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Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 27. April 2010, 21:27
von Gebläse
Nedsolaud hat geschrieben:Genau, denn es weiß keiner wie das wirklich geklungen hat! Leider...
Stimmt nicht ganz.
Guckstdu hier: http://orgs.usd.edu/nmm/UtleyPages/Natu ... .html#Tarr

:Uups: @trompeterli: Stell' doch mal ab und zu ein Foto von Deinem erblasenen, schwerhörgen Kleingetier ein!

Schönen Abend noch

Jörg

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Donnerstag 29. April 2010, 12:50
von Nedsolaud
Nun,
ich gehe einfach von den Dingen aus die noch da sind (Exponate im Museum) und von den Aussagen derer, die sich damit beschäftigt haben.
Deshalb würde ich mich beim Corno da Caccia gerade noch auf ein „Trompetenhorn“ einlassen, aber auf keinen Fall in Richtung Parforce... da gibt’s ja das „Cor de chasse“, das wiederum wirklich Horn ist, aber das Corno da Caccia hat damit gerade noch die Form gemeinsam, denn es def. doch das Mundstück (Kessel oder Kegel) und die Mensur den Unterschied zwischen Horn und Trompete. Wie man selbst von Herrn Güttler lesen kann wird das Corno da Caccia mit einem Trompetenmundstück geblasen.
http://www.guettler.com/Download/Downlo ... caccia.pdf
Heute wie damals ist man auf der Such nach neuen Klängen, deshalb ist m.M., z.B.die Flüpete noch am ehesten am Klang eines Corno da Caccia. :wink:
http://www.jestaedt-instrumente.de/fluepete.pdf
Hier noch ein paar Bilder: z.B. Runde Naturtrompete, Trompetenhorn usw.
http://www.thein-brass.de/historische.h ... ntionshorn

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 5. April 2011, 16:31
von mikefiftyniner
Nedsolaud hat geschrieben:
Wie man selbst von Herrn Güttler lesen kann wird das Corno da Caccia mit einem Trompetenmundstück geblasen.
http://www.guettler.com/Download/Downlo ... caccia.pdf
Aus welcher Formulierung lässt sich dass nur schließen? :roll:

Wer spielt denn nun ein solch schönes Instrument, wie sind die Erfahrungen im Alltag, sprich: Wie oft kommt das Corno tatsächlich zum Einsatz, oder ist es eher ein Schmückstück im Übezimmer?

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Freitag 8. April 2011, 11:20
von Nedsolaud
Ich nenne keines mein Eigentum, aber die eben dafür geschriebenen Konzerte klingen damit m.M. schon gut!
http://www.youtube.com/watch?v=dAmX65FjxoA
Dieses Concerto à 8 in D-major von Fasch hab ich in vielen Varianten at home, (leider kann ich die klanglichen Unterschiede nicht in's Forum stellen)
für mich klingt diese Variante mit Corno's am schönsten. Wir haben auch schon mit Flügelhörnern und Kuhlohörnern experimentiert, aber 's kommt nicht hin.
Hätte ich genügend €, dann hätte ich sicher eines und noch viel mehr!

Was ich damit sagen will ist, dass es genügend Literatur gibt für die man es sehr wohl sehr passend und gut einsetzten könnte, wenn man in dieser speziellen Musikrichtung unterwegs ist. Das ist aber bei anderen barocken Instrumenten, Naturtrompeten und Hörner auch so...

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 12. April 2011, 15:21
von trompeterli
Sandkuchen hat geschrieben:Das Corno da Caccia ist faktisch ein Hoch-B (oder andere Stimmung)-Horn, das für Trompeter gebaut und von diesen genutzt wird. So weit es tatsächlich eine "Erfindung" von Güttler sein sollte http://de.wikipedia.org/wiki/Corno_da_caccia, war die Vorlage vielleicht das Kuhlohorn http://de.wikipedia.org/wiki/Kuhlohorn

Das CdC braucht kein Hornist, weil sich die Literatur mit den gängigen Hörnern spielen lässt. Der Trompeter nutz es, um im Hornrevier zu wildern.
Also doch ein Jagdhorn mit drei "Abzugsmöglichkeiten".

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 12. April 2011, 16:32
von Wolfram
maniactrumpet hat geschrieben:... Es ist in den 80igern des letzten JH aufgekommen (vom Güttler in den Markt gedrängt)
... erfunden/gebaut hat es als erster der Syhre! ...
Wer sich wie ich mal mit Friedbert Syhre unterhalten hat, dem ist bekannt, dass die Entwicklung des "wieder entdeckten" Corno da Caccia seinen Ursprung und Grundlage der Abbildung von Gottfried Reiche mit einem eng mensurierten, Horn-ähnlichem Instrument verdankt. Die Grösse des konische Rohrverlaufs ist dabei dem Bild des historischem Instruments entnommen. Der Klang des Corno da Caccia dürfte deshalb dem historischen Instrument sehr nahe kommen!
Ich verlinke mal das Bild aus Wikipedia:
Bild

Es bleibt offen, ob Gottfried Reiche dieses Instrument auch wirklich für Aufführungen von Bachs Werken gebrauchte.
Aber das Bild existiert nun mal und musikalisch wurde es mit grosser Wahrscheinlichkeit gebraucht. Warum also nicht eine Reproduktion probieren, dass heutigen musikalischen Ansprüchen gerecht wird.
Ich persönlich denke, dass das Corno da Caccia (egal mit welchem Mundstück geblasen) auch heute noch seine Berechtigung hat.
LG Wolfram

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 12. April 2011, 22:25
von Gebläse
Selbstverständlich hat das C.d.C. heute (@ Wolfram: bitte "noch" streichen) seine Berechtigung. Genau so wie die Pic. Beide Instrumente sind besonders geeignet, rund 300 Jahre alte Musik in unsere heutigen Hörgewohnheiten zu transformieren. In beiden Fällen klingt das auch richtig toll.

