Ansatzumstellung

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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zetti
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Ansatzumstellung

Beitrag von zetti »

Hallo an das Forum,

ich habe mich hier schon zu vielen Themen erkundigt und einiges gelernt. Oft ist es natürlich schwer als eher unerfahrener Trompeter die Beiträge richtig zu beurteilen. Als Kind spielte ich schon mal so für 4 Jahre Trompete in einem Jugendorchester und hatte Unterricht.

Seid so 2 Jahren spiele ich wider Trompete, nehme unregelmäßig, aber mindestens 1x monatlich, Unterricht bei einem ausgebildeten Trompeter und bin 32 Jahre alt. Ich spiele in einer Brassband (niedriges Niveau) die Solokornettstimme und noch in einer anderen Gruppe (geht so in die südamerikanisch Richtung). Mein Ton ist für mein Stadium ganz ok. Mit der Höhe plage ich mich ziemlich ab und fange ab dem d2 langsam an den Mundstückdruck zu erhöhen. Im frischen Zustand drücke ich mir so gerade das b2 zurecht und spiele relativ sicher bis g2.

Vor ca. 3 Wochen bin ich auf folgende Videos gestoßen und habe dann ausprobiert so zu spielen. Handelt sich um die Roy Stevens Methode. Ich mache nicht alles. Eigentlich halte ich die Trompete jur senkrecht und schiebe den Unterkiefer so 2- 5 mm nach vorne.

http://www.roystevens.org/?page_id=12
http://www.youtube.com/watch?v=es6ABaW8GSg#t=265

Dabei merkte ich, dass ich wesentlich einfacher in die Höhe komme, ich mir die Töne nicht mehr zurecht drücken muss und viel flexibler bin (Bindeübungen). Ich kann ganz gut vom c1 zum c3 hochbinden. Danach sind die Töne noch recht leise. Erstmal reicht mir diese Höhe aber aus. Es ist ein schönes Gefühl endlich nicht mehr so mit der Höhe kämpfen zu müssen und motiviert sehr.

Mir fällt auf, dass ich vorher den Oberkiefer beim höher spielen eher nach hintern geschoben habe. Und das Mundstück gegen die Kante meiner oberen Schneidezähne drückt, welche auch leicht nach vorne stehen. Seid den letzten 3 Wochen versuche ich mit dem neuen Ansatz zu üben. Dabei treten folgende Probleme auf:
- Treffsicherheit ist schlechter, kommt jetzt auch schon mal häufiger vor, dass ich zu hoch anspiele
- Der Ton ist nicht schön und ich muss mich viel mehr darauf konzentrieren. Habe das Gefühl dass die Lippen im Weg sind und
nicht mehr genug Luft durchkommt. In der höhe entsteht innerlich auch recht viel druck. (war aber vorher auch nicht besser)
- Das Anstoßen von tönen hört und fühlt sich anders an.
o Bei gleicher Anstoßtechnik (Gaumen hinter Schneidezähne), befinde ich mich jetzt denke ich mal weiter vom Mundstück weg.
o Ich versuche auch schon mal mit Zunge an die Oberlippe anzustoßen wie in dem Buch Balance Embouchure erklärt wird, was
dem neuen Ansatz zu gute kommt.

Mein Lehrer ist nicht wirklich begeistert. In der letzten stunde bin ich schnell in den alten Ansatz zurück.

Ich habe folgende Fragen an euch:
- Was haltet ihr von einer solchen Umstellung?
- Könnt ihr jemanden in Köln empfehlen der sich mit dem Ansatz gut auskennt? Und eine waagerechte Spielweise hat? Mein
Lehrer ist schon gut, spielt auch sehr gut aber ich fühle mich nicht so wirklich gut aufgehoben, was dieses Problem angeht.

Ich würde mich sehr über antworten freuen, die einem die harte Lehrzeit der Trompete verkürzen.

