ich wollte mal eine neue Diskussion zum Thema High Notes starten und den Thread des User C-Becks, der mich dazu gebracht hat, nicht dafür zweckentfremden - wems interessiert, hier kann man den interessanten Thread nachlesen: viewtopic.php?f=3&t=10427&start=135
Das Posting des Users Sandu auf der vorletzten Seite hat mich nämlich zum Nachdenken gebracht:
In diesem Posting kann man rauslesen, was ich in meinem Umfeld und auch von vielen ambitionierten Trompetern höre: Höhe ist "nice to have" aber ich hab halt nicht die Veranlagung dazu und deswegen Mühe ich mich diesbezüglich nicht ab. Es gibt andere schöne Parameter, denen man sich zuwenden sollte/kann.Sandu hat geschrieben: ↑Mittwoch 12. Juli 2023, 22:03 Ich habe schon viel umgestellt und einige Parameter verbessert, aber die über Stunden abrufbare Range massiv zu erweitern, habe ich nicht geschafft.
Meine erste Umstellung im Jugendalter, die sehr massiv und radikal war (mit Lehrer) hat mich immerhin von g'' in Richtung f''' gebracht. Seitdem glaube ich leider verstärkt an "gute Veranlagung" .
Nichtsdestotrotz kann viele andere schöne Parameter optimieren .
Meine Fragen dazu an euch:
- Ist das ein Vorwand, damit man sich mit etwas, das man nicht kann, nicht auseinandersetzen muss?
- Glaubt ihr tatsächlich auch, das die "Veranlagung" für das Erreichen von High Notes ausschlaggebend ist und somit nicht oder kaum erlernbar ist?
- Haltet ihr das Können von "High Notes" für einen wichtigen Parameter, um sein Instrument gut beherrschen zu können?
- Wie sieht eure Erfahrungen / Leistungsstand und der Weg dahin aus hinsichtlich High Notes?
und last but not least:
- Wie sind euch "High Notes" in eurer Ausbildungszeit vermittelt worden bzw. wie vermittelt ihr sie, wenn ihr musikpädagogisch tätig seid?
Zunächst mal meine Meinung: Ich glaube nicht an "gute Veranlagung", nur eher an unterschiedlich gute/schlechte anatomische Voraussetzungen. Natürlich gibt es Leute, die von Beginn ihrer Trompetenkarriere viel intuitiv richtig machen und ihre Fähigkeiten im Laufe des Lebens ausbauen konnten. Aber das Trompetenspielen ist immer noch ein physikalischer Vorgang, was für mich heißt: Für alle gelten die gleichen naturwissenschaftlichen Gesetze, daher sollte es eigentlich für relativ viele Trompeter*Innen möglich sein, das Trompetenspiel und auch das Thema "High Notes" bei effizientem und sinnvollem Üben zu bewältigen (Anmerkung: warum das trotzdem offensichtlich nicht der Fall ist, könnte man hier auch erörtern). Natürlich gibt es unterschiedliche körperliche Vorausetzungen - z.B. "Schlauchbootlippen", Zahn(fehl)stellungen, Kiefer (Über- bzw. Unterbiss), Lungenfunktion usw. - welche alle beim Trompetenspielen eine Rolle spielen und welche natürlich auch "Hindernisse" aber auch für das leichtere erlernen des Trompetenspielen beitragen können.
Natürlich ist das Trompetenspiel weit mehr als nur Höhe. Dennoch stellt das Erlernen des Trompetenspiels im dreigestrichenen Bereich für mich eine wichtige und von mir aus auch fundamentale Komponente im Trompetenspiel dar. Warum? Weil dafür einfach viel Geschicklichkeit (gezielte, minimale Bewegungssteuerung) auch in Verbindung mit der Luftsteuerung (Luftgeschwindigkeit & nicht Luftmenge!) sowie auch ein gewisses Fundament an Muskelkraft notwendig ist - durch das Zusammenspiel diese erlernbaren Komponenten erleichtert man sich das Trompetenspielen insgesamt meiner Meinung nach einfach sehr, unabhängig vom Range.
Beim Thema Range spielt ja auch der eigene Anspruch/Zielsetzung sowie die angewandte Methodik eine Rolle. Auch der Lehrende hat großen Einfluss auf Erfolg/Misserfolg: Wenn man z.B. einen Lehrer erwischt, der selbst nicht "high noten" kann und nur seine eigene Herangehensweise an das Trompetenspielen kennt und versucht, diesen Schuh zwanghaft auf seine Schüler*Innen aufzuziehen, wird das auf Dauer in 9/10 Fällen kontraproduktiv für der/die Schüler*In sein. Ziel eines Lehrers sollte es ja immer sein, einen besseren Trompeter als man selbst es ist, zu entwickeln, nicht eine schlechtere Version von einem selbst. Natürlich geht das nicht mit jeder Schülerin bzw. jedem Schüler, aber es sollte schon das Grundsatzziel sein - oder sehe ich das falsch?
In meinen jungen Jahren (12 - 25) hatte ich zum großen Teil Lehrer in der (klassischen) Trompetenausbildung, welche den High Notes eher negativ gesinnt waren ("du brauchst kein F''') und es auch bis heute nicht können. Auch konnten diese mir keine Methodik-Ansätze vermitteln, die sich mit dem Thema befassten. Da ging es immer nur um Fingertechnik, Arban, Clarke, Stamp und weiß der Teufel noch was alles. Ob sich das mittlerweile geändert hat? Ich glaube es nicht. Natürlich nutzt es nichts, wenn jemand mit Gewalt & Armkraft versucht, ein C''' zu spielen. Die Limitierungen im Trompetenspiel, die eine fehlende Vermittlung des hohen Registers auslösen, wiegen aber meiner Meinung nach schwer.
Das wars vorerst von mir zum Diskussionsanstoß, nun bin ich auf eure Postings gespannt
MfG
Jamer