Bixel hat geschrieben:OldEmo hat geschrieben:Was wäre denn eine "Message", die man nur durch die Musik, also ohne Titel, Beschreibungen, visuelles etc., rüberbringen könnte?
Auf keinen Fall die Thailand-Wettervorhersage für morgen.
Es gibt ganz offensichtlich Arten der Information, die sich durch die menschliche (Wort-)Sprache nur begrenzt transportieren lassen.
Kunst allgemein - und Musik im Speziellen - schafft offenbar bestimmte
nonverbale Inhalte von Mensch zu Mensch, sofern Sender und Empfänger auf derselben (oder wenigstens einer
ähnlichen) "Frequenz" operieren, insoweit also dieselbe "
Sprache" verstehen.
Wer eine Antenne für Kunst hat (gleichgültig in welchem Teilbereich derselben), der/dem wird sich deine obige Frage m.E. kaum ernsthaft stellen, sondern sie/er wird dankbar genießen, dass die Übermittlung von (im weitesten Sinne)
Sinn stiftenden Inhalten
funktioniert.
Ich stelle nicht den Sinn von Kunst in Frage und will sie auch nicht definieren - darum streitet man sich schon trefflich, seit es sie gibt. Jenseits von mentalen Antennen die irgendwas diffuses auffangen wüßte ich aber gern, ob da vielleicht etwas ist, das mir entgeht. Ich möchte betonen, daß ich einen Großteil der Jazzmusik schätze und genieße und daß meine Überlegungen zum Thema ausschließlich daher kommen, daß ich manchmal auf Menschen treffe, die von Jazz in einer Weise reden, die ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Das kann natürlich daran liegen, daß ich als Informatiker ein etwas anderes Verständnis von Sprache und Kommunikation habe, aber Musik ist ja nicht nur was für Musiker.
Mein Gedankengang ist folgender: da es bei der durch Musik transportierten Information Deiner Aussage nach etwas nonverbales ist, das sich dem Ausdruck durch natürliche Sprache entzieht, ist eine Rückmeldung oder Bestätigung des Zuhörenden in der Regel nicht möglich - der Zuhörer kann das verstandene ja nicht selbst kommunizieren. Der Musiker kann das, was er ausdrücken möchte, auch nicht auf andere Art rüberbringen, der Zuhörer kann es also auch nicht nachfragen. Der Musiker spricht beim Musizieren also eine Sprache, von der er nicht wissen kann, ob sie der Zuhörer versteht und falls ja, ob sie richtig verstanden wird. Der Zuhörer kann wiederum nicht wissen, ob das, was er da versteht, auch so gemeint war. Ebensowenig läßt sich überprüfen, ob Sender und Empfänger auf derselben Frequenz liegen oder nur glauben, es sei so.
Vom dankbaren Genuß des Vortrags spreche ich hier nicht, der kann durchaus auf emotionaler Ebene stattfinden. Ich genieße aber auch gern kognitiv. Mir geht es um die unterstellte begreifbare Kommunikation und vielleicht um ein erklärendes Beispiel, wie es ein Jazzmusiker mit den ziemlich komplexen Elementen seiner Sprache anstellt, Informationen zu übermitteln und was das für Informationen sind. Dazu kann man doch sicher mehr sagen, als daß das eben so sei und die Frage an sich schon den fehlenden Sinn für Kunst zeige?