Kinnspannung wohin?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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moppes
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von moppes »

*gruebel* Der stellt aber auch immer Fragen ..... :gut:

Eigenexperiment: Ziehe ich den Kinnmuskel nach unten und versuche eine Tonleiter aufwaerts, gingen die Mundwinkel leicht nach aussen.

Daraus leite ich aber jetzt keine Allgemeinaussage ab (wie andere das manchmal machen ...) :-)

Peter
hannes
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von hannes »

Diesen Satz darf man nicht aus dem Zusammenhang reißen! Wenn man Ansatzprobleme hat und nach Lösungen sucht, so ist die Kinnspannung nach unten meiner Meinung nach der falsche Weg. Nur in einem Ansatzkonzept wie Burba, Farkas usw. es lehren macht die Kinnspannung nach unten Sinn. Ansonsten verschlimmert man mehr als dass man daraus Nutzen zieht!
Ich persönlich halte die Ansatzkonzepte vom flachen Kinn, das durch bewusste Kinnspannung nach unten herbeigeführt wird, für sehr mühsam. Ich hatte schon Schüler, die bereits durch Lockerung der Kinnspannung erhebliche Fortschritte hatten, ohne dass sie ihren Ringmuskel extra trainieren mussten.
Farkas und alle nachvollgenden Anhänger waren der Ansicht, dass man den Kinnmuskel aus der Arbeit des Ringmuskels heraushalten solle. Andere Trompeter lehren das Gegenteil: der Kinmuskel kann sogar sehr hilfreich sein, um Erfolge leichter zu erzielen. Bill Carmichael, Bob Odneal, Jeff Smiley sind wohl die berühmtesten Vertreter. Es gibt bei beiden Ansatzansichten hervorragende Spieler; ich glaube außerdem, dass es zwischen beiden Extremen Mischtypen gibt (z.B. ein mehr nach oben gebündeltes Kinn mit Zunahme der Tonhöhe).
Als typische Spieler ohne Kinnspannung (nicht flach, sondern eher etwas nach oben geschoben) fällt mir Jim Morrison und Maurice André ein. Außerdem kenne ich noch sehr viel Jazzer, bei denen mir dies auffiel.
Bei Till Brönner und weiteren Burba-Schüler hingegen sieht man die andere Extremform eines sehr flachen Kinns. Diese Spielweise ist auf Grundlage der Farkas-Lehrer, die wiederum in zig klassische Lehren Einzug hielt, bei Klassikern weiter verbreitet.
Dazwischen gibt es natürlich noch jede Menge Trompeter, die weniger ideologisch zuzuordnen sind bzw. sogar mit bewusstem Kinnmuskeleinsatz spielen oder auch ohne zu wissen den Kinnmuskel verwenden.
Wie so oft halte ich beide Extreme für bedenkenswert: wer zu extrem das Kinn nach oben bündelt muss aufpassen, dass sein Ton nicht zu dünn klingt. Wer zu sehr nach unten zieht muss aufpassen, dass er noch mühelosere Kontrolle über die Tonhöhe hat und auch in allen dynamischen Nuancen locker spielen kann.

Als ich auf meine früheren Lehrer hörte, schimpften sie immer über mein nicht flaches Kinn und lehrten mich die unnötige Kinnspannung. Als langjährig klassisch ausgebildeter Flachkinner hatte ich erst viele Jahre nach dem Studium und der Meinung über "angeborene Grenzen" durch die Lockerung des Kinns und sogar bewusstem Kinnmuskeleinsatz enorme Vorteile in der Tonhöhe und Ausdauer.
Daher warne ich alle Hobbybläser, das Kinn bewusst nach unten zu ziehen, da man sich so die Arbeit sehr schwer machen kann und an Grenzen stößt, wenn man nicht in extremer Form seinen Ringmuskel trainieren will/kann. Ich bin heute sogar davon überzeugt, dass Extremhöhen bis c'''' viel weiter verbreitet wären, wenn man offener wäre für verscheidene Ansatzkonzepte und -ansichten.
Aufgefallen ist mir auch, dass bei vielen intuitiv spielenden Ausnahmetrompetern (die nicht wissen, warum sie es können) der Kinnmuskel nicht (extrem) gespannt ist und z.T. sogar bewusst eingesetzt wird.
Fakt ist: man kann mit flachen und nicht flachem Kinn sehr gut spielen (in allen Genres, von Klassik bis Lead). Dass die Arbeit mit flachem Kinn schwieriger ist, ist allerdings meine persönliche Erfahrung/Überzeugung, die sich seit ich die Flachkinnansicht aufgegeben auch im Unterricht mit Schülern bewährt hat (insbesondere bei geringerem Zeiteinsatz).

