Es ist nicht zwingend notwendig, für ein erfolgreiches und gutes Trompetenspiel
übereinstimmender Meinung mit Herrn Bixel zu sein.
Dieser Nebenkriegsschauplatz hier im Forum bringt verschiedenste, teils weit entfernte, Meinungen zusammen und jeder darf sich dazu seine Gedanken machen und diese für sich verarbeiten.
Mal ganz nebenbei, für von den letzten Diskussionen leicht verstörte TF-User: an Hochschulen in Deutschland gilt bekanntermaßen die Freiheit der Lehre. Und an eben diesen Instituten unterrichten sowohl Herr B. als auch ich. Und natürlich bieten wir verschiedenste Lösungsmöglichkeiten dort an. Wer gut damit klarkommt, bleibt und entwickelt sich erfolgreich. Bei wem es nicht einschlägt, der sucht sich einen besseren Lehrer oder leider manchmal auch einen anderen, besser geeigneten Job. (Es ist übrigens noch keiner von mir zu Bixel und umgekehrt gewechselt
)
Zurück zur Zunge: von Bixel ins Spiel gebracht wurde nun auch noch der Zungengrund, sehr interessant. Könnte sein, dass tatsächlich hier der Hase im Pfeffer liegt, die Formulierungen der landläufig eher schlichten Blechbläsergemüter sind noch längst nicht auf dem höchsten Level angelangt.
Wer versucht, Vokale auszusprechen ohne Benutzung der Stimmbänder, gemeinhin als Flüstern bezeichnet, der wird merken, dass bei A-E-I-O-U-Ä-Ö-Ü usw. die Zunge hauptverantwortlich für diese "Farbänderung" ist.
Wer nun der Sache noch etwas tiefer auf den Grund gehen möchte, der kann spüren, dass einzelne dieser Vokale mit bestimmten Tonhöhen (Frequenzen) gekoppelt sind. Dafür braucht es aber keine Grobmotorik sondern etwas Feingefühl.
Noch einen Schritt weiter kann man damit ein vollständiges Glissando über den vollständigen Tonumfang erzeugen.
Exakt wie beim Pfeifen. Einzelne "Kardinalvokale" auf bestimmten Stufen sind ab diesem Moment eine überwundene Krücke.
Exakt übrigens auch beim Obertongesang, wenn hinten von den Stimmbändern ein stabiler Ton auf einer gleichbleibenden Tonhöhe kommt, der dann virtuos eingefärbt wird.
Ach ja, beim sogenannten "Lippentriller" der in Wirklichkeit aus dem schnellen Wechsel zweier benachbarter Naturtöne besteht -
und da kannst du wirklich jeden Barocktrompeter fragen - ist die geschickte Zungenbewegung entscheidend, nichts anderes.
Arban, Karneval, Finale...da erklärt es sich eigentlich schon von selber, dass die Lippe allein diese schnellen und großen Sprünge nicht schaffen kann. Das klappt nur, wenn die Zunge die Tonhöhen vorformt (sie alleine kann das neben den Stimmbändern, die hier aber Pause machen).
Warum kann sie das? Gute Frage, ich bin Trompeter und kein Hirnforscher - jetzt kommt ein Bild für die Vorstellungskraft - zum einen liegt der Resonanzraum direkt am inneren Ohr und kann tatsächlich über Gehirn/Nervensystem superschnell und superpräzise den Vergleich zwischen erwarteter (vorausgehörter) und tatsächlich erzeugter Tonhöhe analysieren und korrigieren (da haben wir auch eine schöne Parallele sowohl zum Gesang als auch zum Pfeifen). Mit entsprechendem Training kommen dann die erwarteten Töne auf den Punkt.
Was war nochmal mein Bild: genau, ich forme die Tonhöhen mit den Ohren...höre gut voraus und bilde dann ungefähr zwischen den Ohren (beim Singen mit dem Kehlkopf) in der Mundhöhle meine Töne, schicke sie durch die Lippen, durchs Mundstück und durchs Instrument, bis sie wirklich schön und frei klingen. Dann wieder Rückmeldung über die Ohren...
Musik ist halt doch mehr Kunst als Wissenschaft.