Hallo Singvögelchen,
Ich glaube, besser kann man das Thema nicht zusammen fassen.
LG. Kallus
High Notes: Veranlagung oder doch erlernbar?
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Re: High Notes: Veranlagung oder doch erlernbar?
@Singvögelchen: Beim Thema Fleiß bin ich bei dir, bei der Begabung nicht unbedingt! Ich habe gerade (wieder mal) einen Schüler, der mit 50+ unbedingt Trompete lernen will, wobei er eigentlich von seinen atemtechnischen Voraussetzungen ein Tubist ist. Ich habe alle Blechblasinstrumente bei ihm ausprobiert. Er kann einen irren Impuls aufbauen, aber keinen kontinuierlichen Luftstrom blasen. Es hat mich drei Jahre Arbeit gekostet, unterschiedliche Mundstücke und Instrumente mit unterschiedlichen Eigenschaften bis er heute so langsam in der Lage ist im Blasorchester mitzuspielen. Hätte er er wirklich täglich geübt wäre es schneller gegangen, aber es war tatsächlich möglich aus einem Kamel einen Windhund zu machen. Ein anderer Schüler war ähnlich von der Natur ausgestattet, hat das Üben aber sehr ernst genommen und nach einem Jahr ein C3 gespielt (beim Warm-Up natürlich – über die Lagen hoch und runter binden).
Ich bin der Ansicht, dass Begabung erst im Grenzbereich relevant wird – also dort wo aus dem Bundesligaspieler der "Messi" wird. Und dort ist es dann nicht nur diese eine Komponente die ausschlaggebend ist, sondern dann gehört noch das gesamte Umfeld dazu, die psychische und physische Grundausstattung, die finanziellen Möglichkeiten und vieles mehr – auch die Portion Glück zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Oder so gesagt: was nutzt dir die absolute Top-Begabung und der größte Übefleiß, wenn du dein Leben lang nicht von deiner Alm runterkommst ...
Ich bin der Ansicht, dass Begabung erst im Grenzbereich relevant wird – also dort wo aus dem Bundesligaspieler der "Messi" wird. Und dort ist es dann nicht nur diese eine Komponente die ausschlaggebend ist, sondern dann gehört noch das gesamte Umfeld dazu, die psychische und physische Grundausstattung, die finanziellen Möglichkeiten und vieles mehr – auch die Portion Glück zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Oder so gesagt: was nutzt dir die absolute Top-Begabung und der größte Übefleiß, wenn du dein Leben lang nicht von deiner Alm runterkommst ...
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Re: High Notes: Veranlagung oder doch erlernbar?
Ich denke auch, dass die anatomischen Unterschiede erst im absoluten Extrembereich zum tragen kommen. Denn soo riesig sind diese dann doch nicht. (Jeder hat Schneidezähne, eine Ober- und eine Unterlippe und die gleich-gruppierten Muskelgruppen drumherum).
Um einen Vergleich zu ziehen:
Beim 100m-Sprint hängt es an der Anatomie, ob man 11s oder 9,7s braucht, aber jeder gesunde Mensch sollte bei der richtigen Technik und Training in der Lage sein, 100m in 15s zu laufen(jetzt einmal hohes Alter ausgeklammert).
Übertragen auf die Trompete ist es dann die Frage, ab wann dieser Bereich, wo die Anatomie ein Rolle spielt, anfängt. Das hieße dann ja, dass man trotz extrem effizienten üben nicht über diesen Bereich hinaus kommt. Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, dass der wahrscheinlich irgendwo beim G3 liegt. Alles darunter wäre dann mit guter Technik bei jeder Anatomie zu erreichen.
Vielleicht liegt diese Grenze auch höher...
aber wenn man sagt, dass irgendwann die Anatomie der entscheidende Faktor wird, hieße dass ja, dass alle Trompeter, die ein C4 spielen können, extrem ähnliche Lippen/Zähne hätten. Das müsste man erstmal belegen...
Um einen Vergleich zu ziehen:
Beim 100m-Sprint hängt es an der Anatomie, ob man 11s oder 9,7s braucht, aber jeder gesunde Mensch sollte bei der richtigen Technik und Training in der Lage sein, 100m in 15s zu laufen(jetzt einmal hohes Alter ausgeklammert).
Übertragen auf die Trompete ist es dann die Frage, ab wann dieser Bereich, wo die Anatomie ein Rolle spielt, anfängt. Das hieße dann ja, dass man trotz extrem effizienten üben nicht über diesen Bereich hinaus kommt. Ich würde aus dem Bauch heraus sagen, dass der wahrscheinlich irgendwo beim G3 liegt. Alles darunter wäre dann mit guter Technik bei jeder Anatomie zu erreichen.
