unnötig macht und eine Veränderung des Setups während des Spielens ermöglicht!

Diese Innovation werde ich während des Workshops am 10.&11.8. der hoffentlich zugeneigten breiten deutschen Trompeterschaft erstmals öffentlich präsentieren.

Lasst euch überraschen. Wer es nicht live sehen kann, für den steht es anschließend im Forum!

(Wer es schon gesehen hat, der verrät jetzt aber bitte nix - soll eine Überraschung sein ...)

Bleibt die Frage, wozu man ein doch ideales Instrument wechseln sollte. Ganz einfach: man selbst verändert sich und auch ein guter Instrumentenbauer wird sich immer weiter entwickeln. Bei meiner ersten Trompete wurde das Mundrohr noch speziell angefertigt, bei der zweiten war das Standard-Mundrohr absolut perfekt - woran lag es? ....
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Dobs
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von Dobs »

Ich glaube, die Hitze hat uns ein wenig den Kopf verbrannt. Nachdem der Dampf nun abgelassen ist und das Wetter wieder etwas kühler, können wir jetzt vielleicht wieder mehr zum Thema diskutieren.

Eine Frage an diejenigen, die sich mit Instrumentenbauern auskennen: Würdet Ihr empfehlen, erst dann zum Instrumentenbauer zu gehen, wenn man - zumindest eine ungefähre - Vorstellung davon hat, wie man sic h Klang und Spielgefühl bei einer Trompete wünscht oder ist man als Anfänger - aus Kostengründen - vielleicht erst einmal besser damit beraten eine gewöhnliche gut intonierende und verarbeitete Standardtrompete zu wählen und von dort aus seine Spielfähigkeiten und Spielgewohnheiten weiter zu entwickeln, um dann mit mehr oder weniger genauen Vorstellungen beim Meister vorzusprechen?
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von schattie280 »

Moin,

zur Bearbeitung temporär gesperrt.

PN mit dem Thema "Warum wurde mein oder sein Post gelöscht oder auch nicht" sind überflüssig.
Einfach nicht im Sandkasten mit Förmchen werfen und alles ist gut. :gut:

Gruß,
Schattie
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von schattie280 »

Dobs hat geschrieben:Ich glaube, die Hitze hat uns ein wenig den Kopf verbrannt. Nachdem der Dampf nun abgelassen ist und das Wetter wieder etwas kühler, können wir jetzt vielleicht wieder mehr zum Thema diskutieren.

Eine Frage an diejenigen, die sich mit Instrumentenbauern auskennen: Würdet Ihr empfehlen, erst dann zum Instrumentenbauer zu gehen, wenn man - zumindest eine ungefähre - Vorstellung davon hat, wie man sic h Klang und Spielgefühl bei einer Trompete wünscht oder ist man als Anfänger - aus Kostengründen - vielleicht erst einmal besser damit beraten eine gewöhnliche gut intonierende und verarbeitete Standardtrompete zu wählen und von dort aus seine Spielfähigkeiten und Spielgewohnheiten weiter zu entwickeln, um dann mit mehr oder weniger genauen Vorstellungen beim Meister vorzusprechen?
Moin,

der Kunde muss schon ausdrücken können, was er möchte. "Ich möchte besser Trompete spielen" ist keine Aussage, mit der man etwas in der Werkstatt anfangen kann.
Ich rate Anfängern eher zu einer gut verarbeiteten Trompete "von der Stange". Zum Einen aus wirtschaftlichen Gründen (bleibt man bei dem Hobby?). Zum anderen um Fehler nicht bei sich suchen zu müssen. Eine Yamaha 4er oder auch die guten Fernostprodukte stimmen meist so gut, dass der Anfänger nicht denkt, er habe etwas falsch gemacht und in Wahrheit ist das Instrument das Problem.
Ist man sicher, bei dem Hobby zu bleiben und möchte genau seine Klangvorstellung oder seine Schwächen unterstützt haben, ist es Zeit für eine individuelle Anfertigung. Sei es Neubau oder Umbau oder "getuntes von der Stange". Ich hatte eingangs erwähnt, dass es z.b. bei B&S möglich ist, ein Rohinstrument zur individuellen Anpassung zu bekommen.

