Trumpethulk hat geschrieben:Wenn du nicht großartig anders klingtst auf dem Kleinen, wieso wechselst du überhaupt? Die Fülle in der Tiefe ist erabeitbar
https://youtu.be/WYisJDdM-Zo
Ich finde das ein gutes Beispiel für Leute, die kleine Mundstücke spielen können.
Nun ja, ein wenig anders klinge ich ja schon und ich würde wahrscheinlich schon ein bisschen brauchen, um wirklich einem klassischen Klangideal nahekommend zu klingen. Da ich (leider noch
) hauptsächlich klassische Literatur und Musikvereinliteratur spiele, wäre mir der Aufwand schlicht zu groß. Ich wollte damit bloß sagen, dass es förderlich ist, wenn man grundsätzlich solche Mundstücke bedienen kann. Das sollte man meiner Meinung nach schon können und ist auch kein Problem, wenn der Ansatz richtig läuft. Das Pete Candoli ist auch wirklich extrem eng und flach. Das war so das flachste, was ich auf die Schnelle gefunden hatte. Ich könnte mir vorstellen, auf einem etwas flacheren Mundstück dauerhaft zu spielen, habe aber noch nicht das passende gefunden. Ich finde, dass das Schilke 11 schon etwas flacher ist als bspw. ein Bach C-Kessel. Vielleicht teste ich demnächst mal ein Schilke 11ax. Grundsätzlich bin ich aber mit dem Klang meines Schilke 11 zufrieden und kann damit alles bedienen. Somit sehe ich derzeit keinen Grund, auf solch ein extremes Mundstück zu wechseln. Würde ich entsprechende Literatur spielen, wäre das aber sinnvoll.
Amethyst hat geschrieben:
Und Jens. Mit kleiner Masse meine ich nicht, dass nicht genügend Fleisch sich bei den Lippen gegenüber stehen soll, sondern, dass hauptsächlich die kleinen Außenteile zum Schwingen gebracht werdsen. Denn es ist bei allen Instrumenten so, je höher, desto kleiner die schwingende Masse.
Klar kann ich die Saite versuchen, die tiefen Klaviertöne mit dem Stimmschlüssel nach oben zu ziehen, aber das würde die Saite zum Zereissen bringen. Deshalb verkleinert man sie. Streichintsrumente verkleinern, Orgel etc. Und ich denke, wenn wir kleinere Masse in der Höhe zum Schwingen bringen, gelingt es uns wesentlich leichter.
Ist etwas schwer, dies schriftlich zu vermitteln.
Jedenfalls habe ich jetzt einmal probehalber etwas gescreamt, ich bemühte mich um Kleinheit, damit es gelingt.
Was jetzt wo und wie schwingen soll, erschließt sich mir leider immer noch nicht so ganz. Der Vergleich mit Saiteninstrumenten ist eigentlich ganz passend und ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Das, was die Saite bei einem Saiteninstrument verkleinert und zu einem höheren Ton führt, ist bei uns Trompetern schlicht die Fläche des schwingenden Lippenmaterials, die sich verkleinert, indem die Lippen mehr Richtung Zähne zurückkommen, die dann physikalisch die Fläche des schwingenden Materials reduzieren. Dies geschieht natürlich mithilfe der Ansatzmuskulatur. Aber wie gesagt, sowohl dieser Vergleich, als auch die Relation zum free buzzing hinkt an einem gewissen Punkt, weil die Zunge irgendwann einen großen Teil der Arbeit übernimmt und verhältnismäßig die Arbeit der Lippen nicht so stark zunimmt. Das ist zumindest das, was ich bei Charlie und mir beobachte.
X1_KNOXVILLE hat geschrieben:
Wieso sollen die Außenteile ( ich nehme an du meinst die Außenteile der Oberlippe innerhalb vom Kessel ) zum Schwingen gebracht werden ?
Jens92 hat geschrieben:dass ich nicht zu viel Oberlippe in den Kessel bringe. Aber dies gelingt, indem ich einfach versuche, so anzusetzen wie beschrieben und effizient spiele.
Ich glaube du meinst mit "bringen" das die Oberlippe nicht in den Kessel hinein schlappert, da ich in keinem deiner Beiträge gelesen habe ob du nun jetzt 1/3 oder 2/3 Oberlippe einbringst. Oder habe ich etwas übersehen ?
Genau so meinte ich das, ja. Ich habe mich gerade mal vor den Spiegel gestellt. Ich würde sagen, das Verhältnis zwischen Ober- und Unterlippe ist bei mir recht ausgewogen.
