Wer übt so leise als möglich?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
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Fama
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Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Fama »

Ich bereite mich gerade auf ein paar anstrengende Auftritte vor und weil es derzeit so heiß ist, verlege ich die Übezeiten auf den Abend.
Dazu setze ich mich auf die Terrasse und spiele notwendiger Weise mit dem Bremner Shhhhh...Mute auf der Trp oder mit dem Silent Brass System von Yamaha auf dem Flgh.
Bei letzterem fällt mir auf dass sich die Töne mit In Ear Kopfhörern noch besser zentrieren lassen und dass ich versuche immer leiser zu spielen, dennoch "kommen" alle Töne und sprechen gut an.
Spielt man ohne Kopfhörer, ist das schon wirklich sehr leise.

Nun interessieren mich eure Meinungen.
Ein Lehrer von mir sagte mal: "Ehe man laut spielen kann, muss man erst mal leise spielen können!"
Andere sagen: "Nur von laut spielen bekommt man Kraft und Ausdauer!"

"Formt" sich der Ansatz beim leise Spielen besser? Leidet aber umgekehrt dann die Ausdauer im "echten Leben?!"
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Dobs
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Dobs »

Ich finde grundsätzlich, wer laut spielen will, muss auch laut üben (nicht nur), wer hoch spielen will, muss hoch üben etc.. (Sehr) leises spielen hat aber m. E. auf jeden Fall einen positiven Effekt auf die Ausdauer und die Tonhöhe, da für das extrem leise, treffsichere spielen von Tönen eine vergleichbare Unterstützung der Rumpfmuskulatur (sprich: Stütze) erforderlich ist, wie bei hohen Tönen.

Bob Odneals High-Note-Methode 'Casual Double High C' baut auf diesem Prinzip auf: http://www.bobodneal.com
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
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Cavaillé
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Cavaillé »

Fama hat geschrieben:Ein Lehrer von mir sagte mal: "Ehe man laut spielen kann, muss man erst mal leise spielen können!"
Andere sagen: "Nur von laut spielen bekommt man Kraft und Ausdauer!"
"Formt" sich der Ansatz beim leise Spielen besser? Leidet aber umgekehrt dann die Ausdauer im "echten Leben?!"
Ersteres ist m.E. genau richtig und letzteres auch. Es geht darum, ein extrem schwingungsfähiges closed aperture setting mit möglichst viel Lippengewebe (aperture tunnel = viel Segelfläche am Wind) zu etablieren. Hardenberger Zitat: "there are two building blocks - air and vibration". D.h. die Lippen- Kiefereinstellung (untere und obere Zahnreihe in einer Ebene) muss so sein, dass schon ein kleiner Lufthauch (hoo-attack, dann poo-attack, dann too-attack) das System Ansatz in Schwingung versetzt. Dann baut sich ganz innen Muskulatur auf, die dann auch nach Training größeren Belastungen (lautem und hohem Spiel) standhält, ohne dass sich das Setup verändert. Gutes Training dafür sind auch ausgiebige bending Übungen.
Ich vergleiche das immer mit einem Bild im Rahmen. Der Rahmen sind die knöchernen Strukturen (Kiefer, Zähne), die Lippen das Bild, wenn der Rahmen verzogen ist, wird das Bild fehlerhaft dargestellt, verschwimmt. Um im Bild zu bleiben geht es jetzt noch darum, einen dicken stabilen Farbauftrag (aperture tunnel) zu realisieren.
Fama hat geschrieben:Dazu setze ich mich auf die Terrasse und spiele notwendiger Weise mit dem Bremner Shhhhh...Mute auf der Trp oder mit dem Silent Brass System von Yamaha auf dem Flgh.Bei letzterem fällt mir auf dass sich die Töne mit In Ear Kopfhörern noch besser zentrieren lassen und dass ich versuche immer leiser zu spielen, dennoch "kommen" alle Töne und sprechen gut an.
Ist auch meine Erfahrung. Eine gute Übung ist leise auf dem Übedämpfer so wie oben beschrieben hoo - bending - poo -bending - too - bending - lip it up ! Bending immer 1 - 2 Halbtonschritte, schön stufig. Lip it up meint in das Zentrum des Tones kommen, das im oberen Tondrittel liegt. S. dazu auch Monster Oil Brass Chats mit Jim Pandolfi, ein genialer Typ.

Gruß, Thomas
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Deakt_20190109 »

Cavaillé hat geschrieben: Zentrum des Tones, das im oberen Tondrittel liegt
Kannst du das genauer erläutern ?
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Fama
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Fama »

Cavaillé hat geschrieben: D.h. die Lippen- Kiefereinstellung (untere und obere Zahnreihe in einer Ebene) muss so sein, dass schon ein kleiner Lufthauch
(hoo-attack, dann poo-attack, dann too-attack) das System Ansatz in Schwingung versetzt.
Hallo Thomas, damit hast du sehr viel gesagt.
Diese Übungen mache ich seit Jahren.
Gestern habe ich zudem mal Töne ab d2 aufwärts mit dem Bremner Dämpfer so leise und lange wie möglich gespielt, und dabei drauf geachtet
dass sich die Tonqualität nicht verändert.
Wenn das keine Ausdauer bringt dann hilft gar nichts.
Deakt_20190109
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Deakt_20190109 »

