So isses! In wohl keiner Disziplin gibt es mehr Ungereimtheiten als beim Trompetenspiel. Sämtliche Empfehlungen greifen auf persönliche Erfahrungen zurück, die z.T. über Generationen hinweg weitergegeben wurden. Es gibt meines Wissens keinerlei Langzeitstudien mit Versuchs- und Kontrollgruppen, um die Wirksamkeit von bestimmten Übungen abzusichern. Uns bleibt also nur, in einen Lehrer und dessen Erfahrung mit Schülern zu vertrauen. Wenn hier einzelne Trompeter behaupten, dass ihnen Pedaltöne gut tun, mag das so stimmen. Daraus allgemeingültige Schlüsse abzuleiten ist nicht unbedingt richtig. Vielleicht wären die Pedalspieler mit anderen Übungen viel weiter gekommen? Vielleicht sind Pedaltonübungen nur in bestimmten Fällen anzuraten?Dobs hat geschrieben:So daneben liegt er nicht. Es soll tatsächlich Leute geben, daß Pedaltönen - wenn überhaupt - nur nützlich sind, um die Lippen zu entspannen, aber für den Ansatzaufbau vollkommen unnötig sind. Ob das nun stimmt, oder nicht, wer weiss das schon? In der Trompetenwelt darf jeder alles behaupten und dabei sogar so tun, als sei er Physiker, Mediziner und Orthopäde zugleich, sei es noch so abstrus und entgegen jede Naturgesetze.Gordon_D5 hat geschrieben:jupiter hat geschrieben:Pedaltöne trainieren eigentlich keine Lippenmuskulatur,sondern sie dienen einfach zum entspannen.Kurzzeitig wird die Lippe besser durchblutet=besseres Ansatzgefühl.
falsch... wir reden hier von Doppelpedaltönen a là Smiley. Damit liegst du mit deiner Aussage komplett daneben.
Ich für meinen Teil kann nur so viel sagen: aus einem Sammelsurium von Übungen muss man die richtige "Medizin" im Einzelfall finden. Für einen Großteil von Trompetern ohne nennenswerte Probleme genügen im Grunde die bekannten gängigen Übungen und Fleiß für Verbesserungen. Wer dann ansatztechnische Versuche unternehmen will, kann auch neue Pfade gehen (durch alternative Methoden wie BE, TCE, ...). Ich habe mich auf viele Pfade begeben und einige wieder verlassen, weil ich wirkungsvollere - auch in Zusammenarbeit mit Schülern - gefunden habe.
Pedaltöne gehören zu den wenigen Übungen, die ich nur in ganz seltenen Fällen empfehle (z.B. bei verkrampfter, enger, unflexibler Lippenstellung). Ansonsten bewegen sich meine Übe-Empfehlungen immer in den Spielbereichen, die man am meisten auf der Trompete abrufen muss. Der Großteil des Übens muss mit Dingen gestaltet werden, die nicht so weit vom eigentlichen Spiel entfernt sind. Was nützt ein tiefes Herumfurzen, wenn die Normallage zum Davonlaufen klingt?
Daneben gibt es natürlich noch ähnlich "therapeutische" Übungen wie Pedaltöne, deren Wirksamkeit bis heute leider keinem wissenschaftlichen Nachweis unterzogen wurde. Doch wenn es schon "seltsame" Übungen sein sollen, dann gibt es meiner Meinung/Erfahrung nach wirkungsvollere als Pedaltöne. Übungsempfehlungen sind Individualerfahrungen und -empfehlungen, die abhängig sind von der Denktradition. Auch ich mache dies und unterrichte je nach Bedarf Verschiedenes (wie z.B. sehr hohe Mundhöhlentöne zum Fokusieren der Lippen).
Manche Übungen fernab des normalen Spielens wirken gut, andere hingegen konnte ich im Laufe der Jahre als wenig gewinnbringend verzeichnen. Dazu zählen bis auf wenige Ausnahmen Pedaltöne (in Einzelfällen also mögen sie helfen, mit grundsätzlichen Empfehlungen wäre ich vorsichtig). Um die Lippenmuskeln oder den Luftfluss zu trainieren gibt es wirkungsvollere Möglichkeiten (z.B. à la Caruso, Clarke... oder Trockenübungen nach Burba wie Zungen- und Atemtraining). Da Befürworter von Doppelpedaltönen keine Alternativmöglichkeiten gleichzeitig verfolgt haben, kann man nicht sagen, was gewesen wäre wenn... Es fehlen eben die Vergleichsgruppen.
Ich würde mich jederzeit mit einer Trompetergruppe dem Versuch stellen, unter zeitlich gleichen Bedingungen zu unterrichten. Eine Gruppe mit, die andere ohne Pedaltöne. Ich wage zu behaupten, dass die Gruppe ohne Pedaltöne die festgelegte Zeit sinnvoller und gewinnbringender nutzen könnte. Doch das sind leider nur Spekulationswerte und meine bescheidenen Erfahrungen durch den Unterricht über mehrere Jahre. Denn auch ich lernte und unterrichtete Pedaltöne früher und musste die soeben spekulierte ernüchternde Erfahrung machen.
Was bleibt sind nur individuelle Eindrücke/Erfahrungen. Wem's hilft ... gerne.