Thema Lippenansatz

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Amethyst
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Thema Lippenansatz

Beitrag von Amethyst »

Wie ihr wisst, bin ich ein Wiedereinsteiger und da ich mir eine andere Technik angewöhnen möchte als die, die ich damals auf der Trompete praktizierte, beschäftigen mich verschiedene Fragen.

Was die Atemtechnik angeht, die Ausgangspunkt jedes Blasintruments und auch Sängers ist, die habe ich für mich gelöst. Aber noch nicht gelöst habe ich das Lippen-Ansatz-Thema, das sicher ein wesentliches ist.

Im Internet bin ich auf Charlie Porter (siehe Link unten) gestossen, der in der Trompetentechnik wohl einen eigenen Weg beschreitet. Er spricht mir aus dem Herzen, weil ich selbiges in der Gesangstechnik heraus gefunden habe. Mit kleinster Masse größtest bewirken. Zur Höhe hin bei Übungen ins Decrescendo gehen etc.
Jetzt könnte man sagen, ja, das wollen wir ja alle. Die Praxis zeigt jedoch, auch wenn es großartige Trompeter gibt, es wird kaum so umgesetzt.

Seit ein paar Tagen bin ich dabei, meine Technik diesbezüglich umzustellen. Das erfordert von mir viel Geduld und verursacht bei mir erst einmal auch Irritationen.

Nun ist es ja so, dass immer gesagt wird, keinen großen Druck auf die Lippen mit der Trompete ausüben. Aber ich beobachte, dass er dennoch oft in der Praxis ausgeübt wird. (Auch bei vielen wirklich großen Trompetern, die wunderschön spielen).

Als ich damals an der Musikhochschule war, sagte ich, wenn man mit der richtigen mittigen Gesangstechnik singt, müsste es eigentlich möglich sein, stundenlang zu singen. Man ermüdet höchstens an der Konzentration, aber nicht an der Stimme. Dafür wurde ich damals kritisiert. Heute weiß ich, dass es im Gesang möglich ist und ich praktiziere das auch gelegentlich.

Nun frage ich mich, geht das auch mit der Trompete?
Ich hatte damals einen Trompetenlehrer, der selbst ausgezeichnet trompetenspielen konnte, aber er war weniger gut in der Vermittlung. Dennoch, er hatte folgende interessante Übung:

Man lege die Trompete auf einen Flügel oder Tisch und erzeuge, ohne die Trompete zu berühren, c1-g1-c2-e2 Töne. Damals ist mir das nie gelungen, heute gehts. Dennoch weiß ich, dass ich immer noch zu viel Druck beim Spielen ausübe, ansonsten würde ich nicht einen Abruck an den Lippen haben und so ermüden.
Zudem bemerkte ich, dass meine Lippen nicht mittig zum Mundstück sich richten, sondern etwas nach unten, besonders bei hohen Tönen.

Auch denke ich mir, es müsste doch möglich sein, die Höhen in der Lippenmasse so zu verfeinern, dass nur ein kleiner Rand zum Schwingen gerät. Denn im Gesang ist es auch immer nur die zu große Stimmlippenmasse, die ein Problem für die Höhe erzeugt (Verbrustung nennt man das).

Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, desto deutlicher wird mir, es ist sehr ähnlich dem Gesang, nur dass die Resonanzerzeugung versetzt ist und ich sozusagen zwei Ventile bediene.

Frage, kennt jemand obige Methode und praktiziert sie? Und wie handhabt Ihr das mit der Lippenstellung?
Was gibt es Für und Wider?

https://www.youtube.com/watch?v=jn0GnOX4FwM

P.S. Bitte themenbezogen diskutieren.
Zuletzt geändert von Amethyst am Sonntag 14. Februar 2016, 13:32, insgesamt 1-mal geändert.
TrompetenKäfer
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von TrompetenKäfer »

Ich halte es hier mit Rüdiger Baldauf, der sinngemäß sagt:

Mundstück und Instrument können nur das verstärken, was der Körper bereitstellt.
Dazu muss man wissen, wie bei uns Töne entstehen. Durch Vibration der Lippen und Luft. Tonhöhe entsteht durch höhere Schwingung und größere Luftgeschwindigkeit, was wiederum über die Physis (Lippenöffnung, Zungenstellung, verfügbares Luftvolumen) steuerbar ist.