Fama hat geschrieben:Gestern habe ich zudem mal Töne ab d2 aufwärts mit dem Bremner Dämpfer so leise und lange wie möglich gespielt, und dabei drauf geachtet
dass sich die Tonqualität nicht verändert.
Fürs leise spielen braucht man doch keinen Dämpfer ? :?
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Fama »

Ich wohne zwar am Land und im Grünen, habe aber Nachbarn.
Weiß nicht wie deine reagieren würden, wenn du ihnen beginnend 21h was vorspielst im Freien?
Deakt_20190109
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Deakt_20190109 »

Welchen Sinn macht es auch im Freien mit Dämpfer üben ? :roll:

Wenn ich raus gehen sollte, dann der Akustik wegen ! In ein Waldstück oder auf eine Landwiese wo ich niemanden störe und den vollen Hall abbekomme. Und wenn ich Zuhause üben sollte, dann möglichst ohne Dämpfer in einem Überaum, da Dämpfer einen gewissen Widerstand und Intonationabweichung mit sich bringen.
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Cavaillé »

Habe das so verstanden und teile auch die Erfahrung, dass ein Übedämpfer helfen kann, das Zentrum des Tons zu finden und zu trainieren und so optimal zu projizieren. Ich glaube, dass die meisten zu laut auf dem Übedämpfer spielen und damit ihr Setup schädigen. Leise ist er ein gutes Tool.
X1_KNOXVILLE hat geschrieben:Kannst du das genauer erläutern ?
Die Sache mit dem Zentrum im oberen Drittel des Tones findet man hier https://www.brasschats.com/interviews/jim-pandolfi. Ein geniales Interview, wer den Film nicht sehen will, findet auch eine Zusammenfassung auf der Seite.
Es geht viel um Projektion und den "ringing sound ", der entsteht, wenn man das obere Drittel anpeilt.
Hatte selbst die Erfahrung mit der Projektion mit einer Bruckner 4, die ich vor vielen Jahren in Berlin spielen durfte. Ich habe wirklich alles an Kraft gegeben, der Kollege von der HDK, der als Aushilfe mittag hatte über so viel Lautstärke gestaunt.
Als ich dann einige Wochen später die Aufnahme bekam, habe ich von mir und meinen Mittrompetern fast nichts gehört, während Posaunen, Tuba und Hörner voll präsent waren.
Sehr viel später habe ich begriffen, dass nicht das was am Pult laut ist auch draußen gehört wird.
Dieses Prinzip realisiert Pandolfi mit seinem Ansatz, das "Lip it up" in den projektionsfähigen Teil des Tones.

Gruß, Thomas.
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Fama »

X1_KNOXVILLE hat geschrieben:Welchen Sinn macht es auch im Freien mit Dämpfer üben ? :roll:

Wenn ich raus gehen sollte, dann der Akustik wegen ! In ein Waldstück oder auf eine Landwiese wo ich niemanden störe und den vollen Hall abbekomme. Und wenn ich Zuhause üben sollte, dann möglichst ohne Dämpfer in einem Überaum, da Dämpfer einen gewissen Widerstand und Intonationabweichung mit sich bringen.
Das ist schön für dich.
Wenn du mein Eingangsposting gelesen hättest, wüsstest du den Grund warum ich derzeit draußen und mit Übedämpfer spiele.
Spielt sich schlecht im Wald am Abend wenn die Kinder schlafen und ich nicht daheim bin.

Wenn du selbst zum Thema nichts beitragen kannst/willst, dann lass es einfach.

P.S.: Spiele heute Paul Dukas Fanfare vor 2500 Leuten. Ohne Übedämpfer. Im Freien.
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von blechfan »

Fama hat geschrieben:Spiele heute Paul Dukas Fanfare vor 2500 Leuten. Ohne Übedämpfer. Im Freien.
Wünsche Dir gutes Gelingen!
Gruß blechfan
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Deakt_20190109 »

Fama hat geschrieben:Wenn du mein Eingangsposting gelesen hättest, wüsstest du den Grund warum ich derzeit draußen und mit Übedämpfer spiele.
Als ob man tagsüber nicht im kühlen Keller spielen kann…
Fama hat geschrieben:Spielt sich schlecht im Wald am Abend wenn die Kinder schlafen und ich nicht daheim bin.
Und das soll ich von deinem ersten Post erfahren das du Kinder hast und evtl. auch keine Frau daheim hast die auf die Kinder aufpasst während du dein Stück übst…
Fama hat geschrieben:Wenn du selbst zum Thema nichts beitragen kannst/willst, dann lass es einfach.
P.S.: Spiele heute Paul Dukas Fanfare vor 2500 Leuten. Ohne Übedämpfer. Im Freien.
Viel Glück für heute !
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Fama »

Danke, war ein irres Wochenende
.
Wo, außer unter Musikern, gibt es noch ein Fest, bei welchem man (notgedrungen, weil gesetzesbedingt) eine Heerschar von Securities und Polizei stellen muss,
und dennoch nichts passiert außer guter Laune?!?
P.S.: Keller habe ich. Aber der ist kalt und feucht und nur für Wein und Most, nicht aber für das Üben geeignet :-)
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von lurchi »

Fama hat geschrieben: P.S.: Keller habe ich. Aber der ist kalt und feucht und nur für Wein und Most, nicht aber für das Üben geeignet :-)
Aber das ist doch ideal zum Üben! Mit direktem Zugriff auf Wein und Most!
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Re: Wer übt so leise als möglich?

Beitrag von Fama »

Kommt drauf an ob Weisenblasen oder Stücke mit 7 fis Lurchi :-)
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