Profis legen in der Regel eher wert auf die Funktionalität - das Instrument darf auf der Bühne nicht haken oder gar versagen.
Studenten und "ambitionierte Hobbyspieler" legen häufig Wert auf "Trompetenesotorik", da kann keine Klappe zu viel dran sein und jeder Klangring hat seine Bedeutung.
Dabei dient das Instrument nur als "Verstärker" oder "Vermittler" der eigenen Musik. Ohne Üben geht es nicht und die Zeit für Safaris sollte eher da drauf verwendet werden.

Eine sauber verarbeitete und gut stimmende Kanne und ein "bequemes" Mundstück - mehr braucht es nicht.
Ein "Meisterinstrument" "gönnt man sich", es ist schön zu wissen, dass man etwas Besonderes hat und mit dem Wissen spielt es sich auch leichter.

Ich selbst blase von der (günstigen) Stange, teure "Meisterinstrumente" und habe mir natürlich auch selbst etwas gebaut, wo ich genau meine Vorstellungen und Vorlieben umgesetzt habe. Verkauft habe ich bislang nichts wieder, werde mir aber sicherlich in ein paar Jahren etwas Neues bauen, wenn ich andere Vorlieben haben sollte und evtl. die Technik fortgeschritten ist.

Es ist egal, was auf dem Becher graviert ist, wenn ich mit dem Instrument gut zu Recht komme.

Gruß,
Schattie
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:Ich glaube, die Hitze hat uns ein wenig den Kopf verbrannt. Nachdem der Dampf nun abgelassen ist und das Wetter wieder etwas kühler, können wir jetzt vielleicht wieder mehr zum Thema diskutieren.
Sehr gut! :gut:
Dobs hat geschrieben:Eine Frage an diejenigen, die sich mit Instrumentenbauern auskennen: Würdet Ihr empfehlen, erst dann zum Instrumentenbauer zu gehen, wenn man - zumindest eine ungefähre - Vorstellung davon hat, wie man sic h Klang und Spielgefühl bei einer Trompete wünscht oder ist man als Anfänger - aus Kostengründen - vielleicht erst einmal besser damit beraten eine gewöhnliche gut intonierende und verarbeitete Standardtrompete zu wählen und von dort aus seine Spielfähigkeiten und Spielgewohnheiten weiter zu entwickeln, um dann mit mehr oder weniger genauen Vorstellungen beim Meister vorzusprechen?
Es gibt verschiedenste Intentionen sich ein "Meisterinstrument" bauen zu lassen: der eine hat einfach genügend Geld und will was besonderes, der andere steht auf den Namen und wieder ein anderer sucht das einmalige oder einfach nur das richtige. Wer mag entscheiden welche dieser Gründe legitim sind?

Ich persönlich meine, das man als Musiker schon gereift sein muss - sprich einige Erfahrung mit Instrumenten haben muss und seinem persönlichen Stil schon deutlich entwickelt haben sollte. Wenn man dann merkt, der der Serienmarkt die persönlichen Ansprüche nicht bedienen kann (bzw. ein entsprechendes Serieninstrument teuerer wäre als eine Individualanfertigung), dann ist der Zeitpunkt gekommen zum Instrumentenbauer zu gehen. Ob man die "Bewusstbarmachung" und damit die klare Formulierung der eigenen Ansprüche vorher hinbekommt oder sich das erst beim Instrumentenbauer in der Interaktion entwickelt ist sicher individuell unterschiedlich. Manch einer bevorzugt das stille Kämmerlein, ein anderer die kreative Auseinandersetzung. Wichtig ist eines: je besser man mit dem Instrumentenbauer kommuniziert, desto besser wird das Instrument. Ich habe mal gehört, das Michael Schumacher so ein guter F1-Fahrer war, weil er einfach in der Lage war hochpräzise mit den Technikern zu kommunizieren. Es hat eben nicht gesagt: "Der Wagen schwimmt", sondern er konnte das Problem ganz genau benennen: "Der Querstabilisator am linken Vorderrad in ein klein wenig zu hart eingestellt." Das gilt analog auch wenn wir beim Instrumentenbauer stehen und ist das Ergebnis einer persönlichen und fachlichen Reife und Reflektiertheit, die man weder über Nacht noch in einem Musikstudium erwirbt.

