Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

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lurchi
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von lurchi »

Dass der Mensch was Besonderes ist ist auch etwas was sich nur der Mensch einbilden kann (vermute ich, aber wahrscheinlich würden mir Krähen und Delfine was ganz anderes erzählen. Oder diese arroganten Spinnen).

Trotzdem halte ich das positive Denken für den richtigen Weg aus der Spirale rauszukommen. Auch wenn es bei mir nur bedingt funktioniert hat bisher. Es lindert aber das Problem, und manchmal so weit dass ich über die Schwelle der Angst komme und dann mit Freude und befreit bei der Sache bin. Und wenn ich im Nachgang mich an dieses positive Gefühl klammere dann verstärkt sich der positive Effekt.
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Dobs
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von Dobs »

Ich lese hier zum ersten Mal, dass man sich einfach nur bewusst gegen Lampenfieber entscheiden muss, um keines mehr zu haben. Warum ist da bloss vorher keiner drauf gekommen?
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von heartland »

Servus,

ich kenne das Problem auch zur Genüge. Früher (im Alter von ca. 15 - 18 Jahren) war es in meiner Heimatkirchengemeinde so schlimm, dass der Mund während des Spielens trockener und trockener wurde, was nach und nach bei den allereinfachsten Tönen zu einem "Abreißen" des Tones führte.

Ich erinnere mich nicht mehr genau daran, wann und warum das ganze wieder aufgehört hat, festgestellt habe ich aber, dass das Problem kleiner wurde, je mehr Mitspieler vorhanden waren. Ich habe dann ne Zeit lang nicht solistisch gespielt, dann mal wieder mit drei Trompete(r)n und Orgel, dann mit zwei, dann mit einer und irgendwann auch wieder solistisch und siehe da, es ging. Mein damaliger Lehrer hat mein Problem "live" mitbekommen, mich aber immer wieder animiert, weiterzumachen. Eine typische Reaktion nach einem wieder mal vergurkten Stück war ein mildes Lächeln und der Kommentar, "Öfter machen" (i.S.v. Sch... drauf, nicht aufgeben, dran bleiben). Ich glaube, dass diese positive Bestätigung und das "dran bleiben", bzw. sich nach und nach wieder herantasten, geholfen hat. Auch das Aneignen einer gewissen "Routine" vor Auftritten (genug Zeit haben zum entspannten Aufbau des Equipments, zum entspannten Einspielen, noch ne Kleinigkeit trinken, nochmal aufs Klo, etc.) kann helfen, sich wohlzufühlen und Druck rauszunehmen.

Viel Erfolg und beste Grüße
Alex
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:Ich lese hier zum ersten Mal, dass man sich einfach nur bewusst gegen Lampenfieber entscheiden muss, um keines mehr zu haben. Warum ist da bloss vorher keiner drauf gekommen?
So neu ist das doch gar nicht. Ich weiß nicht ob das ein Zitat eines Profischlaumeiers ist, jedenfalls hat sich der Spruch über Generationen bei uns in der Familie festgesetzt:

"Tue was du liebst – und lerne zu lieben was du tust!"

Dieser Ansatz findet sich sowohl in der "Positiven Psychologie" als auch im Grundansatz des "Positiven Denkens" (bei aller Vorsicht, denn dieses Thema ist doch sehr esoterisch besetzt). Auch in der Pädgogik macht man diese Erfahrung jeden Tag: Warum finden die meisten Schüler die Schule Sche!ße – aber dann gibt es Schulen die von den Schülern heiß geliebt werden, da gehen die Kinder jeden Tag gerne hin? Was machen diese Schulen anders? Die didaktischen Methoden sind das eine, aber hauptsächlich liegt es daran, das es manche Schulen schaffen, einen "positivistischen Geist" in die Kinder zu pflanzen. Schule macht Spaß, Lernen ist cool! Von solch einem "Drive" werden irgendwann selbst die größten Lernverweigerer angesteckt und merken dann irgendwann: "Hey, Schule macht ja wirklich Spaß".

