Wo bleibt die Ehrenrettung des Kornetts?

[Singvögelchen]

....und ich habe noch nie
so richtig verstanden, warum manche Leute partout ihre Trompetenmundstückmaße für Kornett oder/und sogar Flügelhorn
anwenden wollen.

Aber im Gegensatz zu "Ich nehm 3 Mundstücke und muss dann einfach nur noch 1 Instrument rumtragen", ist das dann wenigstens ein echter Grund.
Egal wie, im Endeffekt sind und bleiben es trotzdem 3 verschiedene Instrumente, und das ist auch gut so.

Ich muss hin und wieder im Dienst ein Kornett bedienen, das mach ich ehrlich gesagt eher ungern, weil ich einfach nicht drauf eingeschossen bin (von mir gespielt ist es ein ordinäres Krach-Instrument). Und auch nicht die rechte Lust verspüre, dieses zu tun. Für solche erzwungenen Einsätze habe ich mir ein Trompetenmundstück mit Kornettschaft anfertigen lassen, womit ich intonatorisch und ansprachetechnisch für den schnellen Moment einwandfrei klarkomme.
Wenn ich öfter mit dem Kornett spielen müsste oder mir ein Dirigent klarmachen könnte, welche spezielle Klangeigenschaften dieses Instrumentes ihm am Herzen liegen, ja dann würde ich mich eventuell mal auf Mundstücksafari begeben.
Ein Kornett-Mundstück habe ich übrigens auch, das benutze ich fürs Corno da Cacchia, funktioniert dort perfekt.

[Blind Wolf]

Hi Singvögelchen, das mit dem "Krachinstrument" glaube ich dir nicht so ganz, nachdem ich dich spielen gehört habe. Und was heißt "erzwungene Einsätze!? Bei welchen Gelegenheiten wirst du zum Kornett "gezwungen" und warum? Der "Krach kanns doch nicht sein.
Grüße von Wolf

[Singvögelchen]

Hi Singvögelchen, das mit dem "Krachinstrument" glaube ich dir nicht so ganz, nachdem ich dich spielen gehört habe. Und was heißt "erzwungene Einsätze!? Bei welchen Gelegenheiten wirst du zum Kornett "gezwungen" und warum? Der "Krach kanns doch nicht sein.
Grüße von Wolf

Stimmt leider mit dem Krachinstrument, erzwungen wird der Einsatz, wenn man unter Vertrag steht, immer dort, wo es in der Partitur vorgeschrieben ist. Prokofieffs Romeo und Julia, Berlioz` Symphonie fantstique, solche Sachen...bei sinfonischer Ballettmusik wie Dornröschen von Tschaikowski kann man auch ein Auge zudrücken und schnell mal zur Trompete greifen, merkt schon keiner.
Mir fällt halt auf, dass ich im ff-Bereich einen unglaublich harten Wahnsinnsstrahl mit dem Kornett hinkriege, wo sich die Kollegen vor mir schmerzverzerrt wegducken. Also öfter noch als sonst. Und der legendäre samtig-weiche Kornettton will mir nicht so richtig gelingen, da bin ich wohl zu sehr trompetenfixiert.

[Singvögelchen]

Hi Singvögelchen, das mit dem "Krachinstrument" glaube ich dir nicht so ganz, nachdem ich dich spielen gehört habe. Und was heißt "erzwungene Einsätze!? Bei welchen Gelegenheiten wirst du zum Kornett "gezwungen" und warum? Der "Krach kanns doch nicht sein.
Grüße von Wolf

Danke für die Blumen.
Stimmt leider mit dem Krachinstrument, erzwungen wird der Einsatz, wenn man unter Vertrag steht, immer dort, wo es in der Partitur vorgeschrieben ist. Prokofieffs Romeo und Julia, Berlioz` Symphonie fantstique, solche Sachen...bei sinfonischer Ballettmusik wie Dornröschen von Tschaikowski kann man auch ein Auge zudrücken und schnell mal zur Trompete greifen, merkt schon keiner.
Mir fällt halt auf, dass ich im ff-Bereich einen unglaublich harten Wahnsinnsstrahl mit dem Kornett hinkriege, wo sich die Kollegen vor mir schmerzverzerrt wegducken. Also öfter noch als sonst. Und der legendäre samtig-weiche Kornettton will mir nicht so richtig gelingen, da bin ich wohl zu sehr trompetenfixiert.

[Troubadix]

...den samtig weichen Kornetton ??
musste ich auch schon feststellen, dass den nicht jeder Trompeten Kollege erzeugen.
Ich vermute, dass das eine Mundstückfrage und Einstellungs-Frage ist.
Ich mag den Kornettsound sehr ...eben samtig weich ....

[Blind Wolf]

