Maynard himself zeigt Euch wie's geht...

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Dobs
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Re: Maynard himself zeigt Euch wie's geht...

Beitrag von Dobs »

hannes hat geschrieben:Aber ich möchte behaupten, dass ohne (auch zufällig richtiger) Lippenkontrolle gar nichts geht. Es kann noch so viel Energie (Atem) zur Verfügung gestellt werden. Wird diese nicht korret und effektiv in Lippenschwingungen umgesetz, so nutzt sie gar nichts.
Es gibt leider zu viele hervorragende Trompeter, die für ihre Perfektion v.a. die Atmung und Körperhaltung verantwortlich machen. Aber dies ist wohl eher nebensächlich im Vergleich zur Perfektion von Luftkompression und Lippenöffnung auch unter Zuhilfenahme der Zunge.
Letztlich wird wohl jeder zustimmen, daß der optimale "Ansatz" ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren ist. Das was mich nachdenklich macht ist, daß es ganz offensichtlich viele Trompeter gibt, die weder TCE noch BCE noch XYZ verwenden, die das Mundstück an den Ohren ansetzen und trotzdem ganz hervorragend spielen.

Gibt es solche wirklich unterschiedlichen Herangehensweisen auch bei Atmung und Luftstrom?
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Schlaui
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Beitrag von Schlaui »

100 000 Leute spielen einfach drauflos. 200 davon haben Glück - machen zufällig alles richtig und sind auch von der Natur mit entsprechendem Talent ausgestattet und werden berühmt. Einer davon heißt Meinhart und ist der Beste überhaupt.

Beweist Meinharts Existenz und die der anderen 199 Genies, dass TCE/BE/XYZ nutzlos sind? 200 sind ja ganz schön viele...

Aber 99,8% hatten eben kein Glück und müssen es auf die harte Tour lernen. Von Ausnahmen wie MF kann man in der Regel nur wenig lernen, weil es eben Ausnahmen sind. Ich kann z. B. auch sämtliche Schrullen von A. Einstein übernehmen. Wer glaubt, dass ich damit ein genialer Physiker werde?
Um die Mittel der Genies erfolgreich anzuwenden, muss man eben auch alle ihre Vorraussetzungen mitbringen, sonst geht es schlicht gesagt in die Hose. Als mittelmäßig begabter Hobby-Trompeter Atemübungen ála Maynard zu treiben ist m. E. Cargo-Kult.
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Dobs
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Beitrag von Dobs »

Schlaui hat geschrieben:Beweist Meinharts Existenz und die der anderen 199 Genies, dass TCE/BE/XYZ nutzlos sind? 200 sind ja ganz schön viele...
Du hast meinen Post leider überhaupt nicht verstanden. Ich habe nicht behauptet, daß die Ansatztechniken, die sich schlaue Leute ausgedacht haben, nutzlos sind. Es sei denn, man vertritt die Philosophie, daß der Sound im Kopf entsteht und der Körper sich automatisch darauf einstellt, wie Bill Adam (?) und seine Schüler. Auch darüber läßt sich sicher diskutieren.

Aber niemand wird wohl ernsthaft bestreiten, daß es für Höhe, Ausdauer und Ton wichtig ist eine konstante Luftsäule zu erzeugen und unterschiedlich große Mengen von Luft durch ein Messingrohr zu jagen und zwar ganz egal welche geheime Ansatzmethode Du verwendest. Auch TCE'ler, BCE'ler und was weiß ich noch müssen atmen.

Und deshalb meine Frage:
Gibt es es so viele unterschiedliche Atme-Methoden wie "Ansatz"methoden? Doch wohl eher nicht, oder?
Nach welcher "Methode" atmen denn TCE'ler bitte?