Die emotionale Haltung kann mein Denken nachhaltig beeinflussen und genauso kann mein Denken meine emotionale Haltung nachhaltig beeinflussen.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von orlando_furioso »

lurchi hat geschrieben:Dass der Mensch was Besonderes ist ist auch etwas was sich nur der Mensch einbilden kann (vermute ich, aber wahrscheinlich würden mir Krähen und Delfine was ganz anderes erzählen. Oder diese arroganten Spinnen).

Trotzdem halte ich das positive Denken für den richtigen Weg aus der Spirale rauszukommen. Auch wenn es bei mir nur bedingt funktioniert hat bisher. Es lindert aber das Problem, und manchmal so weit dass ich über die Schwelle der Angst komme und dann mit Freude und befreit bei der Sache bin. Und wenn ich im Nachgang mich an dieses positive Gefühl klammere dann verstärkt sich der positive Effekt.
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Bleib dran - positive Verstärkung ist ein Zauberwort. Belohne dich mit etwas schönem, wenn du die Angst überwunden hast. Damit kannst du dich konditionieren, weil du die Auftrittssituation nicht mehr mit etwas Negativem verbindest, sondern mit etwas Positivem.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von Dobs »

orlando_furioso hat geschrieben:Damit kannst du dich konditionieren, weil du die Auftrittssituation nicht mehr mit etwas Negativem verbindest, sondern mit etwas Positivem.[/color]
Siehst Du. Lampenfieber ist doch emotionsgesteuert.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:
orlando_furioso hat geschrieben:Damit kannst du dich konditionieren, weil du die Auftrittssituation nicht mehr mit etwas Negativem verbindest, sondern mit etwas Positivem.[/color]
Siehst Du. Lampenfieber ist doch emotionsgesteuert.
Ja klar: emotionsGESTEUERT - ich habe nie gegeteiliges behauptet! Ich sage nur, das wir der emotionalen Steuerung unsere Vernunft entgegen setzen können. Die Vernunft ist stärker als die Emotion, sie kann die emotionale Steuerung "niederringen" - und dadurch können wir sie langfristig ändern resp. in eine neue Richtung leiten.

Positive Verstärkung ist z.B. ein Mittel der Vernunft, um unsere Emotionen zu verändern. Wir verstärken ganz bewußt positive Emotionen und Konditionieren unseren Körper auf die Erwartung der Belohnung. Das tun wir seit Urzeiten mit unseren Haustieren, aber wir können das auch bei uns selbst machen. Wir sind Herr über unseren Körper und wenn wir wissen wie er funktioniert können wir ihn auch entsprechend seiner Grenzen ganz bewußt in seiner Funktionsweise verändern (z.B. sportliches Training, Überwindung von Ängsten)
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von Dobs »

orlando_furioso hat geschrieben:Ja klar: emotionsGESTEUERT - ich habe nie gegeteiliges behauptet! Ich sage nur, das wir der emotionalen Steuerung unsere Vernunft entgegen setzen können. Die Vernunft ist stärker als die Emotion
Das ist sie nicht. Wenn dem so wäre, würde jeder Mensch etwa nach dem Lesen eines Ernährungsbuches die Finger von Fast Food und Pizza lassen. Und was Du als positive Verstärkung beschreibst ist die Veränderung von Emotionen nicht des Verstandes. Lampenfieber ist ein Gefühl. Dieses Gefühl muss verändert werden und dazu genügt es nicht, zu wissen, das Lampenfieber irrational ist.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:
orlando_furioso hat geschrieben:Ja klar: emotionsGESTEUERT - ich habe nie gegeteiliges behauptet! Ich sage nur, das wir der emotionalen Steuerung unsere Vernunft entgegen setzen können. Die Vernunft ist stärker als die Emotion
Dobs hat geschrieben:Das ist sie nicht. Wenn dem so wäre, würde jeder Mensch etwa nach dem Lesen eines Ernährungsbuches die Finger von Fast Food und Pizza lassen.
Der Wille ist hier immer der ausschlaggebende Faktor. Siehe dieses Beispiel
Die Welt vom 24.4. hat geschrieben:Ärger um Heidi Klums ProSieben-Show "Germany's next Topmodel" (GNTM): Eine neue Studie sieht einen Zusammenhang zwischen der Sendung und Essstörungen bei jungen Mädchen. Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI), das dem Bayerischen Rundfunk in München unterstellt ist, und der Bundesfachverband Essstörungen haben 241 Patienten zur Rolle von Fernsehsendungen im Kontext von Essstörungen wie Magersucht und Bulimie befragt. Fast ein Drittel der befragten Betroffenen gab dabei an, die TV-Reihe sei entscheidend für die eigene Krankheitsentwicklung. Ein weiteres Drittel sieht zumindest einen "leichten Einfluss" der Sendung auf ihre Krankheit, wie das IZI gestern mitteilte. Ein Großteil der Befragten (85 Prozent) stimmte der Aussage zu, dass die Topmodel-Show Essstörungen verstärken kann.
... die Mädels würden das nicht machen, wenn sie es nicht tief in ihrem Inneren wollten. Denn gerade Menschen mit Essstörungen leiden sehr stark unter denselben. Wären wir emotionsgesteuert dürfte es so etwas nicht geben.
Dobs hat geschrieben:Und was Du als positive Verstärkung beschreibst ist die Veränderung von Emotionen nicht des Verstandes.
Es ist die Veränderung (Eindämmung, Umlenkung) der Emotion durch den Verstand.
Dobs hat geschrieben:Lampenfieber ist ein Gefühl. Dieses Gefühl muss verändert werden und dazu genügt es nicht, zu wissen, das Lampenfieber irrational ist.
Lampenfieber ist hochrational! Der Mensch ist ein Fluchttier und Lampenfieber ist nichts anderes als eine Symptom des unterdrückten Fluchtreflexes. Wir wollen eigentlich vor der Situation flüchten weil sie uns unangenehm ist, aber wir können es nicht, weil wir in dem System (Orchester, Engagement) gefangen sind.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von buddy »