Wenn bei einem dieser Parameter der Hund drinnen ist, oder Ineffizienzen vorliegen, dann treten früher oder später Probleme auf. Mangelnde Ausdauer, schlechte Höhe, Intonationsprobleme,.......

Zum Thema "Druck auf die Lippen" bin ich eher Old-School, denn wenn meine Lippe der Tonerzeuger ist, muss ich diese Resonanz irgendwie übertragen. Übertragung erfordert notgedrungen Kontakt, und wo Kontakt aufgebaut wird, ist ein gewisser Mindestdruck erforderlich, um diesen dauerhaft aufrecht zu erhalten.

Wogegen ich mich auch entschieden ausspreche ist, Ineffizienzen im Spielsystem durch erhöhtes Andrücken kompensieren zu wollen.

Ein Problem bei der Luftführung (Lippenöffnung, Zungenstellung) lässt sich eine Zeit lang und bis zu einem gewissen Grad über erhöhtes Andrücken des Mundstückes kompensieren, aber das ist dann eine Abwärtsspirale an dessen Ende der Neuanfang bzw. die Ansatzumstellung steht.

Ich meine, dass hauptsächlich darauf geachtet werden soll, dass die Unterlippe stärker belastet wird als die Oberlippe, weil hier physisch bedingt bessere muskuläre Voraussetzungen und anatomische Stabilität (Unterkiefer) herrschen, als an der Oberlippe bzw. dem Oberkiefer.

Sonderformen wie z.B. High-Note Trompeter (Ferguson, Patrick Hession,......) gibt es immer, wo man unmittelbar nach einer Highnote-Passage den Mundstückabdruck ganz deutlich sieht; aber das sind Spezialfälle!!
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Haudraufjupp »

Hmm.. Was fuer Ansaetze ausser dem an den Lippen gibt es denn noch bei der Trompete?

Charlie Porter hat gute Tipps, allerdings finde ich das alles relativ nah an dem, was mein (klassischer) Trompenelehrer mir auch beigebracht hat. Naturtonreihen, Intervalle, leise hohe Toene etc. Nicht falsch verstehen, hat mir alles viel gebracht! Nur so ganz 'eigen' ist das glaube ich nicht..

Mit der 'schnellen Luft' das sehe ich kritisch. Ich kann sehr schnelle Luft in die Trompete blasen ohne irgendeinen Ton zu erzeugen. Oder auch ein c' sehr laut spielen, da ist auch viel schnelle Luft dabei. Ansonsten sehe ich das aehnlich wie Bresl-Maier.

Insgesamt geht es meiner Erfahrung nach mehr um die Lippen als um die Atmung beim Trompeten. Klar, atmen ist wichtig und wenn man's falsch angeht funktioniert nicht viel. Aber die Lippen sind hier das zentrale, was einen Ton erzeugt. Die Lippen entsprechen dem Blaettchen am Saxophon und den Saiten der Gitarre. Meiner Meinung nach sollte man sich darauf konzentrieren den Lippen die Arbeit so einfach wie moeglich zu machen.

Dafuer gibt es natuerlich viele Wege. Mit Arban habe ich erst richtig angefangen ein gutes Ansatzgefuehl zu entwickeln. Clarke hat mir dann weitergeholfen, da geht es ja auch um Tonumfangserweiterung. Cat Anderson hat mir geholfen und auch Caruso. Sehr spannend fand ich auch James Stamp.

Gerade habe ich angefangen mit Jeff Smileys Balanced Embouchure. Da habe ich noch nicht wirklich genug geuebt um berichten zu koennen, aber es gibt einen ausfuehrlichen Thread im Forum dazu.

