Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
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ferd
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Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von ferd »

Hallo zusammen,

Nachdem ich hier keine Vorstellungsecke gefunden habe, hier also hier eine Kurze Vorstellung meinerseits: ich bin der Ferd und Mitte 30. Mit 15 habe ich für ein gutes Jahr Zugposaune gelernt und bin danach auf die Basstuba (Eb) gewechselt. Aber wie das so ist, als junger Mensch möchte man hippe Sachen spielen und nicht Basslinien für Märsche im Musikverein. So hab ich mit 18 begonnen Gitarre zu spielen (Autodidakt), und das mach ich seit dem auch mehr oder weniger regelmäßig. Die Faszination der Blasinstrumente hat mich aber seitdem nicht losgelassen, und unterschwellig wollte ich immer ein Blasinstrument.

So habe ich vor 2 Jahren mit Saxophon angefangen. Ich habe ein tolles Tenorsax und war eigentlich auf einem recht gutem Weg. Leider gab es dann vor ca. 3 Monaten ein privates Zerwürfnis mit meinem Sax- Lehrer mit dem ich bis damals befreundet war. Ich möchte auf diese Geschichte nicht näher eingehen, nur soviel: ich habe das Zerwürfnis nicht verursacht, und habe trotzdem mehr als alles Mögliche versucht die Sache noch geradezubiegen. Auch aus einem bestimmten Grund: Dieser mein ehemaliger Freund war nicht nur mein Saxlehrer, ich durfte auch seine Übe- Kabine im Nachbarhaus zum Üben verwenden- was jetzt natürlich auch flachfällt.

Jetzt bin ich da, mit dem Sax und habe keine Möglichkeit zum üben, und außerdem keinen Lehrer mehr (wohne auf dem Land, da ist das nicht so einfach) natürlich ist auch die Motivation dahin. Internet-Stunden sind auch keine Lösung, denn die müsste ich dann ja zu hause machen, und da kann ich absolut nicht spielen: ich wurde keine Tonleiter fertigspielen da hätt ich schon sämtliche Nachbarn auf dem Hals…. brauchbare Dämpfer für Sax (vor allem Tenor) gibt es keine, und eine eigene Übe- Kabine kann ich mir finanziell und aus Platzgründen nicht leisten. Bin grade echt ein wenig verzweifelt….

Warum ich euch das alles erzähle ist, weil ich nun am überlegen bin, ob ich das Sax nicht gegen eine Trompete eintauschen sollte. Damals als ich mit dem Sax begonnen habe war die Entscheidung eben Sax oder Trompete. Ich hab mich damals für´s Sax entschieden, da ich einen Lehrer und übe- Möglichkeiten hatte. Aber Trompete hat mich auch immer schon fasziniert. Der große Vorteil der Trompete ist halt, dass man auch mit einem Dämpfer üben kann. Ich habe das Yamaha Silent Brass System entdeckt, und das Klingt eigentlich ganz interessant. Jetzt komme ich endlich zu meiner Frage: Glaubt ihr es ist möglich, Trompete mit einem Dämpfer (bin auch offen für Vorschläge anderer, besserer Dämpfer) zu erlernen? Ich stelle mir das so vor: 3x / Woche zu Haus mit Dämpfer üben und 1-2x / Woche ohne Dämpfer (ich fahr dann in den Wald hinaus und quäle die Hirsche… das mach ich mit dem Sax manchmal)

Was haltet ihr davon?

LG

Ferd


PS.: danke an alle, die den Roman bis hier her durchgelesen haben :gut:
Deakt_20190109
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von Deakt_20190109 »

Hallo Ferd, mir ging es fast so wie dir !

Ich habe als erstes mit dem Tenorsaxophon spielen angefangen, weil ich den Sound von Ben Webster geliebt habe (und es bis heute noch liebe) und erst allmählich, durch viel Musik hörn, bin ich auf bestimmte Künstler gestoßen die die Trompete gespeilt haben und dann hast wieder BOOM gemacht !

Ich sag nur, kein Instrument kann so kraftvoll oder herzzerbrechend klingen wie die Trompete ! Aber genau diese Vielseitigkeit macht die Trompete zu kein einfachem Instrument…

Inspiriert hat mich auf der Trompete am meisten Chris Botti, dann kamen allmählich Trompeter wie Chet Baker, Miles Davis und als deutsche Jazz-Trompeter Julian Wasserfuhr und Till Brönner.(Falls du die noch nicht kennst, unbedingt nach googeln, Licht im Zimmer ausschalten und der wundervollen Musik horchen. )