Hannes
Zuletzt geändert von hannes am Sonntag 23. September 2007, 22:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von Helge »

Ich führe mal Jeff Smiley´s Begründung an:

"Trumpet playing involves a certain amount of mouthpiece pressure and closing of the lips to play higher. Logically, what should help you play higher with more cushion - muscles bunching towards the mouthpiece or stretching away from the mouthpiece? If you answered "away from", hopefully your mind will change when you finish the next section on Mechanics.

And yet, some players perform well with a flat chin. The late Philip Farkas, former principle horn with the Chicago Symphony, even wrote a book extolling it's virtues after noticing how many of his fellow professionals were "flat-chinners." The obvious question is, if so many good players use it, how bad can it be?

The answer is, it's not bad; it's inefficient. It's so difficult that only a small number of players are physically capable of pulling it off."

Quelle: http://www.trumpetteacher.net/introduction.html
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hannes
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von hannes »

Ganz einfach: weil die Ansatzproblem in den seltesten Fällen vom Kinn kommen (oft sogar gerade wegen der Kinnspannung nach unten). :lol:
Ich könnte jetzt wieder das unwissenschaftliche Erklärungsmodell der Lippenöffnung verwenden, doch darüber gab es schon genügend! :wink:
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smooth
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von smooth »

keep blowing hat geschrieben:ich möchte aber eine genaue wissenschaftliche erklärung.
da verlangst du etwas was auch die "gegenseite" nicht liefern kann, oder gibt es neuerdings eine wissenschaftliche erklärung dafür, warum das kinn angespannt werden muß?????
Abri
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von Abri »

@smooth:
Ich kann micht erinnern, dass keep blowing irgendwo geschrieben hat, einzig und allein die Kinnspannung "nach unten" sei richtig und zielführend. Umgekehrt hat Hannes geschrieben, er warne vor einer Kinnspannung nach unten. Ich finde schon, dass man das doch mit nachvollziehbaren Argumenten begründen können sollte. Schliesslich wollen wir ja alle was lernen.
Ich probier mal ein Erklärungsmodell zur Kinnspannung aus meiner Sicht:
Hannes hat geschrieben:Farkas und alle nachvollgenden Anhänger waren der Ansicht, dass man den Kinnmuskel aus der Arbeit des Ringmuskels heraushalten solle.
Genau das ist das ganz grosse Missverständnis: Der Kinnmuskel wird eingesetzt, um die Arbeit des Ringmuskels zu unterstützen! Laut Farkas sollte unterhalb des ob.oris so eine Art U-Falte zu sehen sein (i.e. die Anspannung des Kinnmuskels), was wiederum zu einer nach unten zeigenden Kinnspitze führt. Selbstverständlich führt das optisch zu unterschiedlichen Erscheinungsformen - jeder Mensch ist anders. Kann sein, dass viele "Flachkinner" Probleme haben, weil sie zuviel (und nicht zuwenig!) Augenmerk auf das Anspannen des Kinns legen und die Arbeit des ob.oris vernachlässigen.
Jeff Smiley hat geschrieben:Logically, what should help you play higher with more cushion - muscles bunching towards the mouthpiece or stretching away from the mouthpiece?
Eigentlich das Gleiche missverständnis woe oben. Wer sagt denn, dass man den Kinnmuskel "runterreissen" soll und damit die Lippe aus dem Mundstück zieht? Vollkommen Missverstanden! Die Kinnspannung soll selbstverständlich aufrechterhalten werden und unterstützt die In-Sich-Spannung der Lippen => Kinn zeigt mehr oder weniger nach unten - und arbeitet natürlich mit. Das "bunched chin" halte ich nun in dem Zusammenhang für wenig hilfreich, da dies mehr zu einem Aufeinanderpressen der Lippen führt als zu einer kraftvollen In-Sich-Spannung. Kann sein, dass man dafür mehr arbeiten muss, dafür kligts auch besser.
Kurzum: entscheidend ist die Lippenspannung, die ein ausreichendes Polster für Höhe und Ausdauer bieten muss. Dabei sollten die Lippen aktiv gespannt sein (unterstützt durch den Kinnmuskel) und nicht durch zuhilfenahme des Kinnmuskels zusammen gedrückt werden (Old mans face)
So arbeitet es in etwa bei mir.

