Improvisieren

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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Silverbrasser
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Improvisieren

Beitrag von Silverbrasser »

Hey Leute ,
Ich spiele jetzt seit ca 5 Jahren Trompete und jetzt seit fast einem Jahr in einer Jazzband.
Könnt ihr mir bitte erklären wie ich richtig improvisiere?
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Hinundhertrompeter
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Re: Improvisieren

Beitrag von Hinundhertrompeter »

1. Es gibt kein "richtiges" oder "falsches" Improvisieren. Miles Davis sagte, es gibt nur den falschen Ton danach...

2. Auf jeden Fall ist Skalen herunternudeln mit das Schlimmste, was man jemandem raten könnte, der das Improvisieren lernen möchte. Lieber erstmal das Thema als "Steinbruch" nehmen.

3. So blöd es klingen mag, konzentrier Dich doch einfach (!??) erstmal auf Folgendes:
-> ZUHÖREN, vor allem den anderen Band-Mitgliedern, was machen die während Deines Solos.
-> REDUZIEREN, also nicht die "Solozeit" zupflastern mit Tönen, sondern eher sich auf das Wesentliche beschränken.
-> KLANG (geht vor Technik): werd Dir klar darüber, was Du mit Deinem Solo rüberbringen möchtest, was für ein Gefühl mitschwingen soll


Kreativität beim Improvisieren lässt sich nicht erzwingen, sie hat viel mit dem Augenblick zu tun.

Wohl aber auch mit der Stilistik, Jazz ist extrem vielseitig, spielst Du z.B. eher Dixieland, Bebop oder Jazzrock?

Ansonsten empfehle ich mal die Suchfunktion hier zu verwenden.

Schöne Grüße!
blauaug123
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Re: Improvisieren

Beitrag von blauaug123 »

hallo,

es empfiehlen sich für Trompete unterschiedliche Improvisationen wie mit Akkordtönen, sodann mit Skalentönen, skalenfremden Tönen, etc., nach und nach zu lernen, z.B. http://www.educatium.de/jazzimprovisation/

oder Walking-Bass-Übungen, sie sind auch sehr hilfreich, wie viel hören,

fasche Impros gibt es jedoch auch,
wenn Klassiker oder Pop-Musiker als nicht-Impro-Mucker einige Takte improvisieren, indem sie auswenig gelernte Skalentöen blöd daherspielen und dann noch auf dem ungünstigen Ton stehenbleiben, schlimm

:D :D
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Haudraufjupp
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Re: Improvisieren

Beitrag von Haudraufjupp »

Der Klassiker ist wohl "Patterns for Jazz" von Coker..
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buddy
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Re: Improvisieren

Beitrag von buddy »

Sehr umfassend ist diese Sammlung: http://www.saxopedia.com/wp-content/upl ... s-1.02.pdf
Lange vor Coker wurde Slonimsky, Thesaurus of Scales & Melodic Patterns bekannt, weil sich John Coltrane damit beschäftigt hat.

Einfacher und nützlicher finde ich die Auseinandersetzung mit "wahren" Patterns, die von guten Jazzern in ihrem Spiel verwendet werde bzw. wurden.
Dadurch lernt man ganz praktische Lösungen nur über die Behandlung von Akkordtypen, die Verbindungen von Akkorden und darüber, wie der jeweilige Stil Einfluss auf das Material nimmt (Rhythmik, Chromatik).
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Dobs
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Re: Improvisieren

Beitrag von Dobs »

buddy hat geschrieben:Sehr umfassend ist diese Sammlung: http://www.saxopedia.com/wp-content/upl ... s-1.02.pdf
Lange vor Coker wurde Slonimsky, Thesaurus of Scales & Melodic Patterns bekannt, weil sich John Coltrane damit beschäftigt hat.
Dieser Slonimsky scheint mir für einen Einstieg eher weniger geeignet: http://www.u.arizona.edu/~gross/Slonims ... nimsky.pdf
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
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Haudraufjupp
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Re: Improvisieren

