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Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Freitag 4. März 2016, 08:10
von gozilla
Bixel hat geschrieben:
buddy hat geschrieben:https://de.wikipedia.org/wiki/Wellenwid ... uerschnitt
So ganz durchgestiegen bin ich beim ersten Lesen aber nicht...
Dito! :D

Brauchbar ist für mich aber immerhin der Hinweis, dass "flache, eng mensurierte" Schallstücke den Aufbau der stehenden Welle (und damit die Ansprache einer Trompete) begünstigen.

:gut:
Moin moin,
wobei die Erkenntnis jetzt nicht wirklich neu ist oder ?

Zurück zum Thema ...meine Wenigkeit spielt durch seine Recht frühe Übezeit gezwungen meist auch entweder mit dem Bremner Mute oder einem Ral Harmon als "Übedämpfer"...ich empfinde den Widerstand durch den Bremner (zumindest auf der normalen Bb) nicht als unangenehm, nutze dies sogar öfters vor Konzerten oder Proben zum warmspielen. Was meiner Meinung nach etwas mehr Aufmerksamkeit verlangt ist neben der anderen Intonation besonders das Lautstärke empfinden. Ich meine es ist ratsam mit dem Übedämpfer immer gezielt sehr leise und kontrolliert zu Spielen, sonst geht diese Fähigkeit (die bei vielen Trompetern eh nicht besonders ausgebildet ist) doch relativ schnell verloren.
Gruß G

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Freitag 4. März 2016, 08:19
von Bixel
gozilla hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:Brauchbar ist für mich aber immerhin der Hinweis, dass "flache, eng mensurierte" Schallstücke den Aufbau der stehenden Welle (und damit die Ansprache einer Trompete) begünstigen.
wobei die Erkenntnis jetzt nicht wirklich neu ist oder ?
Nicht neu, aber für mich brauchbar - im Sinne von nachvollziehbar (was ich für große Teile des übrigen Textes mangels Physikstudiums leider nicht behaupten kann).

:wink:

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Freitag 4. März 2016, 08:25
von Sandu
Ich habe einmal sieben Monate ausschließlich mit Übedämpfer gespielt und konnte dabei auch Vorteilhaftes entdecken.

Für mein Gefühl macht es der höhere Widerstand notwendig, auf einen sonorigen, relativ lockeren "Buzz" mit vergleichsweise wenig Druck (von vorne und hinten) zu achten. Mit zu viel Druck und Power gespielt macht mit Dämpfer alles viel schneller zu.
Ich habe es also (vielleicht vergleichbar mit Mundstückbuzzing) als eine Art zu spielen empfunden, die die Feinmotorik der Lippenschwingung fordert und fördert.

Insgesamt deckt sich das auch mit meiner Meinung, dass die meisten veränderten Spielbedingungen, die einen aus der gewohnten Routine reißen, häufig vorteilhaft sein können. Diese Art des Aufbrechens gewohnter Muster als "Trainingsform" gibt es bspw. im Sport schon länger und entdeckt man ja auch teilweise in der Trompeten-Lektüre (BE, Bending, usw.).

Momentan praktiziere ich es zwar nicht mehr, ich habe allerdings den Übedämpfer auch schon gezielt ins Warm-Up integriert.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Freitag 4. März 2016, 08:38
von gozilla
Sandu hat geschrieben:Ich habe einmal sieben Monate ausschließlich mit Übedämpfer gespielt und konnte dabei auch Vorteilhaftes entdecken.

Für mein Gefühl macht es der höhere Widerstand notwendig, auf einen sonorigen, relativ lockeren "Buzz" mit vergleichsweise wenig Druck (von vorne und hinten) zu achten. Mit zu viel Druck und Power gespielt macht mit Dämpfer alles viel schneller zu.
Ich habe es also (vielleicht vergleichbar mit Mundstückbuzzing) als eine Art zu spielen empfunden, die die Feinmotorik der Lippenschwingung fordert und fördert.

