Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

Moderator: Die Moderatoren

rumpler
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: Samstag 19. März 2016, 17:09
Meine Instrumente ..: Heinrich Heinel (Migma)

Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von rumpler »

Hallo Zusammen,

Ich bin neu im Forum, deswegen möchte ich mich kurz Vorstellen:
Ich bin 28 und mache für mein Leben gern Musik.
Nach Keyboard, Gitarre und ner Menge Gesangserfahrung hat es mich nun auf die Trompetenseite verschlagen.
Seit ca. 3 Wochen bin ich im Besitz einer Trompete und habe mich auch schon für Unterricht entschieden.
Ich kämpfe im Moment noch damit auf Komando saubere Töne raus zu kriegen. Kinderlieder, Tonleitern etc. werden so langsam.

Nun zu meiner Frage:
Bei Blechblasinstrumenten heißt es öfters mal provokant: Der Spieler macht den Ton, alles dahinter ist nur glorifiziertes Klemptnerhandwerk.
Bzw. 80% vom Klang ist der Spieler, 15% das Mundstück, 5% die Trompete.

Ab wann merke ich als Anfänger, ob mich das Instrument limitiert, oder ob ich selber das Problem bin?
Macht es Sinn meine (Schrott?)Kanne gegen ein Mittelklasee-Instrument zu tauschen? (z.B. Yamaha 4335, Jupiter 606, Carol Brass 5000 o.ä.)


Details zu meiner Geschichte:

Oben stehender Aussage folgend bin ich auf ein beliebtes Internetauktionshaus gegangen und habe mir eine MIGMA-Kanne (Heinrich Heinel) für knapp 60€ geschossen.
Nachdem das örtliche Musikgeschäft leider dicht gemacht hat, habe ich da auch noch ein paar Mundstücke abgestaubt. Nach Empfehlung vom Lehrer spiele ich ein Bach 1C.
Das Instrument hat eine kleinere Delle im 2. Stimmzug und eine in der letzten Kurve (wie heißt die offiziell ?)vor dem Schallstück.
Die Ventile haben volle Kompression (soweit ich das verstehe). Sprich: Wenn man die Züge rauszieht, ploppt es.
Wenn ich den Zug abmontiere, zuhalte, das Ventil drücke und reinpuste zischt nirgendwo die Luft raus.
Bei gedrückten Ventilen sieht man keine nennenswerte Kante zwischen Ventil und dem anschließenden Rohrstück.
Heißt das, das Valve-Alignment passt?
Die Mundstückaufnahme ist etwas komisch: man muss das Mundstück relativ schwungvoll reinstecken, ansonsten wackelt es leicht , wenn man dran rüttlet. Luftspalt ist aber keiner zu sehen.


Mit dem Instrument bin ich zu ein paar Trompetenlehrern gegangen um Probestunden zu nehmen:
Lehrer 1+2 hat die Kanne nicht interessiert.
Lehrer 3 war der Meinung, das Ding spiele sich, als wäre es undicht. Das ist insofern komisch, weil die Ventile ja offensichtlich dicht sind.
Lehrer 4 hat das Instrument kritisch beäugt. Nach der Aussage von Lehrer 3 habe ich nachgebohrt, ob es sinnvoll wäre, auf ein neues Instrument zu setzen. Das wurde bejaht. Allerdings hat mich Lehrer 4 daruaf hingewiesen, dass er sich wenig mit Equipment beschäftigt.

Also ab ins Musikgeschäft 1:
Dort wurde das Instrument kurz kritisch beäugt, anschließend haben die Herrschaften vor Ort versucht, mir 2 Instrumente in der 500-700€ Klasse schmackhaft zu machen.Leider war das kurz vor Ladenschluss und ích habe beide nur kurz angespielt.
Jupiter 606, B-Ware für 480€
Conn 6B gebruacht für 590€
Mein Eindruck war, dass sich die Luft mehr im Instrument staut als bei meiner, bzw. nicht so leicht durch fließt. Zwischen den beiden konnte ich allerdings keinen großen Unterschied festmachen.
Ob das nun besser oder schlechter ist konnte ich nicht sagen.