Wobei mir bei dieser Aussage sehr bewußt ist, das unsere Instrumentenbauer am Hungertuch nagen würden, wenn alle meine Einstellung teilen würden. Ich schätze die haben ganz viele Kunden, die einfach genug Knete haben und gehört haben, dass der Adaci ge!le Instrumente baut - also kaufen sie sich eines ... aber das können die Instrumentenbauer oder Rainer H fundierter beantworten.
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von TrompetenKäfer »

Zu glauben, dass ein Meisterinstrument die eigenen spielerischen Unzulänglichkeiten ausgleichen kann, sollte nicht die Intention dahinter sein.
"Verzeihende" Instrumente gibt es auf dem Serien-Markt ohnehin genug, da muss man den "Meister" nicht quälen damit.

Ich denke ebenfalls, dass eine solide musikalische Basis gelegt sein sollte, bevor man sich in die Tiefen der instrumentenbauerischen Abgründe vor wagt.

Habe am eigenen Leib verspüren müssen, wie es ist, in einen Meisterbetrieb zu kommen, für den die formulierten Kundenwünsche so waren, als ob zwei unterschiedliche Sprachen gesprochen wurden. Ich Latein und er.......Polnisch? ;)

Es ist also nicht ganz leicht, aus dem, was der Kunde sich vorstellt, zu extrahieren, was das Instrument können/leisten soll, bzw. wo man ansetzt.

Letztenendes habe ich aber dann "meinen Meister" gefunden, mit dem ich zu äußerst befriedigenden Ergebnissen gekommen bin.

Warum ich mir handgefertigte Instrumente machen ließ, liegt zum einen daran, dass ich ausschließlich Drehventil spiele, und da der "Stangen-Markt" sehr überschaubar ist.

Nach Sichtung der "üblichen Verdächtigen" war der Mehrpreis zum Meisterinstrument nichtmehr so riesig, dass ich es mir nicht hätte leisten können oder wollen. Also ists eben Custom-Made geworden, was, wie ich schon geschrieben habe, seit vielen Jahren noch immer das ist, was ich spielen möchte.

Bei der C-Trompete gibt es im Drehventilbereich Neu(wertig) kaum Instrumente, die für gerechtfertigtes Geld zu bekommen wären. Daher ist die C-Trompete auch eine Perinett (Carol-Brass) geworden. Ich kann keinen Nachteil gegenüber deutlich teureren Instrumenten erkennen.

Klar wär es Porno, eine Drehventil-Lechner, Weimann, Schagerl,..... zu haben, aber so viel Geld für so wenige Einsätze auszulegen, ists mir nicht Wert. Daher ist es ein Stangen-Instrument.

Und würde ich heute eine Perinett-Trompete haben wollen, würde ich mich wohl im mittleren Preissegment umsehen, was es so gibt, und das, was sich ums vernünftigste Geld am besten Anfühlt, würde es werden; ungeachtet des Labels am Becher (oder wo es dann halt steht).

Aus dem Nähkästchen:

Wir haben im Verein ein neues (Drehventil) Bariton angeschafft und uns gleich mal beim Instrumentenbauer umgeschaut. Mehrere Hörner probiert, schon Gute dabeigewesen, aber der Preis halt eben mehr als happig.

Wir haben dann noch etwas weiter geschaut, haben auch Melton, Miraphone, Kühnl&Hoyer und auch Votruba angetestet. Im Endeffekt ist es dann ein Miraphone "Loimaier" geworden, der um 30% weniger kostete, als das Meisterinstrument, aber puncto Spieleigenschaften dem betreffenden (sehr guten) Baritonisten gut gelegen ist.