Amethyst hat geschrieben:
Die Ränder, verstehe ! Zufälligerweise hat der TrumpetScout zu dem Thema "Ansatz" heute was gepostet.
http://trumpetscout.de/ansatztypen-uebe ... kposition/
Ich bin der Downstreamer mit Übergewicht auf der Unterlippe…
Ja, interessanter Artikel.
Ich war tendenziell eher ein Downstreamer und versuche nun ein Straightstreamer zu sein, was in Ansätzen gelingt und dann auch entsprechend gutes Ergebnis fördert.
Der Artikel ist schon interessant! Trotzdem sollte man das alles mit Vorsicht genießen, wie ich finde. Die Einteilung in die verschiedenen Streamer macht Sinn und ist grundsätzlich sicher hilfreich, wenn man herausfinden möchte, wie man ansetzen sollte. Dennoch: Am Ende läuft es doch alles auf das Gleiche hinaus. Insofern, dass jeder eben seine individuelle Ansatzposition hat. Dieses sollte natürlich immer so ausgewogen wie eben möglich sein. Viel wichtiger in diesem Artikel finde ich, dass es bloß ein Feintuning ist und man stets auf einen guten Klang achten sollte. Man kann das alles so viel analysieren, wie man möchte. Ich finde es in letzter Konsequenz aber eher sinnfrei, da es im Prinzip so ist, als würde man Menschen beim Gehen analysieren. Aber letztlich gehen wir doch alle gleich. Der eine so, der andere so. So, wie es eben zum Einzelnen am besten passt.
Ich finde, man kann es sich ziemlich einfach machen: Wie schon oft jetzt gesagt, befolgt man die vier Schritte (1. Zahnreihen übereinander bringen, 2. Lippen davor einrollen, 3. Mundstück so anbringen, dass der obere und untere Rand gleichmäßig Druck auf die obere und untere Zahnreihe ausüben, 4. Kiefer soweit öffnen, bis die Lippen unten und oben den inneren Mundstückrand berühren), komme ich zwangsläufig zu dem für mich natürlichsten Ansatz. Das Feintuning erledigt der Klang. Egal ob blutiger Anfänger oder Profi. Setze ich so an und habe für mich die richtige Position gefunden, die zu meiner Anatomie passt, ist der Ton schön und die Artikulation sollte so sehr direkt sein und keine Probleme bereiten. Wie gesagt, wie genau das für den Einzelnen dann aussieht, ist von der jeweiligen Anatomie abhängig. Bei mir wird die Oberlippe gefühlt auch mehr belastet, aber im Großen und Ganzen ist es recht ausgewogen. Das liegt wohl daran, dass meine Oberlippe minimal dicker ist als die Unterlippe und vielleicht auch von Natur aus ganz minimal über der Unterlippe steht. Das in Verbindung mit meiner Kiefer- und Zahnstellung ergibt meinen etwas nach unten gerichteten Ansatzwinkel.
Diese Herangehensweise finde ich für mich so jedenfalls am einfachsten und sie erspart mir jegliche weitere Analyse. Ich rate deshalb zur Vorsicht, weil ich so auch auf wilktone.com und das pivot system aufmerksam geworden bin. Das scheint vielleicht erst alles Sinn zu machen, weil es logisch erscheint und man sich darin wiederfindet, aber ich kann nur davon abraten. Befolgt man die hier beschriebenen Konzepte auf lange Sicht, muss man zwangsläufig Erfolg haben. Charlie hatte letztens noch das Vergnügen, mit Jon Faddis zusammen auf der Bühne zu stehen. Dieser hat Charlie auch bestätigt, dass er auf dem richtigen Weg sei. Faddis' so scheinbar leichte Höhe ist Produkt von sehr harter, langer und disziplinierter Arbeit über Jahrzehnte, so er selbst. Mir jedenfalls macht es Mut, wenn man nach ein paar Jahren auch in der gleichen Richtung unterwegs ist und macht mir immer wieder klar, dass es einfach keine Shortcuts gibt. Man muss diesen "middle of the road"-Weg gehen und einfach dranbleiben. Das ist, zumindest was die rein physisch-ansatzechnischen Aspekte angeht, auch schon alles und meiner Meinung nach letztlich relativ simpel, wenn man die verschiedenen Prozesse erst einmal durchlebt und an eigenem Leib erfahren und verinnerlicht hat.
Beste Grüße & ein schönes Wochenende
Jens