Fehlender Zugang zu Jazz?

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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satschone
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Fehlender Zugang zu Jazz?

Beitrag von satschone »

Grüezi Miteinander

Ich möchte eigentlich den Zugang zu gewissen Trompetengrössen bekommen und habe mir einfach mal so wahllos zwei Alben bestellt, die da wären:
von bobby shew - playing with fire und von randy brecker - 34th n lex

Nun habe ich mit beiden Alben etwas Mühe. Für mich klingt dies halt eher nach Phrasen-Drescherei. Versteht mich nicht falsch. Ich finde es, technisch gesehen, faszinierend, solchen Ausnahme-Trompetern zuzuhören, jedoch kommt bei spätestens nach dem dritten Lied irgendwie langeweile auf.

Ich merke einfach, dass mich diese Form des Jazz nicht wirklich berührt. Damit mich Musik allerdings fesselt, brauche ich dies. Nun halt die Frage:

- Kann solche Musik überhaupt berühren oder zählt wirklich nur die technische Perfektion?
- Habe ich da vielleicht zwei falsche Alben erwischt?
- Was für Alben könnt ihr empfehlen, welche zugänglicher sind und auch mit mehr emotionalen Komponenten (Popiger?) daher kommen.

Gefallen hat mir z.B. Fred Wesley's Almagation (ja ich weiss, der Junge spielt halt "nur" Posaune) ;-)

Vielen Dank für eure Inputs
the-trumpet
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Beitrag von the-trumpet »

Hier sind z.B. vier Scheiben, die mich berührt haben:

Mark Isham - blue sund
Roy Hargrove - habana
Chet Baker - My Favourite Songs (Da hat mein Lehrer mitgespielt :) )
Erik Truffaz - Saloua

Gruß
the-trumpet
Zuletzt geändert von the-trumpet am Sonntag 26. Februar 2006, 19:40, insgesamt 1-mal geändert.
the-trumpet
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Beitrag von the-trumpet »

sorry vertippt

Mark Isham - blue sun
Trumpet_Andi
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Beitrag von Trumpet_Andi »

Jazz ist halt eine "komplizierte" Musik wenn ich das mal so sagen darf. Viele verstehen diese Musik nich und hören in ihr nur irgendein Geduldel. Einige sagen auch, dass sie das könnten, ohne jemals ein Instument in die Hand genommen zu haben (und es ist extrem schwer Jazz zu spielen). Dieser Meinung bin ich zwar nich, aber is ja auch egal. Ich bin "erst" 17 und habe mich schon mit 13 oder 14 für diese Musik interessiert und ich kenne niemanden in meinem Alter, dem Jazz gefällt. CD`s kann ich dir vorschlagen: Miles Davis - Kind of Blue, ist so dass Jazz Album das jeder haben sollte. Moderne ist z. B. Till Brönner - That Summer. Rick Braun - Esperanto. Terence Blanchard - Bounce.Chris Botti - When I Fall In Love. Maynard Ferguson - Birdland, One more Trip to Birdland etc. Es gibt viele Sachen. Schau mal auf http://www.trumpetstuff.com da findest du jede Menge Jazztrompeter mit Hörbeispelen etc. Ich hoffe, dass du vielleicht doch noch gefallen am Jazz findest.
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bubblegumjazz
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Beitrag von bubblegumjazz »

ich verstehe, was Du meinst. Jazz klingt nicht immer gut und harmonisch für "Otto-Normal-Zuhörer", wenn oft genug so was anhört ist man eher wahnsinnig beeindruckt von der Art und Weise, Effekten, Akkordanreihung usw., dass man es gut findet.
Ich bin irgendwann auf ein James Morrison Album gestoßen,(Snoopy doo). Das ist einfach genial. Nicht nur wie er spielt, sondern auch, dass es schön klingt, liedhaft, eingängige Melodien, die man sogar mitpfeiffen kann. Er spielt in kleiner Besetzung, aber auch BigBand-Sound ist drauf.
Ein anderes Album kann ich Dir ans Herz/Ohr legen. Clark Terry (muss es natürlich heissen,gruß an baldici), welches es ist, weiss ich nicht mehr, er spielt darauf aber auch viele bekannte Melodien und deswegen klingt es sogar für Nichtmusiker angenehm. Ein Lied ist zum Beispiel so ein Schlaflied.....morgen früh, wenn Gott will......ganz relaxt verjazzt. Super!!!!
Zuletzt geändert von bubblegumjazz am Dienstag 19. Juli 2005, 09:55, insgesamt 1-mal geändert.
MMTrumpet
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Beitrag von MMTrumpet »