Insgesamt deckt sich das auch mit meiner Meinung, dass die meisten veränderten Spielbedingungen, die einen aus der gewohnten Routine reißen, häufig vorteilhaft sein können. Diese Art des Aufbrechens gewohnter Muster als "Trainingsform" gibt es bspw. im Sport schon länger und entdeckt man ja auch teilweise in der Trompeten-Lektüre (BE, Bending, usw.).

Momentan praktiziere ich es zwar nicht mehr, ich habe allerdings den Übedämpfer auch schon gezielt ins Warm-Up integriert.
Kann ich nur unterschreiben...es gibt bestimmte Übeformen die gerade mit Übedämpfer sehr effektiv genutzt werden können , da mann/frau sich nur auf das Wesentliche konzentrieren kann

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Dienstag 14. Dezember 2021, 18:58
von Meta
Einem unerfahrenen Bläser schadet das Üben mit Übedämpfer ziemlich.
Durch die veränderte Intonation mit Dämpfer lernt man diese falsch. Es fehlt die Kontrolle, ob sich ein Ton gut anhört.

Neulich ergab sich für mich eine Woche lang keine Gelegenheit zum Üben ohne Dämpfer.
Ich habe Colin-Übungen gemacht und habe mir da zu tiefe Zungenstellungen einprogrammiert.
Über so kurzen Zeitraum hat es aber nicht geschadet, denn es war besser als gar nicht zu üben. Wirkliche Fortschritte habe ich allerdings auch nicht gemacht.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Mittwoch 15. Dezember 2021, 13:35
von Singvögelchen
Dauerhaftes ausschließliches Üben mit dem Dämpfer hilft bestimmt nicht, den offenen Klang der ungedämpften Trompete zu optimieren.

Aber, was ich in letzter Zeit häufig mal einschiebe ins Übeprogramm, ist die Benutzung des Naturtrompetendämpfers. Vermutlich hier in Forumskreisen recht unbekannt, hat er einige Vorteile: die Trompete transponiert damit einen Halbton nach oben und die Grifflöcher sind durch die Längenverschiebung außer Gefecht gesetzt. Man spielt also mit höherem Widerstand, verändertem Klang und lochlos in einer neuen Tonart.
In geringer Dosierung angewandt bringt das einen ordentlichen Zuwachs an musikalischer Flexibilität.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Mittwoch 15. Dezember 2021, 20:02
von Trumpetzky
Das mit dem Übungsdämpfer ist so eine Sache. Mir hat es geholfen, präziser zu werden (Mundstückposition auf der Lippe, Zungenstellung) und das "abgestopfte" hat das Töne treffen erschwert, was interessanterweise bei offener Spielweise einen Gewinn brachte.
Mit dem Dämpfer spielen ist aber andererseits auch gefährlich, weil man mangelhafte Atmung (Kehlkopfquetschen, Zumachen der Stimmlippen) damit forcieren kann und das dann offen gespielt total nach hinten los geht.
Ich meine, ein stabiles Spielsystem verträgt auch Üben mit Dämpfer (aber nicht ausschließlich). Ein instabiles Spielsystem muss gut überwacht werden (Lehrer) damit sich da nichts einreisst. Für Autodidakten oder "unüberwachtes" Üben braucht es schon eine gehörige Portion Selbstreflexion und trotz alledem gute Ohren, damit das kein Schuss in den Ofen wird.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Donnerstag 16. Dezember 2021, 09:16
von ttrumpett
@ gozilla
Kann ich bestätigen.
Man muss sich zügeln. Da der erzeugte Ton sehr leise ist, ist man geneigt, dauernd mit mehr power zu spielen. Das ist nicht gut, der Dämpfer macht zu.
Die Fähigkeit, ohne Dämpfer pianissimo zu spielen, leidet dadurch.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Donnerstag 16. Dezember 2021, 10:06
von Jens92
Vielleicht ein guter Kompromiss, der für viele in Frage kommen kann:

Sofern logistisch möglich bzw. auch erforderlich, kann man zumindest die technische Session mit dem Cup spielen. Ist zwar etwas lauter, bietet dafür aber weniger Blaswiderstand und ist von der Intonation stabiler.
Dinge wie Clarke, Skalen, Töne treiben, Zirkularatmung etc. funktionieren damit ganz wunderbar.