Deine Bemerkung, Atemübungen a la Maynard als "mittelmäßig begabter Trompeter" seien Cargo-Cult habe ich nicht verstanden. Vielleicht erklärst Du das noch mal etwas genauer.
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Gordon_D5
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Beitrag von Gordon_D5 »

Letztlich wird wohl jeder zustimmen, daß der optimale "Ansatz" ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren ist.
da gebe ich dir 100 %ig recht!!! Deswegen müssen auch verschieden begabte Trompeter an verschiedenen Fronten (Atmung vs. Ansatz) kämpfen.

Gibt es es so viele unterschiedliche Atme-Methoden wie "Ansatz"methoden? Doch wohl eher nicht, oder?
ja die gibt es.
Brustatmung, Bauchatmung, ein Mix aus beidem. Es gibt auch viele Profis die atmen den letzten Stuss zusammen, aber für sie klappt es. Genauso wie bei den verschiedenen Ansätzen.

Aber viel interessanter: Sind die verschiedenen Ansatzmethoden wirklich so unterschiedlich? Es gibt zwei Möglichkeiten. Verdichtung der Luft mit Zunge oder den Lippen. Sind nicht wirklich viele Möglichkeiten, oder? Alles andere sind Feinheiten (Zunge nach vorne, nach hinten, fixiert, Lippen nach innen, nach außen, parallel)

Ein sooo großes Geheimnis ist das Trompetenspielen nun auch wieder nicht. Weder Atmung noch Ansatz.
Letztlich wird wohl jeder zustimmen, daß der optimale "Ansatz" ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren ist.
hannes
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Beitrag von hannes »

Es gibt unterschiedliche Schwerpunkte. Bei TCE ist die Atmung eher nebensächlich; sie soll möglichst relaxed funktionieren und mit so wenig Luft wie nötig. Bahb gibt meist als Beispiel an, dass Atmung zwar wichtig ist, dass man sie aber seit der Geburt beherrscht, da man sonst sterben würde.
Nun: Ganz so einfach sehe ich es nicht. Eine unverkrampfte Einatmung lässt sich trainieren; ebenso eine aktive Ausatmung. Aber wer die Kompression im Mund mit weniger Luft beherrscht, braucht eben seinen Schwerpunkt nicht mehr so stark auf die Atmung legen. Einer der Hauptfehler bei TCE ist Verkrampfung und zu viel Luft. Je höher man spielt, desto weniger Luft wird durch die schnell schwingenden Lippen geleitet. Druckabfall hinter den Lippen lässt sich durch Kontrolle der Zunge aber auch ( insbesondere bei gerringem Zungeneinsatz) durch die nicht abbrechende Luftsäule (Stütze) vermeiden.
Spezielle Atemschulen gibt es natürlich auch: Sei es auf Yoga oder sonstigen fernöstlich basierenden Ideologien. Diese Übungen sind gewiss sehr gut, um sich der Körpervorgänge beim Atmen bewusst zu werden. Dass sie aber für die überdurchschnittlichen Bläser der Schlüssel zum Erfolg waren, mag ich nach wie vor bezweifeln.
Daher arbeitet man bei BE und TCE primär dort, wo der Ton entsteht: an den Lippen. Egal ob man die Lippenöffnung/-schwingung mit der Zunge unterstützt oder nur mit Lippenmuskulatur. Das Training einer flexiblen Lippenöffnung ist der Schlüssel. Man kann den besten Yogisten mit der besten Atmung eine Trompete geben - aber er wird dennoch keinen Ton spielen können. Allerdings gibt es die hervorragendsten Trompeter, die noch nie etwas von solchen Atemübungen gehört haben. Ein Körperbewusstsein für die Atmung ist hilfreich, da so die Energie bereitgestellt wird. Doch bei Methoden wie BE oder v.a. TCE ist hier nicht der Schwerpunkt.
Gerade bei TCE wird betont, dass man eben nicht eine Stütze im herkömmlichen Sinn braucht, um Höchstleistungen zu erreichen. Man kann wirklich sehr entspannt in sehr hohen Lagen spielen. Aber auch Bahb und Callet spielen mit einer Stütze, die eher automatisch einsetzt. Bahb sagt, dies komme wegen seiner früheren Ausbildung. Ich bin allerdings der Meinung, dass die Zwerchfellaktivität sowieso einsetzt, wenn man gegen einen Widerstand bläst (den die Lippen nun mal bieten).

