Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Hier geht`s um die klassischen Stücke,Märsche,Techniken etc.

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ElwoodB
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Beitrag von ElwoodB »

Hi!

Ich finde auch, dass man sowas ruhig etwas sagen wir mal "rubato" spielen kann.

Ich kenn die Figur auch aus der Marschmusik. Vor allem kommt das cool, wenn der 1.Trompeter den Rest der Kapelle in der Hand hat bei so ner Stelle. Mein lieblings Beispiel ist der Hoch- und Deutschmeister Marsch. Der Übergang zum Trio ist quasi die lenge Version dieses Signals und komplett Solo für Trompete 1. Wenn man da ein rit. einbaut und der Rest mitmacht ist das ein mega Effekt.

Soul long
Traue keinem, der sein Instrument in den Mund nehmen muss um darauf zu spielen...
panoma
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Beitrag von panoma »

peinlich und lustig zu gleich ist es allerdings, wenn man den Einwurf total versaut ;-)
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ElwoodB
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Beitrag von ElwoodB »

jo :D
Traue keinem, der sein Instrument in den Mund nehmen muss um darauf zu spielen...
Hassel
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Re: Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von Hassel »

Wie macht ihr das eigentlich mit den Signalen? Übt ihr die besonders? Ich habe Probleme, manchmal die Töne sauber zu treffen. Wenn ich mir die Marta-Polka anschaue und man von C3 aufs E2 muss, funktioniert das bei mir so gut wie nie, den verhau ich immer. Von C2 aufs E2 ist natürlich kein Problem.

Wenn wir grad dabei sind. Neulich sagte mir ein Trompeter, dass die Luft immer fließen muss - klar, geht sonst auch nicht. Beim Stoß aber auch, und wenn ich Staccato stoße, hab ich doch immer eine Unterbrechung und keinen durchgehenden Luftfluss?!?!

Und da wären wir beim nächsten Problem. Nachschlag...Wenn ich Nachschlag spiele, hab ich viel zu viel Luft. Atmet ihr da zwischendrin aus? Bzw. Atmet ihr nach jeder Note (also auch entspannen?) oder spielt ihr das, als ob es eine gebundene Phrase ist durch, bis ihr Luft holen müsst? Weil dann hätte ich wieder das "Problem", dass die Luft nicht durchgehend fließt, sondern unterbrochen wird.

Hoffe, einer von euch hat das mal "richtig" gelernt, bzw. kann das gut und weiß wie man es macht ;)

Vielen Dank
Gruß Marc
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orlando_furioso
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Re: Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von orlando_furioso »

Ich versuche mal eine Erklärung (ich hoffe sie hilft dir):

Die Basis des Trompetespiels ist IMMER die Bindung. Wir spielen einen Ton, nehmen Veränderungen am Resonanzraum (Zungengrund geht hoch oder runter) und an der Ventilstellung des Instrumentes vor und "schubsen" den Ton gleichzeitig mit einem Zwerchfellimpuls in den neuen Ton hinein (nach oben) der lassen ihn durch eine Zwerchfellentlastung einfach fallen (nach unten).

Man kann sich das bildlich vorstellen wie ein Geiger, der den Geigenbogen über die Seiten schiebt und dabei von einem Ton zum anderen wechselt, ohne den Strich zu verändern. Unser Ausatemzug entspricht dabei dem Bogenstrich.

Deshalb ist Binden das A&O. Dazu gibt es die unterschiedlichsten Philosophien. Ich bevorzuge die Bindungen über Naturtöne. Also du bleibst in der Ventilposition und bindest Töne (langsam!) nach oben und nach unten. Dabei fängt man am besten ganz unten an (Griffposition: 1/3 - tiefes G / klingend F) und spielt eine kleine Melodie bzw. Phrase.

Ich schreibe mal ein Beispiel in den Naturtonlagen: 1-2-1-2-3-2-1...... und aushalten bis alle Luft raus ist. (Naturtonexperten weggehört! Es geht hier ums Prinzip!). Du kannst dir natürlich beliebige "Phrasen" ausdenken. Man sollte allerdings zwei Regeln beachten:
1. Die Phrase soll so lang sein, das du sie mit einem Ausatemzug spielen kannst
2. Der Endton sollte nicht über dem Anfangston liegen (darunter ist okay)
Nun wechselst du in die nächste Ventilposition (einen Halbton höher) - also 2/3, dann 1/2, 1, 2, 0. Die Ventilposition 1/2/3 lasse ich persönlich aus, weil es in der Praxis nur 2 Töne gibt die man damit spielt: das tiefe Fis und dann Cis, wobei ich in 40 Jahren Musik noch kein Stück gesehen habe, wo man das tiefe Fis spielen musste ...