Nun spiel ich seit 1 1/2 Jahren eine Bb-Trompete und kann dir nur sagen, das der Anfang echt schwer ist und es Phasen gibt, wo man nicht wirklich weiß was heute los ist, aber an anderen Tagen läuft es dann wieder super. Außerdem verfügt man nicht gleich über den gesamten Tonumfang, den muss man sich durch die richtige Technik erst erarbeiten.
Da ist Sax viel einfacher, du musst das nur das Blättchen zum Schwingen bringen und eine leichten Druck mit der Unterlippe gegen das Blättchen erzeugen statt die Lippen schwingen zu lassen (so als großer Einblick) !
ferd hat geschrieben:atürlich ist auch die Motivation dahin. Internet-Stunden sind auch keine Lösung
Und eine Sax-Schule in Buchform die einem vom ersten Ton bis zum ersten Stück begleitet ? Danach kannst immer noch deine eignen Lieder spielen.
https://www.thomann.de/de/voggenreiter_ ... xophon.htm
https://www.thomann.de/de/musikverlag_c ... nsound.htm
ferd hat geschrieben:Der große Vorteil der Trompete ist halt, dass man auch mit einem Dämpfer üben kann. Ich habe das Yamaha Silent Brass System entdeckt
Doch für Sax gibt es ein Silent-Brass-Sytem als "Koffer".
https://www.thomann.de/de/best_brass_e_ ... or_sax.htm

Das Problem bei den Dämpfer für die Trompete ist, das man seinen Ton nicht wirklich hören kann ! Ob er rauschfrei ist, ob der Anstoß wirklich sauber gelungen ist oder nicht. Außerdem verändert solch ein Dämpfer immer die Stimmung, das heißt, der Stimmzug muss weiter rausgezogen werden und man neigt dazu wegen den erhöhten Widerstand lauter zu spielen oder sogar richtige Ansatzfehler einzubauen.

Ich steht / stand vor dem gleichen Problem, habe mir die Dämpfer angeschafft und war anfangs echt damit zufrieden, weil sie den Sound richtig gut gedämpft haben. Aber beim Trompeten spielen muss man ganz achtsam auf den eignen Sound hören und versuchen den zu korrigieren bzw. zu verbessern !
Und das gelingt nur wenn man vorne keinen Dämpfer vorne dran hat, zu mindestens am Anfang !

Zurzeit spiele ich im Wald bei mir, mit einer echt tollen Akustik :D oder manchmal Zuhause mit oder ohne Dämpfer. Wenns gar nicht geht, im Auto.
Werde mir aber am Wochenende eine gebrauchte Übekabine anschauen, da ich einen "tot stillen Raum" haben möchte, damit von nichts abgelenkt werden kann und mein Ton lauschen kann.

Aber das Spielen im Freien werde ich nicht aufgeben, hat eine tolle Akustik und so ein Sonnenuntergang mit der Trompete in der Hand kann echt entspannend sein !

Ich hoffe ich konnte dir bisschen helfen und sorry das der Roman länger geworden ist :wink:
ferd
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von ferd »

@ X1_KNOXVILLE:
Danke für deine ausführliche Antwort. Interessant ist, das gerade Ben Webster auch mein absoluter Favorit am Tenorsax ist.


Trompetenmässig hat es mir vor allem Chet Baker angetan. Miles Davis find ich auch gut. Die beiden deutschen Trompeter die du nanntest, kannte ich noch nicht, aber die Videos die ich bis jetzt gesehen habe gefallen mir ausgesprochen gut :gut:

Weiters finde ich im Klassikbereich Tine Thing Helseth ganz gut: wie auch bei Chet Baker gefällt mir bei ihr der softe Trompetenton.

Im böhmischen / Volksmusikbereich sagt mir Vlado Kumpan sehr zu, habe ihn schon mehrere male live gesehen...

Zu den von dir angesprochenen Problematiken muss ich sagen, dass einen sauberen Ton auf dem Sax herauszubekommen durchaus eine Herausforderung sein kann (vor allem am Anfang). Aus meiner Zugposaunen / Tuba Zeit erinnere ich mich noch dass es einiger Zeit bedarf, sich die nötige Ansatz- Kondition zu erarbeiten (länger als beim Sax), und dieses Training eigentlich auch nie aufhört. Einfacher habe ich hingegen Technik und die mechanische Bedienung der Ventile in Erinnerung (im Gegensatz zu den vielen Klappen beim Sax). Trügt mich da meine Erinnerung?

Die Option im Auto zu üben ist auch ein Vorteil der Trompete. Das würde zwar theoretisch auch mit einem Sax funktionieren, praktisch wäre dann aber ein T5 (den ich nicht habe) nötig, und eigentlich ist ein Tenor dafür auch zu groß- mit einem Altsax würde das funktionieren.

