Schnelle Licks!

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

Moderator: Die Moderatoren

Jazzican
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Schnelle Licks!

Beitrag von Jazzican »

Hallo zusammen!

Mal eine Frage an die Erfahrenen unter euch...

Ich spiele seit 5 1/2 Jahren Trompete und habe der Improvisation zu Beginn nicht viel Beachtung geschenkt und mich vorerst mit den Basics vertraut gemacht...

Da es mir primär jedoch darum geht, eigene Musik machen zu wollen, nimmt auch die Improvisation mitlerweile einen größeren Platz in meinem täglichen Übeprogramm ein...

Die Frage, die ich euch gerne stellen würde, wäre die, wie ich am besten schnelle Licks lerne (ich überlege noch deutlich zu lange, um schnelle Töne nacheinander zu spielen)? Gibt es dort empfohlene Literatur? Ich weiss, dass die Licks seeehr langsam geübt werden sollten, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich derzeit etwas stagniere und sich stetig die gleichen Muster der Spielweise abbilden...


Ich würde mich über Anregungen und Tipps freuen!

Beste Grüße und bleibt gesund!
Singvögelchen
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Singvögelchen »

Clarke, technical studies...seit Ewigkeiten eine bewährte Methode, langsam beginnen und dann halt wirklich ins superschnelle Tempo treiben. Das funktioniert ab einem bestimmten Tempo nur noch intuitiv ohne nachzudenken. Das ist der eine wichtige Schritt. Die Jazzharmonien und -skalen sind dann natürlich noch eine Extra-Herausforderung, da kann ich leider nicht helfen...aber wir haben hier Experten, die wandern wahrscheinlich noch ihre Vatertagstour zu Ende, die helfen bestimmt gerne.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Jazzican
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Jazzican »

Vielen Dank für deinen Beitrag!

Clarke Studies sind auch Teil meines Übeprogramms...

Gibt es noch weitere Tipps?

Liebe Grüße!
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Bixel
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Bixel »

Mit eingeübten "schnellen Licks" Eindruck Schinden funktioniert nur bei Zuhörern, denen die Sprache Jazz nicht geläufig ist und die Jazz für eine "Spieltechnik" halten. Die Sprache Jazz eignet man sich an durch exzessives Hören und durch Imitieren des Gehörten (vergl.: Erlernen der Muttersprache).

Oder auch: "Ohne Input kein Output."

Oder mit den Worten Clark Terry's: "Imitate, assimilate, then innovate!"
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
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lurchi
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von lurchi »

Ich denke auch dass man vor Allem frei spielen üben muss,Play alongs, oder einfach neben dem Radio herspielen. Bei Playalongs kann man sich dann noch fragen WARUM ein Ton an einer bestimmten Stelle wie gewirkt hat, und wie man das einsetzen kann, aber man muss es spüren.
Cornbread
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Cornbread »

Ich weiss nicht, mit wie vielen Jazztiteln Du improvisierst. Es ist für mich wichtig, die Melodie des Titels komplett verinnerlicht zu haben. Wenn das der Fall ist, geht es mit dem Improvisieren fast wie von selbst. Auch die Licks werden automatisch schneller, ohne dass ich grosse technische Übungen mache.
Das braucht natürlich Zeit, da bei vielen Titeln die Melodie schon sehr komplex ist. Aber, je einfacher die Melodie, desto leichter geht es mit der Improvisation.
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Tobias
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Tobias »

"Aber, je einfacher die Melodie, desto leichter geht es mit der Improvisation."
Naja, die Melodien von Giants Steps oder Cherokee sind ziemlich simpel, die Improvisation darüber eher nicht. Finde ich zumindest.
Daher finde ich diese Aussage etwas gewagt. 😉

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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Cornbread »

Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Mit einfach meine ich, dass es mir leicht fällt, die Melodie zu verinnerlichen. Man kann auch sagen, wie gefällig ein Titel ist. Ich meine mit einfach nicht, dass es technisch einfach ist.
Die beiden genannten Titel sind für mich sehr komplex: Bei Giant Steps ist für mich die Melodie gar nicht greifbar. Bei Cherokee ist es am Anfang OK, aber der Zwischenteil dann wieder, wie ich finde, sehr schwierig. Diese beiden Titel müsste ich bestimmt 100 mal hören, um das irgendwie in meinen Kopf zu bekommen. Bei beiden würde mir die Improvisation sehr schwer fallen.
Als Beispiel kann ich I wish I knew von Chet Baker nennen. Da hatte ich nach vielleicht 30 bis 40 mal hören die Melodie verinnerlicht. Dann fällt mir auch das Improvisieren leicht.
Natürlich hat es dann auch etwas mit der Tonart zu tun, ob ein Titel chromatisch hoch und runter geht, oder ob alles in C- oder in B-Dur ist, zum Beispiel.
Ich hoffe, es ist ein wenig klarer geworden, was ich meine.
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Tobias
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Tobias »

Danke, jetzt verstehe ich, was du meinst.
Zum Improvisieren ist es aus meiner Sicht auf jeden Fall fundamental, sein Ohr zu trainieren. Viel wichtiger als Tonleiter zu üben. Von den Meistern lernen, hören, hören, hören....

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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Jazzican »

Danke sehr!