Ach noch was: insbesondere beim Ansetzten sollte sowohl der Ring - als auch der Kinnmuskel gut gespannt sein. Ansetzten auf ungespannte Lippen ist Gift!
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smooth
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von smooth »

tolles statement abri, aber anscheinend hast du meinen beitrag nicht richtig gelesen. dein beitrag beruht ebenfalls nur auf annahmen, auch hier fehlt der wissenschaftliche beweis und den wollte keep blowing ja unbedingt sehen.
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smooth
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von smooth »

@keep blowing

unwissenschaftlich ist nicht das gleiche wie wissenschaftlich!!!

du wolltest einen wissenschaftlichen beweis, oder kann ich nicht mehr richtig lesen?

wenn hannes auf die lippenöffnungsdebatte verweist heißt das ja nur, das es dazu auch keinerlei wissenschaftliche beweise gibt, sondern nur unterschiedliche annahmen, die leider alle nicht bewiesen sind.

der absatz von hannes zu burba und farkas ist ja wohl eher so gemeint

< man kann mit nach unten gespanntem kinnmuskel sehr gut werden, es erfordert aber sehr viel übezeit um den ringmuskel entsprechend zu stärken und trotz der stetigen spannung flexibel zu sein > ob man das mit den doch meist wesentlich geringeren übezeiten eines hobbytrompeters leisten kann, wird von hannes bezweifelt, von mir übrigens auch. ich kenne zwar amateure, die mit dieser methode gut und ausdauernd blasen können, allerdings läuft da unter 2 stunden täglich gar nichts.
hannes
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von hannes »

Was soll denn diese Polarisierung. Es gibt nicht nur schwarz und weiß. Meine Betonung liegt auf dem Wort "bewusst". Ich bin mittlerweile eben aus Erfahrung und vielen erlebten Problemen bei Schülern, die BEWUSST (deshalb übertrieben) ihr Kinn nach unten spannten, dieser Meinung. Wenn es gut klappt beim Spielen ist das Kinn wirklich egal. Ich brauche auch keine wissenschaftlichen Erklärungen, wenn ich Hilfen anbiete und seit Jahren feststelle, wo die Probleme liegen. Außerdem geht es mir um EXTREME in beiden Ansatzkonzepten. Was soll denn das ideologische Getue "nur so"???? :evil:
Ich spreche - wenn ihr aufmerksam lest - von Problemfällen. Wer Probleme hat muss nach Lösungen suchen. Und hier liegt eben der gute Burba nicht immer richtig bzw. wird falsch und übertrieben interpretiert. Nach Burba wäre Morrison eine Flasche. Aber er und viele andere Trompeter zeigen, dass sie anders ihre Möglichkeiten optimieren.
Wer seine Leistungen optimieren kann ohne sich Gedanken um Ring- oder Kinnmuskel machen zu müssen soll sich glücklich schätzen. Und niemals habe ich gesagt, dass man mit flachem Kinn nicht gut sein kann. Ebenso habe ich vor ideologisch bedingten Übertreibungen gewarnt.
Dass Morrison oder André gut klingen wird wohl niemand bezweifeln. Ebenso gibt es genügend Beispielen mit Lippenansatz (oben, links, rechts, unten ...), die so unterschiedlich wie die Menschen sind. Mir geht es doch nicht um Spieler, bei denen es gut läuft! Ich musste nur am eigenen Leib und in der Fülle meiner Schüler erfahren, dass es eben nicht nur den optimalen Farkas-Ansatz gibt. Das ist alles. Wer Probleme hat und nach Lösungen sucht - ich wiederhole mich - sollte nicht an alten Weisheiten festhalten, nur weil es so gepredigt wird. Wenn ich Schüler hätte, die zu extrem ihr Kinn nach oben bündeln und damit Probleme hätte, so würde ich dies auch korrigieren. Bisher aber gab es aber nur Problemfälle in der anderen Richtung (wahrscheinlich wegen des weiter verbreiteten Unterrichts nach Farkas). Es gibt hier überhaupt keinen Widerspruch, sondern nur das Berücksichtigen verschiedener Optimierungsmöglichkeiten und meine eigenen Erfahrungswerte. Ich erhebe absolut nicht den Anspruch, dass ich allwissend bin. Allerdings bin ich als Lehrer offener und kann dadurch Hilfen anbieten, die mir früher wegen unflexibler begrenzter Ansatzideologen verwahrt blieben. Mir ist es wichtiger, dass meine Schüler nach einigen Wochen unideologischen Spielens Verbesserungen erfahren, die sie nach Jahren ideologischer Ansatzschulung nie erfahren durften. Schon Übungen des extremen Einrollens (Smileys RI) konnten bei einigen Schülern sehr viel bewirken (auch wenn diese Spielart nach Farkas absolut verboten ist). Das heißt aber nicht, dass ich einem Schüler sage: So nun ziehen den Muskel a so und den Muskel b so und den Muskel c so hin. Vielmehr geht es um eine Reihe von Übungen, die gezielt einsetzbar sind. Dadurch ist es leichter verständlich, wie die Muskeln arbeiten bzw. kann man Unflexibilität entgegenwirken und Probleme mildern.
Im Übrigen gibt es außer meiner Wenigkeit genügend Beispiele, die mit offenerem Denken bzgl. dem angeblich optimalen Farkas-Ansatz erst nach Jahren Erfolge hatten. Der ebenfalls klassisch ausgebildetet "Spasstrompeter" berichtete dies z.B. von BE; Bert Lochs berichtet dies, Hessions berichtet dies in Bezug auf die Zungenposition an der Unterlippe .... Nun könnte man nämlich noch eine Diskussion vom Zaun brechen, warum man die Zunge an der Position x, y, z fixieren oder nicht fixieren soll. Das spare ich mir mit Verweis auf mein Anliegen: es geht um die Optimierung seiner Möglichkeiten, um Offenheit gegenüber auch weniger bekannter oder sogar umstrittenen Spielmöglichkeiten. Wer keine Probleme und Fortschritte hat, keinen Bedarf sieht etwas zu ändern, braucht dies nicht. Die Fülle von Anfragen zeigt aber ein anderes Bild.

