„Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
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trompeteinberlin
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„Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von trompeteinberlin »

Das Zitat in der Betreffzeile stammt aus dem „Over the rainbow“ thread, der etwas hohe Wellen geschlagen hat. Dieser Satz, den ich für sehr wichtig halte, beschäftigt mich seit seinem Erscheinen, denn er hinterlässt bei mir Fragezeichen. Die erste Frage, die sich mir stellte war, was der Verfasser mit dieser Aussage verbindet, war es Lob oder negative Kritik? Hat der Verfasser eine besondere Beziehung zu diesem Werk? Dann habe ich mich gefragt, wie klingt Arban? Wie klingt Arban bei mir? Wie sind die Erfahrungen anderer Kolleginnen und Kollegen mit der Schule?
Ich freue mich über ernstgemeinte Kommentare.
blechfan
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von blechfan »

Das Originalzitat war ja:
"Grauenvoll und total schmalzig...!
Vor allem die Achtel Figuren. Das klingt ja wie Arban-Schule."
Ich verstehe das so, dass dieser Satz mit den Achtel-Figuren zur Untermauerung seines negativen Urteils dient, keinesfall als Lob.
Quasi wie eine rein technische Übung ohne musikalischen Gehalt. Wie z. B. Nr. 18 f. bei den Übungen zum Legato (Seite 32 in Band 1).
Woraus die Frage entsteht: Kann man auch aus so einer Übung Musik machen? Wenn ja, wie?
trompeteinberlin
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von trompeteinberlin »

@blechfan, auf das Originalzitat wollte ich garnicht hinaus und meine Fragestellung nach Lob oder negativer Kritik war etwas provokant. Der Kernsatz für mich war, das klingt ja wie Arban Schule. Denn wenn man sich mit der Trompete befasst, begegnet man ihr ja zwangsläufig. Und da fände ich die einzelnen Erfahrungen interessant, die da gemacht wurden.
Trump Peter
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von Trump Peter »

Wenn man sich eine gute Basis erarbeitet hat, ist die Arbanschule eine der Besten, um die Basics zu festigen, bzw. um in Form zu bleiben. Es ist keine Anfängerschule, wie oft behauptet wird.
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burt
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von burt »

Die Arbanschule begleitet mich bereits mein gesamtes Bläserleben und wird es wohl auch weiterhin.
Es ist einfach von allem, was der klassische Trompeter so benötigt, etwas dabei und man findet alles, um vor allem finger- und zungentechnisch in Form zu bleiben. :gut:
Schönen Gruß vom Burt
Trumpetzky
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von Trumpetzky »

Die Arban Schule ist meinem Verständnis nach das erste Gesamtwerk für das methodische Erlernen der technischen Fertigkeiten auf der Trompete.
Ich hatte einen Lehrer, der die Arban-Schule "exekutiert" hat, dementsprechend gestört ist mein Verhältnis zu diesem Machwerk. Ich habe die "große" Ausgabe mit den Vortragsstücken und allem hinter mir im Regal stehen, aber mir wurde die Lust und die Freude an diesem Werk genommen.

Zum Glück gibt es heute in der Unterrichtsliteratur ganz viel Material, das wohl alles irgendwie auf den Arban zurück geführt werden kann, sich daran orientiert oder einfach übernommen wurde, weil es eine gute Idee war.

Ich persönlich komme sehr gut ohne den Arban klar, habe aber cirka im selben quantitativen Umfang Material, das ich zum Üben her nehme.

Wenn ich am Stoß oder der Fingerfertigkeit arbeiten will, gibt es dutzende andere Möglichkeiten, als sich diesen Schinken aufs Notenpult zu kloppen und mit fortschreitenden Fähigkeiten und Abstraktionsfähigkeit des Trompeters sollte man dann auch wissen, was man wie übt.

Es führen zum Glück so viele Wege nach Rom, die nicht zwangsläufig über die Arban-Schule führen müssen :)
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von kallus »

Ich habe mir ein Übeprogramm aus mehreren Schulen, auch Arban, zusammengestellt. Ebenfalls sind da auch Übungen dabei, die Spitzentrompeter immer mal wieder im Internet vorstellen. Wichtig ist halt, dass man versucht es auch jeden Tag durchzuziehen.
Und wie Trumpetzky schon schrieb. Viele Wege führen nach Rom.
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von juzi »

Hallo zusammen,
ich finde dieses Thema interessant, da sich bei mir während den Jahren der Blick auf die Arbanschule sehr verändert hat.
Deshalb, hier meine 2 Cents:

In seiner Zeit war Arban sicher vor allem bekannt, da seine Fähigkeiten auf dem Cornet wirklich aussergewöhnlich gewesen sein mussten.
Ob die Arbanschule für einen Trompeter der heutigen musikalischen Welt noch von so grosser Bedeutung ist, wage ich zu bezweifeln. Manchmal spielt auch eine grosse Portion Nostalgie mit: Der Lehrer von meinem Lehrer von meinem Lehrer hat bereits mit Arban gearbeitet....etc.