Musikgeschäft 2 war noch Interessanter:
Der Besitzer hat mein Instrument kurz angespielt und einen zentrierten Sound statiert.
Daraufhin hat er mir ne B&S Challenger in die Hand gedrückt. Hier hatte ich auch das Gefühl, dass die Luft nicht so leicht durch das Instrument fließt wie bei meiner. Ebenfalls wieder mit dem komischen Gefühl, dass ich nicht sagen konnte, ob das jetzt besser ist.
Was den Laden total sympathisch macht: Der Mann vor Ort hat bei meinem Instrument für 3€ neue Filze eingebaut, und mich mit der Ansage heim geschickt, ich solle erst mal bis Weihnachten auf der alten Kanne üben, bis ich ein klares Klangideal habe. Danach solle ich wieder kommen und in Ruhe so lange testen, bis ich mein Trauminstrument gefunden habe.

Jetzt bin ich vollkommen verwirrt! Wie würdet Ihr vorgehen?
canu
SuperPoster
Beiträge: 101
Registriert: Sonntag 31. Juli 2011, 23:48
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 72S
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von canu »

Hallo Rumpler,
aus der Ferne kann man dein Instrument natürlich nicht einschätzen. Es scheint allerdings nicht im allerbesten Zustand zu sein. Ich würde dennoch auf dem Horn eine Weile spielen. Nach drei Wochen kannst du noch soviel lernen, dass du auch auf einem Gartenschlauch spielen könntest. Kannst du ja mal probieren. Einfach das Mundstück auf einen Stück Schlauch stecken und probieren, ob du eine schönen Ton produzieren kannst. Schaden kann das nicht.
Als Kind hatte ich mal eine defekte Trompete, die ich allerdings noch länger gespielt habe. Auf meine damals neue Jupiter 606 zu wechseln war danach ein sehr schöner Prozess - Ich kam mir vor wie im siebten Himmel.
In der Zwischenzeit kannst du dir ja einige Instrumente ansehen und anspielen oder zuschicken lassen.

Viele Grüße
canu
rumpler
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: Samstag 19. März 2016, 17:09
Meine Instrumente ..: Heinrich Heinel (Migma)

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von rumpler »

Hi Canu,

Glaubst du, es ist sinnvoll erst mal auf nem Schlauch zu üben?
Wann würdest du nen Schlauch anstatt ein möglicherweise schlechtes Instrument nehmen?

Würdest du jetzt direkt was im Netz bestellen, oder soll ich damit noch warten? Wie lange?
Wie lange brauche ich ungefähr, bis ich nen Unterschied zwischen den verschiedenen Instrumenten merke?
Worauf soll ich achten, wenn ich Instrumente ausprobiere?

Grüße,

rumpler
OldEmo
ExtremPoster
Beiträge: 334
Registriert: Mittwoch 9. Mai 2012, 15:37
Meine Instrumente ..: Romeo Adaci Eleganza
Carol Brass CTR-5002L-YLT
Martin Standard Kornett
Carol CFL-620
Wohnort: Thailand

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von OldEmo »

Der Rat von Musikgeschäft 2 ist mir sympathisch. Welches bessere Instrument Dir liegt kannst Du jetzt noch nicht beurteilen. Wenn Du jetzt eins kaufst wirst Du es wahrscheinlich nicht besonders lange behalten.

Ist die Wasserklappe am Hauptstimmzug dicht? Ein neuer Kork kann da Wunder wirken, und eventuell auch eine neue Feder, falls die Spannung nachgelassen hat. Die Dellen sollten, wenn sie denn nicht so groß sind, kaum Einfluß haben. Ausbeulen lassen ist aber auch nicht teuer.

Was mich allerdings wundert ist das Mundstück - Bach 1C ist ein vergleichsweise riesiger Pott. Wieso hat der Lehrer das empfohlen? Ich würde im Anfang eher einen mittelgroßen Randdurchmesser nehmen, 3C zum Beispiel und später überlegen, ob größer oder kleiner besser geht.

Romeo Adaci Eleganza
Carol Brass CTR-5002L-YLT
Martin Standard Kornett
Carol CFL-620
Benutzeravatar
Stefan_R
NormalPoster
Beiträge: 32
Registriert: Mittwoch 11. April 2012, 21:23
Meine Instrumente ..: Stomvi Elite 330 L
Stomvi Master Piccolo
Yamaha 4435 C/B
Yamaha 645 Es/D
Majestic Aristocrat B/A
Ekle Flügelhorn B
Wohnort: Norddeutschland

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von Stefan_R »

Ein hochwertiges Instrument merkst du sofort am Kontostand. :lol:

Ich würde versuchen den Rat von Musikgeschäft 2 zu befolgen, was für mich schwierig wäre, wenn der Kontostand stimmt...

