Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Cavaillé
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Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Cavaillé »

Hallo Leute,

mir liegt schon länger ein älterer threat aus dem trumpet herald auf der Seele http://www.trumpetherald.com/forum/view ... hp?t=35505 von Derek Reaban zum Thema Klangentwicklung. Habe mir die Mühe gemacht, es zu übersetzen, damit nicht wieder einige geschätzte Forumsmitglieder mangelnde Englischkennnisse vorgeben und sich aus der Diskussion heraushalten. Hoffe, es ist einigermaßen lesbar und nicht zu falsch und holprig. :oops:
Vorsicht, es ist eine etwas längere Abhandlung, aber mit großformatigen Bildern :) :

Habe gerade zufällig Deinen Post „Was macht die Unterlippe“ gelesen und sah Deinen Link auf einen fantastischen Artikel über den „Ansatz-Kanal“. Deine 3 D Bilder gaben mir die Gelegenheit, eine Erfahrung zu beschreiben, die ich vor 2 Jahren gemacht habe.
Damals postete ich (hier und im TPIN) zu einem Thema „Die Entwicklung eines inneren Klang Konzeptes (Reinheit & Intensität) über eine Erleuchtung bezüglich der Klangproduktion. In diesem Post sagte ich:
Ich habe darüber nachgedacht, wie sich dieser resonantere Klang während des Spiels „anfühlte“. Wenn ich meinen normalen resonanten Klang erreichte, fühlte ich die Vibration etwa in zylindrischer Form um meine Ansatzöffnung etwa mit Bleistiftdurchmesser. Wenn ich dann den maximal resonanten Klang erreichte, war es als wenn der gesamte Ansatzzylinder angewachsen wäre (buchstäblich bis zum gesamten Innendurchmesser des Mundstücks – steckerförmig), und alles vibrierte innerhalb des Mundstücks (viel mehr Lippenmasse). Im Wesentlichen hatte sich die vibrierende Masse (mein Lippengewebe) mindestens verdoppelt (vielleicht sogar vervielfacht). Die vermehrte Vibration führte zu einem stärkeren, klareren und viel resonanterem Signal. Es war einfach so viel mehr Trompetenklang, mit dem man arbeiten konnte !"

Basierend auf Deinen 3 D Zeichnungen des Ansatzes, habe ich meine eigenen Skizzen gezeichnet, um Deine Idee noch zu erweitern. In meiner Schulzeit hätte ich mein Ansatzkonzept als mehr muskelgestützt bezeichnet mit einem hohen Anteil von Spannung in den Hauptklanganteilen (Atmung und Mundwinkel), Lippenbindungen waren immer eine Herausforderung. Ich benötigte immer einen hohen Luftdurchfluss, um meinen Klang zu realisieren (David Krauss sagt: „es ist allgemein verbreitet, viel zu hart zu arbeiten und den Ansatz mit viel mehr Luft zu versorgen als er braucht um zu schwingen wegen zu großer Ansatzbewegungen“).
In den Zeichnungen A und B zeige ich eine 3 D Ansicht des Ansatzkanals. Die „Qualität“ der Vibrationen habe ich eingefügt, dabei vibrieren die dunklen Anteile vollständiger als der Rest des Lippengewebes. Ich würde sagen, dass mein Ansatzkanal im Laufe der Jahre gewachsen ist, aber nie bis auf sein volles Ausmaß aufgrund von Spannung/Festigkeit. Die dunkle „Luftfilter“-Form stellt das Ausmaß der Vibration dar, den ich erreichen konnte und der große Pfeil zeigt die Durchflussrate, die ich benötigte, um meinen Klang zu realisieren.

