Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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DeniseTrumpet
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Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Beitrag von DeniseTrumpet »

Hallo,

ich bin neu hier im Forum und habe eine Frage, die sich in erster Linie an diejenigen hier im Forum richtet, die auch Trompete unterrichten. Ich selbst bin Amateurmusikerin mit langjähriger Erfahrung in diversen Ensembles und unterrichte in einem kleinen Musikverein auch mehrere Schüler nebenbei, sowohl Kinder/Jugendliche als auch Erwachsene. Ich beobachte überwiegend bei meinen sehr jungen Schülern häufig Probleme mit dem Anstoß, sodass auch die Tonqualität teilweise leidet. Folglich suche ich den Fehler bei mir selbst und frage mich, wie ich auch den Jüngsten verständlich und nachhaltig erklären kann, wie ein solider Anstoß zu funktionieren hat. Ich versuche mal, die Anstoßfehler darzustellen, die mir so begegnet sind:
  • Der Schüler stößt gar nicht an und lässt die Töne durch einen stärkeren Luftimpuls ansprechen.
  • Der Schüler macht bei jedem Anstoß eine Bewegung mit dem Kinn, als wenn er etwas im Mund kaut.
  • Der Schüler stößt irgendwie an, aber es hört sich „gummiartig“ an... Wie so ein quakender Frosch... Kann das schlecht in eigenen Worten beschreiben, aber vielleicht weiß jemand, was gemeint ist?
Ich selbst habe mit dem Thema Anstoß keinerlei Probleme, auch Doppel- und Triolenzunge stellen für mich keine Hürde da. Vermutlich ist es nur eine meiner Schwächen, das Thema Anstoß auch verständlich erklären zu können.

Würde mich riesig freuen, wenn mir hier jemand auf die Sprünge helfen kann. Vielleicht mit guten, auch für Kinder geeigneten Erklär-Methoden oder auch konkreten Übungen.

Aus meinen Zeiten, als ich selbst noch Trompetenunterricht bekam und auf ziemlich hohem Niveau auch anspruchsvolle Sololiteratur gespielt hatte, hat mein damaliger Lehrer mit mir immer nur Anstoß geübt, indem er mich mit einem Metronom aufforderte, Tonleitern in Sechzehnteln zu spielen (also z.B. Metronom auf Tempo 120 und jeden Ton der Tonleiter pro Schlag 4x anstoßen, dann das Tempo langsam steigern). Andere Anstoßübungen hatte mein damaliger Lehrer mit mir nicht durchgeführt.

Bin echt gespannt und neugierig, inwieweit ihr mir helfen könnt!

Viele Grüße,
Denise
Trumpetzky
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Re: Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Beitrag von Trumpetzky »

Das erste, was ich mal empfehlen würde, sind Trockenübungen ohne Instrument.
Dazu kann man die Selbstlaute gut verwenden. So quasi Motorikschleifen mit Ta-Ta-Ta, Te-Te-Te, Ti-Ti-Ti, To-To-To, Tu-Tu-Tu und das in gemächlichem Tempo und darauf achten, dass das "T" schön hart und definiert ist.
Das hilft außerdem dazu, Kontrolle über den Zungenrücken und die "Lippendüse" zu bekommen. Speziell für die Tonanbeisser/-anquetscher ist das eine kurierende Übung. Aber da hier schon mal ein Wurm drin steckt, ist es sehr viel Arbeit, den wieder raus zu kriegen, sonst wird aus den Kindern nie ein passabler Bläser.

Das kann man ins Warm-Up einbauen und viell. ist man ja kreativ und kann das ganze irgendwie in ein Spiel einbauen.

Was ich noch empfehlen würde, das ganze - ebenfalls wieder trocken - mit dem Mundstück zu machen, wenn obiges funktioniert und dann eben aufs Instrument umsetzen.

