adastra hat geschrieben:...es kommt einem eigentlich fast so vor, als hätte man das Trompetenspielen falsch beigebracht bekommen. Oder anders formuliert: Als ich zum ersten mal Noten eines Jazz-Stücks gesehen habe, dachte ich spontan: "Häää, und wieso ist das jetzt Jazz? Das swingt ja gar nicht, wenn man das so spielt wie es da steht".
Die jazzmäßige Realisation von Noten ist lediglich eine Frage des (erlernbaren) speziellen Umganges mit der
Notenschrift im Jazz,
nicht aber eigentlich eine Frage des Erlernens des
Trompetenspiels.
Wenn du das Gefühl hast, das Trompetenspielen "falsch beigebracht" bekommen zu haben, so kannst du dies m.E.
nur im Hinblick auf das ins Auge gefasste Ziel behaupten wollen:
Für das Ziel "Blasmusik und/oder Klassik" war deine Ausbildung möglicherweise ganz okay.
Für das Ziel "Jazz samt Improvisation" war sie vielleicht ungünstig (bis "falsch").
In der Klassik strebt man den "geraden Ton" an, im Jazz dagegen versucht man, dem (natürlichen) Klang
der menschlichen Stimme nahe zu kommen.
Das ist recht schwierig miteinander zu vereinbaren, und nur ganz Wenige beherrschen
Beides wirklich gut (Marsalis, Vizzutti etc.).
adastra hat geschrieben:Die musikalische Theorie alleine nützt da wenig. Später allerdings wäre es dann aber natürlich "einfacher", wenn man die Musik intuitiv hervorbringen kann anstatt sie "nur über den Umweg des Kopfes" explizit durchdacht spielen zu können.
Ich glaube, dass ich zur zweiten Kategorie gehöre. Aber mit Fleiß ist vielleicht wenigstens ein Blumentopf zu gewinnen.
Die (
gefühlte) Zugehörigkeit zur einen oder anderen "Kategorie" ist sicherlich nicht genetisch bestimmt, sondern wird von der persönlichen Sozialisation "entschieden".
Mit den richtigen (neuen) Ideen im Kopf kann man m.E. aber in
jedem Alter allerhand bewegen.
Damit es nach
Jazz klingen kann, ist es m.E. unverzichtbar, mit seinem Instrument "
singen" zu können, also
ohne den Umweg(!) über Noten innerlich Gehörtes
direkt auf das Instrument übertragen zu können.
Dies übt sich m.E. am besten, indem man stundenlang zu spielen versucht, "was einem gerade in den Kopf kommt".
Das können anfänglich Kinderlieder sein, aber auch z.B. Binde- und Stoßübungen in der Art, wie mancher sie täglich aus seinem Arban oder Stegmann (fremdbestimmt)
abliest, ohne dabei einen besonderen persönlichen Bezug zum Gespielten zu haben.
Der persönliche Bezug
macht aber gerade den Unterschied.
Wenn man mit seinem Horn "
singen" kann, fällt der (aktive) Zugang zum Jazz meist nicht sonderlich schwer.
Ohne dieses "singen" Können bleiben die Ergebnisse so unbefriedigend, dass man es m.E. besser bleiben lässt.
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Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.