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Bixel hat geschrieben: ↑Sonntag 20. November 2022, 19:34
Laender hat geschrieben: ↑Freitag 18. November 2022, 19:33
Das Thema Zunge als primäres (z.B. Burba) oder sekundäres (z.B. BE) Ventil zum Verändern der Tonhöhe bleibt für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
Die Zunge fungiert beim Blechblasen als
Ventil lediglich, wenn sie das "Anstoßen" eines Tones bewerkstelligt oder einen Ton mittels Unterbrechung des Luftstromes abrupt beendet.
Was die Zunge
ansonsten tut, hat
keinen Einfluss auf den Luftdruck und auf die Luftgeschwindigkeit an der schwingenden Lippenöffnung,
solange der Zungenrücken (zusammen mit dem Gaumen)
keinen höheren Widerstand erzeugt als die Lippenöffnung selbst. Für die Stimmritze gilt dasselbe. Bei einem
gut funktionierenden trompetenbläserischen System ist die Lippenöffnung
stets die engste Stelle im Luftfluss.
Die Zungenwölbung in Richtung Gaumen bewirkt - wie beim Pfeifen - in der Mundhöhle eine
Verkleinerung des Resonanzraumes und
erleichtert dadurch der Lippenöffnung das Schwingen in höheren Frequenzen. Die Zungenwölbung
allein verändert keine Tonhöhe.
Sie ist
eine der
drei wichtigen Komponenten, die es in eine gute Balance zu bringen gilt.
Sorry, ich bin derzeit viel zu beschäftigt, um mich ständig im TF rumzutreiben. Der Thread war auch viel zu lang, als das ich ihn komplett gelesen habe. Über den oben zitierte Beitrag von Bixel bin ich gleich am Anfang gestoßen. Er kann aber nicht unkommentiert stehen bleiben! Falls ich etwas poste das schon so beschrieben wurde bitte ich um Milde.
Es gibt drei verschiedene grundlegende Entwicklungsstufen für die Erzeugung eines Tons auf der Trompete sowie eine ganze Reihe von Sonderformen. In aller Kürze:
- Die Lippen werde vermittels der mimischen Muskulatur gespannt ("lächeln") und zusätzlich mit dem Mundstück abgedrückt. So wird die Frequenz der Lippenschwingung verändert – Prinzip der Saite einer Geige – Zeitrahmen: seit Altenburg bis hin zu Stegmann.
- Die Lippen werden aufeinandergepresst. Je stärker die Pressung, desto kleiner wird der Luftschlitz und härter wird das schwingende Material – Prinzip des Doppelrohrblattes – Zeitrahmen: Bud Brisbois in den 1950er Jahre bis hin zu Burba.
- Die Lippen werden nach vorne geschoben und bilden einen Tunnel. Die Veränderung der Tonhöhe geschieht durch intensive Veränderung der Luftgeschwindigkeit und des Tunneldurchmessers – Prinzip: hohe Luftgeschwindigkeit = schnelle Lippenschwingung = hoher Ton – Zeitrahmen: erste Ansätze bei Prof. Hans Gansch sowie angeblich in Dresden, Ausarbeitung durch Adam Rapa.
Sowie (beispielhaft):
- Balanced Embochure: Durch das Ein- bzw. Ausrollen werden unterschiedliche harte/weiche Anteile der Lippe zum Schwingen gebracht, ausserdem verengt das Roll-In den Luftspalt.
- TCE: Die Zunge übernimmt teilweise bis komplett die Aufgabe der Unterlippe, dadurch ist die Schwingung besser kontrollierbar
All diese Techniken sowie alle möglichen selbstgestrickten Mischformen dieser Techniken, ermöglichen es Trompete zu spielen – selbst auf höchstem professionellem Niveau. Es gibt kein SCHLECHT oder GUT. Jedoch hat jede dieser Techniken ihre immanenten Vor- und Nachteile!
Eines haben alle gemein: das Narrativ eines RESONANZRAUMES im Mund-/Rachenbereich des Bläsers wurde schon vor gut 30 Jahren in den dunklen Wald verwiesen, in dem Zwerge, Elfen und Einhörner hausen. Die "stehende Welle" wird durch die Lippenschwingung induziert und wird zwischen dem Erzeuger (den Lippen) und dem Schallbecher (resp. ein paar cm. darüber hinaus) aufgebaut. Der hinter dem Schwingungserzeuger liegende Raum (Mund-/Rachenraum) ist KEIN RESONANZRAUM! Anders beim Singen: die Stimmlippen sind im Kehlkopf, also ist der Mund-/Rachenraum der Resonanzraum, die hinter dem Schwingungserzeuger liegende Luftröhre aber nicht.
Dazu zwei möglicherweise hilfreiche Links:
www.wokustik.de
www.mdw.ac.at
Ich werde hier sicherlich nicht die relevanten Texte raussuchen und womöglich noch farblich markieren, dazu fehlt mir die Zeit.
Die Verfechter der "Resonanzraumtheorie" lassen ja auch jedweden wissenschaftlichen Nachweis vermissen. Ich liefere zumindest Hinweise wo man fündig wird.
Was immer im Mund-/Rachenraum geschieht (i.d.R. durch eine Bewegung der Zunge) verändert den LUFTSTROM. Diese Luftstromveränderung bewirkt eine Änderung der Schwingung der Lippen, was sich wiederum auf den Ton auswirkt. Und das ist bei ALLEN oben beschriebenen Techniken der Fall. Manche Technik macht davon wenig gebraucht und moduliert die Schwingung sehr stark über Veränderungen an der Lippe, andere Techniken verändern bewusst die Luftströmung und versuchen die Lippe lediglich passiv agieren zu lassen.
Die Vorstellung der Lippe als Ventil ist ebenso nicht ganz falsch (wie eine Vorstellung eben sein kann). Beim Erzeugen der Schwingung agieren die Lippen wie ein (undichtes) Ventil. Sie versuchen sich zu öffnen und zu schließen. Nimmt man ein undichtes Ventil und lässt ganz schnell Luft durchströmen passiert was? Genau: es erzeugt einen Ton.
Sorry, Bixel wenn ich das so deutlich sagen muss – du liegst grundlegend falsch.
Nur ein kleines Beispiel: wölbt sich der Zungengrund nach oben (hoher Ton beim Pfeifen), wird der (Mund-)Raum den die Luft durchströmt verengt. Was passiert mit der Luft? Raum wird enger = Luftgeschwindigkeit erhöht sich = Luftdruck nimmt ab (hast du sicher im Physikum gelernt ...).
Weitere Details und Übungen gerne im Rahmen eines persönlichen Coachings oder in einem Seminar mit dem Ersteller dieses Beitrages.