Kontrolle über die Lippenöffnung

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Bixel
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Bixel »

checker hat geschrieben: Diese Methode schont zumindest davor den Ansatz grundlegend zu verändern. Sicher kann sich jetzt der Eine oder Andere darüber auslassen wie schrecklich doch ein Randwechsel ist.
Neenee, ist schon in Ordnung.
Siehe z.B. auch hier.

:wink:
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checker
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von checker »

Sag ich doch, funktioniert prächtig...
Bernhard
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Bernhard »

Um nochmals auf das Thema "Einrollen/Ausrollen" bzw. sichtbare Veränderungen zurückzukommen:

Je effizienter und kontrollierter der Ansatz arbeitet desto geringer sind die sichtbaren Bewegungen. Idealerweise ändert sich nur etwas innerhalb des Mundstückkessels, ausserhalb des Randes sollten m.E. möglichst wenig/keine sichtbaren Veränderungen der Lippenstellung erfolgen. Zumindest ist dieser Umstand bei fast allen mir bekannten (klassischen) Trompetern die über eine große Kontrolle und Sicherkeit verfügen feststellbar.

D.h. die Lippen als "Grundstellung" zwar mehr oder weniger eingerollt ("Null-Stellung", "Set-Point", "M-Stellung", ...), aber während des Spiels möglichst wenig äusserlich sichtbare Veränderungen des Ansatzes.

Eine andere Sache ist jedoch die Kieferöffnung. Diese sollte in der Tiefe (z.B. unter c1) auf jeden Fall größer werden!
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Bixel
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Bixel »

Bernhard hat geschrieben:Um nochmals auf das Thema "Einrollen/Ausrollen" bzw. sichtbare Veränderungen zurückzukommen:
Je effizienter und kontrollierter der Ansatz arbeitet desto geringer sind die sichtbaren Bewegungen. Idealerweise ändert sich nur etwas innerhalb des Mundstückkessels, ausserhalb des Randes sollten m.E. möglichst wenig/keine sichtbaren Veränderungen der Lippenstellung erfolgen. Zumindest ist dieser Umstand bei fast allen mir bekannten (klassischen) Trompetern die über eine große Kontrolle und Sicherkeit verfügen feststellbar.
D.h. die Lippen als "Grundstellung" zwar mehr oder weniger eingerollt ("Null-Stellung", "Set-Point", "M-Stellung", ...), aber während des Spiels möglichst wenig äusserlich sichtbare Veränderungen des Ansatzes.
Eine andere Sache ist jedoch die Kieferöffnung. Diese sollte in der Tiefe (z.B. unter c1) auf jeden Fall größer werden!
Das entspricht (einschließlich der Kieferöffnung) meinem Standpunkt.

Nachfrage an Hannes und Andere aber noch einmal zu meinem Verständnis:
BE-Praktizierende verändern tatsächlich während des Spielens (also nicht nur während des Übens) ihren Ansatz im Sinne eines "dynamischen Ein-/Ausrollens"?
"Dynamisch" meint tatsächlich "stufenlos" - und nicht ein (gestuftes) "high gear-low gear"-Konzept wie es Nick D. propagiert?

Gibt es (auf youtube oder sonstwo) Video-Material, das diese Vorgänge veranschaulicht (nach Möglichkeit keine "Gymnastik", sondern Musik)?

:o
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Sandkuchen »

Bixel hat geschrieben:BE-Praktizierende verändern tatsächlich während des Spielens (also nicht nur während des Übens) ihren Ansatz im Sinne eines "dynamischen Ein-/Ausrollens"?
Mein Verständnis von BE ist: übe (regelmäßig, aber jeweils "kurz") die Extremstellungen. Diese Übungen erlauben dann beim sonstigen Spielen eine unbewußte Ansatzveränderung.

Bei mir hat BE zum Einrollen geführt, wodurch mein Einsetzen massiv zurückgegangen ist. Das dürfte zur Folge haben, dass man von außen weniger Lippenbewegung sieht (habe aber weder vor noch während BE mir beim Spielen zugesehen). Wenn man das Ein- und Ausrollen nicht bewußt in das Spiel einbaut, dürfte es doch auch keinen Grund geben, dass man extreme Veränderungen des Ansatzes beim Spielen praktiziert. Anders ist das, wenn man die (aktuellen) Grenzen seinen Ansatzes konseqent überschreitet, also isoliert versucht extrem Hoch oder Tief zu spielen. Dann wird es ohne Extremstellung der Lippen wohl nicht gehen.
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Bixel
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Bixel »

