Improvisation für Dummies (AuD)

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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buddy
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Re: Improvisation für Dummies (AuD)

Beitrag von buddy »

Könntest Du beschreiben, wie Du konkret mit dem Bestpractice-Programm und den Approaching The Standards-Bänden arbeitest?
Jazz-Trumpet
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Re: Improvisation für Dummies (AuD)

Beitrag von Jazz-Trumpet »

Klar, ich wähle mal Bye Bye Blackbird als Beispiel:

1) Cd reinwerfen und anhören, dann langsam drehen um auch schwierigere Phrasen zu meistern und wieder mit Tröt (Melodiestimme) spielen bis das Thema auswendig sitzt.
2) Danach das gleiche in gebremster Geschwindigkeit durch alle Tonarten (man kann in Halbtonschritten die Tonhöhe ändern)

3) Nun den 1. Chorus ggf. langsamer üben bis er sitzt, teilweise muss man auch oktavieren, da er vom Sax gespielt wird.

4) Dann hab ich gesondert die 2 nächsten Chorusse transkripiert (hab vorher den jeweiligen Chorus ausgeschnitten um nicht das komplette Stück nochmal hören zu müssen - also ausschneiden und speichern).

5) Hier angekommen nehme ich die Licks (wenn sie mir gefallen, was nicht bei allen Stücken der Fall ist) und transportiere sie durch das gesamte Stück (ggf. ausschreiben und anpassen).

6) die Changes analysieren und passende Alternativen suchen (siehe z.B. Sikora: Skalen für Sekundärdominanten - übrigens eins der genutzten Lehrwerke an den meisten Hochschulen - Bsp: HM5 statt Alteriert oder auch mal Ganztonskala oder HT-GT) und die jeweiligen Skalen als Aps üben in allen Umkehrungen (zu jeder Skala gibts nen passenden Akkord und umgekehrt) je mit verschiedenen Approaches, z.B. Chromatisch von Unten, leitereigen von Oben. Oder die Skalen in "Digit-Patterns" (1-2-3-4-5-3-2-1) üben.

7) Chamäleonspiel: Rhythmus Pattern aufschreiben - z.B. eintaktiges Pattern: 8tel 8tel 888(Triole) 8tel 8tl 4tel(Pause)
1 2 3 4
- 2 taktiges Pattern: 4x8tel 4tel(punktiert) 8tel / 3x8tel 8el(übergebunden) 8el(angebunden) 8el 8el 8el(Pause)
1 2 3 4 und 1 2 und 3 und 4 und

und dann muss man jedes Pattern wie ein Chamäleon an den Akkord anpassen (wie ein Chamäleon an den Untergrund) und auf schwere Zählzeiten akkordeigene Töne verwenden.


Wenn ich das mit allen aus Approaching the Standards gemacht hätte käm ich wohl durch die meisten der gängigen Standards, aber das ist das was ich mir so erarbeitet habe an Plan.

Ich hoffe ich konnte weiterhelfen!
Jazz-Trumpet
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Re: Improvisation für Dummies (AuD)

Beitrag von Jazz-Trumpet »

Hab noch was vergessen vor jeder Übung selbiges erst einmal Singen bis es verstanden wurde (ggf. mit Klavier oder Trompete zur Kontrolle vorspielen) weil nur wenn man es korrekt singen kann hat das Ohr verstanden wie der Hase läuf!!!

Weil viel wichtiger als Megalinien zu spielen ist Linien zu spielen, die man im Kopf hat, also eigene Ideen zu spielen und das geht nur wenn man Musiker (Kopf + Idee) mit Techniker/Instrumentalist verbindet!

Ein super Beispiel was Kontrolle angeht ist Phil Abraham (Posaunist, der tierisch scatet und eine unfassbar gute Verbindung beider Ebenen hat) ein weiteres Beispiel wäre Gilad Atzmon (Sax, eher in der Weltmusik zu Hause).

So, dann mal noch frohe Weihnachten!!!!
buddy
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Re: Improvisation für Dummies (AuD)

Beitrag von buddy »

Danke. Das Grundmuster des Übens ist bei mir ähnlich.
Nur der Einsatz des "bestpractice" sagt mir nicht so zu. Wenn ich Samples deutlich verlangsame, entstehen Hall und zunehmend Störgeräusche. Da nehme ich als "Übungs-Partner" lieber Band-In-A-Box. Das hat inzwischen auch eine VST-Schnittstelle, da passt dann Garritan rein :D
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Tobias
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Re: Improvisation für Dummies (AuD)

Beitrag von Tobias »

jazztrumpet hat geschrieben:Hier angekommen nehme ich die Licks (wenn sie mir gefallen, was nicht bei allen Stücken der Fall ist) und transportiere sie durch das gesamte Stück (ggf. ausschreiben und anpassen).
Wie ist das gemeint? Meiner Meinung sind viele Licks halt genau fuer eine harmonische Situation geeignet, da macht es doch keinen Sinn, sie in andere harmonische Kontexte zu pressen, oder?

