Trompetenjazz

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

Moderator: Die Moderatoren

kindofblue
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Beitrag von kindofblue »

Ich versuch mal zum Thema zurückzukommen:

Es wurde nach Anspieltipps zum Thema Jazz gefragt. Natürlich gibt es da Streitpunkte im "Randbereich" aber im Kern gibt es auch einige geschichtsträchtige Aufnahmen bei denen nicht der geringste Zweifel besteht und die jeder kennen sollte der von sich behauptet sich mit Jazz auszukennen. Das sind dann die ganzen Realbook Sachen, diverse ALben wie "Complete Atomic Basie", "Kind Of BLue", "Blue Train", "Giant Steps", "Birth Of THe Cool", Interpreten wie Charlie Parker, Monk, John Coltrane, Miles Davis, Dizzy Gillespie, Fats Navarro, Die Bigbands von Basie und Ellington, etc. . Das sind die Dinge mit denen man Neulingen Jazz "vorstellen" sollte, die heißen nämlich nicht umsonst "Standards". Das Ferguson, Sandoval, Morrison und Co da schon an Geschichtsträchtigkeit nicht mithalten können sollte auf der Hand liegen. Schließlich besteht auch deren Repertoire zum größten Teil aus Standards und deren Name kommt in Realbooks auch eher selten vor... ;)
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hari7
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Beitrag von hari7 »

Kowa hat geschrieben:
lurchi hat geschrieben:
Kowa hat geschrieben: Das war wohl eher der ursprüngliche Bedeutung des Ausdrucks "Rock 'n' Roll"
http://en.wikipedia.org/wiki/Jazz tendiert aber auch zu diesem Wortursprung für Jazz, scheint aber nicht eindeutig zu sein.

Uli
Eine Suche nach Synoymen hat tatsächlich etliche sexuelle Bezüge ergeben :
http://www.websters-online-dictionary.o ... ition/jazz
Da muss man ja vorsichtig sein, was man sagt. Die Frage "Wollen wir zusammen jazzen ?" kann auch falsch verstanden werden.:)
Oh ja, lass uns zusammen jazzen!
Macht Euch nix draus, ich bin nur zugelaufen.
Kontrabassposaune: Je tiefer je lieber
feelingtrp
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Beitrag von feelingtrp »

keep blowing hat geschrieben:@ feelingtrp
ich hab sehr wohl gut gelesen, Zitat:
"Und ich kann dir von Ferguson, Morrisson, Sandoval.... eher abraten, wenn du echten Jazz hören willst."
aber vielleicht hab ich die falsch verstanden! nichts für ungut.
hab damit nur gemeint, dass er bei dem, was ihm laut seiner Aussage gefällt (eben das aus dem Film "Angel Eyes" ) Musik von Miles Davis und co. besser gefallen wird als die von Ferguson und co. Aber das hätte ich wahrscheinlich auch falsch verstanden :D ; ist schon okay
als Literatur für Jazz kann ich auch noch "Das Jazzbuch" von Joachim-Ernst Berendt empfehlen. Steht alles drinnen. Von den Stilen des Jazz, über die Musiker des Jazz, die Elemente des Jazz, die Instrumente des Jazz,..... . Wobei man auch über viele Aussagen, die dort drinnen sind streiten kann.

Es ist zwar lustig über Jazz zu diskutieren, aber ich glaube man kann das Wort Jazz einfach nicht definieren, genauso wie man nicht sagen kann: Das ist Jazz und das nicht. Es ist vielleicht fast so schwer, wie wenn man versucht, das Universum gedanklich zu erfassen. (vielleicht nicht ganz :lol: ; war vielleicht auch ein schlechtes Beispiel) . Und wenn jetzt jemand kommt, irgendetwas neues erfindet und spielt und sagt: Das ist Jazz, dann ist es so. Ist halt meine Meinung.
Und die Aussage, dass Blues, Swing kein Jazz ist.... :roll: ... Davon leitet sich ja der Jazz ab (vom Blues halt).
Und bitte korriegiert mich jetzt, wenn das falsch ist, aber ich glaube, es leitet sich ja die ganze moderne Musik vom jazz ab, oder. Also ich meine, dass der Jazz ja die erste Form der heutigen modernen Musik ist.

naja, lg, Johannes
Der Ton macht die Musik!!!!!!!!!
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trompeti
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Beitrag von trompeti »

Hallo zusammen

doch noch etwas vor meinem Abrauschen in die Ferien. Es gibt einen von mir sehr geschaetzten Philosophen, Karl Popper, der mal gesagt hat, man solle nicht ueber Worthuelsen streiten oder Fragen stellen wie: was ist objektiv, sondern einem Wort einen Inhalt geben indem man die Frage umstellt, wie kann man Objektivitaet am besten erreichen. So habe ich gehofft, dass ihr, welche ihr Jazz spielt und darueber ein Wissen habt etwas wie, was macht es aus, das etwas Jazz ist diskutiert und nicht was ist Jazz (noch schlimmer und anmassend finde ich wenn man jemanden einfach abspricht Jazz zu machen). Ich habe einen recht guten background in klassischer Musik und hoere sehr gern Jazz. Wenn ich das aber selber spielen will, so stolpere ich eben ueber die Frage, was macht Jazz denn aus, was will ich eigentlich genau aussagen, welche Gefuehle erzeugen. Fuer mich und wohl fuer viele spielt die Frage ob Morisson oder Sandoval, Miles oder Basie nun Jazzer sind oder nicht keine Rolle. Eher dann, was macht ihre Musik aus, dass sie so ist wie sie ist, ich beim Hoeren empfinde was ich eben empfinde?
Also diese Dinge finde ich, wenn auch theoretisch doch wichtig fuer mich als Anfaenger von, ich sag mal etwas unverfaenglich, improvisierter Musik.