Okay, soweit zum Binden der Töne.

Der Zungenstoß ist nun nicht mehr als eine "Verzierung der Bindung". In dem Moment, in dem die "Einstellungen" für den neuen Ton abgeschlossen sind verschließe ich mit der Zungenspitze für einen Bruchteil einer Sekunde dem Luftkanal. Die Ausatemluft staut sich und mit einem schlagartigen Zurückziehen der Zungenspitze gebe ich - quasi explosionsartig - die Luft frei. Dabei ist es durchaus relevant wo meine Zungenspitze den Luftkanal verschließt. Oben im Gaumen (ergibt ein weiches DA), zwischen den Zahnreihen (ergibt ein hartes TA) oder irgendwo dazwischen. Wenn ich den Zungenstoß mit dem Zwerchfellschub (s.o.) koordiniere bekomme ich genau den bei Signalen erwünschten "Knalleffekt".

Dazu auch zwei kleine Übungen:

1. Tief einatmen und Ta-Ta-Ta-Ta-Taaaaaaaaa auf dem Luftstrom spielen. Der Ton wird lediglich mit der Zunge gestoßen, der Luftstrom NICHT unterbrochen. Du kannst das auch als Trockenübung ohne Trompete oder auf dem Mundstück machen. Du kannst auch nur Luft ins Instrument pusten. Wenn es nicht auf Anhieb klappt denk an das Tu-Tu-Tuuuuuuuut einer Dampflok ...

2. Genau dasselbe, nur machst du diesmal NUR mit dem Zwerchfell Hu-Hu-Hu-Hu-Huuuuuuuuu. Auch hier bleibt der Luftstrom erhalten, du gibst nur mit dem Zwerchfell einen Impuls in den Luftstrom hinein.

Wenn du die Bindung und den Zungen-/Zwerchfellstoß kannst versuche beides zu vereinen. Spiele z.B.: (Naturtonlagen) 1-2-1-2-1..... erst nur gebunden, dann mit Zwerchfellstoß und dann mit Zungenstoß (das Zwerchfell arbeitet dann automatisch mit).

Nun zu deiner Frage mit dem Nachschlag:

Nachschlag zu spielen ist eine hohe Kunst, die leider viel zu wenig gewürdigt wird. Das Problem ist, das zwei "Grundgesetze" des Trompetespielens hier gegeneinander stehen:

Das erste Gesetz heißt: "Wir spielen keine Töne, sondern Phrasen".
Das zweite Gesetz heißt: " Lass nie stehenden Luftdruck in deinem Körper".

Beim Nachschlag müssen wir aber ganz schnell und in großer Regelmäßigkeit zwischen Spielen und nicht-Spielen wechseln. Was machen wir in der Zeit des nicht-spielens? Weiterpusten oder Luft anhalten? Egal was wir machen, wir verstoßen gegen eines der ehernen Grundgesetze.

Ich glaube, man kann hier keine goldene Regel für jeden Fall aufstellen. Man muss von Stück zu Stück sehen wie man es am besten macht. Ein Beispiel: bei einem normalen Walzer spiele ich hi-Ta-Ta, wobei ich auf Schlag 1 ein bisschen einatme (gerade soviel, das es für die beiden Töne reicht) und die Schläge 2 und 3 spiele ich als Phrase. Das geht bei einem normalen Walzer, spätestens bei Strauss klappe es nicht mehr, wenn die Nachschläge alle Nase lang wechseln. Es hilft nix: Nachschlag muss man üben - die Töne zu treffen ist nicht die Kunst, aber die Einteilung der Luft! Versuche es mit verschiedenen Einatem-Rhythmen und was dir am bequemsten ist, das mach.

Was bin ich froh, das ich idR die 1. Stimme spiele :D

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carsten37
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Re: Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von carsten37 »

:gut:

Solche Beiträge und Hilfestellungen wünsche ich mir öfter für ratsuchende TF-User.

Schöne Grüße aus Nordhessen :)

Carsten
Hassel
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Re: Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von Hassel »

Hallo,

vielen Dank für deinen Beitrag.
Jetzt stellt sich die Frage, wie spielen ich Staccato? Kurze Töne mit viel "Pause" dazwischen unterbricht doch den Luftstrom. z.B. Staccato Achtel im 60er Tempo?

Außerdem wackelt bei mir das halbe Gesicht beim Stoß, was auch nicht sein darf. Mit welchen Übungen bekomm ich das hin?