In beiden Fällen ist jedoch die Herstellung eines direkten, historisch begründeten Bezuges der falsche Weg. Zwischen der Wiedergabe alter Musik auf modernen versus historischen (historisierenden) Instrumenten gibt es eben meiner Ansicht nach einfach eine Grenze. Und dabei gehört das Corno da Caccia, wie die Pic., eindeutig auf eine Seite.
Seltsam: Auch Finke-Steinkopf-Holy-Bodenröder nennen ihren Nachbau des Instrumentes aus dem Haußmann-Bild maßgetreu. Da kommt dann klanglich aber etwas anderes raus als der Klang eines C.d.C.

Gruss

Jörg

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 3. Mai 2011, 13:27
von mikefiftyniner
Ich habe zurzeit ein Corno von Klaus Martens und ein Corno von Ricco Kühn zur Probe da. Beide Instrumente sind exzellent verarbeitet. Die Ansprache ist beim Kühn-Corno etwas freier, aber nur marginal. Die Stimmung ist bei beiden in B sehr gut (da habe ich bei Syhre leider ganz andere Intonationen erlebt...), in A habe ich die Instrumente bisher nicht getestet. Das Corno von Kühn hat einen Doppeltrigger (3. und 4. Ventil) das Corno von Martens einen 3-fach Trigger (1., 3. und 4. Ventil). Das Corno von Kühn ist lackiert, das Corno von Martens vergoldet. Das Schallstück bei dem Martens-Horn abschraubbar, und es hat einen festen Koffer, für das Kühn-Horn gibt es ein Supersac-Gigbag, das Instrument ist fest verlötet. Bei beiden Instrumenten handelt es sich um Ausstellungsstücke, die preislich interessant sind.

Wo liegen nun meine Entscheidungsgründe: Die Preise für beide Hörner sind ziemlich gleich, die musikalische Beurteilung hat einen minimalen Ausschlag in Richtung Kühn. Die Oberflächenbehandlung (Vergoldung) würde das Kühn-Horn rd. 1.000 Euro teurer machen. Was aber am "schwersten" wiegt ist die Tatsache, dass die Instrumente durch die Ausstattung ziemlich schwer sind, dem entsprechend ist die Haltungsergonomie sehr wichtig. Und hier hat eindeutig das Martens-Instrument die Nase deutlich vorn. Bei meinen Händen (und das ist sicher individuell zu sehen, ich kam z.B. mit der Schilke P7 überhaupt nicht zurecht, obwohl sie musikalisch vor der P5 lag) liegt das Corno wie angegossen in der Hand, der äußere Haltehaken ist dort, wo er hingehört. Beim Kühn- Corno liegt der Haltehaken innen und zwingt mich zu einer sehr verkrampften Haltung.

Abschließende Beurteilung: Zwei sehr gute Instrumente, die absolut vergleichbar sind. Entscheidend sind persönliche Vorlieben und körperliche Voraussetzungen. Meine (rein persönlicher) Favorit ist daher das Corno da Caccia von Martens. Willkommen daheim :brav:

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 3. Mai 2011, 18:23
von buddy
Glückwunsch zum prächtigen Instrument, gibt es schon Bilder?

Bild

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 3. Mai 2011, 20:17
von mikefiftyniner
Danke Buddy, da hast Du Dir aber viel Arbeit gemacht (*vor Lachen auf dem Boden liegend...)

Wie bekomme ich das bloß mit den Bildern hin? Ich bin morgen auf Dienstreise, aber dann kommt das Foto - versprochen!

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Dienstag 3. Mai 2011, 22:02
von buddy
mikefiftyniner hat geschrieben:...Wie bekomme ich das bloß mit den Bildern hin?
Wann auch immer, es wird bestimmt ein schöner Anblick.

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Samstag 7. Mai 2011, 12:16
von mikefiftyniner
So - jetz die versprochenen Bilder:

Bild

Bild

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Samstag 7. Mai 2011, 15:01
von TrompeteRT
Hallo mikefiftyniner,

ein tolles Instrument. Glückwunsch und viel Freude damit!

Wo setzt Du das Instrument ein - Posaunenchor, Blechbläserensemble, Solo?

Wäre super, wenn Du ein Klangbeispiel einstellen könntest.

LG
TrompeteRT

Re: Corno da Caccia

Verfasst: Mittwoch 7. September 2011, 17:18
von Cavaillé
Möchte dieses Thema nochmal aufwärmen, ist ja gerade ein 12 J altes Syhre Corno im Angebot. Kann man ja dann eigentlich intonationsmäßig nicht empfehlen ?!. Ich selbst hatte 2 Syhre Corni vor ca. 15 J zur Probe, nachdem ich ein sehr gutes Syhre bei einer Kollegin probiert hatte. Beide Instrumente konnten mich nicht überzeugen, schwergängig, sperrig. Aber das hat sich ja vielleicht gründlich geändert.
Bei Martens auf der Internetpräsenz habe ich keines gefunden. Von der Form her gefallen mir Beck und Meyer (Dresden), sehen eher aus wie ein Horn. Beim Kühn finde ich den Trichter etwas zu klein.

Also, was könnt ihr empfehlen ?
Gruß, Thomas