Das Problem daran ist, dass Schüler, die vom falschen Anstoß/Anhusten/Anquetschen kommen, sehr schnell ermüden werden, die Unterrichtseinheiten also evtl. sehr kurz sind.

Ich halte nichts davon, dass man wie blöd Sechzentel versucht auf und ab zu treten, und von der Metronom-Methode halte ich bei Schülern/Kindern schon gleich noch viel weniger. Und in Tempo 120 überhaupt nicht.
Das sind meiner Meinung nach Betonschädel-Methoden mit denen man Generationen von Instrumentalisten terrorisiert hat. Häufig erfolgreich, aber selten spaßig.
Hochwälder
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Re: Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Beitrag von Hochwälder »

Hallo und willkommen im Trompetenforum.
Zunächst würde mich einmal interessieren, wie du selbst deine Töne anstößt und welche Art du deinen Schülern beibringen möchtest.
Ich selbst habe mitlerweile einige Möglichkeiten des 'Anstoßes' durchlaufen.
Angefangen mit klassischem Lehrer, Zungenspitze oben Übergang Zähne/Gaumen (für mich heute unvorstellbar).
Irgendwann später wollte meine Zunge mehr zwischen die Zähne und Lippen direkt durch die Öffnung (sehr schlecht, weite Wegen, Zunge unkontrolliert im Mund).
Dann habe ich länger mit fixierter Zunge an der unteren Zahnreihe mit Anstoß Zungenrücken gespielt (mittlerweile sehr verbreitet).
Nach längerem Training nach Jeff Smiley TOL stoße ich tatsächlich zufriedenstellend mit der Zungenspitze am Übergang Oberlippe/Schneidezähne an (Zunge liegt in Ruhe vorne an den unteren Zähnen).

Ich bin zwar kein ausgebildeter Lehrer, habe mich aber auch mit der Zunge beschäftigt.
Du gibst deinen Schülern doch die Vorgabe, irgendwo mit der Zunge anzustoßen, oder?
Auf gut Glück werden wohl nur die wenigsten für ihre Bedürfnisse alles richtig machen (Purzelbaumkinder).
Ansonsten sind Trockenübungen mit der angestrebten Technik, wie mein Vorredner schon erwähnt, sehr gut, da man dann auch als Lehrer/in sieht, was die Schüler so veranstalten.
Viel Erfolg :gut:
Wer nie vom Weg abkommt, der bleibt auf der Strecke.
Volksmund
DeniseTrumpet
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Re: Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Beitrag von DeniseTrumpet »