Was ich diesbezueglich immer wichtig fand war, die ganzen Dinge die man 'auf gar keinen Fall' tun sollte (Luftpolster, Backen aufblasen, etc) und die Sachen, die man unbedingt machen soll (Trompeterlaecheln, Trompetermaske, etc) nur so halb ernst zu nehmen. Im Detail erzaehlt einem da erstens jeder etwas anderes und zweitens gibt es zu allem irgendwelche ausgezeichneten Trompeter, die mindestens eine dieser in Stein gemeisselten Trompetergesetze brechen.
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Amethyst »

Bresl-Maier hat geschrieben:Ich halte es hier mit Rüdiger Baldauf, der sinngemäß sagt:

Mundstück und Instrument können nur das verstärken, was der Körper bereitstellt.
Dazu muss man wissen, wie bei uns Töne entstehen. Durch Vibration der Lippen und Luft. Tonhöhe entsteht durch höhere Schwingung und größere Luftgeschwindigkeit, was wiederum über die Physis (Lippenöffnung, Zungenstellung, verfügbares Luftvolumen) steuerbar ist.

Wenn bei einem dieser Parameter der Hund drinnen ist, oder Ineffizienzen vorliegen, dann treten früher oder später Probleme auf. Mangelnde Ausdauer, schlechte Höhe, Intonationsprobleme,.......

Zum Thema "Druck auf die Lippen" bin ich eher Old-School, denn wenn meine Lippe der Tonerzeuger ist, muss ich diese Resonanz irgendwie übertragen. Übertragung erfordert notgedrungen Kontakt, und wo Kontakt aufgebaut wird, ist ein gewisser Mindestdruck erforderlich, um diesen dauerhaft aufrecht zu erhalten.

Wogegen ich mich auch entschieden ausspreche ist, Ineffizienzen im Spielsystem durch erhöhtes Andrücken kompensieren zu wollen.

Ein Problem bei der Luftführung (Lippenöffnung, Zungenstellung) lässt sich eine Zeit lang und bis zu einem gewissen Grad über erhöhtes Andrücken des Mundstückes kompensieren, aber das ist dann eine Abwärtsspirale an dessen Ende der Neuanfang bzw. die Ansatzumstellung steht.

Ich meine, dass hauptsächlich darauf geachtet werden soll, dass die Unterlippe stärker belastet wird als die Oberlippe, weil hier physisch bedingt bessere muskuläre Voraussetzungen und anatomische Stabilität (Unterkiefer) herrschen, als an der Oberlippe bzw. dem Oberkiefer.

Sonderformen wie z.B. High-Note Trompeter (Ferguson, Patrick Hession,......) gibt es immer, wo man unmittelbar nach einer Highnote-Passage den Mundstückabdruck ganz deutlich sieht; aber das sind Spezialfälle!!
Ja, für mich ist die Frage, muss wirklich mehr Luft durch oder ist es nur eine kleinere Öffnung die die Luft beschleunigt (technisch ausgedrückt)?
Interessant ist was Du über die Unterlippe sagst, denn meist beobachte ich eher eine dominante Oberlippe. Ab und zu, besonders bei Jazzern, eine dominierende Unterlippe.
So gesehen, könnte es wirklich gehen wie Charlie Porter es propagiert. Gleiche Anteile.

Zuerst dachte ich noch, oje, meine Lippen sind zu groß fürs Trompetenspiel, nun merke ich, es ist überhaupt nicht das Problem.
Gerade stelle ich um und habe dabei erst einmal so meine Probleme bei Intonation und Tonansprache. Denn man kann es kaum glauben, nach 30 Jahren rühre ich die Trompete wieder an und gehe automatisch in die selbe Mundstellung wie damals. Eine Konditionierung wurde eben gesetzt. Ist wie beim Fahrradfahren, das verlernt man auch nicht mehr. Aber je geduldiger ich an das Neue ran gehe, desto leichter wird es, auch wenn ich kurzzeitig dachte, so kommt ja nie ein Ton
Zuletzt geändert von Amethyst am Sonntag 14. Februar 2016, 19:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Amethyst »

Haudraufjupp hat geschrieben:Hmm.. Was fuer Ansaetze ausser dem an den Lippen gibt es denn noch bei der Trompete?

