Thema ueber Cherokee

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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Tobias
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Thema ueber Cherokee

Beitrag von Tobias »

Hallo,

von James Morrisons CD "European Sessions" die Nummer "Zog''s Jog", ein head ueber die changes von Cherokee.

Bild
Bild

mp3: http://www.zshare.net/audio/8925319efa0265/

pdf: http://www.zshare.net/download/8925437f623ffa/

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Tobias

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buddy
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Re: Thema ueber Cherokee

Beitrag von buddy »

Gratuliere Tobias!
Du bist defintiv im Transkriptions-Olymp angekommen.
Hättest Du vielleicht gelegentlich Zeit und Muse, deinen ganz persönlichen Leitfaden für Transkriptions-Anfänger zu schreiben? Ich meine solche Dinge wie: mit welchen Stücken fängt man am geschicktesten an, worauf sollte man dabei achten, mit welchen Strategien bzw. Schritten geht man vor...
lead m-v
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Re: Thema ueber Cherokee

Beitrag von lead m-v »

das wärs doch mal........
können wahrscheinlich alle viel von tobias lernen
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Tobias
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Re: Thema ueber Cherokee

Beitrag von Tobias »

Also gut, hier meine persoenlichen Erfahrungen mit dem Raushoeren:

Bevor man anfangen sollte, ein Solo rauszuhoeren, erscheint es mir sinnvoll, erstmal sein Ohr langsam an so etwas zu gewoehnen.

Versucht zunaechst mal einfache Melodien nur mit Hilfe eures Ohres zu spielen. Kinderlieder, Melodien aus dem Radio, Jingles aus der Werbung, was auch immer. Wenn ihr die Melodie draufhabt, einfach auf einem anderen Ton anfangen und zu Ende spielen.
Es verbluefft mich immer wieder, wenn Leute hier im Forum nach Noten fuer die Sesamstraße oder Pippi Langstrumpf fragen und gar nicht auf die Idee kommen, es selbst durch Nachspielen rauszukriegen.

Falls ihr in eurem Umfeld jemanden kennt, der auch Improvisieren lernen will, egal, welches Instrument er spielt, bietet sich folgende Uebung an:
Einer faengt an und spielt dem anderen eine kurze Phrasen vor. Dieser singt die Phrase zuerst solange nach, bis er sie fehlerfrei singen kann. Der Vorspieler muss die Phrase so oft wiederholen, wie es der Zuhoerer verlangt. Dadurch ist klar, dass man nur Phrasen vorspielen kann, die man selbst kapiert und verinnerlicht hat, sonst wird man schon beim ersten Wiederholen scheitern.
Kann man die Phrase fehlerfrei singen und wirklich erst dann, spielt man sie auf seinem Instrument nach. Hat man die Phrase geknackt, spielt man selbst eine Phrase vor.

Beginnt man mit dem Raushoeren, muss es auch nicht direkt ein Solo sein, es tut am Anfang auch ein Thema einer Nummer, die ihr nicht kennt und die euch gefaellt. Fuer ganz wichtig halte ich es, am Anfang die Ziele nicht zu hoch zu stecken und sich zunaechst nur an Sachen ranzuwagen, die man auch bewaltigen kann. Sonst ist man sehr schnell entmutigt und gibt auf.

Wer damit beginnt, muss sich im Klaren darueber sein, dass Transkribieren am Anfang sehr viel Zeit kostet und muehsam ist. Niemand hat behauptet, dass es einfach ist. Aber wenn man dranbleibt, profitiert man davon immens:
Man trainiert sein Ohr, meiner Meinung nach das wichtigste Werkzeug ueberhaupt beim Improvisieren, und man lernt Vokabular fuer die Sprache Jazz.

Es gibt Vertreter, die dafuer plaedieren, Solos ausschliesslich durch Hoeren auswendig lernen, ohne diese aufzuschreiben.
Ich schreibe die Sachen immer auf und archiviere sie.

Will man sich an Solos von Chefs ranwagen, dann bieten sich Musiker und Stuecke an, die vom Tempo, Range und harmonischer Komplexitaet in dem Bereich liegen, den man selbst bewaeltigen kann.
Ich habe schon oft gelesen, dass Leute mit dem Miles-Solo ueber "So What" begonnen haben.
Mein erstes Solo war "Well You Needn't" von Chet mit der NDR Bigband von der Scheibe "The last Concert". Auf dieser Scheibe sind uebrigens fast alle von Chets Solos sehr gut zum raushoeren geeignet.
Ich habe am Anfang sehr viel von Chet rausgehoert, auch Ack, Miles , spaeter Claudio Roditi, Blue Mitchell, Lee Morgan, Till Broenner, ...