Was mir wiederholt auffällt, Du benutzt das Wort "rational" ziemlich irrational.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von Sandkuchen »

Dobs hat geschrieben:
orlando_furioso hat geschrieben:Ja klar: emotionsGESTEUERT - ich habe nie gegeteiliges behauptet! Ich sage nur, das wir der emotionalen Steuerung unsere Vernunft entgegen setzen können. Die Vernunft ist stärker als die Emotion
Das ist sie nicht. Wenn dem so wäre, würde jeder Mensch etwa nach dem Lesen eines Ernährungsbuches die Finger von Fast Food und Pizza lassen. Und was Du als positive Verstärkung beschreibst ist die Veränderung von Emotionen nicht des Verstandes. Lampenfieber ist ein Gefühl. Dieses Gefühl muss verändert werden und dazu genügt es nicht, zu wissen, das Lampenfieber irrational ist.
Das ist der falsche Ansatz. Es geht nicht in erster Linie darum, das akute Lampenfieber zu verändern, sondern das Entstehen des Lampenfiebers zu verhindern. Es geht also um "Techniken" mit denen ich verhindere, in diese Negativspirale zu kommen. Ein erster Schritt könnte das Trennen der Anspannung vor dem Auftritt (normal und nicht schlimm) von dem Auftritt selber sein. Vor dem Auftritt warte ich ohne Beschäftigung, diese Leere wird wohl von den Meisten durch diese unangenehme Anspannung ausgefüllt. Beim Auftritt ist eine neue Situation, die Leere weicht, ich muss also nichts mehr künstlich auffüllen, ich kann endlich spielen. Vielleicht kann ein erster Schritt die Erkenntnis sein, dass Problem nicht die Anspannung vor dem Auftritt, sondern während dem Auftritt ist. Ich muss also wegen des Gefühls vor dem Auftritt nicht in Panik geraten, dass kann ich dann auf den Zeitpunkt verschieben, wenn sich das Gefühl beim Auftritt nicht legt :narr:

Warum sollte die Beeinfluss von Emotionen nicht vernunftgesteuert möglich sein? Das Wissen, dass positive Gedanken das Eskalieren von Anspannungen verhindern kann, reicht aber natürlich nicht aus. Du musst dann auch tatsächlich einen Fokus auf positive Gedanken setzten. Wobei der richtige Weg der sein wird, beim Musizieren überhaupt nicht zu denken, sondern einfach nur zu musizieren.