Charlie Porter hat gute Tipps, allerdings finde ich das alles relativ nah an dem, was mein (klassischer) Trompenelehrer mir auch beigebracht hat. Naturtonreihen, Intervalle, leise hohe Toene etc. Nicht falsch verstehen, hat mir alles viel gebracht! Nur so ganz 'eigen' ist das glaube ich nicht..

Mit der 'schnellen Luft' das sehe ich kritisch. Ich kann sehr schnelle Luft in die Trompete blasen ohne irgendeinen Ton zu erzeugen. Oder auch ein c' sehr laut spielen, da ist auch viel schnelle Luft dabei. Ansonsten sehe ich das aehnlich wie Bresl-Maier.

Insgesamt geht es meiner Erfahrung nach mehr um die Lippen als um die Atmung beim Trompeten. Klar, atmen ist wichtig und wenn man's falsch angeht funktioniert nicht viel. Aber die Lippen sind hier das zentrale, was einen Ton erzeugt. Die Lippen entsprechen dem Blaettchen am Saxophon und den Saiten der Gitarre. Meiner Meinung nach sollte man sich darauf konzentrieren den Lippen die Arbeit so einfach wie moeglich zu machen.

Dafuer gibt es natuerlich viele Wege. Mit Arban habe ich erst richtig angefangen ein gutes Ansatzgefuehl zu entwickeln. Clarke hat mir dann weitergeholfen, da geht es ja auch um Tonumfangserweiterung. Cat Anderson hat mir geholfen und auch Caruso. Sehr spannend fand ich auch James Stamp.

Gerade habe ich angefangen mit Jeff Smileys Balanced Embouchure. Da habe ich noch nicht wirklich genug geuebt um berichten zu koennen, aber es gibt einen ausfuehrlichen Thread im Forum dazu.

Was ich diesbezueglich immer wichtig fand war, die ganzen Dinge die man 'auf gar keinen Fall' tun sollte (Luftpolster, Backen aufblasen, etc) und die Sachen, die man unbedingt machen soll (Trompeterlaecheln, Trompetermaske, etc) nur so halb ernst zu nehmen. Im Detail erzaehlt einem da erstens jeder etwas anderes und zweitens gibt es zu allem irgendwelche ausgezeichneten Trompeter, die mindestens eine dieser in Stein gemeisselten Trompetergesetze brechen.
Denke, auch wenn es sich so klein gestaltet, gerade bei der Lippenstellung und ihrer Handhabung gibt es sehr große Unterschiede. Wie Charlie Porter es anweist oder wie ich es handhabte, sind große Unterschiede in der Lippenstellung und Handhabung.
Und was die Atmung angeht, das ist mindestens so wichtig. Ohne gute Atemtechnik wird das problematisch und zwar bei jedem Blasinstrument. Wenn man es nicht versteht den Körper, die Luftsäule mitklingen zu lassen, wird der Ton oberflächlich.

Hakan Hardenberger sagt dazu: "Der Körper ist das Instrument, die Trompete selbst nur der Verstärker". Gefällt mir und macht Sinn.

Klar könnte man sagen, "das Rad muss nicht neu erfunden werden".
Das muss es nicht, dennoch, es gibt nur ein Zentrum, nur eine Mitte.

Fred Astaire war herausragend in seinem Tanz, ebenso Cesare Siepi im Gesang. Da gibt und gab es andere, die ebenfalls großartig waren und sind, und dennoch wenige die so aus dem Gleichgewicht aus dem Zentrum agierten. Das ist für mich hohes Ziel bei allen Dingen geworden. Und nun suche ich es beim Trompetenspiel. :D
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von TrompetenKäfer »

Wenn wir uns Dizzy Gillespie anschauen, dann wird das Aufblasen der Backen als Nogo ad absurdum geführt. Bei ihm hats funktioniert.
Der Lächelansatz von Maurice André ist legendär und für Generationen von Trompetern das angestrebte Maß der Dinge gewesen.
Wynton Marsalis wiederum ist ein Beispiel für eine sehr belastete (belastbare) Oberlippe und Alison Balsom ist wieder garnichts von alledem (übrigens eine Hardenberger Schülerin).
Hardenberger und Balsom sind für mich puncto Ansatzmaske das, was ich mir unter einem "zeitgemäßen Ansatz" vorstelle. Auch Hans Gansch oder Matthias Höfs zeigen, wie eine unpreziöse, hoch effiziente Ansatzmaske aussehen kann.