Ich vermute (bin fast sicher), dass das eine Mundstückfrage ist.
Und da sind wir wieder mal beim Thema Werktreue, was hier immer wieder mal angesprochen wurde. Es war schon die Rede davon, dass das Flügelhorn bei manchen Ensembles das Kornett ersetzt, und keiner weiß warum. Bestenfalls, weil keine Kornette verfügbar sind.
Ich muss sagen, seit ich, jetzt seit 5 Jahren, selber komponiere, hat sich meine Einstellung gewandelt. Vorher haben wir auch einfach experimentiert und schon mal Instrumente im Lauf der Zeit gewechselt. Aber wenn ich heute beispielsweise eine Gitarre haben möchte, will ich kein Banjo hören, auch wenn man sagen kann, dass das "Auch gut" klingen kann.
Wenn also ein Komponist "Kornett" in die Partitur schreibt, dann weiß er, warum. Und dann bringt es natürlich nichts, wenn das Kornett durch Mundstück und Spielweise einer Trompete entspricht. Ich weiß, sagen wir in der Zeit vor Bach und auch noch später hat man das nicht so eng gesehen und gerne verschiedene Instrumente auf ein und denselben Part genommen, oft steht in Renaissance und Frühbarock im Originaldruck "oder beliebige Instrumente", aber seit dem 19. Jahrhundert spätestens ist das anders.
Nebenbei finde ich es auch nicht gut, das Cembalo durch ein Klavier zu ersetzen, auf jeden Fall dann, wenn es zur Zeit der Entstehung des Stücks noch gar kein Klavier im heutigen Sinne gab. Aber da könnte ich als alter Praktiker der sog. "Alten Musik" stundenlang drüber schwadronieren, das lass ich.
Jazz, du hast es leichter...
Grüße von Slide McWolf

[catfan]

Was wäre der Unterschied in der Blastechnik???

LG

[Blind Wolf]

Hi AlexRu, da kann ich nur laienhaft antworten. Singvögelchen spricht von einem "unglaublich harten Wahnsinnsstrahl", und ich stelle mir vor, dass er als Trompeter da die gleiche Blastechnik wie bei der Trompete im ff-Bereich einsetzt. Zusammen mit dem Trompetenmundstück kann ich mir das vorstellen. Er könnte sicher die Power auch rausnehmen, macht das aber nicht. Wäre ja auch seltsam zu trainieren, ein Kornett mit Trompetenmundstück so klingen zu lassen wie ein Kornett mit einem Kornettmundstück
Grüße von Wolf

[catfan]

Ich hab irgendwo gelesen, dass es Kornettmundstücke gibt mit C Kessel oder V Kessel. Liegt es dann an.der Bohrung bzw. Rückborhrung, was den Klang ausmacht?

[Blind Wolf]

Puh, da sollen bitte kompetentere Leute antworten.

[inspired]

Ich denke, dass ist das Selbe wie beim Wechseln von Trompete auf's Flügelhorn.
Bei uns in der Kapelle gibt's ein Register Trompete und das andere Flügelhorn (hier wird dann zur Trompete gewechselt, wenn gewünscht/erforderlich).
Wenn nun ab und an mal Mangel im Flügelhorn war (z.B. durch das "Karriereende" eines Satzkollegen, was ja ab und an vor kommt), dann hat man schon das eine oder andere Mal einen Trompeter rübergeschickt.
Was jedes Mal aufgefallen ist, waren die ersten Reaktionen beim, jetzt neuen, Flügelhornisten, sowie auch bei den bisherigen Flügelhörnern.
Der Neue war immer erst einmal ganz erstaunt: "Man man man is das sau anstrengend, das Horn frisst ja Luft wie blöd"...und der Rest vom Satz war recht wenig begeistert über den, doch auch, sehr "trompetigen" Klang.
Das Szenario traf bisher sehr zuverlässig alle Trompeter, die bis dato nicht mit FLügelhorn am Hut hatten.

Woran das nun aber genau liegt, dass man die einzelnen Instrumente anders (?) spielen muss...keine Ahnung. Vll. ist es ja auch nichts Technisches, sondern eine reine Sache vom Feeling.
Trompete -> hart, schneidend
Flügelhorn -> weich und wolkig
Nach ein paar Proben passts dann nämlich wieder. Könnte also evtl. auch einfach nur reine Kopfsache sein, an die man sich gewöhnen muss und den Schalter dazu finden um das dann auch auf Kommando abzurufen.

[Blind Wolf]

Mit anderen Worten: die berühnte "Tonvorstellung"?

[Dobs]

Das und die Tatsache, das Flüglehorn schlicht ein anderes Instrument ist und nicht lediglich eine weich klingende Trompete. Ein Horn eben. Mit all den Schwierigkeiten, die damit verbunden sind.

[Bixel]

Wenn es denn so sein sollte, dass sich durch schlichtes "Vertauschen" der Mundstücke aus einem Kornett annähernd der Klang einer Trompete entwickeln lässt (und umgekehrt), dann blieben für die Wahl des jeweiligen persönlichen Lieblingsinstrument ja vielleicht nur noch "irrationale" Motive denkbar - wogegen m.E. nichts einzuwänden wäre.

Für mich persönlich scheidet das Kornett schon aus optischen Gründen als Lieblingsinstrument aus - ich finde es irgendwie unelegant.

Zur möglicherweise unterschiedlichen Blastechnik:
In Analogie zur (mir sympathischen) Vorstellungshilfe, man spiele Trompete mit kalter Luft und Flügelhorn mit warmer, spielt man Kornett dann vielleicht mit lauwarmer?


.

[Dobs]

Wenn es denn so sein sollte, dass sich durch schlichtes "Vertauschen" der Mundstücke aus einem Kornett annähernd der Klang einer Trompete entwickeln lässt (und umgekehrt), dann blieben für die Wahl des jeweiligen persönlichen Lieblingsinstrument ja vielleicht nur noch "irrationale" Motive denkbar - wogegen m.E. nichts einzuwänden wäre.

Ich habe kürzlich aus Experimentierfreude ein sehr tiefes Flügelhornmundstück in der ansonsten eher "scharf" klingenden CB 5000L-YST ausprobiert und war erstaunt, wie "flügelhornig" die Trompete dadurch klang. Die Intonation habe ich nicht geprüft, aber für Spieler, die dieses Setup verwenden möchten, gibt es offenbar spezielle Adapter, die evtl. Intonationsprobleme vermutlich beheben wollen.