Ich halte es daher bei meinem Unterricht eher so, dass ich den entspannten und bewussten Umgang mit der Luft trainiere. Viele Trompeter bekommen Atemstau, rote Köpfe, Schwindel usw. All dies muss nicht sein, wenn man die Atemschulung wie Stütze nicht fehlinterpretiert. Große Probleme gibt es häufig bei der Einatmung; doch bei TCE ist dies eher gering, da man weniger Luft braucht und daher auch relaxter einatmet.
Das aktive Ausatmen wird oft viel zu arg übertrieben; man muss nicht drücken wie verrückt, um gut spielen zu können. Der Körper passt sich im Grunde selbst mit zunehmendem Widerstand an den Lippen (kleine Lippenöffnung) und erforderlicher Lautstärke an.


Hannes
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Schlaui
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Beitrag von Schlaui »

Nunja:
Das was mich nachdenklich macht ist, daß es ganz offensichtlich viele Trompeter gibt, die weder TCE noch BCE noch XYZ verwenden, die das Mundstück an den Ohren ansetzen und trotzdem ganz hervorragend spielen.
War das etwa kein Plädoyer, Fünfe gerade sein zu lassen und einfach mal in die Kanne reinzuhauen? Dann hab ich deinen Post in der Tat überhaupt nicht verstanden.

Meine o.g. Bemerkung bezog sich auf die Idee, von Ausnahmetalenten wie MF etwas lernen zu wollen. War das wirklich so verquer ausgedrückt? Ich (der mittelmäßig begabte Hobby-Trompeter) bringe eben nicht die Vorraussetzungen eines MF. mit. Ich kann soviel Yoga machen, wie ich will. Dadurch wird mein Spiel wahrscheinlich kein bischen besser, weil viel grundlegendere Dinge fehlen. So wie Papua-Eingeborene durch noch so intensives Nachahmen von Teilaspekten eines Flughafens keine Flugzeuge zum Landen bringen. MFs Yoga ist Teil eines Gesamtsystems, das MF wahrscheinlich selbst nicht ganz verstanden hat. Diesen einen Teil nachzuahmen bringt mir einfach nichts. Von einer höheren Warte aus sieht es wahrscheinlich sogar lächerlich aus.
War das jetzt irgendwie verständlicher?
hannes
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Beitrag von hannes »

Was glaubt ihr denn, wie (auch alternative) Methoden entstanden sind? Aus der Notwendigkeit all Jenen eine Hilfe anzubieten, die nicht automatisch viel richtig machen und durch Üben zunehmend besser werden.
Das Studium von physikalischen Vorgängen und/oder Trompetern, die Höchstleistungen erbrachten bzw. erbringen führt unweigerlich zu sinnvollen Übeanleitungen auch basierend auf unkonventionellen Spielweisen.
Wer diese nicht braucht, sein Horn ansetzt und klasse spielt, soll froh sein. Ich konnte sogar mit dieser Einstellung ein Studium betreiten allerdings in dem Glauben an natürliche Grenzen.
Ich bleibe dabei: die Atmung ist im Verleich zu den Lippen/der Zunge der am wenigsten erfolgversprechende Weg.
Alle anderen Wege (Burba, BE, TCE ...) sind Hilfestellungen, die man annehmen kann, wenn man es wagt.

Hannes
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Dobs
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Beitrag von Dobs »

@Schlaui:

Ich denke, jetzt habe ich eine Ahnung, worauf Du hinaus willst.