Wie gesagt: immer davon ausgehend, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, wie das gut und erfolgreich funktionieren kann.

Zum Thema Luft: ich meine, dass die Tonhöhe über die Luftgeschwindigkeit gesteuert wird, und die Lautstärke über die Luftmenge (ganz vereinfacht ausgedrückt).
Je höher es wird, desto effizienter muss die Luft geführt und in Ton umgesetzt werden. Dafür muss der Mundraum (Zunge) sowie die Lippenöffnung kleiner werden. Ist wie beim Gartenschlauch ohne Sprühaufsatz. Wenn du weiter sprühen willst, musst du vorne zudrücken und/oder schauen, dass du mehr Druck auf die Leitung kriegst - auch stark vereinfacht und nur zur plastischen Vorstellung, was Lippenöffnung und Strömungsgeschwindigkeit für mich bedeuten.
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Singvögelchen »

Bresl-Maier hat geschrieben:
Zum Thema Luft: ich meine, dass die Tonhöhe über die Luftgeschwindigkeit gesteuert wird, und die Lautstärke über die Luftmenge (ganz vereinfacht ausgedrückt).
Je höher es wird, desto effizienter muss die Luft geführt und in Ton umgesetzt werden. Dafür muss der Mundraum (Zunge) sowie die Lippenöffnung kleiner werden. Ist wie beim Gartenschlauch ohne Sprühaufsatz. Wenn du weiter sprühen willst, musst du vorne zudrücken und/oder schauen, dass du mehr Druck auf die Leitung kriegst - auch stark vereinfacht und nur zur plastischen Vorstellung, was Lippenöffnung und Strömungsgeschwindigkeit für mich bedeuten.


Ich bitte mal wieder um größte Aufmerksamkeit bei der Benutzung des Begriffes "Luftgeschwindigkeit". Aus meiner Sicht völlig irreführend, weil 1. nicht messbar und 2. aus Gründen der Physik an verschiedenen Punkten von Mundhöhle, Ansatzapparat, Mundstück, Instrument total verschieden (wenns denn endlich mal jemand messen würde...) Messbar ist die Tonhöhenfrequenz, die Schallgeschwindigkeit in der Luft. Völlig Bockwurst, die Luftsäule im Instrument muss zum Schwingen in einer bestimmten Frequenz angeregt werden. Dazu muss gezwungenermaßen die Tonhöhe in der Mundhöhle
vorgeformt werden, Stichworte Vokale, Obertonsingen, Didgeridoo...und dann sollte dies mit der Luft und den Lippen ins Instrument übertragen werden, falls es ein zentrierter und klangvoller Ton werden soll. Und tatsächlich, wenn die Lippen nicht die Kraft aufbringen, hohe Schwingungen dauerhaft zu übertragen, dann hilft es in der Tat, mit größerem Mundstückdruck einen Ausgleich zu schaffen. Machen alle so, nur fängt jeder an einem anderem Zeitpunkt damit an :lol: Wenn dann die Lautstärke auch nicht reicht, kommt noch die Atempresse hinzu...kann zum Teufelskreis mutieren. :evil:
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Amethyst »

Also, ich kann vom Gesichtspunkte des Gesangs folgendes sagen:

Die Luftmenge nimmt bei höheren Tönen nicht zu, eher das Gegenteil. Dass das manchmal dennoch anders gehandhabt wird, ist Unwissenheit in der Gesangstechnik. Ebenso verhält es sich beim Forte! Bei gutem Singen kann man beispielsweise eine Kerze vor den Mund halten und sie beginnt, nicht zu flackern, bzw. sich zu bewegen, auch nicht beim größten Forte.