Und wenn du sie schon zu Hause hast, die verschiedenen Mundstück, dann probier sie einfach aus und spiel / übe mit dem Mundstück, mit dem du dich wohlfühlst. Wenn das nicht das 1C sein sollte, kannst du eine Diskussion mit deinem Lehrer anfangen, über das pro-und-contra.
Zu dem leicht wackelnden Mundstück: Hast du schon andere Mudstücke ausprobiert? Besonders andere Hersteller? Vielleicht ist dann der "undicht-Effekt" weg. Ansonsten gehst du am Besten nochmal zu dem freundlichen Musikgeschäft 2 und fragst ob sie Mundstück/Mundrohr anpassen können.

Viel Spaß weiterhin.
_____
Stomvi Elite 330L
Stomvi Master Piccolo
Ekle Drehventil-Flügelhorn
Dolmar PS5000
canu
SuperPoster
Beiträge: 101
Registriert: Sonntag 31. Juli 2011, 23:48
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 72S
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von canu »

Hallo Rumpler,

es ist sinnvoll erst einmal etwas auszuprobieren und auf allem zu spielen, was du in die Finger bekommt. Ein Übungsprogramm für die Schlauchtrompete würde ich mir aber nicht erarbeiten, sondern lediglich ab und an drauf spielen. Als ich anfing, habe ich häufiger nur auf dem Mundrohr gespielt - ohne Mundstück - nur zum Spaß.

Eine neue Trompete kaufe ich, wenn ich mich in das Horn verliebt habe. Bei meinen Trompeten war das sogar häufiger nur optisch. Ich habe sie dann nicht angespielt. Raten kann man das aber keinem.
Allerdings habe die ersten Trompeten meine Eltern oder meine Lehrer gekauft, so dass ich beim selber kaufen schon erfahren war.

Bei meinen Instrumenten freue ich mich immer über gut laufende Ventile - Es gibt nichts blöderes als Ventile, die sich schlecht verarbeitet oder hakelig anfassen. Klingen sollte das Horn natürlich gut und optisch muss es dir gefallen.

Ich würde noch warten bis du dir ein neues Horn kaufst. Den Vorschlag des Musikladens fand ich auch sehr sympathisch und richtig.

Viele Grüße
canu
Sandkuchen
ExtremPoster
Beiträge: 456
Registriert: Sonntag 8. Oktober 2006, 12:45
Wohnort: Niederrhein

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von Sandkuchen »

rumpler hat geschrieben:Nun zu meiner Frage:
Bei Blechblasinstrumenten heißt es öfters mal provokant: Der Spieler macht den Ton, alles dahinter ist nur glorifiziertes Klemptnerhandwerk.
Bzw. 80% vom Klang ist der Spieler, 15% das Mundstück, 5% die Trompete.
Das stimmt so nicht, die Trompete muss schon gewisse Grundvoraussetzung liefern. Wenn es sich aber um eine funktionsmäßige, einigermaßen intonierenden Trompete handelt, passt es.
rumpler hat geschrieben:Ab wann merke ich als Anfänger, ob mich das Instrument limitiert, oder ob ich selber das Problem bin?
Gar nicht! Ob die Trompete zu dir passt, wirst Du erst wissen, wenn Du entsprechende trompeterische Möglichkeiten hast.
rumpler hat geschrieben:Das Instrument hat eine kleinere Delle im 2. Stimmzug und eine in der letzten Kurve (wie heißt die offiziell ?)vor dem Schallstück.
Die Mundstückaufnahme ist etwas komisch: man muss das Mundstück relativ schwungvoll reinstecken, ansonsten wackelt es leicht , wenn man dran rüttlet. Luftspalt ist aber keiner zu sehen.
Kleine Dellen sind in aller Regel unschädlich. Das Mundstück muss aber "fest" sitzen!
rumpler hat geschrieben:Lehrer 3 war der Meinung, das Ding spiele sich, als wäre es undicht. Das ist insofern komisch, weil die Ventile ja offensichtlich dicht sind.
Lehrer 4 hat das Instrument kritisch beäugt. Nach der Aussage von Lehrer 3 habe ich nachgebohrt, ob es sinnvoll wäre, auf ein neues Instrument zu setzen. Das wurde bejaht. Allerdings hat mich Lehrer 4 daruaf hingewiesen, dass er sich wenig mit Equipment beschäftigt.
Klang der Lehrer deutlich anders, als mit seiner Trompete? Hat er die Intonation bemängelt?
Wenn ja, spricht das gegen das Instrument. Wenn das Nachrüsten der für die Wasserklappen (oder für die Ventile?) nichts geholfen hat, sieht es schlecht aus. Vielleicht vorher noch prüfen, ob das Instrument nicht innen völlig verdreckt ist, dann könnte eine Reinigung wunder wirken.
rumpler hat geschrieben:Mein Eindruck war, dass sich die Luft mehr im Instrument staut als bei meiner, bzw. nicht so leicht durch fließt. Zwischen den beiden konnte ich allerdings keinen großen Unterschied festmachen.
Ob das nun besser oder schlechter ist konnte ich nicht sagen.
Bitte direkt vergessen. In einer funktionstüchtigen Trompete gibt es beim Spielen keine Luftstauung. Das Strömungsverhalten im Instrument ist völlig egal, solange die Luft raus kann. Dazu braucht es aber nur eines kleinen Loches. Wichtig ist, wie die Trompete den erzeugten Ton reflektiert.