Du bist also der Meinung, daß Maynard Ferguson zwar vielleicht ganz gut Trompete spielen kann, aber in Wirklichkeit keine Ahnung hat, wie er daß in Wirklichkeit anstellt, auch wenn er das erzählt. Und weil das so ist, ist im Grunde alles, was er über die Nutzung von Luft und Atmung sagt, prinzipiell nicht zu gebrauchen, sondern eher so eine Art Phantasieprodukt und Herumstochern im Nebel. Das ist nachvollziehbar.

Woran erkennst Du, ob das, was Dir ein Trompetenlehrer erzählt, dazu geeignet ist, aus einem hobbymäßigen und mittelmäßigen Trompeter einen hobbymäßigen, nicht ganz so mittelmäßigen Trompeter zu machen?
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Beitrag von Dobs »

Nachtrag:

Ich bin kein Verfechter oder Gegner einer bestimmten Methode. Mir hat mal dieses, mal jenes geholfen, zumindest bilde ich mir das ein. Ich finde es schade, wenn jemand behauptet, die allein selig machende Wahrheit gefunden zu haben. Dazu gehört z.B. sowohl Burba als auch Callet und viele andere, die solche Techniken entdeckt haben.

Ich finde man muss offen sein für neue Ideen, vieles ausprobieren und das annehmen, was zu den größten Erfolgen führt. Da ich selber nur ein hobbymäßiger, mittelmäßiger Amateur bin, bin ich dabei auf solche Profis wie z.B. Hannes und Miss Trumpet angewiesen, die mir die Zusammenhänge beim Trompeten geduldig und nachvollziehbar erklären können. Hannes, ich würde bei Gelegenheit bei Dir gern mal eine oder zwei Unterrichtsstunden nehmen.

Was ich hinsichtlich TCE aber absolut ätzend finde, ist die arrogante und marktschreierische Vermarktung von TCE durch Callet. Wenn man mal die amerikanischen Trompetenforen verfolgt, fällt auf, daß Callet nahezu jeden berühmten Trompeter, der gut und hoch spielen kann als Paradebeispielt für TCE heranführt. Das kann er angeblich aus dem "Sound" der Spieler heraushören. Wenn einer einen bestimmten TSound hat und dabei eine bestimmte Fratze zieht, dann muss er zwangsläufig TCE benutzen, selbst wenn er selbst davon nichts weiß.

Dazu gehört z.B. Maurice André, James Morrison und - ja - auch Maynard Ferguson u.v.m.

Callet sagt sogar er kenne (bzw. kannte) Maynard persönlich und behauptet, dieser habe sich sogar chirurgisch die Zunge vom Mundboden lösen lassen, damit er sie noch weiter nach vorn strecken kann (oder so ähnlich).

Was James Morrison betrifft, hat ihn mal bei einem Workshop, an dem ich teilgenommen habe, jemand gefragt, was er mit der Zunge mache, wenn er über mehrere Oktaven spielt. Er konnte dazu auf Anhieb nichts sagen, hat es dann einfach ausprobiert und über ein paar Oktaven gespielt. Die Antwort: Sie liegt flach auf dem Boden. Aber vielleicht macht er sich da ja auch selbst etwas vor?
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Beitrag von kuhlo »

@ Dobs

Der Dir auch bekannte Jürgen Hahn hat mir auf die Frage nach seiner Technik für die Höhe geantwortet: "Hoch spielen konnte ich schon immer"

Aber auch diese Leute haben gewisse "Kniffe" von anderen Trompetern gelernt. Ich kenne zumindest keinen Toptrompeter, der ohne die Hilfe und den Unterricht von anderen großen Trompetern ausgekommen wäre. Die Wunderkindergeschichte halte ich für eine Fabel, die aber gerne von einigen großen Trompetern genutzt wird, um sich noch bekannter zu machen. Leute wie Höfs haben in ihrer Jugend- und Studienzeit wie die Tiere geübt, dann werden sie von einem guten Dirigenten oder Orchester engagiert und sind plötzlich Wunderkinder, weil man vorher noch nichts von ihnen gehört hat. Nur am Rande: Ich bewundere Höfs.