Hannes
buddy
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von buddy »

Ich finde, Trompete spielen hat hinsichtlich des Ansatzes viel mit Entdecken der eigenen Körperlichkeit zu tun. Das wird gefördert, wenn man durch den Unterricht und die Methode zunehmend Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten gewinnt. Auf Dauer einem "richtigen" aber offenbar unerreichbaren Ansatzideal hinterher zu jagen kann kein gutes Spiel erzeugen. Die für viele von uns in einer bestimmten Phase unvermeidlichen Mundstücksafaris sind m.E. ein typisches Symptom dieses Problems. Es zeigt außerdem, dass solchen Spielern die eigenen Möglichkeiten gar nicht bewusst bzw. verfügbar sind. Ich meine damit nicht einen Mundstückwechsel, sondern die Jagd nach dem MP, das Probleme löst. Das gibt es natürlich nur in der Werbung.
Man sieht auch an verschiedenen Threads, was alles an Mythen und Missverständnissen unter Spielern herumgeistert. Da wird z.B. "druckschwach" mit "fast berührungslos" fehlinterpretiert, vielleicht noch mit dem Bild von Scherbaums Trompete auf der Glasplatte im Kopf. Oder eben das Kinn sonst wohin geschoben/gezogen, als müsste das unbedingt so sein.
Die früher üblichen starren Systeme sind eben ein zweischneidiges Schwert. Für alle diese "Schulen" gilt: einige Schüler bringen immer die "richtigen" Voraussetzungen dafür mit und werden erfolgreich. Andere mit der "falschen" Anatomie werden zwangsläufig als Versager produziert.
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jamaika
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von jamaika »