Was Du beschreibst beruht wahrscheinlich darauf, dass das Instrument anders klingt, als Du erwartest.
rumpler hat geschrieben:Jetzt bin ich vollkommen verwirrt! Wie würdet Ihr vorgehen?
Die musst auf das Urteil von Fachleuten vertrauen. Wenn der Händler die Trompete angespielt hat und es klang nicht nach Grütze, würde ich ihm vertrauen, weil er gerade kein Neukauf empfohlen hat. Den Lehrern scheinst Du ja nicht zu vertrauen. Ansonsten s.o..
inspired
Unverzichtbar
Beiträge: 633
Registriert: Donnerstag 22. Februar 2007, 18:32

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von inspired »

Ich finde auch den Rat von Musikgeschäft 2 sehr sympathisch. Der Mann hat dir schon den richtigen Tipp gegeben.
Erst einmal die spielerische/technische Basis schaffen und dann kann man sich ein neues Instrument suchen.
Trp.: B&S Challenger II (3143/2)
Flgl.: Miraphone Premium
Flgl.: Beck Melisma

Bild :-P
1-12-0-2
NormalPoster
Beiträge: 12
Registriert: Donnerstag 3. März 2016, 13:05
Meine Instrumente ..: Yamaha YTR 6335
EMOWorld

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von 1-12-0-2 »

Ich fände es auch ratsam, mit dem Instrumentenwechsel noch so lange zu warten, bis es für Dich von alleine klarer wird, ob Du wechseln solltest. Vausgesetzt, Dein Instrument ist technisch in Ordnung und es limitiert Dich nicht in Deinen Übungen. Je mehr Du kannst, je mehr wirst Du die Unterschiede zwischen Instrumenten einschätzen können. Ich selbst habe erst kürzlich, nach vier Monaten Spielzeit, ein Instrument gekauft. Allerdings war ich nach Jahrzehnten Wiedereinsteiger und konnte quasi schon an Tag 1Tonleitern und leichte Lieder spielen. Obwohl ich noch lange nicht die Erfahrung habe, die spieltechnischen Fähigkeiten eines Instrumentes auszuloten, habe ich aber die klanglichen Unterschiede und auch die Unterschiede in der Ansprache leicht erkennen können. Welches Instrument es dann wird, bleibt wohl immer eine persönliche Sache. Ab wann ein Instrument hochwertig ist kann man meiner Meinung nich so klar abgrenzen. Ich glaube der Übergang ist heute fließend. Man kann sicher Instrumente ab 400-500 € finden, mit denen man einige Jahre glücklich ist. Ich habe mich für die Klasse > 1000 € entschieden. In der Hoffnung, dass ich dann bei diesem Instrument bleibe. Warte ab, bis Du weisst, ob Du beim Trompetespielen bleiben möchtest und wieviel Trompete es sein darf.
Joachim
Benutzeravatar
Bixel
Unverzichtbar
Beiträge: 6415
Registriert: Samstag 27. Dezember 2008, 08:30
Meine Instrumente ..: bezahlt

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von Bixel »

Meine flinke Google-Bildersuche "Migma Trompete" führte mich zu Instrumenten, die ich in deutlich über 90 % der Funde nicht "mit der Kneifzange" anfassen würde.
Der Kaufpreis von € 60.- spricht m.E. ebenfalls eine deutliche Sprache.