Bild

Durch viel Experimentieren und Lesen fand ich heraus, dass Luftanstöße (breath attacks) mir halfen, meinen Ansatzkanal zu verlängern und die Ansprache dramatisch zu verbessern. Das Lesen von „Song and Wind“ („Also sprach Arnold Jacobs“ Anm. d. Ü.) und die Arbeit mit einigen großartigen Lehrern half mir, mit den Spannungsproblemen in meiner Atmung fertig zu werden. Neben großartig klingenden Leuten zu sitzen half mir, sowohl mir mein erwünschtes inneres Klangkonzept zu beizubringen, als auch den resonanten Kern des Instrumentes zu finden.
In Zeichnung C habe ich den Übergang dargestellt, den ich durch Luftattacken (breath attacks) und Reduktion der Spannung/Festigkeit erreicht habe, was wiederum zeigt, dass ich im resonanten Kern des Klanges spiele. Die Qualität der Vibration benötigt sehr viel Arbeit. Durch Konzentration auf die Qualität der Vibration durch Glissandi (Jim Thompson), etwas Arbeit an Pedaltönen in Kombination mit einem lebendigen inneren Bild meines Klanges bemerkte ich, dass ich mich in Richtung Zeichnung D bewegte (weniger Luft ist erforderlich und der Klang projiziert in den Raum hinaus). Es ist immer möglich, mehr Zentriertheit im Klang zu finden (das impliziert eine verbesserte Qualität der Vibration) !

Bild

Meine Erleuchtung ist in Zeichnung D dargestellt. Ich vergleiche dies mit dem was ich von Charlie Schlueter, James Thompson und Mr. Herseth hören konnte. Buchstäblich alles vibriert und ich erreichte meinen maximal resonanten Klang (maximale Resonanz). Ich möchte einige Sätze zitieren, die ich seit dem letzten Sommer gefunden habe und die diese Idee verstärken:

Von David Krauss:

…erwäge weniger laut und dafür resonanter zu spielen

Von James Thompson

…erreichte die Resonanz und forciere nicht die Lautstärke. Je lauter Du spielst, desto weniger wird es funktionieren.

Von Marcel Tabuteau

…je lauter Du spielst, desto weniger trägt der Klang ! Nach meiner Ansicht ist der Klang, der trägt die Verstärkung des „dolce“ Tons (Tabuteau war Oboist Anm. d. Ü.).

Ich wollte dies mit Euch teilen, denn ich war sehr angeregt als ich Deinen Artikel sah. Ich weiß, dass um den Klang der Erleuchtung wiederzubekommen, den ich erfahren habe, es erforderlich ist, dass mein Geist sich einen großartigen Klang mit Klarheit und Intensität vorstellt. Ich finde es zunehmend mehr möglich, diesem Klangideal näherzukommen, nachdem ich die anstrengungslose Klangerzeugung so vieler Trompeter hören konnte, die sie letzten Sommer in Denver auf der ITG Konferenz demonstriert haben. Jetzt ist es nur noch eine Sache der Zeit.
Schön ein Bild dessen zu haben, was ich erfahren habe.

DR

Soweit so gut, hoffe, es sind noch ein paar dabei geblieben, um meine Gedanken zum Thema zu hören.
Insgesamt haben mir die Zeichnungen sehr geholfen, einen sehr intensiven buzzing Ton ohne Mundstückdruck zu entwickeln, das Mundstück ist nur ein Schwingungsbegrenzer, wenn ich es während des Buzzens nach unten klappe, buzzt das System auf gleicher Frequenz weiter, dann aber als free buzzing. Das findet man auch hier dargestellt:

Ist zugegebenermassen nicht so super ästhetisch anzuschauen, aber der Mann ist echt ein Brain und zeigt her, dass es im gesamten Kanal schwingt und nicht nur wie in Fig. A dargestellt. Das alles hat dazu geführt, dass ich auch einige Minuten free buzzing in meine Routine einbezogen habe, dann Mundstück Buzzing und alles so, wie hier beschrieben http://abel.hive.no/trompet/hardenberger/.

Bin gespannt, was Ihr so zum Thema meint

Gruß, Thomas

Bin gespannt auf Eure Gedanken
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Singvögelchen »

Lieber Thomas,

besten Dank erstmal für die Übersetzung...ich bin einer, der die wirklich braucht :D

Der Text ist wirklich lang und anstrengend zu lesen, aber gut. Sogar sehr gut für die Leute, die er anspricht. Das allerdings werden nicht viele sein, weil sich die meisten es einfacher machen wollen und lieber drei neue Mundstücke ausprobieren werden. Das ist die einfachere Art, ein Problem vermeintlich zu lösen, als seinen Klang infrage zu stellen. Die tagtägliche Arbeit am Ton/Klang macht sich allerdings im Lauf der Jahre bezahlt.