Sandkuchen hat geschrieben: Mein Verständnis von BE ist: übe (regelmäßig, aber jeweils "kurz") die Extremstellungen. Diese Übungen erlauben dann beim sonstigen Spielen eine unbewußte Ansatzveränderung.
Bei mir hat BE zum Einrollen geführt, wodurch mein Einsetzen massiv zurückgegangen ist. Das dürfte zur Folge haben, dass man von außen weniger Lippenbewegung sieht (habe aber weder vor noch während BE mir beim Spielen zugesehen). Wenn man das Ein- und Ausrollen nicht bewußt in das Spiel einbaut, dürfte es doch auch keinen Grund geben, dass man extreme Veränderungen des Ansatzes beim Spielen praktiziert. Anders ist das, wenn man die (aktuellen) Grenzen seinen Ansatzes konseqent überschreitet, also isoliert versucht extrem Hoch oder Tief zu spielen. Dann wird es ohne Extremstellung der Lippen wohl nicht gehen.
Lese ich dich richtig dahin gehend, dass man einem Trompeter beim Spielen nicht ansieht, ob er sich intensiv mit BE beschäftigt hat oder nicht?
Kein "dynamisches Aus- und Einrollen"?

Dient demnach BE lediglich dem "systematischen Einkreisen" einer neuen Ansatz-Ausgangsposition ("Nullstellung", "Setpoint"), ausgehend von den beiden Extremstellungen?
Das hätte für meinen Geschmack zwar (wegen der unleugbaren immanenten Logik) einen gewissen methodischen Charme, erscheint mir aber als doch sehr mühsamer (Um-)Weg.
Warum nicht gleich einen den eigenen Wünschen entgegen kommenden neuen Setpoint anpeilen?

Die Regel bei mit sich unzufriedenen Trompetern ist nach meiner Beobachtung, dass es an Kontrolle über die Höhe und an Ausdauer fehlt.
Standard-"Therapie" ist hier nach meinem bisherigen Erfahrungs- und Wissensstand die grundsätzliche Verkleinerung der Lippenöffnung (sowie natürlich die Optimierung von Zunge und Atmung).
Ersteres erreicht man m.E. am effektivsten mittels Übens auf einem kleinen, flachen Mundstück (Mundstück-Buzzing über den gesamten Tonumfang zur Fokussierung des Ansatzes) und einer bewussten Orientierung auf einen Ton irgendwo zwischen c'' und g'' als der "goldenen Mitte" ("Nullstellung", "Setpoint").

Oder nicht?

:Hä:
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von yogi »

Bixel hat geschrieben:BE-Praktizierende verändern tatsächlich während des Spielens (also nicht nur während des Übens) ihren Ansatz im Sinne eines "dynamischen Ein-/Ausrollens"?
"Dynamisch" meint tatsächlich "stufenlos" - und nicht ein (gestuftes) "high gear-low gear"-Konzept wie es Nick D. propagiert?
ich dachte bei "dynamisch" nicht zwangsläufig an "stufenlos" - wahrscheinlich wird auch das gestufte Konzept leichter zu erlernen sein
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von hannes »

Bixel hat geschrieben:
Bernhard hat geschrieben:Um nochmals auf das Thema "Einrollen/Ausrollen" bzw. sichtbare Veränderungen zurückzukommen:
Je effizienter und kontrollierter der Ansatz arbeitet desto geringer sind die sichtbaren Bewegungen. Idealerweise ändert sich nur etwas innerhalb des Mundstückkessels, ausserhalb des Randes sollten m.E. möglichst wenig/keine sichtbaren Veränderungen der Lippenstellung erfolgen. Zumindest ist dieser Umstand bei fast allen mir bekannten (klassischen) Trompetern die über eine große Kontrolle und Sicherkeit verfügen feststellbar.
D.h. die Lippen als "Grundstellung" zwar mehr oder weniger eingerollt ("Null-Stellung", "Set-Point", "M-Stellung", ...), aber während des Spiels möglichst wenig äusserlich sichtbare Veränderungen des Ansatzes.
Eine andere Sache ist jedoch die Kieferöffnung. Diese sollte in der Tiefe (z.B. unter c1) auf jeden Fall größer werden!
Das entspricht (einschließlich der Kieferöffnung) meinem Standpunkt.