Idealerweise spielt man die musikalische Übeeinheit (wie den Rest auch) dann natürlich offen.

Mir wird es mittelfristig so möglich sein meine Übeeinheiten aufzuteilen. Daraus ergeben sich meiner Meinung nach Vorteile für den Lernprozess, die die Nachteile durch das Spielen mit Cup überwiegen.

Beste Grüße!

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Donnerstag 16. Dezember 2021, 10:22
von soundhighend
Einem unerfahrenen Bläser schadet das Üben mit Übedämpfer ziemlich.
Durch die veränderte Intonation mit Dämpfer lernt man diese falsch. Es fehlt die Kontrolle, ob sich ein Ton gut anhört.


@Meta:
Bei der Abwägung entweder mit Übedämpfer oder überhaupt nicht zu Üben, würde ich mich immer für Üben mit Übedämpfer entscheiden.
Ich selbst übe grundsätzlich mit Harmon-/Bubble-Mute (ohne Stem), das ist für mich ein guter Kompromiß zwischen durch Dämpfer beeinträchtigtem Spielempfinden und noch akzeptabler Lautstärkereduktion.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Donnerstag 16. Dezember 2021, 10:54
von ttrumpett
Stimmt, der harmon ist ein sehr guter kompromiss.
Habe jetzt einige Übe-Dämpfer durch
-wie hier im TF schon beschrieben-
Eigentlich alle haben -für mich - einen zu grossen Widerstand.
Der Jo Ral Alu Harmon ist schon lange mein Favorit, um mit gemässigter Lautstärke zu Üben.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2023, 12:06
von Jamer
Hallo,

ich bin beim durchforsten des Forums auf dieses Thema gestoßen. Ich über regelmäßig mit einem Dennis Wick Practise Mute (ein anderes Modell wurde mir geklaut und ich bin zu geizig den nochmal zu kaufen) und ich stelle fest, dass mir an manchen Tagen Bindeübungen mit dem Übe-Dämpfer besser gelingen als ohne Dämpfer, es fühlt sich lockerer an und geht auch im Piano gut: Mir kommt vor als hätte ich mehr "halt". Ich will den Vorgang verstehen: Normalerweise müsste ja lt. meinem Verständnis - wenn ich etwas in die Trompete Stecke - speziell Bindungen schwerer gehen und der Körper bzw Luft muss mehr gegen den Widerstand arbeiten, oder?

Die Frage ist dann natürlich auch - wenn es mit dem Übedämpfer "leichter" bzw konstanter funktioniert - ob man dann nicht generell versuchen sollte, das Gewicht auf der Trompete zu erhöhen, anhand von Heavy-Caps, usw, wenn man sich dann leichter tut. Mit Dämpfer kommt mir beim Spielen vor, dass es speziell im piano freier und einfacher zu spielen ist, ich hab das Gefühl, dass ich mehr "halt" habe und vereinfacht höhere Passagen. Wie ist eure Meinung diesbezüglich?

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2023, 13:01
von troschi
Hallo ,

ist es denkbar das du dich selbst beim "Overblowing" erwischt hast ??
...mir an manchen Tagen....
.

Was ist an diesen Tagen anders , wäre dann die entscheidende Frage.

LG jörg

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2023, 13:54
von Jamer
troschi hat geschrieben: Mittwoch 31. Mai 2023, 13:01 Hallo ,

ist es denkbar das du dich selbst beim "Overblowing" erwischt hast ??
...mir an manchen Tagen....
.