Schönen Gruß,
zetti
canu
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Re: Ansatzumstellung

Beitrag von canu »

Hallo Zetti,

ich war letztlich bei Rüdiger Baldauf. Er hat genau über deine Problematik gesprochen. Wir durften am Ende des Workshops alle vorspielen und er konnte sehr hilfreiche Tipps geben. :)

http://www.ruedigerbaldauf.de/workshops

Viele Grüße
canu
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Cavaillé
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Re: Ansatzumstellung

Beitrag von Cavaillé »

Zunächst möchte ich Dir diesen Thread ans Herz legen http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... =3&t=23319. Sind einige interessante Links dabei.
zetti hat geschrieben:- Könnt ihr jemanden in Köln empfehlen der sich mit dem Ansatz gut auskennt? Und eine waagerechte Spielweise hat?
Alle diese Methoden enthalten irgendwo einen wahren Kern, der aber auch nicht für alle anwendbar und nutzbringend ist. Wenn Du in Köln einen Trompetenlehrer/in suchst, der/die nach "Stevens-Costello" unterrichtet, wird man Dich sehr schnell für einen Spinner halten. Häufig werden in diesen Methoden Einzelaspekte überbetont, um sie zu vermarkten oder einen Ruf aufzubauen. Es ist im Grunde wie mit bestimmten Diäten (Atkins, low carb etc.), sie haben einen ernährungsphysiologischen Wahrheitsgehalt bringen aber nicht alle Anwender zum Ziel.
Erst die individuelle Integration unterschiedlicher Prinzipien (Methoden) bringt Dich weiter. Dazu gehört auch, dass Du noch andere Methoden und deren Prinzipien kennenlernst/ausprobierst, wie z.B. BE, TCE (tongue controlled embouchure) oder anchor tongueing und sicher auch Arnold Jacobs ("Also sprach Arnold Jacobs"). Erst das Experimentieren mit unterschiedlichen Prinzipien bringt Dich weiter.
zetti hat geschrieben:Mir fällt auf, dass ich vorher den Oberkiefer beim höher spielen eher nach hintern geschoben habe. Und das Mundstück gegen die Kante meiner oberen Schneidezähne drückt, welche auch leicht nach vorne stehen
Ich glaube, Du meinst den Unterkiefer, der Oberkiefer ist nicht verschieblich, jedenfalls bei mir nicht... :)
Dies ist das Problem der möglichst planen Ansatzfläche. Eine gute Erklärung findest Du hier http://www.youtube.com/watch?v=joCN-3rZ2n8. Leider musst Du Dir das ganze Gesabbel anhören, ist aber im Gegensatz zu Roy natürlicher und benötigt nicht so ein bulldog face.
Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn Du merkst, dass das Erzeugen einer planen Ansatzfläche durch stabiles Vorschieben des Kinns hilft, integriere es in Dein Ansatzkonzept und verfolge es konsequent, aber nicht sklavisch weiter, sondern versuche frühzeitig, andere o.gen. Prinzipien zu integrieren. Dabei hilft sicherlich dies http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... =3&t=26165. Ich habe noch keine Methode gefunden, die einen so konsequent weiterbringt und dabei den Aspekt der planen Ansatzfläche betont. Nur damit gelingen z.B. die breath attacks.

Viel Freude beim Schmökern

Gruß, Thomas
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zetti
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Re: Ansatzumstellung

Beitrag von zetti »

Hallo canu schön von dir zu hören,

In nächster Zeit ist leider kein Grundlagen- Workshop in der nähe Köln mit Herrn Baldauf. Am 1. März gibt es Einzelcoaching im Bläserforum mit ihm. Weiß nicht wirklich, was ich mir darunter vorstellen soll. Werd mal vorbei gucken...

Gruß,
Zetti
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Re: Ansatzumstellung

Beitrag von zetti »

Hallo canu schön von dir zu hören,

In nächster Zeit ist leider kein Grundlagen- Workshop in der nähe Köln mit Herrn Baldauf. Am 1. März gibt es Einzelcoaching im Bläserforum mit ihm. Weiß nicht wirklich, was ich mir darunter vorstellen soll. Werd mal vorbei gucken...

Gruß,
Zetti
dizzychrizzy
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Re: Ansatzumstellung

Beitrag von dizzychrizzy »

zetti hat geschrieben: Dabei merkte ich, dass ich wesentlich einfacher in die Höhe komme, ich mir die Töne nicht mehr zurecht drücken muss und viel flexibler bin (Bindeübungen). Ich kann ganz gut vom c1 zum c3 hochbinden.

