Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschichte.

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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PurpleHAZE
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Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschichte.

Beitrag von PurpleHAZE »

Hallo liebes Forum,

ich habe mich hier angemeldet weil ich gerade in einer Entscheidungskriese stecke.

Aber zuersteinmal ein kleines Hallo!

Nun zum Thema,

ich 23 Jahre alt, habe mit 7 Jahren angefangen Trompete zu lernen. In einem Musikverein. Soweit so gut. Mit 14 Jahren dann schon im "großen" Orchester unterwegs. Mit 16 alle "D" Prüfungen absolviert. Die Alban Schule war von 15 an mein täglicher Begleiter.
Tätig war ich auch im KjO Raum Enzkreis.

So nur das Problem, ich hatte nie Lust auf Musikverein und Orchester. Ich war/bin doch sehr talentiert gewesenn/immernoch, aber dann verließ mich mit 18 die Lust.
Ich hatte einfach keine Lust mehr auf Orchestern und klassische Musik, aber was anderes durfte ich nicht machen - wegen den Eltern, weil doch der Opa schon im MV spielte und der Papa und die Mama, dass nicht noch der Hund dort spielte war ein Wunder.

Vor lauter Frust habe ich das Musik machen dann an den Nagel gehängt, was halber zum Familienkrieg geführt hat, muss man nicht verstehen.

Es begann dann auch meine Ausbildung, nach deren Abschluss dann das nebenberufliche Studium welches ich bald abschließe. EIgentlich alles super, wenn da nicht dieses Problem wäre.

Seit 2 Jahre möchte ich unbedingt wieder Musik machen, denke die ganze Zeit daran wieder ins Horn zu pusten. Vor 4 Wochen habe ich die Tröte dann aus dem Keller geholt und mich wieder vor den Arban gesetzt. Es machte in der Tat einfach wieder Spaß.

Habe mir dann überlegt vlt. die Trompete in eine andere Richtung zu üben als das klassische wie ich es aus dem MV kenne.

Und hier kommt mein "Problem" auf.

Ich möchte Jzz/Blues/Soul/Funk/Ska spielen, all das was ich nie "durfte" doch wie lerne ich das am besten?

Soll ich mir einen Lehrer nehmen? Oder doch nur Lehrbücher? - Nur bitte niem her MV mit seinen Bachs und Mozarten.
Ich müsste bei der Theorie quasi von ziemlich am Anfang alles neu lernen, da man doch sehr schnell vergisst.

Was würdet Ihr mir empfehlen?
Kann jemand einen Lehrer im Kreis Ludwigsburg empfehlen?

Ich hoffe Ihr versteht mich, stecke geradewirklich fest und brauch mal andere Meinungen.

LG und danke fürs zu"lesen".

Sven
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von Falti90 »

Das kenn ich irgendwoher :).
Ich hab auch im MV angefangen und während des Studiums kam die Lust auf was anderes. Ich bin dann bei der Uni-BigBand eingestiegen.

Ich würde versuchen, technisch wieder relativ fit zu werden und dann einfach rein in eine BigBand. Du musst ja nich gleich die Lead-Stimme spielen. Auch an der 4. Trompete lassen sich die Eigenheiten des Jazz recht gut lernen und erfahren. Bei mir hat das durchaus eine ganze Zeit gedauert, bis man wirklich drin bist.
Es schadet aber definitiv NICHT, wenn man einen guten Lehrer findet, der einen sowohl ansatztechnisch als auch musikalisch wieder in die richtige Spur bringt.

Ich wollte dir nur damit sagen, dass ein Lehrer keine Pflicht ist. Wenn man einfach mal ins kalte Wasser springt und sich mit in die BigBand stellt kann man auch gut vorwärts kommen (aber aufpassen: je nach Literatur der BigBand kann man sich anfangs etwas verloren fühlen. So gings mir jedenfalls ;).) Literatur zum Thema Jazz findet man natürlich auch, damit habe ich aber keine Erfahrung.
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Dobs
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von Dobs »

Ich empfehle Dir ausserdem unbedingt zusätzlich zum Trompetespielen, Dich mit der Art von Musik, die Du gerne spielen möchtest vertraut zu machen, indem Du diese Musik (z. B. Jazz, Swing) möglichst oft hörst. Das wird Dir den Einstieg etwa in eine Big Band enorm erleichtern.
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PurpleHAZE
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von PurpleHAZE »

Danke shconmal für eureBeiträge.