Hallo zusammen,

danke erst einmal für die ersten beiden Antworten. Trockenübungen ganz ohne Instrument habe ich tatsächlich noch nie mit meinen Schülern probiert. Generell würde mich mal interessieren, was ihr als Warm-Ups mit euren Schülern so macht... Die meisten haben ja pro Woche entweder 30 oder 45 Minuten Unterricht... Ich mache meistens immer als allererstes reines Buzzing, dann danach ein paar Töne nur auf dem Mundstück und im Anschluss eine Tonleiter auf dem Instrument. Bei absoluten Anfängern natürlich nur in verkürzter Version, also von C-Dur beispielsweise nur die ersten 4-5 Töne und erst später eine vollständige Tonleiter, wenn höhere Töne ohne Druck kommen.
Das kann man ins Warm-Up einbauen und viell. ist man ja kreativ und kann das ganze irgendwie in ein Spiel einbauen.
Was gibt es denn da für tolle "Spiele"? Ich hätte es jetzt einfach meinem Schüler vorgemacht und ihn gebeten, es nachzumachen.
Zunächst würde mich einmal interessieren, wie du selbst deine Töne anstößt und welche Art du deinen Schülern beibringen möchtest.
Ich selbst stoße tatsächlich ganz klassisch mit der Zungenspitze dort an, wo quasi die Schneidezähne oben aus dem Gaumen kommen. Nach erfolgtem "Ta"-Anstoß fällt die Zunge flach in ihr "Bett", den Unterkiefer. Sie soll dabei keine Wellenbewegung machen und sich "schlafen legen und vorher noch mehrfach unter der Bettdecke umdrehen", sondern direkt fallen.
Du gibst deinen Schülern doch die Vorgabe, irgendwo mit der Zunge anzustoßen, oder?
Ja, natürlich. Gleich in der allerersten Stunde lernen meine Schüler, dass jeder ordentliche Ton einen Impuls von der Zunge benötigt, um direkt und sauber anzusprechen. Egal, ob nur beim Buzzing, auf dem Mundstück oder mit Instrument. Meine Schüler kennen die Silbe "Ta" und waren bis dato dazu aufgefordert, die Zunge dort zu positionieren, wie ich es selbst gelernt habe und eben beschrieben hatte.
Ansonsten sind Trockenübungen mit der angestrebten Technik, wie mein Vorredner schon erwähnt, sehr gut, da man dann auch als Lehrer/in sieht, was die Schüler so veranstalten.
Ich frage mich dabei: Wie kann ich als Lehrerin denn erkennen, ob die Zungenstellung beim gesprochenen TaTaTa/TeTeTe etc. korrekt ist? Wie "höre" ich einen Fehler heraus? Ich könnte ja nur äußerlich beobachten, wie sich beispielsweise das Kinn verhält. Macht der Schüler beim Sprechen von "TaTaTa" eine riesengroße Bewegung mit dem Unterkiefer, fordere ich ihn dazu auf, TaTaTa zu sprechen ohne dass sich der Unterkiefer bewegt (z.B. könnte sich der Schüler ganz leicht mit dem Zeigefinger unterhalb des Kinns berühren, während er TaTaTa spricht, sodass er selbst merkt, ob sich sein Kinn bewegt oder nicht). Sollte man merken, dass sich das Kinn oder der Unterkiefer dabei bewegen, wäre seine Übung zum nächsten Mal, diese Trockenübung so lange auszuprobieren, bis er TaTaTa sprechen kann, ohne dass sich unten irgendwas bewegt...

Liebe Grüße,
Denise
Trumpetzky
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Re: Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Beitrag von Trumpetzky »

Also die Geschichte mit dem "Impuls von der Zunge" sehe ich ambivalent. Mir ist es, speziell am Anfang, auch so lieb, wenn durch einen bewussten Luftimpuls der Ton beginnt und dabei schön klingt, als wenn ein sauberer Stoß da ist, dafür der ganze Hals verspannt ist und das quäkig klingt.
Was ich mit meinen Kindern sehr bewußt (bin selbst ein gebranntes Kind) und viel lieber mache, als sie mit Stoßen zu quälen (ist bei mir dzt. eher zweitrangig), ist, ihnen zu lernen, wie Töne richtig/schön/sauber (nenn es wie du willst) klingen und was sie mit der Zunge, den Lippen, der Atmung,.... dafür tun müssen, damit das so ist.

Ich habe mir aus vielen Schulen Methoden zusammengesucht, abgewandelt, für mich umgearbeitet usw... sodass die "Klassiker" wie Stamp, Collin, Clarke, zumindest im Geiste darin vertreten sind. Dann gibts mit dem Trompetenfuchs oder dem "Trompeten Ratgeber" gute Unterrichtsliteratur, wo man sich anhalten kann.

Stoßen gehört zu unserem Instrument dazu, keine Frage, nur bin ich, für mich, der Meinung, dass Luftfluss, Steuerung der Zunge, der Düse, offenhalten des Kehlkopfes usw... zumindest genauso wichtig, wenn nicht wichtiger ist. Denn wenn der Schüler nicht von Anfang an lernt, wie (s)eine Trompete klingt, dann ist hier schon der erste Hund begraben. Ich meine, dass viel Hören, Zuhören, selbst bewusst hören, und dem Schüler ggf. sagen, "was" er da hört, von Anfang an viel mehr Gewicht bekommen sollte.