Beitrag von Haudraufjupp »

buddy hat geschrieben:Lange vor Coker wurde Slonimsky, Thesaurus of Scales & Melodic Patterns bekannt, weil sich John Coltrane damit beschäftigt hat.
Das war mir noch gar nicht bekannt. Das verlinkte Buch haut aber ja direkt voll rein. Das Zitat hier aus einer Amazon Rezension scheint ziemlich zutreffend zu sein:
If you're thinking of purchasing this book as sort of a "woodshedder's bible" be forewarned... unless you understand the rocket science of chord/scale relationships (etc. etc.) and the concepts behind the scales, you'll probably be wasting your time. At minimum to appreciate this book you need to know more about the scales you already use than that the reason you can play them over a certain change is that Aebersold Volume 6 told you you could.
Fuer die Grundlagen der Jazzharmonielehre finde ich Frank Sikora sehr empfehlendwert. Nach dessen Lektuere ist man eher auf den Thesaurus vorbereitet :)
buddy hat geschrieben:Einfacher und nützlicher finde ich die Auseinandersetzung mit "wahren" Patterns, die von guten Jazzern in ihrem Spiel verwendet werde bzw. wurden.
Ja, das ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee, da gibt es in der von dir verlinkten Saxopedia ja auch zahlreiche Transkriptionen. Nichtsdestotrotz finde ich Coker extrem gut um sich von seinen "Lieblingstonarten" zu trennen und sich durch alle Harmonien durchzugraben. Das hat mir sehr viel gebracht und zu einem gewissen Freiheitsgewinn gefuehrt. In der Art gibt es aber sicher noch zahlreiche andere gute Lektuere.
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Bixel
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Re: Improvisieren

Beitrag von Bixel »

Die Lektüre von Fachbüchern zur Jazzharmonik/-melodik zu einem frühen Zeitpunkt der Improvisationsentwicklung steigert nach meiner Beobachtung in aller Regel die spielerische Befangenheit und fördert damit das Gegenteil der Spielhaltung, die ein organisches Erlernen der Sprache Jazz begünstigt.

Die Auseinandersetzung mit den (zugegeben: komplexen) theoretischen Grundlagen wird m.E. erst sinnvoll, wenn - durch intensives Hören und Imitieren - bereits ein brauchbarer Grundwortschatz angelegt worden ist.

Jazzimprovisation ist m.E. deutlich weniger intellektuell als es Fachbücher dem Unbedarften auf den ersten Blick suggerieren.

Das Vertrackte scheint mir zu sein, dass mit zunehmendem Alter das natürliche Zutrauen schwindet, intuitiv lernen zu können.
Die Folge dieses schwindenden Zutrauens in (bewährte) Lernmechanismen ist dann häufig, dass man sich selbst im Wege steht.

Man sieht (und hört) den Wald vor lauter Bäumen nicht.

:roll:
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Haudraufjupp
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Re: Improvisieren

Beitrag von Haudraufjupp »

Ich finde gerade Sikora macht das Gegenteil. Es wird, im Gegensatz zu klassischer Harmonielehre, nie gesagt, dass etwas 'verboten' ist. Es werden aber Tipps gegeben, was zu einem guten Ergebnis fuehrt. Zusammen mit der Beiliegenden CD, die richtig tolle Aufnahmen enthaelt, ermoeglicht das Buch einem sehr frueh Verstaendnis zu entwickeln, auch fuer Solisten, die sonst haeufig von Unbedarften in die Kategorie "Ganz schnell wahllos Toene spielen" gesteckt werden.
Meiner Erfahrung nach sorgt jegliche Beschaeftigung mit dem Thema Improvisation zu Fortschritten in der eigenen Improvisation. Und gerade am Anfang sorgt ein gewisses Verstaendnis eher fuer mehr Sicherheit. Denn klingt ein Ton mal merkwuerdig und ich weiss aber zu welchem Ton ich mich retten kann, dann ist das doch sehr beruhigend. Am Hoeren und Spielen und Ausprobieren darf aber natuerlich nicht gespart werden, das ist klar.
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Bixel
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Re: Improvisieren

Beitrag von Bixel »

Haudraufjupp hat geschrieben:Meiner Erfahrung nach sorgt jegliche Beschaeftigung mit dem Thema Improvisation zu Fortschritten in der eigenen Improvisation.
Man müsste vielleicht zunächst klären, was alles man als Fortschritte gelten lassen möchte.
Alles in Allem sind meine Erfahrungen und Beobachtungen diesbezüglich nicht ganz so rosig.
Haudraufjupp hat geschrieben:Denn klingt ein Ton mal merkwuerdig und ich weiss aber zu welchem Ton ich mich retten kann, dann ist das doch sehr beruhigend.
Der nächste "Rettungston" neben einem "merkwürdig klingenden" Ton ist stets einen Halbton entfernt, meist sowohl nach oben als auch nach unten.
Für eine "Rettungstat" braucht es m.E. in erster Linie ein waches Gehör, nicht aber notwendigerweise angelesenes Wissen.