Das MIt Bigband ist eine gute Idee, nur muss ich da erstmal eine finden im Kreis Ludwigsburg.

Und einen Lehrer würde ich zu Beginn auch der Motivation wegen nehmen, zumindest bis ich eine Band gefunden habe.
Kennt da jemand einen im Kreis?

Und hören tu ich die Musik eigentlichschon immer/ewig über Internetradios.

LG
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von Butenostfrees »

Moin allerseits,

hier gibt es einen Überblick über (zumindest viele) Big Bands in Deutschland: http://www.bandfire.net/bigbands.de/
Vielleicht findest Du da auch eine in Deiner Umgebung.

Ich kann die Erfahrungen und Tips von Dobs und Falti90 nur unterstreichen. Wenn Du die Chance hast, versuche eine 3. Stimme in einer Big Band zu ergattern, ist von der Range etwas interessanter, in der 4. spielt man (in Amateurbigbands, wenn man nicht gerade professionell unterwegs ist) z.T. ziemlich tief. Wenn man dann noch Zeit übrig hat, ergeben sich nach meiner Erfahrung aus den Big Bands gelegentlich auch noch andere Ensembles - ich habe z.B. gute Erfahrungen mit Oldtime-Jazz Formationen als Ergänzung zur Big Band gemacht, da kann man sich ganz gut ausprobieren (z.B. was Improvisation anbelangt). Anderes geht sicherlich auch.

Gruß vom Butenostfrees
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von Singvögelchen »

Kauf dir doch mal einen "leichten" Aebersold (Onlineshop von Späth-Schmid aus Nagold), da kannst du ganz herrlich die Titel mitspielen (Begleit-CD liegt bei) oder schick mal ne PN an User Trumpetralfino, der hat einen ganzen Stall voller Playalongs, da findest du auf jeden Fall was zum Mitspielen, was dir gefällt.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von canu »

Hallo PurpelHAZE,

Ich habe bei meinem Wiedereinstieg erst einmal Übungen zum Stabilisieren des Tons gemacht. Danach habe ich mir Aebersold Hefte besorgt und Jazzstandards gespielt. Ein Lehrer hätte mir damals sicher geholften. Ich war aber nicht gut bei Kasse.

Für den Einstieg in die Harmonielehre finde ich "Die neue Harmonielehre" von Frank Haunschild gut. Die Tabellen zu den Skalen sind klasse.

Es gibt auch Kurse bei coursera zur Hamonielehre oder zur Improvisation. Sie sind kostenlos und gut gemacht.

https://www.coursera.org/courses?orderb ... cats=music

Viele Grüße
canu
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von PurpleHAZE »

hr seid echt Klasse,

vielen Dank für eure zahlreichen BEiträge.
Ihr helft mir sehr beim Wiedereinstieg - dafür vielen Dank.

Die Bücher werde ich mir mal anschauen!

Habe jetzt mal für nächsten Montag ne PRobestunde bei nem Lehrer, habe vor am Anfang zumindest alle 2 Wochen mal 45 Minuten Unterricht zu nehemn.
Mit Augenmerk darauf, dass ich die Technik wieder richtig lerne.

Ich kann zwar ohne Probleme spielen, aber wer weiß ob die Technik noch so sauber wie früher ost.

Liebe Grüße
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von buddy »

canu hat geschrieben:...Für den Einstieg in die Harmonielehre finde ich "Die neue Harmonielehre" von Frank Haunschild gut.
Haunschild enthält allerdings einige Merkwürdigkeiten, jedenfalls gibt es gerade mit Hinblick auf den Background für Improvisation inzwischen besser geschriebene Bücher, z.B. auf deutsch
Andreas Kissenbeck, Jazz-Theorie I&II (in einem Band), auch einzeln erhältlich
Fritsch, Kellert, Lonardoni, Improvisieren Musikarbeitsbuch
(sehr systematische Improvisationsübungen mit dazugehörigen jazztheoretischen Erklärungen, sehr praktisch aufgebaut und verständlich formuliert)
Wenn es auch auf Englisch sein darf, sind die kostenlosen Tips bei Aebersold nach wie vor beachtenswert, z.B.:
http://www.jazzbooks.com/mm5/download/FQBK-handbook.pdf
Zuletzt geändert von buddy am Freitag 29. November 2013, 13:29, insgesamt 1-mal geändert.
PurpleHAZE
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von PurpleHAZE »

Zu Hauenschild habe ich auch sehr unterschiedliche Meinungen gelesen.

