Bixel hat geschrieben:Jazzy Listening hat geschrieben:Ich habe meinen Zugang über die von mir geschilderte Methode (Mathematik und Informatik) gefunden. Meine Methode ist mit Sicherheit formal und nicht so sehr von Inspiration und Gehör geprägt.
(...)
Jeder muss seinen eigenen Weg im Jazz finden.
Nun ja: Wichtig ist, "was hinten raus kommt".
Was mir auffällt, ist, dass in dem Land, dessen Bewohner laut Klischee in besonderer Weise für Disziplin, Gründlichkeit, Ordnungssinn und Pflichterfüllung bekannt sind, die Bereitschaft recht groß zu sein scheint, sich dem Musizieren auf eine mechanische, theorielastige, formalistische, mithin eher lustarme und blutleere Weise zu nähern.
Wird aus dem Land der Dichter und Denker womöglich das Land der Denker?
Als Informatiker ist man es gewohnt, Strukturen, Systeme und Abläufe zu erkennen, zu abstrahieren und zu formalisieren, völlig unabhängig von Zweck und Umgebung. Sinn der Sache ist meistens Automatisierung und/oder Optimierung. Die Methoden der Informatik sind aber universelle Werkzeuge. In diesem Fall ist das Ziel ein anderes, nämlich ein besseres Verständis, wie Jazz funktioniert - für Informatiker und Mathematiker.
Westliche Notation und Harmonielehre sind voller Redundanzen, die das Verständis auf formaler Ebene nicht eben fördern. Speziell Anfänger tun sich damit schwer. Durch viel zuhören und nachmachen kann man, gewisse Begabung und viel Zeit vorausgesetzt, Jazz intuitiv lernen, auch ohne formales Verständnis. Man kann ihn dann aber nicht formal beschreiben oder verstehen, man kann "nur" vorspielen und sagen, daß es eben so ist wie es ist. Das reicht dem Informatiker aber nicht.
Es haben vielleicht einige hier falsch verstanden, was der Zweck der Übung ist. Das besagte Programm, das aus einer Datenbank heraus Soli erzeugen kann, die bestimmten formalen Definitionen genügen ist m.E. nicht mehr als der hörbare Nachweis, daß das entwickelte Modell der Jazzimprovisation die Realität mehr oder weniger gut abbildet und daß sich dieses Modell daher eignet, Jazzimprovisation den Menschen zu erklären, die zwar solche Modelle verstehen aber eben keine ausgebildeten Musiker sind.
Ich finde diesen Ansatz ausgesprochen interessant und begrüßenswert.