Und es ist, wie Singvögelchen sagt, die Frage nach der Resonanzübertragung, nicht die der Luftmenge.
Und ich bin mir sicher, je "effizienter" die Tonerzeugung gehandhabt wird, desto besser das Spiel. Das versuche, ich zu finden.

Auch in der Gesangswelt gibt es grandiose Sänger, die großes leisten oder geleistet haben. Aber so manche Größen sind in der Gesangstechnik, und darum geht es gerade, nicht vorbilich gewesen. Beispiel: Maria Callas, Dietrich Fischer Dieskau oder Thomas Quasthoff.
Und ich denke in der Welt der Trompeter ist das nicht anders.
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Haudraufjupp
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Haudraufjupp »

Amethyst hat geschrieben:Klar könnte man sagen, "das Rad muss nicht neu erfunden werden".
Das muss es nicht, dennoch, es gibt nur ein Zentrum, nur eine Mitte.
Das ist mir zu kryptisch. Es ist schon eher so, wie Bresl-Maier schreibt, enorm viele Trompeterlegenden spielen auf ihre eigene Art und verstossen gegen verschiedene 'Regeln' die allgemein als unbedingte Grundregel gelten. Meistens ist das ein konzept was ausschliesslich fuer diese Leute funktioniert, seien es die unfassbar aufgeblasenen Backen von Dizzy oder die komplett eingefaltete Haltung von Miles. Beides ist eher nicht zum Nachahmen geeignet. Was meinst du da mit 'einem Zentrum' ?
Bresl-Maier hat geschrieben:Wenn du weiter sprühen willst, musst du vorne zudrücken und/oder schauen, dass du mehr Druck auf die Leitung kriegst
Hmm.. es soll aber ja um Hoehe und nicht Weite gehen. Und beim Gartenschlauch bleibt der Druck auf der Leitung ja gleich.. Ausserdem klingen meine Gartenschlaeuche alle eher schlecht..
Naja, wem das Bild hilft, ok, ich mag es einfach nicht. Denn selbst wenn es zutraefe: Ist das nicht viel zu vage um weiterzuhelfen? Ersetzt man dann nicht eine grundsaetzliche Frage ("Wie spiele ich hoch?") durch eine andere ("wie spiele ich mit "schneller Luft"?"), nur das man eine gute Vorstellung von hohen Toenen, aber eine schlechte von "schneller Luft" hat?
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Amethyst »

Haudraufjupp hat geschrieben:
Amethyst hat geschrieben:Klar könnte man sagen, "das Rad muss nicht neu erfunden werden".
Das muss es nicht, dennoch, es gibt nur ein Zentrum, nur eine Mitte.
Das ist mir zu kryptisch. Es ist schon eher so, wie Bresl-Maier schreibt, enorm viele Trompeterlegenden spielen auf ihre eigene Art und verstossen gegen verschiedene 'Regeln' die allgemein als unbedingte Grundregel gelten. Meistens ist das ein konzept was ausschliesslich fuer diese Leute funktioniert, seien es die unfassbar aufgeblasenen Backen von Dizzy oder die komplett eingefaltete Haltung von Miles. Beides ist eher nicht zum Nachahmen geeignet. Was meinst du da mit 'einem Zentrum' ?
Bresl-Maier hat geschrieben:Wenn du weiter sprühen willst, musst du vorne zudrücken und/oder schauen, dass du mehr Druck auf die Leitung kriegst
Hmm.. es soll aber ja um Hoehe und nicht Weite gehen. Und beim Gartenschlauch bleibt der Druck auf der Leitung ja gleich.. Ausserdem klingen meine Gartenschlaeuche alle eher schlecht..
Naja, wem das Bild hilft, ok, ich mag es einfach nicht. Denn selbst wenn es zutraefe: Ist das nicht viel zu vage um weiterzuhelfen? Ersetzt man dann nicht eine grundsaetzliche Frage ("Wie spiele ich hoch?") durch eine andere ("wie spiele ich mit "schneller Luft"?"), nur das man eine gute Vorstellung von hohen Toenen, aber eine schlechte von "schneller Luft" hat?
Letzteres, ja richtig. Wenn der Gartenschlauch an der Öffnung verkleinert wird, erhöht sich der Druck an der Öffnung, aber der Grunddruck bleibt gleich. -

Was ich mit Mitte meine? Das ist eigentlich sehr einfach.