Leute die schon viel richtig machen, brauchen nur noch ein paar kleine Mosaiksteinchen um ihre Technik zu vollenden. Anderen (wie mir auch) fehlen ganze Bauelemente. Wichtig ist meines Erachtens nur, irgendwie in Erfahrung zu bringen, welche Mosaiksteine oder Bauelemente einem fehlen und wo oder wie man sie bekommen kann.

Gruß Kuhlo
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Schlaui
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Beitrag von Schlaui »

@Dobs:
Das ist in der Tat die Frage, auf die es hinausläuft und dafür gibt es keine triviale Antwort: Wie kann ich wissen, ob der Experte, den ich beauftragen will, sein Fach auch versteht, wenn ich selbst keine Ahnung habe?

Das erste und beste Kriterium dafür sind nachprüfbare Referenzen. Hat die Methode in der Vergangenheit schon funktioniert und war das Funktionieren wirklich das Verdienst dieser Methode?

Das zweite Kriterium ist Plausibilität. Wie funktioniert die Methode, welche logischen Prinzipien stecken dahinter und sind diese in irgendeiner Form nachvollziehbar oder sind dogmatische/esotherische Ansätze erkennbar? Bei diesem Kriterium muss man natürlich gewisse Abstriche machen, etwa wenn psychologische Wirkungen involviert sind.

Das dritte Kriterium wäre für mich eine gewisse innere Struktur der Lehre. Gibt es zentrale Punkte, die besonders wichtig sind und was ist nur Peripherie? Kann ich einen wesentlichen Effekt erzielen, indem ich mich auf zwei, drei wichtige Punkte konzentriere oder gibt es immer eine Hintertür für den "Guru" nach dem Motto: Bei Dir kann es nicht funktionieren, weil du ein einziges der 777 Gebote verletzt hast!

Wende ich das auf Maynards Gewichthebe-Energie-Pose an:
1. Wem hat es schon geholfen? Ich kenne niemanden.
2. Ist es plausibel? Die Analogie zu dem Gewichtheber ist zwar unterhaltend, aber physikalisch gesehen ist das schlicht Käse. Tonproduktion hat nichts mit der Statik des Gewichthebens zu tun. Das ist reine Esotherik.
3. Ist das nach-hinten-lehnen ein zentrales Element des Trompetenspiels? Gewinnt man dadurch eine Terz oder ein paar Dezibel oder eine besondere Tonqualität? Wohl kaum. Zwar dient es Maynard dazu, seinen unerklärlichen Erfolg zu erklären, aber die Erklärung ist Murks und hilft deshalb niemandem. Wahrscheinlich hätte er das C4 auch nach vorngebeugt oder an einem Bein aufgehängt spielen können. Die Vorführung war einfach Stuß.
Mein Fazit: Schaumschlägerei. Bringt nix für Leute, die noch an der Basis kämpfen. Solange mein Ansatz nicht entfernt so gut wie der von Maynard ist, hilft sein Posieren kein Stück!
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Miss Trumpet
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Re: Maynard himself zeigt Euch wie's geht...

Beitrag von Miss Trumpet »

Dobs hat geschrieben:Gibt es solche wirklich unterschiedlichen Herangehensweisen auch bei Atmung und Luftstrom?
Ja, gibt es. Vergleiche zum Beispiel Claude Gordons Ansichten in "Brass Playing Is No Harder Than Deep Breathing" mit den Ansichten von Malte Burba, Günther Beetz, Arnold Jacobs, Bobby Shew, James Stamp, Robert Kreutzer, der sogenannten "alten amerikanischen Schule", etc. Auch das Buch "Sonne, Mond und Stimme" von Renate Schulz-Schindler zeigt ein paar unorthodoxe Ansichten auf.