Die Merksätze der Koryphäen finde ich auch ausgesprochen nachdenkenswert. Da steckt viel Erfahrung und Weisheit drin. Werd sie mir mal auf mein Notenpult zur täglichen Lektüre kleben, bringt bestimmt was. :D
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Cavaillé
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Cavaillé »

Singvögelchen hat geschrieben:Das allerdings werden nicht viele sein, weil sich die meisten es einfacher machen wollen und lieber drei neue Mundstücke ausprobieren werden. Das ist die einfachere Art, ein Problem vermeintlich zu lösen, als seinen Klang infrage zu stellen. Die tagtägliche Arbeit am Ton/Klang macht sich allerdings im Lauf der Jahre bezahlt.
Genau dem kann ich mich mittlerweile vorbehaltlos anschließen, insbesondere wenn ich meine "Breslmair-Collection" betrachte. Erst seitdem ich versuche, den Ton "im Kern" zu treffen und die maximale Resonanz herauszuholen, habe ich den Sinn einiger Munstückunterteile (Stängel) verstanden und kann gezielt damit arbeiten, sie modifizieren in erster Linie das Obertonspektrum, Ansatzprobleme kompensieren sie in den allermeisten Fällen gar nicht.

Gruß, Thomas
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von MrLargo »

Ich finde das Thema sehr spannend und habe so pointiert und bewusst noch nicht gründlich darüber nachgedacht, obwohl mir die Gedankengänge vertraut vorkommen.

Der Ansatzkanal muss möglichst lang sein, um resonant zu spielen. So habe ich es im Text verstanden und würde es auch so bestätigen. Den Zusammenhang mit dem Einrollen der Lippen in der Höhe finde ich noch interessant: Bleibt der Ansatzkanal bei euch gleich lang, wenn ihr bei hohen Tönen mehr einrollt? Mir ist vor einiger Zeit aufgefallen, dass er bei Tönen ab c3 aufwärts droht, kürzer zu werden. Das ist schlecht für den Klang (und auch für die Sicherheit der Höhe). Rückblickend würde ich sagen, dass ich immer versucht habe, den Ansatz nicht "zuzumachen", dadurch hat sich fälschlicherweise ein kürzerer Ansatzkanal ergeben. Ich habe es noch nicht zu Ende überprüft, aber ich meine, durch die Beschäftigung mit John Daniels Übungen ist mein Ansatzkanal auch in dieser Höhe länger, wodurch sich die Höhe stabilisiert hat und auch besser klingt als vorher.

Für die BEler: Meine BE-Zeit war nicht so ertragreich und ich habe damit nach einigen Monaten aufgehört, weil es mir einfach keinen Spaß gemacht hat. Aber ich habe die Vermutung, dass das extreme Ein- und Ausrollen (RI und RO) auf die Dauer dazu führt, den Ansatzkanal zu verlängern bzw. über die gesamte Range lang zu lassen. Was meint ihr dazu?

LG
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Cavaillé
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Cavaillé »

MrLargo hat geschrieben:Der Ansatzkanal muss möglichst lang sein, um resonant zu spielen. So habe ich es im Text verstanden und würde es auch so bestätigen. Den Zusammenhang mit dem Einrollen der Lippen in der Höhe finde ich noch interessant: Bleibt der Ansatzkanal bei euch gleich lang, wenn ihr bei hohen Tönen mehr einrollt?
Genau so sehe ich das auch. Interessanterweise scheint die Verlängerung des Ansatzkanales der kleinste gemeinsame Nenner einiger bekannter Autoren/Methoden zu sein: bei BE z.B. die RO #4, wo man die Roll out Stellung in die hohe Lage "mitnehmen" soll, ähnlich drückt es auch Bob Platt (Bill Adam Schüler) in seinem Heft "Tägliche Fitnessübungen..." aus. Das "20 Minuten whisper G" von Cat Anderson dient m.E. auch nur der Stabilisierung eines langen Ansatzkanales und Larry Meregillano http://www.trumpetlegacy.com und Lynn Nicholson weisen an "unfurl your lips". Selbst Sarah Wills gibt in einem Interview zu, dass es eine zunehmede Tendenz gibt, mehr Lippengewebe/-Muskulatur nach vorne zu bringen.
Es fragt sich nur wieviel und mit welcher Spannung. Zuviel "unfurl" führt bei mir zu einem stumpfen unzentrierten Ton, zu viel Spannung ebenfalls. Wie wichtig die relaxte Herangehensweise ist zeigt Adam Rapa hier:



ein ähnliches Thema der Effizienz und Nutzung nur der unbedingt erforderlichen Muskulatur wird hier http://www.bbtrumpet.com/Thermal.html behandelt.