Egal wo man hinsieht, es geht immer bei äußeren Aktivitäten, wenn man sie gut machen will, um das Ausgleichen der Kräfte und Balancieren aus der Mitte, auch wenn man sich dessen überhaupt nicht bewusst ist.
Deshalb haben alle Muskeln im Körper einen Agonisten und einen Antagoinisten (Gegenspieler).

Beispiel, jedes Kleinkind muss erst die Mitte beim anfänglichen Gehen finden, bevor es aufrecht geht. Da es das noch nicht kann, fällt es zu Beginn sehr oft auf den Boden.
Deshalb, wenn wir diese Mitte nicht beachten, können wir entweder nicht gehen oder wir gehen schief und die Aktion wird anstrengend. Alles Ungleichgewichtige ist anstrengend in der Aktion!

Man kann sich das an einem Experiment sehr leicht selbst bewusst machen. Man stelle sich aufrecht hin und kippe mit dem Körper etwas nach vorne und dann etwas nach hinten. Zwischen diesen beiden Polen (Vorne-Hinten) ist dasjenige, was man NICHT wahr nimmt, wo man sich aber sehr wohl "fühlt", die Mitte.
Und wenn man nun anfängt, zu gehen und in seinen Körper hinein fühlt und ebenso den Ausgleich beim Gehen sucht, kommt man immer mehr in die Balance und zu seiner Mitte. Das ist dann sehr angenehm und nicht ermüdend.

Bei der Tongestaltung ist es übrigens umgekehrt. Das Kleinkind agiert hier aus der Mitte mit seinen Lautäußerungen, deshalb diese enorme Flexibilität in der Dynamik und der sehr großer Tonumfang. Dann verliert der Mensch dies jedoch schon recht früh und muss es erst wieder lernen.

Und es ist egal was für ein Instrument ich lerne, es ist technisch gesehen erst immer das Lernen des Agierens aus der Mitte. Beachte ich das nicht, bekomme ich beim Klavierspiel eine Sehnenscheidentzündung und beim Trompetenspiel die Ermüdung an den Lippen oder beim Streichinstrument den unschönen Ton.
Auch wenn der Mensch selbst in der Unmitte noch erstaunlich viel kompensieren kann, will er es bequem und wirklich gut haben, muss er alle Tätigkeietn in die Balance setzen.

Das bedeutet für das Trompetenspiel: Egal ob hoch oder laut, wenn es einen einzigen Trompeter gibt, der nicht wie üblich ermüdet, der mit einer Leichtigkeit spielt, dann ist das das Agieren aus der Mitte. Jener ist dann technisch gesehen ein Vorbild!

Das Problem heute. Jeder sieht die Welt aus seinem kleinen Kosmos, aus seinem kleinen Blickwinkel. Nach etwas Suchen begnügt sich der Mensch schnell mit dem Vorurteil, was ich nicht weiß und nicht kann, wird auch ein anderer nicht wissen und können.

Deshalb sagte mit damals eine Professorin (welt berühmt), als ich bei einer bestimmten gesangstechnischen Anweisung einwand, "das ist ja anstrengend". "Ja, was glauben Sie denn, nach jedem Liederabend habe ich Muskelkater". Heute weiß ich, sie hatte Unrecht (es war die falsche Anweisung).

P.S. Die Anweisung war übrigens, die Bauch- und Flankenmuskeln zu kontrahieren, um das Zwerchfell zu aktivieren.
(Es gibt aber ein andere, wesentlich bessere Möglichkeit, das Zerchfell zu aktivieren, aber das führt hier zu weit).
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von buddy »

Amethyst hat geschrieben:P.S. Die Anweisung war übrigens, die Bauch- und Flankenmuskeln zu kontrahieren, um das Zwerchfell zu aktivieren.
(Es gibt aber ein andere, wesentlich bessere Möglichkeit, das Zerchfell zu aktivieren, aber das führt hier zu weit).
Getreu dem Motto: wenn es am Schönsten ist, soll man aufhören. :mrgreen:
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von lurchi »