Wenn du nicht jeden Cent zweimal umdrehen musst, kaufe dir eine über jeden Zweifel erhabene "Schüler"-Trompete in der € 500.- bis € -700.- Klasse (Yamaha, Jupiter, CarolBrass - you name it).

Dann weißt du, dass eventuelle musikalische Misserfolge und/oder Durststrecken nicht am Horn liegen können.
Genau diese Zweifel haben doch nach meinem Eindruck im Wesentlichen auch diesen Thread hier befeuert.

Migma-Instrumente (soweit es sich im Blechblasinstrumente handelt) sind nach meinem Eindruck eher etwas für Leute, die noch heute leidenschaftlich gern einen Trabbi fahren.

:P
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
Benutzeravatar
Wolfram
Instrumentenbauer
Beiträge: 2779
Registriert: Donnerstag 12. April 2007, 18:08
Meine Instrumente ..: B-Konzerttrompete (Eigenbau)
B-Kornett "A.K.Wunderlich"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Wohnort: fast i.Zentr. d.Deutschen Musikinstr.-baus

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von Wolfram »

Bixel hat geschrieben:... Migma-Instrumente (soweit es sich im Blechblasinstrumente handelt) sind nach meinem Eindruck eher etwas für Leute, die noch heute leidenschaftlich gern einen Trabbi fahren.
Na ganz so extrem ist es nicht...
Auch heute werden ältere Trompeten von bekannten Instrumentenbaumeistern von professionellen Musikern gespielt.
Migma war die Organisation in der sich die Handwerksmeister der DDR organisieren mussten um zu sozialistischen Zeiten überhaupt weiter existieren zu können.
Am Liebsten wäre es dem DDR Regime gewesen auch diese Familien-Unternehmen zu verstaatlichen... Aber man hat sie dann doch weiter arbeiten lassen.
Nicht zuletzt auf Grund der Qualität die diese Instrumentenbauer hatten. Die Namen und ihre Instrumente sind Jahrzehnte gefragte professionelle Instrumente gewesen. Und das über Landesgrenzen hinaus in namhaften Orchestern. Was die DDR allerdings geschafft hat... die wenigsten Meisterwerkstätten konnten bis heute weiter geführt werden. Es war damals sehr beschwerlich überhaupt die Erlaubnis zu bekommen die eigenen Kinder als Nachfolger der Werkstätten auszubilden. Kleine Handwerksbetriebe waren ja ein "Überbleibsel des Kapitalismus"... Man ihnen so viel wie möglich "Steine" in den Weg gelegt. Somit ist nicht verwunderlich, dass die meisten Werkstätten heute nicht mehr existieren.
Zu seiner Zeit setzten sie aber Qualitäts-Maßstäbe die keinen Vergleich scheuen müssen. Ich durfte als Lehrling einer solchen Migma-Werkstatt selber miterleben wie sich namhafte Künstler die Klinke in die Hand gaben.

Sollte es sich bei dem Modell allerdings um eine Trompete mit Pumpventilen handeln, dann ist der Vergleich von Bixel zu bestätigen. Die Mensur und Bechergröße der damaligen Pumpventil-Trompeten entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard. Hier ist wirklich anzuraten mittelfristig ein zeitgemäßeres Instrument anzuschaffen. Dein Weg zum Fachgeschäft-2 ist deshalb goldrichtig... Übe fleißig mit deinem Lehrer auf der jetzigen Trompete und wenn du gute Grundkenntnisse hast, dann investiere in etwas Anderes.

Bei Drehventil-Trompeten liegt die Bewertung etwas anders. Hier wäre die Frage, in wie weit das Instrument gut intoniert. Solltest du für deine zukünftige Musikrichtung eine Drehventil-Trompete benötigen, dann sollte man überlegen in dieses Meisterinstrument noch mal zu investieren. Aber wie gesagt... erst Intonation ausprobieren und dann weiter entscheiden.