Nachfrage an Hannes und Andere aber noch einmal zu meinem Verständnis:
BE-Praktizierende verändern tatsächlich während des Spielens (also nicht nur während des Übens) ihren Ansatz im Sinne eines "dynamischen Ein-/Ausrollens"?
"Dynamisch" meint tatsächlich "stufenlos" - und nicht ein (gestuftes) "high gear-low gear"-Konzept wie es Nick D. propagiert?

Gibt es (auf youtube oder sonstwo) Video-Material, das diese Vorgänge veranschaulicht (nach Möglichkeit keine "Gymnastik", sondern Musik)?

:o
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Google einfach mal Bert Lochs oder suche ihn auf Youtube. Er ist bekennender BE-ler, ich nicht. In meinem Übeprogramm habe ich nur die Idee des extremen Einrollens als "Gymnastikübung" übernommen. Wie bei vielen solchen Extremübungen sieht man die Resultate beim Musizieren kaum bzw. gar nicht. Man spürt nur eine Erleichterung, die wahrscheinlich bei MIR nicht nur auf das Einrollen, sondern auch auf die Mithilfe bzw. das Aufgeben des Herunterziehens des Kinns zurückzuführen ist.

Hannes
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Sandkuchen »

Bixel hat geschrieben:Lese ich dich richtig dahin gehend, dass man einem Trompeter beim Spielen nicht ansieht, ob er sich intensiv mit BE beschäftigt hat oder nicht?
Kein "dynamisches Aus- und Einrollen"?
So ist mein Verständnis des Buches. Es ist eine Methode zur Entwicklung eines effizienten Ansatzes. Der "Körper" soll sich diesen Ansatz unbewusst suchen. Also wenn eine "stabile Maske" am effizientesten ist, sollte auch BE dahin führen. Ich verfüge aber nur über meine persönlichen Erfahrung mit den Übungen.

Das Konzept enthält neben den paar Übungen zum Aus- und Einrollen noch weitere Übungen zur Zunge und Atmung. Nach den Übeplänen soll der zeitliche Schwerpunkt bei musikalischen und technischen Übungen und nicht bei den im Buch beschriebenen Übungen liegen.
Bixel hat geschrieben:Dient demnach BE lediglich dem "systematischen Einkreisen" einer neuen Ansatz-Ausgangsposition ("Nullstellung", "Setpoint"), ausgehend von den beiden Extremstellungen?
Das hätte für meinen Geschmack zwar (wegen der unleugbaren immanenten Logik) einen gewissen methodischen Charme, erscheint mir aber als doch sehr mühsamer (Um-)Weg.
Warum nicht gleich einen den eigenen Wünschen entgegen kommenden neuen Setpoint anpeilen?
Es handelt sich zwar um ein "systematisches Einkreisen", doch besteht die Systematik nicht in einem Erkenntnisprozess.

Warum ist denn der BE-Weg ein Umweg? Wie lerne ich am einfachsten und schnellsten, die Lippe einzurollen? Woher weiß ich denn, welche Ansatzposition optimal ist?
Man kann ein g2 auch schrecklich ineffizient spielen, und das muss nicht unbedingt schlecht klingen.

Kommt es nur auf das Einrollen der Lippen an oder auch um die Aktivität der Muskeln um die Lippen? Nach meinem Eindruck führt BE bei mir auch zu einer Aktivierung der Muskulatur rund um die Lippen.

Das Üben des Einrollens nimmt bei mir derzeit weniger als fünf Minuten am Tag in Anspruch. Ausrollen übe ich derzeit nicht. Ich bin aber immer in Summe unter zwanzig Minuten am Tag für Ein- und Ausrollübung geblieben.
Bixel hat geschrieben:Die Regel bei mit sich unzufriedenen Trompetern ist nach meiner Beobachtung, dass es an Kontrolle über die Höhe und an Ausdauer fehlt.
Standard-"Therapie" ist hier nach meinem bisherigen Erfahrungs- und Wissensstand die grundsätzliche Verkleinerung der Lippenöffnung (sowie natürlich die Optimierung von Zunge und Atmung).
Ersteres erreicht man m.E. am effektivsten mittels Übens auf einem kleinen, flachen Mundstück (Mundstück-Buzzing über den gesamten Tonumfang zur Fokussierung des Ansatzes) und einer bewussten Orientierung auf einen Ton irgendwo zwischen c'' und g'' als der "goldenen Mitte" ("Nullstellung", "Setpoint").
Ob die Lippenöffnung wirklich verkleinert wird, weiß ich nicht. Ich habe das Gefühl (keine objektiv visuelle Erkenntnis), dass meine Lippen durch BE zwar enger zusammenkommen und die gesamte Muskulatur um das Lippenrot die Arbeit mitübernimmt. Aber bei hohen Tönen habe ich den Eindruck, dass die Lippen offener sind, die Luft besser fließt. Außerdem werden die Lippen nicht mehr so abgequetscht, dass diese zuschwellen. Interessanterweise habe ich aber häufig das Gefühl mehr Druck auf die Lippen auszuüben und ich sehe teilweise auch einen deutlichen (kurzfristigen) Abdruck auf den Lippen, den ich früher nicht hatte. Gleichwohl ist die Ausdauer extrem gestiegen und die „Regenerationszeit“ gesunken.