Was ist an diesen Tagen anders , wäre dann die entscheidende Frage.

LG jörg
Hi - danke für die Nachfrage:

Ich hatte in der Vergangenheit enorme Leistungsschwankungen - an einem Tag hab ich gespielt wie ein Anfänger, am nächsten ging gefühlt alles. Seit ich BE mache, den Ansatz (Lippenöffnung!) und die Atmung unter professioneller Anleitung modifiziert habe und dadurch insgesamt nun "lockerer" und mit weniger Energieaufwand spielen kann, haben sich die "Ausreißer" in den Anfängermodus eingestellt und ich bin konstant besser geworden: Vor allem Klang, Ausdauer und Höhe haben sich durch die Bank enorm verbessert.

Jetzt fühlen sich aber die Lippen nicht jeden Tag gleich an. Mittlerweile kriege ich mein Spielsystem nach einem ordentlichen Warm-Up so hin, dass es sich gut anfühlt, auch wenn ich am Vortag einen harten Gig hatte und mich "überspielt" habe. Dann gibt es jedoch Tage, da merkt man beim Einspielen schon "wow, heut geht es super". Vor dem Spiegel oder bei Videoaufnahmen kann ich aber bei solch sehr guten Tagen aber keinen Unterschied bei Ansatz oder Atmung erkennen. Jetzt würde ich eben dieses Gefühl von diesen "sehr guten Tagen" gerne täglich konservieren & abrufen, aber irgendwie gelingt mir das nicht: Mein Lehrer meint, eine gewisse Tagesverfassungschwankung hat jeder Trompeter, auch er, sogar die Solo- und Orchestertrompeter. Halt auf einem Niveau, die selbst der Zuhörer vom Fach nicht wahrnimmt. Deswegen ist das Ziel, die Schwankungen nach unten "weg" zu bekommen (was uns ja gelungen ist) um sich konstant weiter zu verbessern, die Ausreißer nach oben gibt es allerdings immer.

Da ich in letzter Zeit viel mit dem "Practise Mute" geübt habe, ist mir aufgefallen, dass

a) die Warmup-Bindeübungen unabhängig von der Tagesverfassung besser & konstanter funktionieren,
b) ich mir wie im vorherigen Beitrag oben beschrieben einbilde, mehr "halt" zu haben und
c) generell durch den Widerstand ein entspannteres Spiel - speziell bei leisen oder hohen Passagen - einstellt.

Und jetzt stell ich mir eben die Frage nach dem "warum" - ich will den Vorgang verstehen: Normalerweise müsste ja lt. meinem Verständnis, wenn ich etwas vorne in den Trompetenschallbecher Stecke - speziell bei Bindungen - schwerer gehen und der Körper bzw. Luftführung muss mehr gegen den Widerstand arbeiten, oder?

Was dann auch zum Thema Equipment führt: Bis jetzt habe ich immer Instrumenten mit möglichst wenig Widerstand den Vorzug gegeben, heavy-Mundstücke und heavy-caps gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Aber jetzt hab ich mir mal vorgenommen, mit einem heavy-cap zu experimentieren, um zu sehen/fühlen ob das dann beim Spiel ohne Dämpfer zu einem ähnlichen Effekt führt.

Re: Schadet Üben mit Übedämpfer auf die Dauer?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2023, 14:18
von Spitfire
Lies dir das hier mal durch - ich finde, das erklärt das Phänomen ganz gut - geht mir im Übrigen auch so, dass ich mit genau diesem Dämpfer im für mich obersten Bereich ne deutlich höhere "Trefferquote hab als ohne...
Ich spiele allerdings auch generell mit etwas schwererem Equipment (Connstellation 36B) und flachem Mundstück, bin also einen gewissen Widerstand schon gewohnt.

Edit - Link vergessen:
https://trumpetscout.de/what-is-what-de ... er-bringt/