Zur konkreten Vorgehensweise:
Ich habe anfangs nur mit CD-Player und Trompete gearbeitet. Mein altes Geraet hatte eine Funktion namens "AB-Repeat". Damit konnte ich Schleifen ueber Phrasen legen und diese immer wieder anhoeren. Seit laengerem nutze ich dazu den Computer. Mit irgendeinem Wave-Editor (beispielsweise audacity) kann man sich auch "Schleifen" legen, um Phrasen immer wieder zu wiederholen. Auch sehr nuetzlich ist in diesem Zusammenhang das Programm "Transcribe", das es zusaetzlich erlaubt, das Tempo zu verlangsamen, ohne dass sich die Tonhoehe aendert. Es kann sein dass es fuer audacity auch solch ein plugin gibt, da bin ich aber nicht sicher.
Man sollte aber als erstes ein Solo nehmen, das nur so schnell ist, dass das eigene Ohr in Echtzeit hinterherkommt.

Ich zerlege das Solo immer musiklaisch sinnvoll, d.h. in nicht zu lange Phrasen, die ich als ganzes bewaltigen kann.

Diese Phrasen hoere ich mir solange an, bis ich sie nachsingen kann, erst dann nehme ich mein Horn, spiele sie und schreibe sie auf.

Und ganz wichtig: Nicht zu schnell aufgeben. Beissen! Durchhalten!

Mit besonderen Tricks kann ich leider nicht dienen. Nur folgendes: Uebung macht den Meister. Je mehr man raushoert, desto schneller und besser wird man. Fuer mein erstes Solo habe ich einen ganzen Nachmittag gebraucht, heute ginge das in ca. einer Stunde.

Ich wiederhole mich gerne: Das Ohr ist fuer einen Jazzer das allerwichtigste!

Ich bin ernsthaft der Meinung, dass jemand, der improvisieren lernen will, erstmal sein Ohr so weit trainieren sollte, dass er Kinder- oder Volkslieder nur nach Ohr, unabhaengig von der Tonart, spielen koennen sollte, bevor er anfaengt, Skalen oder Theorie zu lernen.

Jeff Helgesen stellt auf seiner Seite nicht nur sehr viele Transkriptionen zur Verfuegung, er hat auch eine Artikel mit Tipps verfasst: http://www.shout.net/~jmh/articles/transcribe.html

Auf trumpetherald wurde das Thema Transkriptionen auch schon des oefteren diskutiert. Einfach die Suchfunktion benutzen.

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Tobias

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Re: Thema ueber Cherokee

Beitrag von buddy »

Vielen Dank für den Beitrag :gut: :gut: :gut:
lead m-v
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Re: Thema ueber Cherokee

Beitrag von lead m-v »

also heists doch weiterüben.-

aber ein gaaaaaaanz großes dankeschön :huepf:
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Stibie
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Re: Thema ueber Cherokee

Beitrag von Stibie »

...wir sollten eine kleine FAQ erstellen....dieser Beiträg wär auf jeden Fall dabei!
Beste Grüße!
unam
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Re: Thema ueber Cherokee

Beitrag von unam »

Absolut d'accor.
Eine kleine Anmerkung noch zu Folgendem:
Falls ihr in eurem Umfeld jemanden kennt, der auch Improvisieren lernen will, egal, welches Instrument er spielt, bietet sich folgende Uebung an:
Einer faengt an und spielt dem anderen eine kurze Phrasen vor. Dieser singt die Phrase zuerst solange nach, bis er sie fehlerfrei singen kann. Der Vorspieler muss die Phrase so oft wiederholen, wie es der Zuhoerer verlangt. Dadurch ist klar, dass man nur Phrasen vorspielen kann, die man selbst kapiert und verinnerlicht hat, sonst wird man schon beim ersten Wiederholen scheitern.
Kann man die Phrase fehlerfrei singen und wirklich erst dann, spielt man sie auf seinem Instrument nach. Hat man die Phrase geknackt, spielt man selbst eine Phrase vor.
Das ist eine gute Methode. Sie ist anfangs auch sehr mühsam, aber lohnt sich. Der Unterricht bei Ack lief z.B. so ab, aber nicht nur mit Phrasen, sondern mit allem. Er bestand darauf bei jeder Tonleiter, jedem Akkord: singen, singen + greifen, spielen.
Das Problem ist ja hier, dass ich nicht alles, was ich fehlerfrei nachsingen kann auch auf der Trompete spielen kann.
Anfangs bleibt mir dann wohl nichts anderes übrig, als genau das zu machen, was ich beim Transkribieren mache, nämlich das Tonmaterial zu checken.
Lasse ich diesen Schritt weg und nehme direkt das Horn, werde ich bei den ersten paar Versuchen scheitern und erst nach ein bisschen rumprobieren die Phrase spielen können. Die Probleme liegen auf der Hand: Die Phrase wird in meinem Ohr instabil, weil immer mal ein falscher Ton dazwischen kommt und bei jedem mal Vergreifen lerne ich quasi einen Fehler mit.
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