Eigentlich wäre das ein tolles Thema für eine Diplomarbeit o. ä.
hannes hat geschrieben:Bei TCE ist die Atmung eher nebensächlich; sie soll möglichst relaxed funktionieren und mit so wenig Luft wie nötig.
Das ist mir wirklich suspekt. Ich werde mir mal ein die entsprechende Literatur zu TCE und BE besorgen, um mir selbst ein Bild davon zu machen. Meiner Erfahrung nach ist es ein Ding der Unmöglichkeit, wenn jemand ohne entsprechend geschulter Atmung und Luftführung einen guten, satten Trompetenklang produzieren möchte, und stattdessen nur auf Ansatz und Zungenfunktion baut.

Ich halte nichts von irgendwelchen Extrem-Methoden bei der Spieltechnik, denn bis zum heutigen Tage lag wohl bei ausnahmslos jedem Trompeter, der herausragenden musikalischen Leistungen vollbracht hat, der Schlüssel zum Erfolg in der AUSGEWOGENHEIT und BALANCE sämtlicher am Spiel beteiligten Komponenten, und daran wird sich auch nicht den nächsten 1000 Jahren nichts ändern. Weiters sehe ich es als erwiesen, dass jede "Methode" nur soweit ihr Berechtigung hat, als dass sie einem ehrgeizigen und fleißigen Trompeter die im Körper uneinsehbar ablaufenden Vorgänge richtig verstehen, erfühlen und steuern lernen hilft. Mehr kann auch der beste Lehrer der Welt nicht tun, denn umsetzen kann es der Schüler nur bei entsprechender SELBSTerfahrung und SELBSTerkenntnis.

Um noch einmal auf die Maynard-Diskussion zurückzukommen: Wenn ich tauschen könnte und wollte, dann würde ich lieber mit Arturo Sandoval oder Wynton Marsalis oder Jan Garbarek (ja, ich weiß, das ist ein Saxofonist) tauschen wollen, als mit Maynard Ferguson. Und wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Screamer-Job á la MF und eine Solo-Trompeter-Stelle á la Hans Gansch, einer gepflegten Bach-Session mit German Brass, einem Brass-Ensemble á la Mnozil Brass und einer Jazz-Combo á la Gansch 'n Roses - dann wäre der Screamer-Job das letzte, das ich wählen würde. Für mich stehen die Attribute "noch lauter, noch höher" nicht an erster Stelle. Wem das nicht schmeckt - echt nicht mein Problem.

LG, Miss Trumpet
Der Weg ist das Ziel.
Unbekannt

Beitrag von Unbekannt »

danke miss trumpet...der beitrag gefällt mir :D ich hätts schöner nich formulieren können
besonders der letzte absatz=)
hannes
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Beitrag von hannes »

@Dobs: Das sind ja lustige Geschichten über Callet. Doch ich glaube, dass eher Callet-Jünger gewisse Äußerungen von Callet über Annahmen von TCE-Spielern übertreiben. Callet selbst hat überhaupt nichts mit Foren am Hut und behauptet jediglich, dass es sehr viele erfolgreiche Trompeter gab/gibt, die in der Art von TCE mit vorwärtsgerichteter Zunge spielten. Damit lehnt er sich gewiss zu weit aus dem Fenster, da man höhe Töne auch anders erreicht. Aber leugnen lässt sich diese Spielweise bei einigen anderen Trompetern nicht.
Ich selbst habe schon in vielen Workshops den Tipp bekommen, die Zunge bei Extremhöhen nach vorne zu nehmen. Doch damals habe ich das Prinzip nicht so detailiert verstanden wie bei Callet.
Callets Fehler ist, jeden zentrierten sauber intonierten Ton der Zungensteuerung zuzuweisen. Ich persönlich konnte so besser und mit weniger Aufwand spielen. Doch vielleicht liegt es einfach an meinen anatomischen Voraussetzungen und den geringeren Erfolgen mit konventionellen Schulen?