Meiner Meinung nach ist das alles zu theoretisch. Warum macht man es sich so schwer.
Es gibt Tonuebungen, wo man ohne grosses Erklaeren und diskutieren, die ensprechenden Muskelpatien auf und abbauen kann. Wenn dann ein Verstaendnis in dieser Paxis erstanden ist, kann man dem Spieler zeigen, was man bei den verschiedenen Uebungen trainieren und staerken kann. Es kommt natuerlich auf den Einsatz an, wo man und was man spielt Jazz, Klassik, Orchester, u.s.w.
Allgemein solche Aussagen, wo man Beweisen muss das es nur so oder anders geht, finde ich von meiner Seite etwas Riskant, weil eine ungewollte Ortodoxi entsteht, die einen ins Diskusionsfeld zieht, wo nachher ein bitterer Geschmack zurueck bleibt. Es gibt nicht nur eine Technik um Trompete zu lernen, und jeder der sich hier fuer einen speziellen Weg einsetzt und behauptet, das es nur so oder anders machbar ist, irrt gewaltig.
Natuerlich gibt es extrem Faelle, wo man Korekturen durch fuehrt, wie @ Hannes , oder Malte Burba und viele andere begabten Lehrer und Ansatzexperten es tun. Aber das hat nichts mit der Masse zutun.

Gruss Jamaika
hannes
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von hannes »

krippo hat geschrieben:Hallo hannes,

da du als Beispiele Bill Carmichael und Bob Odneal angeführt hast habe ich mir eben ihre Lehrvideos mal wieder sehr genau angesehen. Beide spielen meiner Ansicht nach mit ganz klar fixiertem Kinn. Bill warnt in seinem Video sogar davor unter zurhilfenahme des Kinnmuskel nach oben den Ton dünn zu machen.

Gruß
Christoph
In seinem Video "Screamin" zeigt Carmichael etwas anderes. Allerdings ist es nicht immer leicht in den Definitionen. Man sieht bei Carmichael deutlich, wie er seine Unterlippe hoch schiebt und dabei seinen Kinnmuskel "bunched" (dies ist aber nicht so stark ausgeprägt wie bei BE-Extremübung). Ich bin mit Ron Levi (der Bills Video vermarketet) in Mailkontakt, der ebenso darauf hinweist (wie ich auch), dass man das Kinn nicht nach unten ziehen soll. Das hält er für falsch. Am Beispiel Odneal und Carmichael weiß ich, wovon ich rede, da beide dies deutlich zeigen und in Rückfragen mit mir oder anderen Interessenten, die ihre Videos haben, bestätigen.
Ich gebe aber zu bedenken, dass man sich, wenn man nach deren Konzept spielt, keine Gedanken um das Kinn machen muss sondern die Übungen macht. Diese gelingen nach ihrer Art nicht, wenn man mit Farkas-Ansatz spielt (das heißt nicht, dass man die Übungen auch so spielen kann, allerdings dann nicht mit dem erwarteten Übeeffekt).
Allerdings lehnen beide den Farkas-Ansatz mit nach untem gespannten Kinn ab. Ich weiß nun nicht, wie du darauf kommst? Ich habe beide Videos und kenne die dahinter stehende Ansatzidee genau, musste aber auch per Mails einige Dinge hinterfragen.
Bei allen Übungen gibt es Hinweise, sie nicht falsch zu verstehen oder zu übertreiben. Die Unterlippe mit zunehmender Tonhöhe nach oben zu bringen, um die Lippenöffnung zu kontrollieren unr relative lockere Mundwinkel sind eine Idee, die dem Spielen mit flachem Kinn absolut widerspricht. Hier wird der Schwerpunkt anders gesetzt.
Bei Odneal und Carmichael sind dies zentrale Aspekte, auch wenn sie eher mit Übungen statt theoretischer Durchdringung ausgesprochen werden (was mir sehr nahe kommt!!!). Darüber hinaus legt Carmichael seine Zunge an die Unterlippe, was absolut nicht mit Farkas' Lehre übereinstimmt.

Schaue mir aber die Videos nochmals an.