Eine allzu frühe intensive Auseinandersetzung mit der (kompletten) Theorie geht nach meiner Beobachtung häufig zulasten des musikalischen Gehörs.

:?
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Re: Improvisieren

Beitrag von Haudraufjupp »

Bixel hat geschrieben:Der nächste "Rettungston" neben einem "merkwürdig klingenden" Ton ist stets einen Halbton entfernt
Naja, das stimmt so nicht ganz und haengt ja auch von der Akkordverbindung ab.
Bixel hat geschrieben:Eine allzu frühe intensive Auseinandersetzung mit der (kompletten) Theorie geht nach meiner Beobachtung häufig zulasten des musikalischen Gehörs.
Ich habe auch schon mit Leuten diskutiert, die meinten, dass Noten lernen zulasten des musikalischen Gehoers ginge.. Mir ist noch niemand begegnet, der sich nicht getraut hat zu improvisieren, weil er nach der Lektuere eines Theoriewerkes nicht genau wusste, ob er jetzt besser Mixolydische oder Lokrische Modi spielen sollte. Sehr wohl habe ich sehr viele Leute getroffen, die sich gar nicht getraut haben ueberhaupt mal ein bisschen auszuprobieren, weil sie nie gelernt haben, wie improvisieren funktioniert und auf welche Grundlagen man sich stuetzen kann.
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Re: Improvisieren

Beitrag von Bixel »

Haudraufjupp hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:Der nächste "Rettungston" neben einem "merkwürdig klingenden" Ton ist stets einen Halbton entfernt
Naja, das stimmt so nicht ganz und haengt ja auch von der Akkordverbindung ab.
Jeder "merkwürdig klingende" Ton darf betrachtet werden als ein (chromatischer) Leitton zu einem nicht "merkwürdig klingenden" Ton ("chromatic approach").

Ich bitte ggf. um ein Gegenbeispiel.

:Winke:

Haudraufjupp hat geschrieben:Mir ist noch niemand begegnet, der sich nicht getraut hat zu improvisieren, weil er nach der Lektuere eines Theoriewerkes nicht genau wusste, ob er jetzt besser Mixolydische oder Lokrische Modi spielen sollte. Sehr wohl habe ich sehr viele Leute getroffen, die sich gar nicht getraut haben ueberhaupt mal ein bisschen auszuprobieren, weil sie nie gelernt haben, wie improvisieren funktioniert und auf welche Grundlagen man sich stuetzen kann.
Ich will es gern als Erfolg/Fortschritt verbuchen, falls jemand sich infolge ihrer/seiner Sikora-Lektüre endlich zu improvisieren traut.

:? :gut:
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Re: Improvisieren

Beitrag von Haudraufjupp »

Zum Beispiel bei einem Übergang Am7 nach Cm7, hier klingt ein Bb unter Am7 meistens nicht so prall, wenn ich jedoch weiß, dass in zwei Schlägen Cm7 kommt, kann ich den Ton liegen lassen, weil ich weiß, dass der kommende Akkord die Dissonanz auflöst. Der Rettungston ist hier also zum Beispiel nur eine Prim entfernt. Natürlich kann ich hier auch zum a auflösen, dass klingt dann unter Cm7 aber nicht so gut, mache ich die Auflösung also im falschen Moment, habe ich nichts gewonnen und die Auflösung klingt erst langweilig und dann wieder merkwürdig.

So oder so, der TE sollte gemerkt haben, dass es offensichtlich viele verschiedene Ansätze zum Improvisieren gibt, von denen die wichtigsten wohl zuhören und mitspielen sind :)
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Re: Improvisieren

Beitrag von Bixel »

Wenn du die Spannung des Tones Bb zu einem (nicht als phrygisch gedeuteten) Am7 nicht aushalten möchtest, dann "biegst" du das Bb um einen Halbton nach oben oder unten, um einen konsonante(re)n Klang zu erhalten.

Wenn du das Bb - aus welchen Gründen auch immer - samt seiner Spannung halten möchtest, benötigst du ja keinen "Rettungston".

Für jeden folgenden Akkord wird "neu verhandelt". :wink:

Was man auch hier wieder sehr schön sehen kann:

Eine fundierte Kenntnis der Jazz-Theorie schafft (zumindest) exquisite Voraussetzungen für ausufernde Diskussionsrunden in Internetforen.

:lol:
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Re: Improvisieren

Beitrag von Haudraufjupp »

Bixel hat geschrieben:Eine fundierte Kenntnis der Jazz-Theorie schafft (zumindest) exquisite Voraussetzungen für ausufernde Diskussionsrunden in Internetforen.

:gut:
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