Ich werde dem mal nachgehen und versuchen die Anregungen und Tipps umzusetzen. Viel hören und üben ist schon einmal bei mir Tagesroutine! :)
dizzyoliver
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von dizzyoliver »

Es wurden hier bereits die wichtigsten Dinge erwähnt, was Du aber auch solltest ist, die Musik versuchen zu verstehen. "Jazz" ist ein sehr breiter Begriff, "eigene Stücke" fallen meist gerne aus dem Rahmen der Standard-Literatur, daher wäre es wichtig, dass Du auch weißt, dass z.B. der "Alte Jazz" - und damit meine ich sogar jenen Stil, der VOR der Swing-Ära gespielt wurde, gefühlsmäßig und auch vom Aufbau der Improvisation, anders ist als etwa der Swing und dann der "Moderne Jazz" ab ca. 1945, als Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Bud Powell und später Miles Davis (der wiederum eine Menge mehr als EINEN Stil zu bieten hatte) einen erneuten "Cut" machten.

Der Jazz hat nicht bei Gillespie, Monk und Davis begonnen, das wird gerne vergessen. Okay, in Deutschland wird diese Musik auch immer weniger gespielt. War die Musik zunächst sehr melodiebetont, wurde später die Harmonik und Rhythmik immer wichtiger. Dann kamen Miles und Monk und machten die Skalen "modern", später der Einfluss der Rockmusik. Was immer DU machen möchtest, beschäftige Dich zumindest mal mit der kompletten Geschichte, und dann mit den Musikern, die DU für DEINE Richtung für passend empfindest.
Was ein richtiger Musiker sein will,der muss auch eine Speisekarte komponieren können (Richard Strauss)
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Singvögelchen »

Mit ausschließlich exzessivem Zuhören fehlt meiner Ansicht nach etwas entscheidendes.

Irgendwie braucht es dann doch eine Grundlage...Basics in Harmonik (Klavier), Rhythmus (Schlagzeug) oder auch einer Basslinie. Man muss doch etwas ein Stück weit einordnen können, um es zu verstehen und dann selber weiterzuführen. Einfach nachplappern wie ein Papagei klappt nicht.
Und dafür braucht es halt zu Beginn einen Lehrer, am besten einen lockeren Typen am Klavier, der anfangs ein bisschen unter die Arme greift. Und mal gemeinsam ein paar schöne Titel durchhört und "Hörhilfe" gibt.
Wenige Einheiten zum "Anheizen" sollten schon reichen.

Die Info, die im Ohr ankommt, ist für alle gleich. Aber nur mit entsprechendem Hintergrund kann man das für sich interpretieren, analysieren.
Spiel mal jemandem ohne Vorkenntnisse im schnellen 4/4 Takt zwischendrin einen 8/8 vor in der Stückelung 3/3/2 vor. Das kann man mit wenigen Worten begreiflich machen oder sehr oft hören und in Stress verfallen.

Danach/parallel muss selbstverständlich das Hören kommen, um einen eigenen Geschmack auszubilden.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von ttrumpett »

Meine aktuelle Methode ist ähnlich
1. Titel sehr sehr oft anhören in verschiedenen Versionen um das Thema zu verinnerlichen.
2. Thema mitspielen bis ich es auswendig im Schlaf kann....
-das ist natürlich manchmal vollkommen easy, erfordert manchmal auch auch grössere Ausdauer ..
(z.B. "Joy Spring" kann ich persönlich nicht mal gerade so mitspielen, leider...)
3. Playalong in youtube raussuchen und in meine "jazzstandard playlist einfügen" , zu der ich , wenn machbar, jeden Tag spiele.
Oft gibt es mehrere Versionen in verschiedenen Tempi.
Dann beginne ich mit einer langsameren...nach 4 Wochen
funktioniert dann oft auch die schnelle Version, obwohl anfänglich unmöglich....
z.B. " There will never be another you"
- wird normalerweise ziemlich schnell gespielt-
hab ich so ganz gut in den griff bekommen.
4. Bei vielen you-tube plyalongs stehen die Changes
" für C Instrument " dabei.
Harmonien während des Spielens einen Ganzton nach unten transponieren ist sicher ne gute Übung, krieg ich aber nicht immer hin...ist auch tempoabhängig.
Dann schreib ich mir eben ein Bb- Leadsheet.
Sind beim youtube playalong keine Harmonien geschrieben, such ich sie im Bb-Realbook..
Zur Zeit übe ich gerade "Perdido"
Klappt schon ganz gut und hört sich für meine Wenigkeit auch ganz gut an .
aber wenn man dann Wynton Marsalis dazu anhört, weiss man wieder genau wo man steht..!!!!!!

https://youtu.be/wVB5xbgYwcU

Was der Typ da ablässt ist phänomenal, schon der Einstieg...und welche Lines er dann weiter darüber bläst..
Ich bin leider nicht nicht in der Lage das genauer zu analysieren und zu verstehen🤪
Gefallen tuts mir trotzdem🤣
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von ttrumpett »

Vielleicht sollte man, wenn man zu imptovisieren beginnt, sich auch entsprechende titel raussuchen.
Also z.B. medium tempo...und nicht grad "cherokee", weil die melodie schön ist!
Und titel, die von den harmonien nicht so anspruchsvoll sind!
Es gibt sicher kollegen hier, die entsprechende titel empfehlen können.
Ich sag mal z.B.
"All of Me" oder " Moanin"
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Re: Schnelle Licks!

Beitrag von Jazzican »

Danke für die ganzen Anregungen und Tipps, ist ja schon einge ganze Menge dabei!

Werde viel davon mit in´s Üben nehmen!

Entspanntes Wochenende und liebe Grüße!
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