Um ein Ziel zu erreichen, reicht es nicht den Weg zu kennen, sondern man muss ihn auch gehen. Also die "Tricks" zu kennen, reicht nicht. Du musst sie eben auch anwenden. Wenn du Verhaltensmuster ändern willst, wird es wohl seine Zeit brauchen.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von Sandkuchen »

orlando_furioso hat geschrieben:Lampenfieber ist hochrational! Der Mensch ist ein Fluchttier und Lampenfieber ist nichts anderes als eine Symptom des unterdrückten Fluchtreflexes. Wir wollen eigentlich vor der Situation flüchten weil sie uns unangenehm ist, aber wir können es nicht, weil wir in dem System (Orchester, Engagement) gefangen sind.
Ein Fluchtreflex ist nicht rational. Ein Reflex ist das Gegenteil eines vernunftgesteuerten Verhaltens.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von orlando_furioso »

Sandkuchen hat geschrieben:
orlando_furioso hat geschrieben:Lampenfieber ist hochrational! Der Mensch ist ein Fluchttier und Lampenfieber ist nichts anderes als eine Symptom des unterdrückten Fluchtreflexes. Wir wollen eigentlich vor der Situation flüchten weil sie uns unangenehm ist, aber wir können es nicht, weil wir in dem System (Orchester, Engagement) gefangen sind.
Ein Fluchtreflex ist nicht rational. Ein Reflex ist das Gegenteil eines vernunftgesteuerten Verhaltens.
Sag das mal dem Säbelzahntieger ... :roll:

Ernsthaft: Emotionen werden in hohem Maße (wenn nicht total) über Hormone - also chemisch - gesteuert. Das braucht seine Zeit, bis die ausgeschüttet werden und wirken. Wäre der Fluchtreflex emotional gesteuert, dann wärst du schneller zerfleischt als dir lieb sein könnte!

Der Verstand/Intellekt/Wille hingegen wird nervös gesteuert - über elektrische Signale also. Das ist natürlich viel schneller. Reflexe sind tief eingeprägte, quasi fest verdrahtete Reaktionen, auf die wir bewusst keinen Einfluss haben. Zumindest geht das allen anderen Tieren in der irdischen Fauna so. Allein der Mensch kann vermittels seinem Willen und seinen Verstand diese Reflexe beeinflussen. Das gilt nicht nur für den Apnoetaucher, der den Atemreflex kontrollieren kann. Wir alle lernen von frühester Kindheit an dem Fluchtreflex zu wiederstehen oder Angstreflexe zu überwinden. Auch das quasi reflexhafte zurückschlagen wenn mich einer haut kann ich durch Übung bewußt kontrollierbar machen.

Um beim Beispiel zu bleiben: Wenn der Affe den Säbelzahntieger sieht rennt er weg und bekommt Angst. Der Mensch kann diesen Fluchtreflex unterdrücken, sich seiner Waffen versichern, freut sich auf die leckere Fleischportion zum Abendbrot - und bleibt stehen. Verstand besiegt Reflex verändert Emotion.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von Dobs »

Es bleibt dabei: Lampenfieber ist eine Emotion und keine rationale Entscheidung, die man nicht einfach abschalten kann, indem der Verstand "versteht", dass Lampenfieber unnötig ist und sich stattdessen schlicht dafür entscheidet ab sofort kein Lampenfieber mehr zu haben.
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Re: Enorme Probleme mit dem Lampenfieber

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:Es bleibt dabei: Lampenfieber ist eine Emotion und keine rationale Entscheidung, die man nicht einfach abschalten kann, indem der Verstand "versteht", dass Lampenfieber unnötig ist und sich stattdessen schlicht dafür entscheidet ab sofort kein Lampenfieber mehr zu haben.
Wie soll ich es erklären ... (Verzweiflung)
Lampenfieber ist eine Emotion, die ich durch eine rationale Entscheidung neu ausrichten kann. Dabei hilft es (möglicherweise) sich über die Hintergründe des Lampenfiebers Gedanken zu machen oder die Absurdität des Lampenfiebers zu durchdenken oder ... oder ... oder. Diese Neuausrichtung ist ein Prozess, der Jahre andauern kann. Einfach abschalten? Schön wärs ... Eine neue Ansatztechnik kann ich auch nicht einfach "einschalten", nachdem ich sie mir theoretisch angeeignet habe. Das muss man alles trainieren.
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