Die von dir erwähnten „Kofferdämpfer“ habe ich ausprobiert (bin dafür extra 300km/einfach gefahren), aber damit komme ich nicht zurecht: das Teil für Tenor ist RIESIG und sperrig (es ist irgendwie so wie wenn man mit Rainer Calmund tanzt…), und es verändert das Instrument doch sehr stark auch was die Ansprache und die Intonation betrifft- manche Töne gehen gar nicht richtig, das sagte mir damals schon der Verkäufer. Das kann ich als Notlösung sehen, wenn jemand mal auf Reisen ist, aber regelmäßiges Üben damit macht sicher keinen Spaß….

Irgendwie stelle ich mir das alles mit dem Silent Brass System doch besser vor, allerdings fehlt mir die Kompetenz und Erfahrung mit dem Instrument um das zu beurteilen…

Vielleicht hat ja noch jemand Tipps für mich…

LG

Ferd
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Maxbert
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von Maxbert »

Du weißt schon, dass du auch in einem Mietshaus ein Recht darauf hast zu üben?! Da können die anderen Parteien lamentieren wie sie wollen.
Mit Übedämpfer ist immer ein schlechter Kompromiss.
Sandu
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von Sandu »

Ich würde mir auch überlegen zu variieren. Zu ungünstiger Zeit mit Dämpfer, sonst ohne.
Dann hast du auch die Vorteile beider Varianten, da das Üben mit Dämpfer nicht nur Nachteile hat.
Deakt_20190109
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von Deakt_20190109 »

Maxbert hat geschrieben:Du weißt schon, dass du auch in einem Mietshaus ein Recht darauf hast zu üben?! Da können die anderen Parteien lamentieren wie sie wollen.
Vorausgesetzt es steht nichts im Mietvertrag, meines Wissens nach.

Aber selbst wenn man das Recht hat, ist es grad am Anfang recht schwer wenn man gleich "fremde Zuhörer" hat. :oops:
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von ferd »

Danke an alle für die Tipps.

Wir wohnen in einem Haus mit lauter Eigentumswohnungen, aber wie hier richtig erwähnt wurde gibt es theoretisch das Recht auch "offen" in der Wohnung zu üben. allerdings sind meine Nachbarn wie gesagt sehr lärmempfindlich, und Krieg mit den Nachbarn möchte ich wirklich nicht. Wenn ich also weiss, dass ich mit meinem Getute anderen auf den Wecker gehe (und das wird am Anfang unvermeidlich sein) fühle ich mich gehemmt, und das wirkt sich bestimmt nachteilig aufs üben aus.

Bezüglich Kombination von offenem und gedämpften Spiel: wenn ich wöchentlich 2-3x mit Dämpfer übe und 1-2 mal "offen", wäre das eurer Einschäzung nach ein brauchbarer Kompromiss?

Die Idee von X1_KNOXVILLE in Beitrag #2 im Auto (in der Garage) zu üben, wäre nämlich für mich machbar. Das ist eine super Idee, da wäre ich selber nicht drauf gekommen. Mit einer Trompete würde das auch von der Grösse her funktionieren, und ich hätte eine Möglichkeit regelmässig auch "offen" zu üben :huepf: .

Was haltet ihr davon? Klingt das so, als könnte das etwas sinnvolles werden?
Deakt_20190109
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von Deakt_20190109 »

ferd hat geschrieben:im Auto (in der Garage) zu üben, wäre nämlich für mich machbar
Das Problem im Auto ist die Akustik und die Haltung im Sitz, die negativ auf deine Atmung ausfallen kann (vor allem Anfangs) !

Zur Akustik, meiner Meinung nach braucht die Trompete Platz um sich zu entfalten (ca. 30cm zur Windschutzscheibe ist eher wenig ), deswegen würde ich dir doch eher im Freien spielen empfehlen als im Auto.

Wenn du ein Wald bevorzugst, dann wirst du merken das der Hall viel größer sein wird, als wenn du keine Bäume um dich rum hast und der Sound sich schöner entfaltet als wenn du auf einer Wiese spielst. :wink:
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Re: Sax ade, Trompete olé? (Achtung langer Text)

Beitrag von Blechnase »

Vielleicht denke ich jetzt zu simpel, aber ich bin in deselben Situation, was die Nachbarn angeht: kannst Du nicht mal mit den Nachbarn reden, sie darauf hinweisen, dass Du ab und zu etwas lauter bist und sie bitten, sich zu melden, wenn es sie stört? Miteinander reden ist kostengünstig und man kann, wenn mans richtig macht, fast alle Probleme lösen.

Bei mir klappt das wunderbar, aber bei uns im Haus ist die Grundstimmung halt auch sehr gut (und die vielen Kinder sind lauter als ich :D )
Amateur an Trompete, Kornett, Flügelhorn und manchmal Basstrompete :D
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