Nun muss ich noch die überheblich wirkende Vertretung einer Methode ünterstützen! Früher versuchte ich aus mehreren Möglichkeiten die geeignete für jeden Schüler zu finden. Größere Erfolge habe ich allerdings damit, meinen Weg konsequent so weiter zu geben. Wer also zu Burba, Callet ... geht, muss wissen, dass er genau seinen Weg verfolgt.

Bei mir hat sich auch ein Weg herauskristallisiert, der auf der Basis von TCE mit Elementen aus Burba, BE, Gordon usw. angereichert ist. Die Elemente sind dann die Bereiche, bei denen sich all die Methoden im Grunde kaum unterscheiden und schon gar nicht widersprechen. Bei allen Methoden geht es um eine Kontrolle der Lippenschwingung, da nur so Töne entstehen. Burba trainiert seine Muskeln (Anspannung aller Muskeln um den Mund, egal ob man sie unbedingt bräuchte), sowie die Zunge und Atmung.
BE und TCE widmen sich weniger einem Totalprogramm und arbeitet an der Lippenöffnung ohne unnötig Muskeln miteinzubeziehen (Kinnmuskel nicht gespannt). Bei BE und TCE ist außerdem die Zunge vorne zwischen den Zähnen auch zur Kontrolle der Lippenposition (bei BE aber nicht fixiert). Bei TCE dient dann die Zunge noch zur Unterstützung der Lippenöffnung, die durch die Zunge flexibel klein gehalten werden kann.
Burba kontrolliert die Lippen am meisten mit Einsatz aller Muskeln, BE und TCE mit Ringmuskel mit lockerem Kinn und relativ lockeren Mundwinkeln. Burba nimmt auch seine Zunge zuhilfe (Zungenrücken), BE nimmt die Zungenspitze zuhilfe und TCE die fixierte Spitze und den Zungenrücken.

Man merkt: So unterschiedlich ist es wirklich nicht. Jedenfalls bemühen sich die meisten Methodiker nach plausiblen Erklärungen.

Maynard wusste eigentlich nicht, wie er es schafft. Seine Kontrolle über die Lippenöffnung gewann er meiner Meinung nach auch durch enormen Druck, den er gut vertragen konnte. Seine Bemerkung, dass nicht der Arm drück wirkt in diesem Video fast lächerlich. Dass Maynard eventuell die Zunge zuhilfe nahm kann schon sein. Aber ich glaube eher, dass er extreme Kontrolle über das Lippenzentrum hatte (v.a. in jungen Jahren), zum Einem durch Druck oder durch sonstige Tricks, denen er sich selbst nicht bewusst war.

Morrison ist übrigends ein extremer Einroller mit nach oben gebündeltem Kinn (wie es BE trainiert). Er braucht bei dieser (auch extremen) Spielweise nicht die Unterstützung durch die Zunge. Wer kann schon so kontrolliert Einrollen und das Kinn nach oben bringen
Aber seine Intonation deutet dennoch darauf hin, dass die Zunge - wenn auch reflektorisch - mitwirkt. Die Zunge muss dabei aber nicht fixiert sein und kann als natürlich Reflex mitwirken; so Glückselige brauchen dann nicht die Zunge trainieren. Burba würde Morrison wahrscheinlich auch erst mal seine mimische Muskalatur korrigieren lassen, weil er ja sein Kinn "falsch" benutzt. :lol:

Genug damit. So long

Hannes
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Re: Maynard himself zeigt Euch wie's geht...

Beitrag von Dobs »

Miss Trumpet hat geschrieben:Ja, gibt es. Vergleiche zum Beispiel Claude Gordons Ansichten in "Brass Playing Is No Harder Than Deep Breathing" mit den Ansichten von Malte Burba, Günther Beetz, Arnold Jacobs, Bobby Shew, James Stamp, Robert Kreutzer, der sogenannten "alten amerikanischen Schule", etc. Auch das Buch "Sonne, Mond und Stimme" von Renate Schulz-Schindler zeigt ein paar unorthodoxe Ansichten auf.
Kannst Du kurz erläutern, wo die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen "Methoden" liegen?
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
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