In Jedem Fall solltest du diesem ältere Instrument eine gründliche Innenreinigung gönnen. Empfehlenswert wäre eine Ultraschallreinigung beim Fachmann.
Dann sind wirklich alle inneren Blaswiderstände beseitigt. Bei der Gelegenheit kann der Fachmann auch alle Lötverbindungen überprüfen und die Mundstückaunahme nachbessern.
LG, Wolfram
B-Konzerttrompete "Marke: Eigenbau"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Mundstück "Stomvi 3"
GT-Karl
ExtremPoster
Beiträge: 291
Registriert: Montag 19. Januar 2015, 21:05
Meine Instrumente ..: Olds
Wohnort: Aachen

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von GT-Karl »

Die Migma existiert, soweit ich weiß, bis zum heutigen Tag!

Sie wurde bereits in einer anderen deutschen Diktatur gegründet, aber aus denselben, in diesem Fall kriegsbedingten, Gründen aus denen sie in der DDR weiterbestand! Wenn die einzelnen Meisterbetriebe auch erhalten blieben, so bestand ja wenigstens im Einkauf eine Genossenschaft und der Begriff war sicher gern gesehen...!

Meine erste Trompete war auch eine Migma Drehventil-Trompete aus Marktneukirchen, Baujahr Ende 40er bis Anfang 50er Jahre! Mit dem Instrument habe ich einige Jahre glücklich gespielt, irgendwann wollte ich einen anderen Klang! Der sollte/musste besser zu der Musikrichtung passen die ich spielen wollte, aber ich habe die Trompete noch heute, inzwischen vom Instrumentenbauer durchgesehen und in Goldlack lackiert (mag ein Sakrileg sein, hatte aber keine Lust mehr sie ständig zu polieren)! Der Intonation hat es nicht geschadet.....!

Die Hinweise hier passen schon, spiele erst mal eine Weile auf dem Instrument und entdecke deinen Zugang zum Trompeten, wenn du dabei bleiben willst wirst du irgendwann automatisch auf ein anderes Instrument wechseln! Im Moment finde ich es für dich fast wichtiger ein halbwegs passendes Mundstück (Durchmesser/Rand) auszuwählen, das sollte deiner Mund/Lippenform zusagen! An der Stelle dürften die Widerstände/Mühen des Anfängers erst mal die Größeren sein als beim funktionierenden Instrument. An dieser Stelle kann ich nur hoffen, dass du einen guten Lehrer oder Berater im Fachhandel hast, der sich auf diese Sache versteht!
Und Geduld solltest du mitbringen, dann wird es schon....

Gruß

Karl
Benutzeravatar
Bixel
Unverzichtbar
Beiträge: 6415
Registriert: Samstag 27. Dezember 2008, 08:30
Meine Instrumente ..: bezahlt

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von Bixel »

GT-Karl hat geschrieben:Die Migma existiert, soweit ich weiß, bis zum heutigen Tag!
Jou, aber MIGMA produziert offenbar schon seit Längerem keine Blechblasinstrumente.

:roll:
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
rumpler
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: Samstag 19. März 2016, 17:09
Meine Instrumente ..: Heinrich Heinel (Migma)

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von rumpler »

Bixel hat geschrieben: Wenn du nicht jeden Cent zweimal umdrehen musst, kaufe dir eine über jeden Zweifel erhabene "Schüler"-Trompete in der € 500.- bis € -700.- Klasse (Yamaha, Jupiter, CarolBrass - you name it).

Dann weißt du, dass eventuelle musikalische Misserfolge und/oder Durststrecken nicht am Horn liegen können.
Genau diese Zweifel haben doch nach meinem Eindruck im Wesentlichen auch diesen Thread hier befeuert.
Das ist genau der Punkt - Ich kann im Moment eben nicht einschätzen inwiefern mich das Horn limitiert.
Dazu unten evtl. mehr.
Wolfram hat geschrieben: Sollte es sich bei dem Modell allerdings um eine Trompete mit Pumpventilen handeln, dann ist der Vergleich von Bixel zu bestätigen. Die Mensur und Bechergröße der damaligen Pumpventil-Trompeten entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard. Hier ist wirklich anzuraten mittelfristig ein zeitgemäßeres Instrument anzuschaffen. Dein Weg zum Fachgeschäft-2 ist deshalb goldrichtig... Übe fleißig mit deinem Lehrer auf der jetzigen Trompete und wenn du gute Grundkenntnisse hast, dann investiere in etwas Anderes.
Genau das ist der Fall - das Ding hat Pumpventile. Und kann von C auf Bb-Stimmung umgesteckt werden.
Hierzu kam der Hinweis, dass das heute nicht mehr gemacht wird, weil man damit keine ordentliche Intonation hin kriegt.