Schulen sind eigentlich immer ein Kompendium von Übungen welche auf ihre kontemporäre Literatur zugeschnitten sind. In Arbans Fall sind das Variationen über Opernarien, welche mitte des 19. Jahrhunderts in Paris "en vogue" und bekannt waren....
Wenn man jedoch zum Beispiel "Cascades" von Allen Vizutti spielen möchte, helfen die Übungen des 2. Bandes seiner Schule (Harmonic Studies) sicher mehr beim Verständnis seiner Musik.

Lg Juzi


Hier noch ein paar Links zu Werken welche in diesem Zusammenhang interessant sein könnten. Was ich damit zeigen möchte ist, dass Arban eine Sprosse in der Evolution der Trompetenschulen ist, jedoch vielleicht nicht so speziell wie wir heute denken. Viel Spass beim stöbern...

Dauverné.....war Arbans Lehrer, neben seiner Trompetenschule (Naturtrompete) hat er auch eine Ventiltrompetenschule geschrieben. Viele der Übungen werden Arban Benutzern sehr bekannt vorkommen:
http://vmirror.imslp.org/files/imglnks/ ... verne-.pdf

Koslecks Schule für F-Trompete....interessante Zungentechnik (TTKT stammt eindeutig nicht aus der französischen Tradition ;):
http://vmirror.imslp.org/files/imglnks/ ... 797979.pdf

Joseph Forrestier....eine andere Kornettschule etwas nach Arbans veröffentlicht:
http://vmirror.imslp.org/files/imglnks/ ... _L-102.pdf

Merry Franquain.....die Schule mit welcher Maurice André gelernt hat:
http://vmirror.imslp.org/files/imglnks/ ... _Merri.pdf
Singvögelchen
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von Singvögelchen »

Coole Links zu den alten Schulen, ich liebe sowas :D

Die Arbanschule ist 1864 veröffentlicht worden, da war Gustav Mahler 4 Jahre jung und Richard Strauss wurde geboren. Nur so zur zeitlichen Einordnung. Die beiden haben dann auf etwa dem Stand für Trompete komponiert, der unter anderem durch die Arbanschule vorgegeben war. Das sind auch heute noch die ganz großen Herausforderungen, niemals zu unterschätzen.

Für meine jetzigen Anforderungen als Berufstrompeter werden in der Arbanschule immer noch deutlich mehr als 50%, eher so 70-80% abgedeckt. Was fehlt, ist alles barocke, Piccolo etc, alles mit erweiterter (A)-Tonalität, Jazz, Schönberg und folgende. Geräusche ebenso.

Eine allumfassende vollständige Trompetenschule, die Arban hätte in Vergessenheit geraten lassen, gibt es einfach nicht. Immer nur Ergänzungen.
Wer sich hin und wieder mit Arban beschäftigt und einen Großteil davon beherrscht, kann definitiv richtig gut Trompete spielen. Die 14 Etüden am Ende, ein hammerharter Test für jeden.
Die relativ leichten Duette im Anfängerunterricht, immer wieder schön. Da kann man richtig gut Klang, Intonation, gemeinsames Atmen vermitteln. Es ist bei weitem keine bloße Techniksammmlung.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von juzi »

Meine Aussage ist nicht, dass Arban nutzlos ist. Ich sage seine Schule ist ein Werkzeug ihrer Zeit.
Komponisten folgen selten den Vorgaben in Schulen, was machbar ist, sie stellen eher die Speerspitze der Innovation dar und erweitern zum Beispiel harmonische Konzepte. Schulen werden oft im letzten drittel der Schaffensperiode von Instrumentalisten veröffentlicht und sind somit eher retrospektivisch.
Mahler und Strauss stellen bedeutend andere Anforderung an den Trompeter, als durch Arban abgedeckt. Schon nur die Anforderungen an den Tonumfang...man stelle sich vor, man hat seine ganze Karriere nur mit Arban gearbeitet und soll plötzlich eine Woche später die "Alpen Symphonie" spielen....bonne chance!
Franquin (obwohl aus der französischen Tradition) macht mit seinen vielen Tranpostitionen (wenn man sie denn macht) und dem grossen Wert den er auf Pose de Son legt für Mahler oder Strauss ziehmlich sicher mehr Sinn!

Natürlich ist Arban keine Techniksammlung, aber ein didaktisches Konzept vermittelt er noch nicht so ganz :? . Forrestier hat seine Schule in Lektionen aufgeteilt, die mit übungen im Duett für Schüler und Lehrer enden (etwas das von Balay und auch Guggenberger bewusst oder unbewusst übernommen wurde)!