Es ist ein schönes Gefühl endlich nicht mehr so mit der Höhe kämpfen zu müssen und motiviert sehr.
Ist doch super. Zeigt, dass Du prinzipiell auf einem guten Weg bist. Glückwunsch!

Ich kenne das Gefühl sehr genau. War einer der schönsten Tage in meinem Leben, als ich „entdeckt“ hatte, wie man mit weniger Aufwand einen schöneren Sound produzieren kann und mehr Ausdauer in der Höhe hat.

Leider ist es wie beim Golfen. Man hat am Anfang mal einen sensationellen Abschlag (Anfängerglück) und trainiert dann jahrelang, um das nochmal hinzubekommen. Die gute Nachricht: Wenn Du weißt, dass Du es einmal geschafft hast, weißt Du, dass es Du es irgendwann immer schaffen kannst.
zetti hat geschrieben: - Treffsicherheit ist schlechter, kommt jetzt auch schon mal häufiger vor, dass ich zu hoch anspiele
Klingt wie ein Luxusproblem ;-) Na ja ernsthaft: Wenn man einen effektiveren Weg gefunden hat Trompete zu spielen, muss man zunächst lernen damit umzugehen. Sozusagen die neu gewonnene Kraft nicht zu sehr herauszulassen. Das ist normal.
zetti hat geschrieben: - Der Ton ist nicht schön und ich muss mich viel mehr darauf konzentrieren. Habe das Gefühl dass die Lippen im Weg sind und
nicht mehr genug Luft durchkommt. In der höhe entsteht innerlich auch recht viel druck. (war aber vorher auch nicht besser)
Dann machst Du vieles schon richtig, aber manches noch falsch. Ein System Trompete zu spielen, volkstümlich auf „Ansatz“ genannt, besteht aus dem mechanischen Zusammenspiel mehrerer Komponenten. Die Komponenten müssen jede für sich perfekt die Bewegungsabläufe beherrschen, aber auch im Zusammenspiel. Das „Timing“ der Komponenten untereinander muss sitzen.

Das dauert ein wenig. Golfer sagen, dass man nach 10.000 Schlägen die Abläufe perfekt verinnerlicht hat und sie „im Schlaf“, also ohne gedankliche Fokussierung ausführen kann. Ich nehme an, da sind bei Dir noch ein paar Übungsabläufe drin…

Ich vermute ein Problem mit Deiner Zunge und der Unterlippe, durch das sich Deine Lippenöffnung zu sehr schließt. Möglicherweise geht Deine Unterlippe zu weit nach innen. Ein effektives Heilmittel dürfte das Biegen von Tönen sein. Das findet sich gut erklärt und mit hervorragenden Übungen im vom Vorposter angesprochenen Buch von Daniels. Ich würde meinen Warmup damit starten, zumindest in den nächsten Wochen. Ganz locker mit dem G im Notensystem.
zetti hat geschrieben: - Das Anstoßen von tönen hört und fühlt sich anders an.
o Bei gleicher Anstoßtechnik (Gaumen hinter Schneidezähne), befinde ich mich jetzt denke ich mal weiter vom Mundstück weg.
o Ich versuche auch schon mal mit Zunge an die Oberlippe anzustoßen wie in dem Buch Balance Embouchure erklärt wird, was
dem neuen Ansatz zu gute kommt.
Balanced Embouchure baut teilweise auf Stevens/Costello auf. Ich finde BE aber nicht ganz ungefährlich, wenn man es im Selbststudium probiert. Da kann man an der ein oder anderen Stelle die falsche Abzweigung nehmen. Lass das erstmal weg. Kannst Du später wieder lesen. Jede Methode ist nützlich, aber nicht zu jedem Zeitpunkt.

Die Lösung für Dein Problem ist das „Anchor Tonguing“. Die Zungenspitze berührt die untere Zahnreihe leicht oder schwebt dahinter. Der Ton wird gestoßen, in dem die Oberseite der Zunge an die Unterseite der oberen Zahnreihe stößt.

Nur mal so als Spaß am Rande: wenn dabei auch noch die Oberseite der Zunge die Innenseite der Oberlippe berührt, dann bist Du fast bei TCE. Das ist aber jetzt nur eine Randbemerkung und sollte nicht Dein Ziel sein. Wenn es bei hohen Tönen passiert, dann lass es geschehen. Wenn der Ton zu dünn wird, dann war es zu viel.

