@Dobs: Das sind ja lustige Geschichten über Callet. Doch ich glaube, dass eher Callet-Jünger gewisse Äußerungen von Callet über Annahmen von TCE-Spielern übertreiben. Callet selbst hat überhaupt nichts mit Foren am Hut und behauptet jediglich, dass es sehr viele erfolgreiche Trompeter gab/gibt, die in der Art von TCE mit vorwärtsgerichteter Zunge spielten. Damit lehnt er sich gewiss zu weit aus dem Fenster, da man höhe Töne auch anders erreicht. Aber leugnen lässt sich diese Spielweise bei einigen anderen Trompetern nicht.
Ich selbst habe schon in vielen Workshops den Tipp bekommen, die Zunge bei Extremhöhen nach vorne zu nehmen. Doch damals habe ich das Prinzip nicht so detailiert verstanden wie bei Callet.
Callets Fehler ist, jeden zentrierten sauber intonierten Ton der Zungensteuerung zuzuweisen. Ich persönlich konnte so besser und mit weniger Aufwand spielen. Doch vielleicht liegt es einfach an meinen anatomischen Voraussetzungen und den geringeren Erfolgen mit konventionellen Schulen?
Nun muss ich noch die überheblich wirkende Vertretung einer Methode ünterstützen! Früher versuchte ich aus mehreren Möglichkeiten die geeignete für jeden Schüler zu finden. Größere Erfolge habe ich allerdings damit, meinen Weg konsequent so weiter zu geben. Wer also zu Burba, Callet ... geht, muss wissen, dass er genau seinen Weg verfolgt.
Bei mir hat sich auch ein Weg herauskristallisiert, der auf der Basis von TCE mit Elementen aus Burba, BE, Gordon usw. angereichert ist. Die Elemente sind dann die Bereiche, bei denen sich all die Methoden im Grunde kaum unterscheiden und schon gar nicht widersprechen. Bei allen Methoden geht es um eine Kontrolle der Lippenschwingung, da nur so Töne entstehen. Burba trainiert seine Muskeln (Anspannung aller Muskeln um den Mund, egal ob man sie unbedingt bräuchte), sowie die Zunge und Atmung.
BE und TCE widmen sich weniger einem Totalprogramm und arbeitet an der Lippenöffnung ohne unnötig Muskeln miteinzubeziehen (Kinnmuskel nicht gespannt). Bei BE und TCE ist außerdem die Zunge vorne zwischen den Zähnen auch zur Kontrolle der Lippenposition (bei BE aber nicht fixiert). Bei TCE dient dann die Zunge noch zur Unterstützung der Lippenöffnung, die durch die Zunge flexibel klein gehalten werden kann.
Burba kontrolliert die Lippen am meisten mit Einsatz aller Muskeln, BE und TCE mit Ringmuskel mit lockerem Kinn und relativ lockeren Mundwinkeln. Burba nimmt auch seine Zunge zuhilfe (Zungenrücken), BE nimmt die Zungenspitze zuhilfe und TCE die fixierte Spitze und den Zungenrücken.
Man merkt: So unterschiedlich ist es wirklich nicht. Jedenfalls bemühen sich die meisten Methodiker nach plausiblen Erklärungen.
Maynard wusste eigentlich nicht, wie er es schafft. Seine Kontrolle über die Lippenöffnung gewann er meiner Meinung nach auch durch enormen Druck, den er gut vertragen konnte. Seine Bemerkung, dass nicht der Arm drück wirkt in diesem Video fast lächerlich. Dass Maynard eventuell die Zunge zuhilfe nahm kann schon sein. Aber ich glaube eher, dass er extreme Kontrolle über das Lippenzentrum hatte (v.a. in jungen Jahren), zum Einem durch Druck oder durch sonstige Tricks, denen er sich selbst nicht bewusst war.
Morrison ist übrigends ein extremer Einroller mit nach oben gebündeltem Kinn (wie es BE trainiert). Er braucht bei dieser (auch extremen) Spielweise nicht die Unterstützung durch die Zunge. Wer kann schon so kontrolliert Einrollen und das Kinn nach oben bringen
Aber seine Intonation deutet dennoch darauf hin, dass die Zunge - wenn auch reflektorisch - mitwirkt. Die Zunge muss dabei aber nicht fixiert sein und kann als natürlich Reflex mitwirken; so Glückselige brauchen dann nicht die Zunge trainieren. Burba würde Morrison wahrscheinlich auch erst mal seine mimische Muskalatur korrigieren lassen, weil er ja sein Kinn "falsch" benutzt.
Genug damit. So long
Hannes