Gesagt, getan! :lol:
Wie sollte ich denn den Satz "The botton of my chin pushes up" anders verstehen als, dass der Kinnmuskel nicht nach unten fixiert ist? Desweiteren weist Carmichael darauf hin, dass er in "a different way" spielt, als er es beim Studium gelehrt bekam. Dieser andere Weg ist eine Muskelbewegung, die nicht nur den Ringmuskel betrifft (Ansatz nach vorne bringen), sondern auch das Kinn! Die Ober- und Unterlippe sollen zueinander gebracht werden (Kinn "pushes up", sodass die Unterlippe hoch kommt und die Oberlippe drückt "down"), wobei die Mundwinkel sehr locker (nicht bewusst gespannt) sein sollen und daher eher nach unten zeigen (Angabe von Ron per Mail nachdem ich nachgefragt habe, was die Muskelbewegung bei den Mundwinkeln bewirkt).
Allerdings soll dieser Vorgang sehr natürlich wie bei der Mundstellung "mmmh" gelingen. Die Muskelbewegung (nach vorne; Oberlippe nach unten, Unterlippe mit Hilfe des Kinnmuskels nach oben) soll flexibel vom Ausgangspunkt "mmmh" sein und z.B. bei einem Arpeggio (von tief nach hoch und zurück) sich aufbauen, um dann wieder in der relativen Entspannungshaltung (natürlichen geschlossenen, nicht forcierten Art des lockeren "mmmmh") zu münden. Dieses "propper muscle movement" hat absolut nichts mit dem Burba'schen Ansatz (Farkas...) zu tun. Ich verstehe wirklich nicht, wie du auf deine These kommst? Bei seinen Demonstrationen (v.a. in tiefer Lage) sieht man deutlich, wie die Unterlippe mithilfe der Kinnmuskulatur nach oben wandert, wodurch die Mundwinkel eine leichte Abwärtsbewegung erfahren (schau nochmals genau die Bindungen an!). Carmichael spricht sogar von einem "Feeling of forward and up" bzüglich seiner Muskelbewegung und erklärt, dass er mit der Muskelbewegung aufwärts seine Lippen zusammenhält ("forward and the bottom of my chin comes up"). Diese Muskelbewegung demonstriert er mit ausgerollten Pedaltönen wie es Smiley bei RO macht. Wieder eine Übung, die absolut dem Farkas-Prinzip widerspricht! Als Unterstützung für die Vorwärts- und Aufwärtsbewegung der Ansatzmuskulatur (nicht statisch oder forciert, sondern flexibel) nimmt Bill seine Zunge an die Unterlippe (und damit wären wir bei der nächsten konzeptionellen Ansatzschulung, die nichts mit Farkas zu tun hat).
Abschließend demonstriert er auf Fehler, wenn man nicht flexibel ist und die Muskeln verkrampft zu eng zusammenkneift/auseinanderzieht (hoher enger Ton) oder es nicht schafft die Lippenbewegung zusammenzuführen (er spricht hier von der umstrittenen zu großen Lippenöffnung).
Abschließend möchte ich hinzufügen, dass ich einige Elemente dieser Spielart durch Übungen selbst trainiert und übernommen habe. daher bin ich nun sehr genau auf diesen Aspekt eingegangen.Ich war mir eigentlich sicher, Carmichael und Odneal verstanden zu haben. Ich wollte nun nur ausschließen dass ich einige Ansatzkonzept nicht in allen Intentionen verstanden habe. Aber dies ist nicht der Fall. Carmichael und Odneal sind Ansatzlehrer in der mir beschriebenen Form. Wer anderes schreibt, hat dieses System nicht genau verstanden! :mrgreen:

Hannes
Zuletzt geändert von hannes am Montag 24. September 2007, 12:26, insgesamt 3-mal geändert.
supertobi
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von supertobi »

Ich hab mal eine Verständnisfrage: was genau bedeutet es, dann Kinn nach unten zu ziehen? Wenn ich mein Kinn nach unten (=Richtung Fußboden) ziehe, dann mache ich den Mund auf. Ist DAS damit gemeint??

Warum ist eigentlich vom Kinn die Rede? Man kann ja nicht das Kinn bewegen, sondern nur den Unterkiefer!?

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Hex90
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Re: Kinnspannung wohin?

Beitrag von Hex90 »

Hi supertobi,

man kann sehr wohl das Kinn bewegen, ohne den Kiefer zu bewegen. Nimm mal einen Stift zwischen die Zähne, also richtig draufbeissen, nicht mit den Lippen halten. Dann drück mit dem Zeigefinger die Haut vom Kinn nach oben richtung kinn, und versuch gegenzudrücken ohne den Stift mit den Zähnen loszulassen. Das gleiche auch umgekehrt, mit Finger nach unten ziehen, und nach oben gegendrücken.

Mir fällt das nach oben drücken bedeutend einfacher. Ist das bei euch auch so?

Grüsse, Dirk
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