Oder habe ich das falsch verstanden und Du passt z.B. ein II-V-I Lick in Dur nur an die Stellen im Stueck an, wo auch eine II-V-I kommt (nur eben in einer anderen Tonart)?

Oder meinst Du gar keine harmonischen Licks sondern rhythmische? Das wuerde mir mehr einleuchten.
jazztrumpet hat geschrieben:...schwere Zählzeiten akkordeigene Töne verwenden
Das halte ich fuer eine der absolut wichtigsten Eigenschaften gut klingender Linien! Darueber hatte ich schon mal einen Beitrag geschrieben. Um das zu kapieren habe ich leider Jahre lang gebraucht.
jazztrumpet hat geschrieben:Weil viel wichtiger als Megalinien zu spielen ist Linien zu spielen, die man im Kopf hat, also eigene Ideen zu spielen und das geht nur wenn man Musiker (Kopf + Idee) mit Techniker/Instrumentalist verbindet!
Auch das halte ich fuer fundamental: Nur Linien Spielen, die man selbst hoert, kein Fake abliefern!

Vielen Dank fuer Deinen schoenen Beitrag, der die Jazzecke hier im Forum mal "wiederbelebt".

Ich freue mich auf weiteren regen Auschtausch!

Eine Sache, die ich gerade beackere, die fuer schon fortgeschrittenere Kollegen interessant sein koennte:

Coltrane-Matrix ueber viertaktige II-V-I in Dur spielen:

Angenommen, man hat eine solche viertaktige II-V-I (beispielsweise die Takte 1-4 oder 5-8 in der Bridge von Confirmation):
Dm7 / G7 / Cmaj 7 / Cmaj7
Dann kann man dieses a la Coltrane folgendermassen reharmonisieren:
Dm7 Eb7 / Abmaj7 B7 / Emaj7 G7 / Cmaj7

Klingt sehr cool!

Und das Prinzip ist folgendes

II -> Halbton hoch Dominante -> Quarte nach oben nach Major aufloesen -> kleine Terz hoch Dominante -> Quarte nach oben nach Major aufloesen -> kleine Terz hoch Dominante -> Quarte nach oben nach Major aufloesen UND SCHON IST MAN IN DER URSPRUENGLICHEN II-V-I WIEDER ZUHAUSE!

Keep on swingin'

Tobias

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Re: Improvisation für Dummies (AuD)

Beitrag von buddy »

Tobias hat geschrieben:...Wie ist das gemeint? Meiner Meinung sind viele Licks halt genau fuer eine harmonische Situation geeignet...
Bin mal gespannt, was der Kollege dazu sagt.
Ich hatte es etwas anders verstanden, nämlich relativ einfache Patterns auf die 5 Akkordtypen im Chorus anpassen um die flüssige Bewegung von 8tel Linien in wechselnden harmonsichen Kontesten zu trainieren.
Etwa so, wie das das Pat Harbison in seinem Heft mit seinen Clarke 2 Variationen macht, oder mit Aebersolds "digital patterns" aus Band 24.
Jazz-Trumpet
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Re: Improvisation für Dummies (AuD)

Beitrag von Jazz-Trumpet »

also ich versuche beides, rhythmische patterns anpassen (siehe chamäleon-spiel) und vorgefertigte licks anzupassen...z.b. ein zweitaktiges lick für II-V anzupassen für eine Stelle mit V-I. Unter Umständen bleibt halt nur noch die Bewegungsrichtung gleich, prinzipiell geht es darum eine gleiche oder ähnliche idee durch ein ganzes stück zu tragen...quasi so eine art vorübung für sequenzierung oder ausbau und entwicklung einer idee.
was auch noch sehr gut ist um die form zu checken:
1 takt spielen, 1 Takt nicht, 2Takte spielen, 1 Takt nicht, 3 Takte spielen, 1 Takt nicht bis man 8 Takte am Stück spielt.
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Re:

Beitrag von Magic Trumpet »

@ Buddy

Mit "Easy / Intermediate / Jazz Conception (Snidero)" ist die Integration ins eigene Solo-Spiel vielleicht etwas schwieriger als mit "Amazing Phrasing (Taylor & Herrman)" , weil die Improvisations-Bausteine nur im Anhang des zuletzt erschienenen "Intermediate" Bandes explizit angesprochen werden. Für die "normale" Ausgabe gibt es zu diesem Zweck einen "Study Guide".

Wo bitte finde ich den Study Guide für die normale Ausgabe?
Gruß

Magic Trumpet
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