Gruß, Thomas
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von buddy »

MrLargo hat geschrieben:Aber ich habe die Vermutung, dass das extreme Ein- und Ausrollen (RI und RO) auf die Dauer dazu führt, den Ansatzkanal zu verlängern bzw. über die gesamte Range lang zu lassen. Was meint ihr dazu?
Das denke ich auch, ganz "imho":
Das Einrollen wird gerne als Aushängeschild des BE gesehen bzw. missverstanden, obwohl Smiley das in seinem Buch und auf der Homepage anders beschreibt und aus gutem Grund für die (spätere) Praxis bekannte Übungen wie Lip Slurs, Lip Trills und Doppelzunge nebst Hinweis auf Clarke aufschreibt. Clarke ist vielleicht der grundlegende Blechblaspädagoge der "air, not lips"-Fraktion, was man in Bezug auf die Technical Studies in den Anmerkungen von Jeff Purtle gut nachlesen kann.
https://www.purtle.com/clarkes-technica ... eff-purtle

In dieser Tradition steht dann letztlich auch das Konzept des im Thread vorgestellten 'Pops' Clint McLaughlin.
http://www.bbtrumpet.com/articles/24.html

Bezug zum Balanced Embouchure: so, wie ich es verstanden habe, erfüllen das Roll In / Roll Out ihre wesentliche Funktion beim "Aufschließen" eines feststeckenden Ansatzes, der keine Entwicklungsmöglichkeit hat.

Wie sich das mit RI und RO für den schließlich "ausbalancierten Ansatz" im Einzelfall manifestiert, dürfte auf der RI-RO Kontinuität bei jedem verschieden sein.
Einrollen ist aber kein endgültiges Ziel für sich, Zitat aus The Balanced Embouchure, S.15: "1. Wie schon erklärt, bewegen sich die Muskeln rund um die Lippen in Richtung Mundstück, wenn man aufwärts spielt."

Das liest sich nach einem Ansatz in Richtung "reformierter" Maggio, Claude Gordon oder John Thomas (nach eigenen Worten in tiefer Ansatzkrise vom Trompeterengel Gabriel erleuchtet :mrgreen: ) etc., wobei es natürlich Unterschiede im Detail gibt.


Egal, welche Methode bevorzugt wird, finde ich einige Punkte immer wieder, z.B.
- sich auf angemessenen Mundstückdruck beschränken, Gelegenheiten zur Entlastung wie beim Abwärtsspielen nutzen
- beim Üben immer wieder kleine Pausen machen, bei ermüdetem Ansatz ausreichend lange pausieren bzw. Übeinheit beenden
- regelmäßig bzw. (fast) täglich Üben, dafür in relativ kleineren Einheiten als 1-2 mal wöchentlich mit insgesamt dem gleichen Zeitaufwand
- nur soviel Spannung im Körper wie nötig.
- für eine funktionierende und flexible Stütze sorgen, z.B. durch Übungen mit Breath Attacks (vs. Zungenstoß) wie bei W.M. Smith oder F. Damrow beschrieben
- sich den Sinn jeder Übung vergegenwärtigen, nicht nur "Noten abdrücken"
Zuletzt geändert von buddy am Sonntag 10. Januar 2016, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
Trumpetjunkie
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Trumpetjunkie »

buddy hat geschrieben:
MrLargo hat geschrieben: Das Einrollen wird gerne als Aushängeschild des BE gesehen bzw. missverstanden, obwohl Smiley das in seinem Buch und auf der Homepage anders beschreibt und aus gutem Grund für die (spätere) Praxis bekannte Übungen wie Lip Slurs, Lip Trills und Doppelzunge nebst Hinweis auf Clarke aufschreibt. Clarke ist vielleicht der grundlegende Blechblaspädagoge der "air, not lips"-Fraktion, was man in Bezug auf die Technical Studies in den Anmerkungen von Jeff Purtle gut nachlesen kann.