Wenn ich nur mit einem kleineren/flacheren Mundstück geübt hätte, wäre wahrscheinlich mein Einsetzen noch schlimmer geworden. Vor langer Zeit habe ich unter Lehreraufsicht Buzzing geübt. Einen zu BE vergleichbaren Ertrag hatte ich nicht. Auch die Beschäftigung mit dem Buzzing-Buch von Thompson vor ca. einem Jahr hatte subjektiv keinen Ertrag, vielleicht auch weil ich nach zwei Monaten schon wieder aufgehört habe.
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von hannes »

Sandkuchen spricht hier sehr wichtige Aspekte an! Es gibt Spieler, die "Umwege" brauchen, um überhaupt auf den richtigen Weg zu kommen. Den Setpoint - oder wie immer man es nennen will - korrekt bzw. effizient anzuspielen, macht nicht jeder Spieler durch Anweisung, durch Nachahmung oder intuitiv richtig (Kinder haben dabei die beste Chance!). Insbesondere erwachsene Spieler, die jahrelang sehr umständlich spielten oder auf tiefe Töne eingeschossen wurden, tun sich hierbei extrem schwer. Die Anweisung "Verändere deinen Setpoint auf g2 und/oder rolle ein" klappt meiner Erfahrung nach mit den meisten "Problemkandidaten" gar nicht. Sie spielen halt dann ein g2 nach ihrer lang erlernten Methode, was auch Verbesserungen bringen kann, aber lange nicht so wirksam ist, wie eine therapeutische Übung, durch die der Ansatz umzulernen gezwungen ist.

Daher wende ich eine Menge Übungen an, die weit entfernt sind vom normalen Ansatz bzw. auch ohne Instrument/nur mit Mundstück durchzuführen sind.
Das extreme Einrollen in der Art von BE mit nach oben gebündeltem Kinn machen am Anfang fast alle falsch bzw. nicht so stark, dass es schnell Wirkung zeigt. Korrekt ausgeführt stabilisiert sich die Lippentätigkeit bereits nach einigen Wochen und ein zunehmend korrekt eingerollterer Setpoint - den man natürlich nach wie vor in den höheren Lagen sucht - schleicht sich beim normalen Spiel in. Einige Monate genügen, damit der Schüler nachvollziehen und nachmachen kann, was mit dem Einrollen gemeint ist.
Kann ein Schüler intuitiv die Nullstellung imitieren, so mag man das RI als überflüssig betrachten. Aber selbst ich, der früher bereits automatisch etwas einrollte, profitiere durch solche Übungen. Mir brachte/bringt es noch mehr Kontrolle über die Zwischenlippenspannung und das Nachlassen der jahrzehntelangen antrainierten Kinnspannung. Erst dadurch (und mit der Veränderung der Zungenposition) konnte ich über meine früher als genetisch betrachtete Höhengrenze g3 gelangen.

Seit Jahren verfolge ich alle Tipps und Tricks zum Ansatz und muss feststellen, dass die zuweilen am meisten kritisierten Methoden MIR und nicht wenigen Schülern am meisten geholfen haben. Mit den herkömmlichen stereotypen Anweisungen sind meiner Meinung nach technische Grenzen vorprogrammiert (sofern man nicht das Glück hat, intuitiv auf den richtigen Weg zu gelangen). Oft wechseln solche Schüler unglücklich das Instrument oder machen wegen ihres ausbleibenden Erfolges - vorausgesetzt sie üben fleißig - genetische Ursachen für mangelnden Erfolg verantwortlich. Wenn Verbesserungen trotz Übens ausbleiben, bleibt oft nur noch ein anderer Weg (von "Umweg" mag ich gar nicht reden), um falsche Gewohnheiten zu verlernen bzw. neue zu erwerben. :cracy:

Hannes
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Bixel
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Bixel »

Sandkuchen hat geschrieben: Warum ist denn der BE-Weg ein Umweg?
Der Umweg besteht m.E. darin, dass zunächst extreme RI und RO eingeübt wird, was man aber gar nicht mehr benötigt, wenn der optimale Ansatz eines Tages (mittels BE) erst gefunden ist.
Sandkuchen hat geschrieben:Wie lerne ich am einfachsten und schnellsten, die Lippe einzurollen? Woher weiß ich denn, welche Ansatzposition optimal ist?
Man kann ein g2 auch schrecklich ineffizient spielen, und das muss nicht unbedingt schlecht klingen.
Meine Annahme ist, dass es für jeden Spieler theoretisch genau eine optimale Ansatzposition gibt (und natürlich unendlich viele Annäherungen an diese).
Bei Bereitstellung eines "gesunden" Luftdruckes (durch die Rumpfmuskulatur) und bei flach am Mundboden liegender Zunge und bei fixierten Mundwinkeln (tight corners) gibt es genau einen bestimmten Grad des Einrollens beider Lippen, bei dem ein g'' am müheärmsten wohlklingend zu erzeugen ist.
Exakt dieser Grad des Einrollens ist meine Nullstellung - weil ich "zufällig" das g'' als den meiner Nullstellung zugehörigen Ton willkürlich definiert habe.
Jemand anders wird vielleicht das e'' als seine Nullstellung wählen, weil er sich insgesamt vielleicht etwas weiter in die Mittellage der Trompete orientieren möchte - oder weil er von einer (bislang unbewussten) Nullstellung bei c'' herkommt und er e'' quasi als didaktische Zwischenstation benötigt.
Eine abrupte Verlagerung der Nullstellung um eine Quinte aufwärts (z.B. von c'' nach g'') wäre vermutlich ein bisschen zuviel des Guten.
Sandkuchen hat geschrieben:Kommt es nur auf das Einrollen der Lippen an oder auch um die Aktivität der Muskeln um die Lippen? Nach meinem Eindruck führt BE bei mir auch zu einer Aktivierung der Muskulatur rund um die Lippen.
Mir scheint es vor Allem wichtig zu sein, überhaupt die optimale Ansatzmaske zu finden und zu konditionieren. Das will ja offenbar auch BE.
Ist diese Maske erst gefunden, so führt deren konsequente Nutzung - bei mir jedenfalls - auch automatisch zur Weiterentwicklung der beanspruchten Muskulatur.
Sandkuchen hat geschrieben:Ob die Lippenöffnung wirklich verkleinert wird, weiß ich nicht. Ich habe das Gefühl (keine objektiv visuelle Erkenntnis), dass meine Lippen durch BE zwar enger zusammenkommen und die gesamte Muskulatur um das Lippenrot die Arbeit mitübernimmt. Aber bei hohen Tönen habe ich den Eindruck, dass die Lippen offener sind, die Luft besser fließt. Außerdem werden die Lippen nicht mehr so abgequetscht, dass diese zuschwellen. Interessanterweise habe ich aber häufig das Gefühl mehr Druck auf die Lippen auszuüben und ich sehe teilweise auch einen deutlichen (kurzfristigen) Abdruck auf den Lippen, den ich früher nicht hatte. Gleichwohl ist die Ausdauer extrem gestiegen und die „Regenerationszeit“ gesunken.
Deine Lippenöffnung muss (nach meinem physikalischen Verständnis) kleiner geworden sein.
Sonst kämest du in der Höhe nicht besser zurecht als zuvor.
Es sei denn, du spieltest jetzt gleichzeitig auch immer erheblich lauter als früher.
Sandkuchen hat geschrieben:Wenn ich nur mit einem kleineren/flacheren Mundstück geübt hätte, wäre wahrscheinlich mein Einsetzen noch schlimmer geworden. Vor langer Zeit habe ich unter Lehreraufsicht Buzzing geübt. Einen zu BE vergleichbaren Ertrag hatte ich nicht. Auch die Beschäftigung mit dem Buzzing-Buch von Thompson vor ca. einem Jahr hatte subjektiv keinen Ertrag, vielleicht auch weil ich nach zwei Monaten schon wieder aufgehört habe.
Ich kann mir schwerlich vorstellen, mit einem einsetzenden Ansatz auf einem kleinen flachen Mundstück in der dreigestrichenen Oktave buzzen zu können.
Geht das überhaupt? Das müsste doch sofort zum bottom out-Phänomen führen?
Ich persönlich muss das Gegenteil von Einsetzen (nämlich ein Einrollen der Lippen) tun, um beim Buzzen laut und sonor in die dreigestrichene Oktave gelangen zu können - eine "gesunde" bläserische (Aus-)Atmung immer vorausgesetzt!
Insoweit ist auch dieses Konzept am Ende ein intuitives: Die Orientierung am gewünschten (Klang-)Ergebnis sorgt (mittels try and error) für die unbewusste Feineinstellung.