Zusätzlich hat die Trompete keinen Fingerring am 3.Zug, so dass ich die Intonation da nicht ausgleichen kann.
Das macht doch Sinn, direkt am Anfang mit zu lernen, wann ich wie triggern muss?

Zur Intonation:
============
Um mal eine Aussage über die Intonation zu bekommen, habe ich mich mit dem Stimmgerät hingesetzt und bin vom C2 (klingend Bb2) runter die Töne durch gegangen. Ich habe versucht, mich nicht von der Anzeige ablenken zu lassen, so dass ich korigiere.
Das ist die Messung, klingend, Werte in Cent, einzelne Messpunkte angegeben:
Bb: +20, 0, +25
A: -14, -36, -37
Ab: -54, -16
G: +13, +30, +22
Gb: nicht gemessen
F: -35, -33
Eb - h: nicht gemessen (sind mangels Trigger/3.Zug-Ring ja eh zu hoch)
bb: 0, -12, +3, -10

Wie Ihr seht, schwanke ich ziemlich in der Intonation. Bei dieser Trompete kann ich durch den Ansatz den Ton auf jeden Fall um nen Viertelton (eher mehr) mit dem Ansatz nach oben oder unten ziehen.Ist das normal?
(bei Perez Prado - Gummi Mabo wird ja genau das als Effekt genutzt)

Deswegen habe ich bei obigem Test versucht, den Ton so laut wie möglich anzuspielen, damit ich quasi die Resonanz des Instruments möglichst genau erwische. Nur irgendwie ist der Bereich in dem die Lautstärke dann konstant ist recht breit.
Ist das das, was als gutes/schlechtes Slotting bezeichnet wird?

Ich hatte mal eine King 600 für ein paar Tage von einem Posaunenchor ausgeliehen. Da war das meines erachtens nicht so extrem.

Zum Material / Verarbeitung
========================
Um Probleme wegen Verschmutzung auszuschließen habe ich das Ding 3h in Essig-Spülmittel-Lösung eingeweicht.
Da hat sich nochmal ordentlich Dreck gelöst.
Zusätzlich hat sich an den meisten Lötnähten ein weißlicher Rand gebildet (ließ sich wegwischen).
Teilweise haben die Züge innen in der Nähe der Lötnähte weißliche Spritzer an der Rohrwand.
Ist das Lötzinn, dass sich auflöst? Deuten die Spritzer auf schlechtes Arbeiten beim Zusammenlöten hin?
Am Hauptstimmzug hat sich ein Rohr ins rosa-farbene Verfärbt. Laut Forum ist das nicht schimm. Oder doch?

Zur Dichtigkeit
=============
Wie stark darf es durchs Instrument pfeiffen, wenn ich bei gedrückten Ventilen den 1. Stimmzug zu halte, dass es Probleme macht?
Ich habe das Instrument nach der erneuten Reinigung eben wieder zusammen gesetzt, gefettet und geölt.
Wenn ich obigen Test mache, ist das Instrument eben nicht 100%ig Dicht, sondern man hört ein leichtes Zischen/Blubbern an den Ventilen und an einer Lötstelle.
Ich würde das ungefähr so einschätzen, wie wenn man in ne PET-Flasche ein paar Löcher mit ner Stecknadel sticht - man hört, dass Luft durch geht, spürt es aber nicht in der Lunge.
Benutzeravatar
Bixel
Unverzichtbar
Beiträge: 6415
Registriert: Samstag 27. Dezember 2008, 08:30
Meine Instrumente ..: bezahlt

Re: Ab wann merkt man ein hochwertiges Instrument?

Beitrag von Bixel »

Schmeiß' das Ding weg!

:evil:
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 43 Gäste