cheers

Trompeti
Steffen
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Beitrag von Steffen »

Hallo allerseits,

diese Diskussion finde ich sehr interessant. Es ist mir sehr unangenehm, wenn meine Beiträge als Besserwisserei oder gar als ausfällig aufgefasst werden. Ich möchte nur Dinge, die mir wichtig sind, hier vertreten und auch richtigstellen. Ich bin Musiker von Beruf und spiele eben auch gerne und viel Jazzmusik. Auch wenn ich kein großartiger Musiker bin und bei weitem nicht auf dem Niveau der internationalen Spitzenmusiker spiele, kann ich doch behaupten, dass ich mich in Theorie und vor allem auch Praxis einigermaßen auskenne und schon viele Erfahrungen gesammelt habe.

Zum Thema:

Jazz ist eindeutig amerikanische Musik, dort hat er nun einmal seinen Ursprung, und man kann sagen, es ist einer der größten Beiträge Amerikas zur Weltkultur. Das schließt aber nicht aus, dass Europäer auch Jazz spielen und sogar eigene Richtungen und Spielarten entwickeln. Es gehört zum Wesen des Jazz, dass er nach vielen Seiten offen ist. Der ausführende Musiker ist frei, seine persönlichen Erfahrungen und Empfindungen in der Musik mit einzubringen. Das führt zwangsläufig dazu, dass die besten Musiker je nach Background einen ganz eigenen Individualstil entwickeln, der bisweilen einen sehr hohen Wiedererkennungswert hat. Genau so offen ist Jazzmusik für Einflüsse aus Klassik, Volksmusik, Rock, Pop, Hip Hop, Latin etc.

Das alles macht es so schwierig, Jazz eindeutig zu definieren. Amerikanische Musiker gehen damit wesentlich unbefangener und humorvoller um. Maceo Parker z.B. sagt von seiner Musik, sie sei 98% Funk und 2% Jazz.

Die analytische, kühle Herangehensweise und das Sektiererhafte passen eigentlich nicht richtig zum Jazz. Den besten Zugang findet man, indem man sich aus dem großen Angebot diejenige Musik sucht, die einem gefällt, und damit dann einfach seinen Spass hat. Jazz ist so vielfältig, dass da bestimmmt für jeden etwas dabei ist, auch für Noki, der ja ursprünglich diese Diskussion ausgelöst hat.

Nochmals viele Grüße,

und keep swinging!!!

Steffen
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stripy
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Beitrag von stripy »

Steffen hat geschrieben:Amerikanische Musiker gehen damit wesentlich unbefangener und humorvoller um.
ob das wynton marsalis wohl auch so sieht?
yeah, baby!
Steffen
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Beitrag von Steffen »

Hallo Stripy,

berechtigter Einwand. Die Debatte um Marsalis, Lester Bowie, Stanley Crouch und Miles Davis stammt aus den 80ern. Sinngemäß hat Marsalis behauptet, alles was nach 1965 kam, wäre kein Jazz mehr. Das ist natürlich Blödsinn. Wenn ich mich recht erinnere ging es auch weniger um die Musik an sich, als um Rassismus, kulturelle Anerkennung und allgemeine gesellschaftliche Probleme. Da gibt´s ein Buch drüber, der "Marsalis Faktor". Die dort enthaltenen Interviews mit Jazzmusikern sprechen eine eindeutige Sprache. Ich denke, mittlerweile ist Gras über die Sache gewachsen. Wynton wirkt inzwischen auch wesentlich entspannter. Letzlich entscheidet, vor allem in Amerika, auch der Markt und somit das Publikum, welche Richtung sich durchsetzt. Jazz wurde tatsächlich wieder etwas traditioneller und konservativer, muss aber auch für meinen Geschmack kein Schaden sein.
annapurna
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Beitrag von annapurna »

Hallo Noki,

ich will hier mal zu der Eingangs gestellten Frage antworten.

Meine erste Jazzplatte war Standart Time Vol. 3 - The Resolution of Romance von Mynton Marsalis. Ich finde, das war ein guter Einstieg und die Platte finde ich auch heute noch sehr schön. Ich musste mich erst mal in den Jazz einhören un da wäre mir z.B. die unbestrittene geniale Scheibe "A Kind of Blue" z.B. von Miles Davis damals einfach nur auf die Nerven gegangen. Mittlerweile kann ich mir sogar manche Sachen von Albert Mangelsdorf (Gott hab in selig) anhören. Das wäre damals undenkbar gewesen.