Andreas Kissenbeck, Jazz-Theorie I&II (in einem Band) scheint durchweg positiv bewertet zu sein.

Denke das werde ich mir mal bestellen.

LG
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von doridrum@gmail.com »

Und hier gibt es Realbooks (gesammelte Jazznoten) in Bb zum runterladen.

http://www.swiss-jazz.ch/partitions-real-book.htm
LG
Jazz-Trumpet
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von Jazz-Trumpet »

Hallo Sven,
zuerst: ich finds super,dass du wieder loshupen willst!

Bevor du eine Menge Geld für Bücher etc. ausgibst, schau dir bitte zuerst dieses Video an:
http://www.youtube.com/watch?v=3yRMbH36HRE

Dazu habe ich ein paar Anmerkungen.
Ja, Lesekompetenz ist wichtig, aber wie bei der Muttersprache macht es einfach mehr Sinn zu wissen wie man "Mama" sagt, als zu wissen wie es auf Papier steht.
Jeder, der 1Jahr+ sein Instrument spielt sollte in der Lage sein, sich selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten auszudrücken. Vgl. Drei-Wort-Sätze bei kleinen Kindern. Weiß man nämlich wie es klingt und wie man es spricht ist der Sprung zum Lesen ganz klein.
Musik wird aber leider in falscher Reihenfolge gelehrt.
Niemand würde zu einem Baby sagen: "Hier hast du den Arban, da sind fast alle technischen Schwierigkeiten drin. Außerdem habe ich für dich die neue Jazz Harmonielehre, da sind alle Skalen-Akkord-Beziehungen erklärt. Jetzt übst du 10Jahre im Schuppen und wenn du gut genug bist du kleiner Anfänger, dann darfst du vielleicht auch mit denen sprechen, die die Sprache können.
Play-Alongs sind ähnlich wertvoll wie die ganzen Bücher über Improvisation...
Das ist alles nett, aber sprechen lernt man nicht aus Büchern. Lesen lernt man aus Büchern.
Ich habe es selbst so erfahren.
Erster Unterricht, viel Blattlesen, Arban, etc. Musikverein, sinfonisches Blasorchester, erste Big Band Erfahrungen.
Und immer die Angst davor keine Noten zu haben.
Improvisieren? Was? Ohne Noten? Kann ich nicht...
Irgendwann hatte ich den richtigen Lehrer, der mir weiterhelfen konnte. Das führte dann zum Jazz-Studium.
Und da habe ich wirklich gelernt zu sprechen statt nur vor zu lesen und zu zitieren.
Der Witz ist, dass durch die entsprechenden Übungen auch das Blattlesen extrem verbessert wird. Das gilt auch für die Klassik, ist also stilistisch unabhängig.
Weil jemand der Mama in freier Rede benutzen kann, Texte in denen Mama vorkommt auf Anhieb versteht und sich beim Vorlesen weniger leicht verspricht.

Was will ich damit sagen?!
Besorg dir Aufnahmen von Songs, die du liebst und spiel mit den "Profis", so wie du mit deinen Eltern deine Muttersprache gelernt hast.
Ich habe das Haydn-Trompetenkonzert von Maurice Andre persönlich gelernt (und das als Jazzer...). Und zwar mit der CD. :wink:
Die Aufnahme habe ich so lange mitgespielt bis ich es ca. 80% konnte. Dann habe ich mir eine Notenausgabe besorgt.
Das dauert zwar auf den ersten Blick länger, aber 1. konnte ich es bis ich die Noten hatte auswendig und 2. lernt man viel mehr (über Klang, Phrasierung, Artikulation, etc.) und das Risiko sich zu verspielen ist auch viel kleiner, da man was man hört nach draußen bringen kann. = Instant Touch.
Dadurch wird die Trompete zum Wekrzeug.

Wenn man Fahrrad fahren lernen will liest man ja auch nicht 10 Bücher bevor man sich drauf setzt?!
Gleiches gilt für Essen mit Messer und Gabel oder Laufen.
Es wird einfach gemacht und die Profis werden imitiert.

Bis man eingeschult wird hat man Mama 6 Jahre lang vermutlich täglich gesagt. Wenn man es dann zum ersten mal schreibt und einer sagt: Schau, so sieht Mama geschrieben aus. Dann ist das ganz einfach...

Also:
Kauf dir eine Ska, eine Swing, eine Rock, eine Hardcore-Death-Reaggea-Elektro-Metal CD und spiel mit.