Ein anderer Tipp, ein bisschen teurer:
Fahr mal nach New Orleans. Hat mir sehr geholfen, einen Zugang zu kriegen - was da in jeder Kneipe und den ganzen Tag über abgeht, ist genial.
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Hallo satschone,

Ich glaube das mit dem Zugang zum Jazz ist eine sehr vielschichtige Angelegenheit, es wäre vielleicht schon mal hilfreich zu wissen ob es dich eher Richtung Bigband oder Richtung kleine Besetzungen zieht. Außerdem gibt es eine unglaubliche Vielzahl von Strömungen und Stilrichtungen. Ich würde dir empfehlen, dich mal etwas mit der Geschichte des Jazz zu beschäftigen, das verschafft dir schon mal ein bisschen Durchblick. Und dann könntest du ja mal einfach in einen Plattenladen gehen und quer durch den Gemüsegarten ein paar Sachen durchhören, und schauen was dich anspricht, dann suchst du dir mehr Infos zu der jeweiligen CD bzw. den Interpreten im Internet und arbeitest dich so in die Materie ein. Ein weiterer Tipp: beschränke dich nicht allein auf "Konservenkost", besuche auch Konzerte, das Live-Erlebnis gehört einfach dazu.

Hier ein paar persönliche Favorites:
Miles Davis - Sketches of Spain
Peter Herbholzheimer - Jazz Gala Concert 1976
Gansch 'n Roses - Gansch 'n Roses 2
Arturo Sandoval & Michael Brecker - Hot House

passt jetzt vielleicht nicht so ganz dazu:
Sting - All this time
Jan Garbarek & Hilliard Ensemble, bzw. Jan Garbarek & Jan Garbarek Group

LG, Miss Trumpet
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baldici
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Beitrag von baldici »

Zum Einstieg in den Jazz ist es, glaube ich, hilfreich, wenn man sich mal überlegt, wie das Ganze überhaupt entstanden ist - nämlich, indem die Damen und Herren angefangen haben, über bekannte Songs ihre eigenen Melodien zu erfinden (ok, sehr grob vereinfacht).

Und da wären wir beim Stichwort: Songs.
Wenn man unter den Improvisationen noch dem Gerüst der Ausgangs-Melodie folgen kann, tut man sich meines Erachtens leichter zu verstehen, was sich da musikalisch tut. Meine "Einstiegsdroge" war z. B. das Oscar Peterson Trio, etwa "We get requests". Das ist klassischer, swingender Piano-Jazz mit eingängigen Themen, die man schnell ins Ohr kriegt. Sehr zu empfehlen auch das Peterson-Trio mit Clark Terry (nicht, wie weiter oben geschrieben, Terry Clarke), einem echten Giganten auf Trompete und Flügelhorn.

Die erwähnten Miles-Davis-Sachen sind natürlich großartig, aber vielleicht für den Einstieg noch ein bissl zu abgehoben. Obwohl - es gibt auch jede Menge Leute, die diese Sachen genießen, ohne darüber nachzudenken wieso.
Nur wirklich zuhören muss man halt, so nebenbei als Sound-Tapete wird sich einem der Jazz nicht eröffnen. :D
satschone
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Beitrag von satschone »

wau! vielen dank, dass dieses forum klasse ist, habe ich ja gewusst, aber ...

das mit dem jazz ist so eine sache. mir selber gefällt jazz eigentlich sehr gut.
@ misstrumpet: jan garbarek finde ich absolute spitze (und das sogar obwohl holz) *g*.

nur bin ich einfach auf der suche nach etwas eingänglicheren, ruhigeren sachen, da mich so technische höchstleistungen einfach auf dauer nicht amüsieren. wie schon erwähnt, kann man das erste lied staunen, aber irgendwann empfinde ich das dann einfach nur noch als langweilig (bin halt eher der emotionale typ). zudem stehe ich nicht so auf gemutete sounds; habe die trompete lieber "offen".

ich werde mir darum sicher mal den einen oder anderen tipp von euch zu gemüte führen und freue mich auf diese erkundungsreise.
stanko
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Beitrag von stanko »

Ein paar weitere Tips für "emotionalen" :D Jazz:

Tomasz Stanko: Soul of Things (wurde von Kritikern - meiner Meinung nach lagen sie da mal richtig - als Kind of Blue II bezeichnet), die perfekte Interaktion und die entspannte Atmosphäre der fast ausschließlich mollmodalen (= traurig und emotional :lol: ) Stücke werden Dir gefallen. Ist wohl sowieso ein Muß für jeden, der sich für Jazz interessiert. Und von der Auffassung her das Gegenteil von Randy Brecker (nichts gegen letzteren)

Chet Baker: Chet (ein Jazzalbum für ruhige Mußestunden - habe ich mal irgendwo gelesen)

Cannonball Adderley: Somethin' else - schon allein wegen Miles Solo über Autumn Leaves. Mit das Schönste, was je auf einer Trompete gespielt worden ist.

Außer vielen Alben von Miles, Chet, Tomasz Stanko vielleicht etwas von Tom Harrell, Kenny Wheeler (Angel Song - aber vielleicht streckenweise zu free), Ack van Roooyen (Music for Piano and Flügelhorn)
joe
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Beitrag von joe »

Empfehlungen sind da immer schwierig, jeder Mensch reagiert auf andere emotionale Reize. Trotzdem ein paar persönliche Anregungen:

Chet Baker wurde ja schon verschiedentlich genannt. Ich empfinde sein Spiel als emotional ansprechend wegen seinem charakteristischen weichen Sound und seinem Verzicht auf technische Mätzchen.

Allgemein ist Cool eine Stilrichtung, die meine Emotionen anspricht. Miles Davis hat in dieser Epoche ein paar Scheiben produziert, von denen mir Seven Steps To Heaven sehr gefällt. Weitere Namen dazu: Dave Brubeck, Gerry Mulligan, Paul Desmond.

Oder mal ganz was anderes: Pat Metheny, Andreas Vollenweider.
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Schäfer
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Beitrag von Schäfer »

Ich lese Bobby Shew, mein persönlicher Held 8) 8)
Es gibt eine CD die da heißt Bob Curnow's L.A. Big Band - The Music of Pat Metheny & Lyle Mays
Zugegeben, es ist kein "klassischer Jazz", Pat Metheney ist schon etwas speziell, aber bei dieser CD bekomm ich immer wieder leuchtende Augen, einfach weil es eine der besten BigBand CDs ist, die ich kenne. Ganze Bands sind für den Zugang evtl sogar etwas einfacher zu "erfassen" als Combo-Aufnahmen.
Hier gibs auch Hörbeispiele.

Schönen Gruß

Sebastian
Das Schädliche an Blechinstrumenten liegt darin, dass sie die Lungen stärken und somit das Leben der Musikanten verlängern
satschone
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Beitrag von satschone »

also so von wegen pat metheney. das klingt von der richtung her gar nicht schlecht (zwar auch nicht alles)

ich höre mir gerade trio 99 -> 00 von ihm an und am besten gefallen mir dort die ruhigen sachen (just like the day, we had a sister, travels)!

ich suche also eine trompeten-cd, welche stilistisch in diese richtung zielt!

gefallen fand ich z.b. auch an der cd, welche man zum silent brass erhielt (allen vizzutti - vor allem das erste stück). jazz, aber modern und harmonisch arrangiert.

vielleicht hat ja noch jemand tipps, welche in diese richtung zielen. am liebsten nicht mit dämpfer gespielt!
Unbekannt

Beitrag von Unbekannt »

wynton marsalis-the all american hero

und die meisten chet baker alben sind auchsehr zu empfehlen...chet baker ist halt sehr ruhiger jazz und keine"phrasendrechserei" wie du es genannt hast...
baldici
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Beitrag von baldici »

satschone hat geschrieben:also so von wegen pat metheney. das klingt von der richtung her gar nicht schlecht (zwar auch nicht alles)

ich höre mir gerade trio 99 -> 00 von ihm an und am besten gefallen mir dort die ruhigen sachen (just like the day, we had a sister, travels)!

ich suche also eine trompeten-cd, welche stilistisch in diese richtung zielt!
Das ist nicht ganz einfach, aber mit Tomasz Stanko (wie schon oben empfohlen) liegst du sicher richtig ("Suspended Nights" ist auch ein wunderschönes Album). Vielleicht auch Kenny Wheeler ("Angel Song").
Und zwei meiner Lieblingsscheiben aus letzter Zeit: Cuong Vu, "Come play with me" und Mathieu Michel, "Live at Theatre Oriental".

Gruß,

Martin
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