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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von hannes »

Da ich in den meisten Fällen gegen das RO bin, sehe ich das RI nicht als Umweg, sondern um eine Möglichkeit, die optimale Maske zu entwickeln. Extremes Ausrollen wirkt meiner Meinung nach eher als Kontrollmöglichkeit, ob man seine Flexibilität erreicht hat. Ich habe auch nicht verstanden, warum ich mir in einer Übestunde einen ausgerollten Ansatz antrainieren soll, wenn ich einen eingerollteren anstrebe.
Daher muss man auch bei BE genau überlegen, welche Übungen anzuraten sind. Wer natürlich mit extrem zugekniffenen Lippen spielt (was aber nach meiner Erfahrung nur auf einen verschwindend kleinen Prozentsatz zutrifft), dem mag RO helfen.

Alle andere profitieren mehr von einem eingerollteren Ausgangspunkt, den man mit RI sehr gut anpeilen kann. Das BE-Konzept entspricht auch nicht ganz dem Modell von Bixel. BE ist gegen zu gespannte Mundwinkel, gegen ein nach unten Spannen des Kinns und für eine Spannung, die sich auf das Lippenzentrum konzentriert und weniger von den Mundwinkeln gestützt wird.

Daher würden Bixels Anweisungen grundsätzlich gegen das BE-Konzept sprechen und sind nicht vergleichbar. Wem welcher Tipp hilft, muss empirisch erprobt werden. Mir halfen die Tipps mit den gespannten Mundwinkeln ... weniger als konkrete Übungen wie das RI, wie Burbas Trockenübungen zur Zunge/Ausatmung, wie Carmichaels DVD zum Einsatz der Zunge und des Kinnmuskels, wie ... (gewiss habe ich noch einige Quellen vergessen).

Zum Glück gibt es eine große Auswahl an Übungen und Tipps. :huepf:
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Sebbel »

Bixel hat geschrieben:Gibt es (auf youtube oder sonstwo) Video-Material, das diese Vorgänge veranschaulicht (nach Möglichkeit keine "Gymnastik", sondern Musik)?
http://www.youtube.com/watch?v=O7HBG47I ... re=related , hier kann man das denke ich ganz gut sehen.
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von Bixel »

Sebbel hat geschrieben:http://www.youtube.com/watch?v=O7HBG47I ... re=related , hier kann man das denke ich ganz gut sehen.
Was genau kann man hier deiner Ansicht nach sehen?
Ich sehe vielleicht nur, was ich sehen will (ein verbreitetes Phänomen), aber "dynamisches Ein-/Ausrollen" meine ich hier nicht sehen zu können.
Der Bengel rollt allerdings ganz ordentlich ein.

Gilt Ruben Simeo als BE-ler?

:Hä:
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Re: Kontrolle über die Lippenöffnung

Beitrag von hannes »

Bixel hat geschrieben:
Sebbel hat geschrieben:http://www.youtube.com/watch?v=O7HBG47I ... re=related , hier kann man das denke ich ganz gut sehen.
Was genau kann man hier deiner Ansicht nach sehen?
Ich sehe vielleicht nur, was ich sehen will (ein verbreitetes Phänomen), aber "dynamisches Ein-/Ausrollen" meine ich hier nicht sehen zu können.
Der Bengel rollt allerdings ganz ordentlich ein.

Gilt Ruben Simeo als BE-ler?

:Hä:
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Gewiss nicht! Ich würde ihn als einen der wenigen Glücklichen sehen, der im frühesten Alter durch seine Familie gefördert wurde und bei dem intuitiv seht viel funktionierte.
Da sein Ansatz nicht gerade nach Farkas-Idealen aussieht sondern eher in Richtung BE tendiert, könnte man solche Schlüsse voreilig ziehen. Ich bin mir aber sicher, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Vielleicht hat sich diese Spielweise bei Maurice André abgeguckt? Jedenfalls sieht es sehr ähnlich aus. :Hä:

Hannes
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