Ich sehe durch das Extreme Ausrollen bei BE den entscheidenden Vorteil. Nachdem ich BE gelernt habe nutze ich es wie folgt:
Ich versuche solange es geht ohne Einrollen nach oben zu spielen. Hierdurch habe ich das Gefühl insgesamt mehr Lippenfleisch im Mundstück zum Schwingen zu bringen( kein aktives Buzzing ) Durch Anblasübungen nur mit ha hi und hu bleibt die Lippenöffnung lange offen. Zur Zeit rolle ich ab e3 meine Lippen nach und nach ein. Möglicherweise läßt sich das Einrollen durch regelmäßiges Üben noch weiter nach oben verschieben.
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Bixel
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Bixel »

Jede Modellvorstellung ("Visualisierung"), die dem Anwender zur weiteren Entwicklung Hilfe leistet, hat ohne Frage ihre Berechtigung - unabhängig von ihrem "Wahrheitsgehalt".

Ich persönlich kann mit dem Modell "Ansatzkanal (aperture tunnel)" bislang sehr wenig anfangen.
Ich erkenne nicht, dass ich die ("axiale") Länge und das Schwingungsverhalten meiner Lippenöffnung aktiv so detailliert manipulieren kann, wie dies hier zur Diskussion gestellt wird.

Auf Grundlage meiner Selbstbeobachtung könnte ich die Abbildungen immerhin als Illustrationen meiner Vorstellungen von Tonhöhen- und Dynamikregulation gebrauchen:

Je tiefer der gespielte Ton, desto größer werden Masse und Amplitude des schwingenden Lippenmaterials, wobei allerdings - im Gegensatz zur Beschriftung oben - die Flow Rate mit zunehmender Tiefe zunimmt.
Insoweit könnten die "Figures" C bis E eine Bindeübung abwärts illustrieren.

Für die Dynamik gilt analog: Je lauter der gespielte Ton, desto größer werden Masse und Amplitude des schwingenden Lippenmaterials, wobei allerdings - im Gegensatz zur Beschriftung oben - die Flow Rate mit zunehmender Lautstärke zunimmt.
Insoweit könnten die "Figures" C bis E Momentaufnahmen eines Crescendos illustrieren.

Ob die "Figures" eine Veränderung der Tonhöhe oder aber eine Veränderung der Lautstärke (oder eine beliebige Kombination aus beidem) illustrieren, hängt davon ab, mit welcher Lippenspannung/Rumpfmuskulaturspannung/Zungenwölbung ich das Manöver ausführe.


Ansonsten findet das von mir gemeinte (unterschiedlich stark ausgeprägte) "Einrollen" der Lippen nicht während des Spielens statt, sondern vor dem Ansetzen des Mundstücks; nach dem Ansetzen des Mundstücks verändert sich da (bei mir) gar nichts mehr.
Ich wähle also vor dem Ansetzen des Mundstücks meinen Setpoint und behalte diesen dann konstant bei - wenigstens versuche ich es.

:roll:
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von trp »

Bixel hat geschrieben: Ich persönlich kann mit dem Modell "Ansatzkanal (aperture tunnel)" bislang sehr wenig anfangen.
Ich erkenne nicht, dass ich die ("axiale") Länge und das Schwingungsverhalten meiner Lippenöffnung aktiv so detailliert manipulieren kann, wie dies hier zur Diskussion gestellt wird.
:roll:
Du sprichst mir aus der Seele. Kann ich zu hundert Prozent unterstützen!!!

Bixel hat geschrieben:
Ansonsten findet das von mir gemeinte (unterschiedlich stark ausgeprägte) "Einrollen" der Lippen nicht während des Spielens statt, sondern vor dem Ansetzen des Mundstücks; nach dem Ansetzen des Mundstücks verändert sich da (bei mir) gar nichts mehr.
Ich wähle also vor dem Ansetzen des Mundstücks meinen Setpoint und behalte diesen dann konstant bei - wenigstens versuche ich es.
:roll:
Mit dem vorfokussieren des Ansatzes bin ich bei Dir. Allerdings ändert sich bei mir dann während des nach oben Spielens sehr wohl die Kompaktheit(Muskelkontraktion) im Ansatz.

Diese Veränderung der Kompaktheit ist allerdings nur möglich, wenn die Ansatzmaske, wie Du beschrieben hast, vorfokussiert ist.

lg trp
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Bixel »

trp hat geschrieben:Allerdings ändert sich bei mir dann während des nach oben Spielens sehr wohl die Kompaktheit (Muskelkontraktion) im Ansatz.
Ja, die Muskelspannung und damit die Größe der schwingenden Lippenöffnung ändert sich - in Abhängigkeit vom angebotenen Luftdruck - während des Spielens.