Grüße Marc
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orlando_furioso
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Re: Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von orlando_furioso »

Hassel hat geschrieben:Jetzt stellt sich die Frage, wie spielen ich Staccato? Kurze Töne mit viel "Pause" dazwischen unterbricht doch den Luftstrom. z.B. Staccato Achtel im 60er Tempo?
Tja, wie schon geschrieben, das musst du von Stück zu Stück sehen. Manchmal kann man in der kurzen Pause einatmen, manchmal muss man den Luftstrom unterbrechen und den Druck aufrecht erhalten, manchmal beendet man die Phrase in der Pause und setzt bei den gespielten Tönen neu ein. Nimm dir das Stück das du spielen musst und probiere verschiedene Varianten aus - am besten spielst du das ganze Stück durch, damit du merkst mit welcher Technik du auch die "lange Strecke" gehen kannst ...
Hassel hat geschrieben:Außerdem wackelt bei mir das halbe Gesicht beim Stoß, was auch nicht sein darf. Mit welchen Übungen bekomm ich das hin?
Genau so:
orlando_furioso hat geschrieben:1. Tief einatmen und Ta-Ta-Ta-Ta-Taaaaaaaaa auf dem Luftstrom spielen. Der Ton wird lediglich mit der Zunge gestoßen, der Luftstrom NICHT unterbrochen. Du kannst das auch als Trockenübung ohne Trompete oder auf dem Mundstück machen. Du kannst auch nur Luft ins Instrument pusten. Wenn es nicht auf Anhieb klappt denk an das Tu-Tu-Tuuuuuuuut einer Dampflok ...

2. Genau dasselbe, nur machst du diesmal NUR mit dem Zwerchfell Hu-Hu-Hu-Hu-Huuuuuuuuu. Auch hier bleibt der Luftstrom erhalten, du gibst nur mit dem Zwerchfell einen Impuls in den Luftstrom hinein.
Achte darauf , das nur die Zunge bzw. das Zwerchfell arbeitet, ansonsten sollte die "Ansatzmaske" stabil bleiben. Das geht am besten vor einem Spiegel.
Ansonsten sieht mir das sehr danach aus, das du einen Lehrer benötigst, der dir das zeigt. Falls du keinen hast frag mal hier im Forum nach. Oder schreib mir ne PN - ich habe auch schon Unterricht über Skype-Video mit meinen Schülern gemacht. Für solche Grundsätzlichen Fragen geht das sehr gut.
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jupiter
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Signale mit Flügelhorn?

Beitrag von jupiter »

Was haltet ihr davon, die Signale und Überstimmen aus der Obligatstimme mit dem Flügelhorn zu blasen? Vom Sound her finde ich das nämlich klasse, wie die Jungs hier (wobei ihr Flügelhornsound sowieso bombe ist):

https://www.youtube.com/watch?v=bReamzvduCs
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orlando_furioso
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Re: Signale mit Flügelhorn?

Beitrag von orlando_furioso »

jupiter hat geschrieben:Was haltet ihr davon, die Signale und Überstimmen aus der Obligatstimme mit dem Flügelhorn zu blasen?
Willste ne ehrliche Antwort?
Ich finde das Käse!
mAn hat ein Flügelhorn über dem g2 nix zu suchen. Die rumsignalisiererei ist eine Domäne der Trompete. Ganz besonders schlimm: wenn der 1. Flügelhornist noch die Oktave der Trompete beim letzten Ton mit der Terz oder Quinte überbrezelt. Das ist wirklich nur noch "suck your own cock" des 1. Flügelhornisten.
Versteh mich nicht falsch: Ich liebe das Flügelhorn, aber es hat eine andere Aufgabe als eine Trompete. Wenn eine Band eine solche Besonderheit zu ihrem Markenzeichen macht soll's mir recht sein (siehe Beispiel Glen Miller) aber i.A. meine ich: Schuster bleib bei deinen Leisten.
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Re: Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von jupiter »

Die Jungs von Tidirium blasen ja auch nicht dauernd über dem c³ rum. Aber ab und zu ein schönes Siganl mit dem Flügelhorn kommt schon gut, finde ich.
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carsten37
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Re: Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von carsten37 »

jupiter hat geschrieben:Was haltet ihr davon, die Signale und Überstimmen aus der Obligatstimme mit dem Flügelhorn zu blasen?
Ich halte davon nichts.
Der Komponist des Musikstückes hat sich schon irgend etwas dabei gedacht, die Signale/Einwürfe der Trompete zu überlassen. Diese sollten teilweise hart und spitz klingen, was mit einem Flügelhorn nicht möglich ist.
Das Flügelhorn ist etwas für die weiche und melodische Stimme.
Im Gegenzug klingt die Flügelhornstimme mit der Trompete gespielt im Gesamtspiel der Kapelle auch beschi.... .

Schöne Grüße aus Nordhessen :)

Carsten
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