Da wir auch bei diesem Kauf völlig markenungebunden waren, spiegelt sich dadurch für mich sehr gut wieder, dass es darum geht, wer hinterm INstrument steht, und was im Endeffekt vorne dann dabei raus kommt.
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von Dobs »

Bresl-Maier hat geschrieben:Zu glauben, dass ein Meisterinstrument die eigenen spielerischen Unzulänglichkeiten ausgleichen kann, sollte nicht die Intention dahinter sein.
"Verzeihende" Instrumente gibt es auf dem Serien-Markt ohnehin genug, da muss man den "Meister" nicht quälen damit.
So würde ich es nicht formulieren. Wenn jemand, für das überwiegende Spielen in hohen Lagen im U-Musik Bereich einen scharfen Ton bevorzugt, erreicht er das möglicherweise besser und leichter auf einer Trompete in Leichtbauweise. Ich würde es nicht als Unzulänglichkeit bezeichnen, dass ihm das auf einer schweren Monette weniger gut gelingen mag.
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von Piazolla »

Von anderen lernen!

So hat mir der Austausch mit Roger Ingram eine ganze Menge gebracht. R.I. hat mir bezüglich Effektivität und eigener Sound-Wahrnehmung hinter dem Instrument, sehr beeindruckend die Augen geöffnet.

http://www.rogeringram.com/

http://www.trumpetherald.com/forum/view ... c&start=20
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von Bixel »

schattie280 hat geschrieben:Profis legen in der Regel eher wert auf die Funktionalität - das Instrument darf auf der Bühne nicht haken oder gar versagen.
Studenten und "ambitionierte Hobbyspieler" legen häufig Wert auf "Trompetenesoterik", da kann keine Klappe zu viel dran sein und jeder Klangring hat seine Bedeutung.
Dabei dient das Instrument nur als "Verstärker" oder "Vermittler" der eigenen Musik. Ohne Üben geht es nicht und die Zeit für Safaris sollte eher da drauf verwendet werden.

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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von gozilla »

Bixel hat geschrieben:
schattie280 hat geschrieben:Profis legen in der Regel eher wert auf die Funktionalität - das Instrument darf auf der Bühne nicht haken oder gar versagen.
Studenten und "ambitionierte Hobbyspieler" legen häufig Wert auf "Trompetenesotorik", da kann keine Klappe zu viel dran sein und jeder Klangring hat seine Bedeutung.
Dabei dient das Instrument nur als "Verstärker" oder "Vermittler" der eigenen Musik. Ohne Üben geht es nicht und die Zeit für Safaris sollte eher da drauf verwendet werden.

Eine sauber verarbeitete und gut stimmende Kanne und ein "bequemes" Mundstück - mehr braucht es nicht.
:D :gut:
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Stimme da schattie voll und ganz zu...wer viel Spielen muß und womöglich eine Zeit des Jahres mehr oder weniger das Gleich der sollte sich über das Equipment keine Sorgen machen müssen

wobei es auch unter Profis scheinbar Esoteriker gibt

http://musikbeck.de/vhost/blog/wp-conte ... _600px.jpg

http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... QROeFJHOco

http://www.taylortrumpets.com/home.html#

http://thompsonmusic.com/store/product6814.html

um nur ein paar zu zeigen

Gruß G
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von orlando_furioso »

gozilla hat geschrieben:wobei es auch unter Profis scheinbar Esoteriker gibt
Es gibt überall solche und solche - das kann man IMHO nicht über einen Kamm scheren. Auch unter Trompetern gibt es in allen Gruppen Lakritzhasser und Lakritzliebhaber - das ist unabhängig davon wie man die Gruppeneinteilung vornimmt.
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von Piazolla »

gozilla hat geschrieben:wobei es auch unter Profis scheinbar Esoteriker gibt
Denen wird es finanziell, so glaube ich, relativ leicht gemacht ihre Esoterik auszuleben. :roll:
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Re: Trompeten "auf den Leib hergestellt"

Beitrag von schattie280 »

Piazolla hat geschrieben:
gozilla hat geschrieben:wobei es auch unter Profis scheinbar Esoteriker gibt
Denen wird es finanziell, so glaube ich, relativ leicht gemacht ihre Esoterik auszuleben. :roll:
Moin,

wenn Du auf Endorser anspielst - ja, wessen Brot ich esse...
Da ist aber nichts Schlimmes dran. Es geht ums Verkaufen und darum, seinen Lebensunterhalt zu verdienen bzw. die Existenz seiner Firma zu sichern. Werbung und das sich absetzen von anderen Produkten / Herstellern muss sein.

Gruß,
Schattie
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