Vielleicht liegt diese Grenze auch höher...
aber wenn man sagt, dass irgendwann die Anatomie der entscheidende Faktor wird, hieße dass ja, dass alle Trompeter, die ein C4 spielen können, extrem ähnliche Lippen/Zähne hätten. Das müsste man erstmal belegen...
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Re: High Notes: Veranlagung oder doch erlernbar?
Ich würde sagen nicht unbedingt ähnliche, aber unter Umständen sehr verschiedene, aber besonders geeignete Merkmale! Und high Notes sind unter Umständen auch sehr unterschiedlich, nicht nur von der Tonhöhe her sondern eben bei gleicher Höhe auch in Klangfarbe, Lautstärke etc.! Bunte Trompeterwelt eben....Alextrumpet hat geschrieben: ↑Mittwoch 13. März 2024, 13:45
aber wenn man sagt, dass irgendwann die Anatomie der entscheidende Faktor wird, hieße dass ja, dass alle Trompeter, die ein C4 spielen können, extrem ähnliche Lippen/Zähne hätten. Das müsste man erstmal belegen...
Gruß
Karl
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Re: High Notes: Veranlagung oder doch erlernbar?
Besser kann man das m.E. nicht zusammenfassen.Singvögelchen hat geschrieben: ↑Dienstag 12. März 2024, 21:44
Es ist vom Ergebnis dasselbe, ob ich etwas schlichtweg nicht kann, mangels Voraussetzungen niemals können werde oder ob ich nicht weiß, wie es funktioniert und noch dazu erkenntnisresistent bin.
Die steile These, dass wirklich jeder irgendwann mühelos high-notes wird spielen können, wenn er/sie/es denn die wahre Technik erkannt hat, halte ich für vollständig abwegig. Jeder von uns ist individuell äußerst verschieden, rein anatomisch sowieso, aber auch beim Hören, Empfinden, Musikgeschmack, Klangfarbe usw. Schon deswegen muss jeder den Großteil der bläserischen Entwicklung aus seinem Inneren heraus verspüren. Der Lehrer kann nur ein paar Impulse geben und selbst die können beim nächsten Schüler schon wieder missverstanden werden. Es bleibt also die Summe aus Begabung und Fleiß. Mit Fleiß meine ich durchaus nicht das stumpfsinnige Lippe-kaputt-Üben, sondern eher das immerwiederkehrende intelligente Experimentieren an allen Stellschrauben, um echte Fortschritte zu erzielen.
Schönen Gruß vom Burt
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Re: High Notes: Veranlagung oder doch erlernbar?
Dass der Grund, warum von zwei körperlich gesunden Menschen der eine höher spielen kann, der andere nicht, daran liegen soll, dass die "anatomischen" Voraussetzungen verschieden sind, hat mir noch niemand überzeugend zeigen können. Ich meine, wer Atmen kann, Lippen und eine Zunge hat, besitzt jedenfalls die anatomischen Voraussetzungen dazu, über dem C3 zu spielen. Andere Faktoren spielen eine Rolle ja, aber anatonisch sehe ich nicht, wo hier Einschränkungen liegen sollen.
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
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Re: High Notes: Veranlagung oder doch erlernbar?
Ich glaube auch nicht, dass es unbedingt die anatomischen Voraussetzungen sind, sonder eher das "Zufällig-Dinge-Richtig-Machen" im Sinne einer besseren Koordination.
Da ich eingangs zitiert wurde: Ich glaube nicht, dass man es nicht lernen kann. Ich glaube allerdings, dass - rein empirisch beobachtet - "wenige" Leute wirklich gute High-Noter (für mich f3 aufwärts) wurden, die nicht von Anfang ihrer Karriere an schon eine Tendenz zu einem leichteren Spiel in der hohen Lage hatten.
Soll heißen: Lernen möglich - ja, Lernen besonders wahrscheinlich - nein.
Da ich eingangs zitiert wurde: Ich glaube nicht, dass man es nicht lernen kann. Ich glaube allerdings, dass - rein empirisch beobachtet - "wenige" Leute wirklich gute High-Noter (für mich f3 aufwärts) wurden, die nicht von Anfang ihrer Karriere an schon eine Tendenz zu einem leichteren Spiel in der hohen Lage hatten.
Soll heißen: Lernen möglich - ja, Lernen besonders wahrscheinlich - nein.
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