Amethyst hat geschrieben:
Deshalb haben alle Muskeln im Körper einen Agonisten und einen Antagoinisten (Gegenspieler).
Das stimmt nicht, zumindest nicht direkt. Die Ringmuskeln haben keinen Antagonisten, und die sind beim Trompeten wichtig. Die Balance kann man hier zwar auch suchen, aber sie besteht zwischen größeren (Themen-)Gebieten.
Man kann sich das an einem Experiment sehr leicht selbst bewusst machen. Man stelle sich aufrecht hin und kippe mit dem Körper etwas nach vorne und dann etwas nach hinten. Zwischen diesen beiden Polen (Vorne-Hinten) ist dasjenige, was man NICHT wahr nimmt, wo man sich aber sehr wohl "fühlt", die Mitte.
Und wenn man nun anfängt, zu gehen und in seinen Körper hinein fühlt und ebenso den Ausgleich beim Gehen sucht, kommt man immer mehr in die Balance und zu seiner Mitte. Das ist dann sehr angenehm und nicht ermüdend.
Glaub mir, man kann Tai Chi machen, beim Laufen die Balance suchen, asiatischen Kampfsport betreiben, aber bei Km 42 ist es IMMER anstrengend.

Und wenn es einen Trompeter gibt der mit Leichtigkeit und ohne zu ermüden spielt dann hat er sehr viel geübt.
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Haudraufjupp »

lurchi hat geschrieben:Und wenn es einen Trompeter gibt der mit Leichtigkeit und ohne zu ermüden spielt dann hat er sehr viel geübt.

:gut:
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Amethyst »

lurchi hat geschrieben: Das stimmt nicht, zumindest nicht direkt. Die Ringmuskeln haben keinen Antagonisten, und die sind beim Trompeten wichtig. Die Balance kann man hier zwar auch suchen, aber sie besteht zwischen größeren (Themen-)Gebieten.

Glaub mir, man kann Tai Chi machen, beim Laufen die Balance suchen, asiatischen Kampfsport betreiben, aber bei Km 42 ist es IMMER anstrengend.

Und wenn es einen Trompeter gibt der mit Leichtigkeit und ohne zu ermüden spielt dann hat er sehr viel geübt.

Zum ersten siehe Seite 180:

https://books.google.de/books?id=hCtRAA ... st&f=false

Denn wenn nichts antagonistisches vorhanden wäre, müssten die Ringmuskeln in der Kontraktion verharren. Das tun sie aber nicht, sie lassen sich lösen und das sehr schnell, so sie nicht verkrampften.

Und zu letzterem. Was hat er geübt und was strengt bei einem 42 km-Lauf an?
Ich habe nicht gesagt, es gäbe keine menschlichen Grenzen, aber die Balance selbst und die Mitte kennt nun einmal keine Anstrengung.

So lange man davon ausgeht, dass es anstrengend sein müsse, wird man sich nicht auf den Weg begeben, etwas daran zu ändern.

Deshalb gab ich das Beispiel des Vorbildes. Wenn´s einer kann, dann liegt es bei den anderen, die dies nicht können, an deren Unvermögen. Das aber kann man beginnen, zu ändern.
Zuletzt geändert von Amethyst am Montag 15. Februar 2016, 12:43, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Thema Lippenansatz

Beitrag von Amethyst »

P.S. Vorbild. Klar konnte Ben Johnson sehr schnell sprinten, aber dessen Sprinstil (=Lauftechnik) entspricht nicht meinem Vorbild, eher der eines Carl Lewis oder Usain Bolt!

Ich gehe jedenfalls bei meinen Bestrebungen diesbezüglich immer vom machbaren IDEAL aus! Ansonsten ist meine Entwicklung eingeschränkt!

"Wer vom Ziel nichts weiß, kann den Weg nicht finden" Christian Morgenstern
Zuletzt geändert von Amethyst am Montag 15. Februar 2016, 13:30, insgesamt 1-mal geändert.
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