Meine Schüler müssen sich jede Woche etwas aussuchen, das sie nach Gehör lernen.
Das ist am Anfang meist die Gesangsmelodie aus einem einfachen Stück und da meist nur ein Formteil. Realistische Ziele setzen ist da angesagt.
Stilistisch ist von Britney Spears, Metallica nach Bach über indische Volksmusik zu Chet Baker, Miles Davis oder Ornette Coleman alles erlaubt.

Danach wirds immer schwerer und die Strecken länger (z.B. komplette Songs oder Stücke).
Ein Schüler spielt aktuell Set fire to the rain von Adele, ein anderer We are the champions von Queen, ein dritter spielt so what von Miles Davis und ein vierter schafft sich Lead-Parts von Terry Gibbs Dream Band Aufnahmen drauf.
D.h. auch mit Big Band Parts oder Klassik lässt sich das sehr gut machen.

Ich mache das selbst täglich. Nach Gehör spielen!
Gleichzeitig übe ich immer ein bisschen Blattlesen.

Technik ist auch immer nur Mittel zum Zweck.
Warum solltest du einen 6fachen Salto rückwärts können?
Na um ihn im Schwimmbad vor allen staunendnen Mädchen zu machen...
Üb immer nur mit Ziel. Und Technikübungen zu können ist keins.
Einen Shake zu können ist sinnvoll weil man ihn in Big Band Stücken braucht.
Aber warum den shake täglich üben nur um ihn zu können?
D.h. überleg dir warum du übst.

Wenn du dann noch ein Handy hast, das Audio aufnehmen kann brauchst du keinen Lehrer.

Spiel zu deinen Aufnahmen, nimm dich dabei auf und gleich ab wie nah bist du dran.
wie gut passt deine Artikulation? wie ist das timing? wie ist der Klang?
Du weißt selbst wie du klingen willst!
So hast du eine simple Kontrollinstanz, die dir den Spiegel vorhält.
Dazu bisschen Blattlesen und vielleicht ein paar technische Basics um wieder reinzukommen.
Das wars.

Wenn du das dann einteilst:
+10min. warm-Up/Technik/Basics (wie auch immer du es nennst)
+10min. Blattlesen
+10min Aufnahmen mitspielen
und nimmst alles auf und hörst es dir immer im Wechsel an.
D.h. im Endeffekt spielst du 15min und hörst dir 15min dein Spiel an.

Wenn du das so durchziehst garantier ich dir dein Spiel geht qualitativ innerhalb eines Jahres durch die Decke, unabhängig von der Stilistik.
Improvisieren würde ich einfach als Modifikation zu den Aufnahmen imitieren nehmen.
Erst imitieren lernen, dann darüber frei spielen. Es geht auch noch in engeren Regelen. Z.B. nur spielen wenn der Gesang Pause hat, also in den Lücken der Phrasen oder nur spielen, wenn der Gesang spielt, etc. (da gibts tausend Varianten). Sei kreativ.

Dadurch lernst du improvisieren, Blattspielen, Technik und Instant Touch (also alles zu spielen was du innerlich hörst) innerhalb von 30min./Tag.

Wenn du dann noch anfängst zu lesen warum welche Skala und welcher Akkord zusammenhängen macht das Sinn, weil du weißt wie es klingt.
Und das ist der entscheidende Punkt.
Klangvorstellung und instant touch.
Wenn die funktionieren brauchst du keine Noten und keine Harmonielehre.
Chet Baker ist der beste Beweis.

So, das war meine Wutrede über Instrumentaldidaktik.
Ich hoffe du probierst es einfach mal.
Mir hats mehr geholfen als jedes Buch und glaub mir ich hab viele davon.....

Viel Erfolg und spiel mit den Profis!
Viele Grüße
Jens
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Tobias
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von Tobias »

Hallo,

Danke an Jens für den schönen Beitrag! Du sprichst mir aus der Seele! :D :huepf: :gut: :gut: :gut:

Gruß

Tobias

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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von inspired »

Achtung: :OT:
Hätt ich bei meinen Lehrern nur auch so gelernt...aber das war alles "klassisch nach Papier" :|
Vollkommen richtig, deine Ansicht! :gut: :gut: :gut:
Trp.: B&S Challenger II (3143/2)
Flgl.: Miraphone Premium
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Bild :-P
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Re: Wie Jazz "lernen" bei Wiedereinstieg - kuriose Geschicht

Beitrag von Bixel »

Jazz-Trumpet hat geschrieben:Dazu habe ich ein paar Anmerkungen.
:gut: :gut: :gut:
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Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
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