Also mein Tipp: Erst mal was "seichteres" anhören. So wars wenigstens bei mir.

Viele Grüße,

Marco
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trompeti
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Beitrag von trompeti »

@steffen

Oh, ich habe niemand direkt angesprochen. Mehr die Gruppendynamik. Ich finde deinen Beitrag sehr konstuktiv. Danke dafuer. Ich habe kuerzlich mit einem Musikstudent (Trompeter und Jazzer) in Rotterdam gesprochen. Ich war sehr angetan von der sehr offenen Art, mit der offenbar alle Arten von Musik miteinander vermengt werden koennen. Ich meine, das koennte ja vielleicht einer der Vorzuege europaeischer Musiker sein. Ich selber liebe beispielsweise Eric Vloeimans mit seiner Trompete sehr.

@stripy
Ich habe vor einigen Wochen ein Buch von Wynton bekommen. Und da hat er sehr versoehnlich drin geschrieben. Ich denke er hat eben auch eine Veraenderung durchgemacht. Ich habe ihn vor vielen Jahren mal an einem Workshop in Bern kennengelernt und werde diesen Sommer in Marciac wieder hoeren gehen. Mal sehen, was sich in diesen vielen Jahren veraendert hat.

@Noki
Ein Freund von mir wollte mich zum Jazz bekehren :lol: , und hat mir Kind of Blue, Eddi Harris in Montreu und Standartvolum 1 von Wynton Marsalis. Aber die hast du sicher schon in der Zwischenzeit 8)

Ok nun werd ich packen und verreisen

cheers

trompeti
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Beitrag von wheelinwolf »

Hi Noki und alle die auf die ursprüngliche Frage zurückkommen wollen.

Ein Tip (hab ich vor Jahren gelesen und beherzigt)
Sachen von Art Blakey und Jazz Messengers anhören,
Da waren fast alle Top Jazz Trompeter Ihrer Zeit :Lee Morgan, Freddie Hubbard, Woody Shaw; Whynton Marsalis.
Wenn man das erledigt hat kann man die Sachen sämtlicher Sideman anhören: Herbie Hancock, Wayne Shorter, Joe Henderson

Eine Platte die man unbedingt hören muß ist natürlich Kind of blue von Miles.

Eine sehr umfangreiche Liste (braucht man wohl Jahre dazu) findet Ihr hier:
http://www.patharbison.com/articles.shtml#listening

Neuere Sachen:
Roy Hargrove (sehr vielseitig von Trad. bis Ich weiß gar nicht wie das heißt, so mit DJ und Rap und turntables.
Till Brönner (von Soft mit eigenem "luftigen" Sound über Bebop bis siehe oben.

Ich hoffe das waren ein paar Anregungen für euch.

Zu der ganzen Diskussion: Ich glaube auch dass Jazz in Deutschland ein Stiefkinnd ist. Uns hat man in der Kindheit irgenwelche abgefahrenen Freejazznummern vorgespielt und wir meinten dass jazz ist, wenns beim zuhören richtig wehtut, dabei wäre das mit der richtigen Plattenauswahl alles viel einfacher gewesen.
Genauso ging es mir übrigens mit Klassik. Da gibts so wahnsinnig gute Musik und unsere Ohren wurden mit sauschwerem Zeug traktiert.

Grüße
jazzrudik
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Beitrag von jazzrudik »

trompeti hat geschrieben:

Einer, der da wohl gerne mitstreiten wuerde, ist Wynton, oder. Alles ist Jazz, was auf die alten Wurzeln zurueckgeht. Oder so etwas. Ich habe viel darueber gelesen, aber richtig verstanden habe ich es nicht.

cheers

Trompeti
Witzigerweise hat der Wynton selbst mal in einem Interview behauptet Miles wäre kein Jazzmusiker.
kindofblue
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Beitrag von kindofblue »

Damit hat er sich aber auf das bezogen was Miles zu dem Zeitpunkt des Interviews gemacht hat und das dürfte in den 80ern gewesen sein...

Das was Miles Davis mit seinem "ersten" und "zweiten" Quintet gebracht hat war nämlich stilbildend für Wynton.
JanCarlo88
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Beitrag von JanCarlo88 »

also was steffen nud trompeti gesagt haben, finde ich auch sehr richtig und gut. also wie jazz entstanden ist und wo er hingeht, dass wissen die meisten. genauso müßig finde ich es, darüber zu streiten, was jazz ist und was nicht.
ich finde wichtiger, wie die intention ist.. ob jemand jazz machen möchte oder nicht und für mich bedeutete das immer eine loslösung, ein neuaufbruch. für mich speziell aufbruch weg von der klassik auf zu neuen ufern, auf zu improvisation und stilgestaltung. neudefinierung ist auch ein wort dass sehr wichtig ist im jazz, und warum denk ich viele zb den blues oder den dixielandspielern absprechen wollen, dass es jazz ist (weil es nun schon bald zum "alten eisen" gehört).
nunja, ich hoffe mit meinem beitrag etwas mehr geholfen zu haben.
Carlo
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