Aber die Kontaktfläche von Lippen und Mundstück verändert sich bei mir insoweit nicht, als da beim Durchspielen der Register nichts "hin und her rutscht".

8)
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von trp »

Bixel hat geschrieben: Aber die Kontaktfläche von Lippen und Mundstück verändert sich bei mir insoweit nicht, als da beim Durchspielen der Register nichts "hin und her rutscht".
Yupp. Genauso ist's bei mir auch.
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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Singvögelchen »

Ja, mit einem bewussten Ein- und Ausrollen der Lippen kann ich mich auch nicht anfreunden.
Ich habs anders gelernt und brauch es nicht.

Ich fand in Cavaillés Beitrag so bemerkenswert, dass hier die Tonprojektion und die Resonanz im Raum, auch besonders der leisen Töne, so in den Vordergrund gebracht worden ist. (Das funktioniert nur intuitiv in Rückkopplung mit einem dafür sensibilisierten Gehör, nicht mit Bewusstwerdung der Länge irgendwelcher Muskelmassen und Ansatzkanäle.)
Nix da mit "Sound" (allein dieser Begriff steht bei mir immer für ein ziemlich schneidendes Fortissimo kurz vorm Muskelfaserriss), hier geht es wirklich um gepflegteste Klangkultur. :gut: Die Bildchen dazu :? sind leider ganz subjektiv gemalt und können von den allermeisten irgendwie falsch interpretiert werden.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Ansatzkanal (aperture tunnel) und Projektion

Beitrag von Cavaillé »

Bixel hat geschrieben:Jede Modellvorstellung ("Visualisierung"), die dem Anwender zur weiteren Entwicklung Hilfe leistet, hat ohne Frage ihre Berechtigung - unabhängig von ihrem "Wahrheitsgehalt".
Das sehe ich ganz genauso. Ich kann mit Prinzipiendiskusssionen à la "Posterpfeife" und Bernoulli-Gesetz leider nichts anfangen und bin auch froh, dass dieser threat sich bisher nicht dahin bewegt hat.
Die Ausführungen unseres amerikanischen Kollegen interpretiere ich für mich i.S.e. Maximierung der Resonanz d.h. wenn ich aktiv meinen Ansatzkanal ein wenig verlängere z.B. durch "puh-attacks" und durch bewusstes ganz geringes Nachvornebringen/Zentrieren der Lippen mit Zunge an den unteren Schneidezähnen und ganz wenig Druck kann ich die Intensität meines Buzzes und meines Tones (mehr in den Kern) deutlich steigern.
Bixel hat geschrieben:Ich wähle also vor dem Ansetzen des Mundstücks meinen Setpoint und behalte diesen dann konstant bei - wenigstens versuche ich es.
Auch für mich nachvollziehbar, ich würde den "Setpoint" für mich nur als mehr puh-förmig beschreiben. Mit diesem Puh sieht mein Ansatz so aus, wie auf dem Stamp-Buch (Edition BIM) schematisch abgebildet. Mit diesem Setup versuche ich so hoch wie möglich klarzukommen und dabei eben möglichst diese intensive Resonanz zu behalten.
Singvögelchen hat geschrieben:dass hier die Tonprojektion und die Resonanz im Raum, auch besonders der leisen Töne, so in den Vordergrund gebracht worden ist. (Das funktioniert nur intuitiv in Rückkopplung mit einem dafür sensibilisierten Gehör, nicht mit Bewusstwerdung der Länge irgendwelcher Muskelmassen und Ansatzkanäle.)
Genau ! Und das geht mit Puh, wenig Spannung und einer relaxten Herangehensweise mit "tiefem Kehlkopf", der sich durch "Gähnen und Luft ansaugen" (Guggenberger) ergibt, so bekommen auch die leisen Töne noch Projektion.
Singvögelchen hat geschrieben:Die Bildchen dazu sind leider ganz subjektiv gemalt und können von den allermeisten irgendwie falsch interpretiert werden.
Sehe ich auch so, aber sie sollen und sind für mich nur eine Hilfsvorstellung, die meinen physikalisch kargen Hintergrund :oops: trompetentauglich verbessern hilft.

Gruß, Thomas





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