Auch könnte man Arban als Erweiterung von Dauverné anschauen....da er halt ein Kornett mit 3 Ventilen benutzt.
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von Singvögelchen »

Ja, das stimmt schon alles. So richtige didaktische Konzepte kann ich eigentlich erst so ca. 100 Jahre nach Arban erkennen. Stegmann und Krumpfer haben in den Anfängerschulen richtig langsam und progressiv aufgebaut. Mit guten Illustrationen und Erläuterungen, die es in dieser Qualität zuvor nicht gab. Und heutzutage bemühen sich auch einige Autoren, das Rad nochmal neu zu erfinden. Ich denke, nach zwei, drei Jahren effektivem Anfängerunterricht (dafür braucht man ganz unbedingt didaktische Konzepte, später, wenns läuft nicht mehr ganz so sehr) kann man als Ergänzung ruhig die Klassiker wie Arban und Clarke, Schlossberg,Stamp oder Colin dazunehmen.
Der weiter oben angeführte Allan Vizzutti hat mal ein Konzert gegeben, bei dem ich zuhören durfte. Den größten Applaus bekam er nicht für seine eigenen hochvirtuosen Werke, sondern für die Fantasie brillante von Arban. :wink:
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von juzi »

Ich hab auch nen Blödsinn geschrieben.... :roll:
Es geht eigentlich mehr um die Methodik, also um das "wie".... die Didaktik also das "was" wird ja eigentlich durch Arban in seiner Schule umrissen.
Heute bedeutet Didaktik welche Teile, welcher Schulen wir wann verwenden, wie Du es ja geschrieben hast...

In der Zeit um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert kommen methodische Konzepte langsam auf, was man zum Beispiel an den immer grösser werdenden Texten vor Übungen erkennt. Wenn Clarke schreibt man solle seine Übungen im Pianissmo spielen, hat das Eindeutig einen methodischen Hintergrund. Ich denke was Du mit Stegmann und Krumpfer ansprichtst ist, dass man anfängt Schulen Kindgerechter zu gestalten. Für uns heute erscheint das als wichtigstes Qualitätsmerkmal, weil Kinder für uns als Lehrer meistens die primäre Zielgruppe darstellen.

Dass Arbans Bravourstücke beim Publikum immer noch gut "reissen" steht ausser Frage. Machte dieselbe Erfahrung in einem Konzert mit Sergej Nakariakov.... den grössten Applaus gabs für den Karneval.... :D
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von trompeteinberlin »

Ich freue mich, dass das Thema Anklang findet.
Mein Zugang zu Arban fand in der Musikschule statt. Da war es eher Masse statt Klasse. Es kommt extrem darauf an, wie man jedwede Methode benutzt. Deshalb fand ich auch diesen Titelsatz so interessant. Wie klingt Arban eigentlich? Wenn ich die Frage für mich beantworten müsste, dann würde die Antwort lauten,“ jeden Tag anders, aber nie unbewusst oder routiniert(im negativen Sinn)“.Die Schule begleitet mich bis heute durchs Berufsleben.Ich benutze sie für mich und auch im Unterricht. Ich glaube, was man gelegentlich außer Acht lässt, ist die eigene Kreativität und Vorstellung. Wenn man die Übungen variiert oder erweitert, dann wird man damit nie fertig. Und sie sind ein guter Indikator dafür, was funktioniert und wo es noch hakt. Ich habe mir während Corona ein Heftchen gegönnt( Paul Cosh „ Brass Essentials, an Arban companion“). Er hat das Trompetenspiel nicht neu erfunden, für mich stehen einige Dinge drin, die mich weiter gebracht haben.
Natürlich benutze ich andere Methoden, vieles was ich übe, geht aber zumindest auf Arban zurück.
juzi
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von juzi »

Arban wahrscheinlich eher wie das, als wie er heute gespielt wird.....

https://www.youtube.com/watch?v=sNTixHRAWjc
Singvögelchen
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Re: „Vor allem die Achtelfiguren, das klingt ja wie Arban Schule“

Beitrag von Singvögelchen »

Je länger ich drüber nachdenke, umso mehr komme ich zur Überzeugung, dass die Arbanschule vor allem daran krankt, dass die sehr blumigen und teils verschwurbelten Erklärungen - vor bald 160 Jahren verfasst und nach der damaligen Übersetzung nie wieder überarbeitet - das Prädikat "veraltet" leicht über die Lippen kommen lassen.
Was den Text betrifft...völlig zurecht. Hat mal jemand die Vorworte, Empfehlungen und Widmungen studiert? Katastrophe.

Dagegen wirkt H. L. Clarke mit seinen auf den Punkt gebrachten Anweisungen modern bzw sogar zeitlos.
Kurz, knapp, präzise.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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