Ich ging selbst durch eine Betonschädel-Schule und habe über 20 Jahre gebraucht, meinen eigenen Weg aus dieser frühestkindlichen Prägung (oder Demolierung) heraus zu finden. Nochdazu, wo bei uns in Österreich speziell bei älteren Lehrern noch sehr dogmatisch an alten Thesen, Literatur,.... festgehalten wird. Die Jungen, je nach dem, wo sie studiert haben, sind da schon etwas offener, aber das dauert alles :D
Ich habe mir dann bei den Jazzern, Progressivdenkern, Guru´s, Trompetenschamanen,.... über die Zeit allerhand zusammengelesen, gehört, Seminare besucht,.... und dann eine für mich passende Methode kreiert, die, soweit ich das sagen kann, zumindest bei einigen erwchsenen "verhauten" Trompetern doch noch einiges zum Besseren wenden konnte. Parade-Solisten sind das auch keine mehr geworden, aber sie haben jetzt zumindest mehr Spaß am Spielen, erwischen die "hohen" Töne jetzt öfter, häufig besser und manchmal sogar richtig intoniert ;) :D
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Re: Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Beitrag von orlando_furioso »

Moin,
mein Ansatz kommt dem Kollegen Trompetzky sehr nahe:

Es gibt nicht die "eine" Zungenposition für einen Zungenschlag! Unser Repertoire reicht vom anstoßlosen "fuuuhhhh" über alle möglichen "daahhhhs" bis hin zum knallharten "ta". Entsprechend muss auch eine unterschiedliche Position der Zunge Anwendung finden. Grundsätzlich: je weiche der Anstoß, desto höher geht die Zungenspitze Richtung Gaumen.

Meiner Ansicht nach sollte man auch vermeiden den Zungenstoß als "Initialzündung" für das Schwingen der Lippen zu betrachten.

Ich bringen meinen Kindern zunächst bei aus dem Luftstrom heraus das Schwingen der Lippen zu initiieren. Also "ffffffffffffffffaaaaaaaaaaahhhhhhh". Auch die elementaren Bindungen über die Griffe oder die Lagen (vulgo "Naturtöne") erst ganz ohne Stoß, nur butterweich gebunden: "hoooooouuuuuuuuooooooo", sogar "fffffffffffooooooooouuuuuuuoooooo". Der Zungenstoß ist dann nurmehr ein Effekt, der zeitgleich mit dem erreichen des neuen Tons initiiert wird und so quasi auf der Bindung aufsitzt.

Das Ganze hat den Sinn, dass die Kinder lernen keine Töne zu spielen, sondern Phrasen in denen der Luftstrom nicht abbricht.
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Re: Fehlerhaften Anstoß bei Schülern korrigieren

Beitrag von Singvögelchen »

Meine Theorie besagt, dass beim glockenklaren Anstoß der Luftimpuls vom Zwerchfell/Bauchgegend absolut zeitgleich mit dem Zungenstoß erfolgen sollte. Ob "D" oder "T" gesprochen wird, ist anfangs zweitrangig, das bekommt man dann relativ schnell ins Gefühl.

Gegen den kauenden Ansatz hilft ganz wunderbar, als Trockenübung (ohne Mundstück) ein paar Anstoßübungen zu machen und dabei den Abstand von Ober- zu Unterkiefer zu fixieren. Einfach aus Zeige- und Mittelfinger ein "V" formen, die Fingerspitzen neben den Nasenlöchern postieren, den Scheitelpunkt vom "V" am Kinn.
Jetzt kann man leicht überprüfen, ob bei der Zungen-Anstoß-Bewegung die Kiefer- und Lippenöffnung stabil bleiben.
Es ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen, welches häufig nicht erkannt und behoben wird. Ist ja auch blechbläserspezifisch. Völlige Übertreibung ist aber auch nicht zu empfehlen, da würde mit einem komplett festen Kiefergelenk der Klang deutlich leiden.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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