Der Vorteil des Anchor Tonguing ist, dass die Zunge ihre Funktion als Vorkompressor der Luft ungestört ausführen kann. Wenn Du die Zunge durch die Gegend rollst, dann muss der Ton leiern. Ich lassen Schüler immer als erstes eine einfache Dur-Tonleiter spielen, gerne F-Dur, hier aber besonders gerne C-Dur. Vom C1 eine Oktave. Wenn dann jeder Ton von der Intonation her von unten herangebogen wird, dann wir es Zeit für Anchor Tonguing. Mit Anchor Tonguing ist die Intonation jedes Tons von Anfang an sauber. Weil die Zunge in der Position bleibt.
zetti hat geschrieben: Mein Lehrer ist nicht wirklich begeistert.
Hmmm. Drehen wir das Ganze mal von einer anderen Seite auf.
Cavaillé hat geschrieben: Es ist im Grunde wie mit bestimmten Diäten (Atkins, low carb etc.), sie haben einen ernährungsphysiologischen Wahrheitsgehalt bringen aber nicht alle Anwender zum Ziel.
Schöner Gedanke, gefällt mir als Vergleich. Also was ist das Ziel? Abnehmen! Was ist das, was man dafür tun muss? Weniger Kalorien zu sich nehmen, als man verbraucht! Ist das für alle gleich? Ja, außer vielleicht für Aliens.

Das ist also das System des Abnehmens. Anders ausgedrückt: weniger Essen, mehr Sport. Wie viele Methoden gibt es, dieses System für sich selbst zu etablieren? Cavaillé hat’s geschrieben, kaum zählbar viele. Und zwar deswegen, damit man für jeden Typ von Mensch die passende Methode findet, das System in sich selbst zu verankern. Ich lasse an der Stelle mal außen vor, dass das eine vielleicht zu grobe Vereinfachung ist. Zum Beispiel könnte die Reihenfolge der Nahrungsaufnahme durchaus den Abnehmeffekt verstärken. Aber am Ende ist das Wesentliche: friss weniger, beweg Dich mehr.

Wie ist das beim Trompeten? Wenn es darum geht ein guter Trompeter zu sein, dabei also alle Aspekte des technischen Trompetenspielens abzudecken (Höhe, guter Sound, gute Intonation, saubere Töne, knackiger Anstoß…), dann dürfte es nicht allzu viele Systeme geben. Ein bekannter Trompetenprofessor geht davon aus, dass es ein funktionierendes System gibt, das alle guten Trompeter verwenden. Ich habe bei Beobachtungen von und Austausch mit Kollegen keinen Anhaltspunkt für das Gegenteil gefunden. Wie gesagt, prinzipiell, kleine Details mögen der individuellen körperlichen Eigenschaften zugeschrieben werden. Beispiel schiefe Zähne.

Ausnahmen existieren ganz sicher. Ich habe eine große Sammlung von Ansatzbildern, da sind überraschenderweise gerade im Klassikbereich ein paar seltsame Sachen dabei, die Leute spielen aber großartig. Beispielsweise gibt es hervorragende Leute, die die Trompete nach unten neigen. Trotzdem sollte das kein Vorbild sein, weil die meisten guten Trompeter den Unterkiefer so weit vorschieben, dass die Trompete eher waagerecht ist. Erst dann hat die Unterlippe die Chance ihre Aufgabe richtig wahrzunehmen und die Zunge genug Platz im Mundraum.

Ich war am Freitag beim Konzert der WDR Big Band, kleiner Sendesaal in Köln, sehr klein und intim, ich saß in der zweiten Reihe und konnte die Trompeter genau beobachten. Nicht nur dass alle Trompeten waagerecht waren, auch die sichtbaren Bewegungen waren sehr ähnlich.

Nun hör Dir mal eine 08/15 Amateur-Big Band an. Die Trompeten zeigen größtenteils nach unten, die Lippen und Kiefer machen seltsame Bewegungen und es klingt selten sauber und gut. Ob da wohl ein Zusammenhang besteht? Wenn Du andere Trompeter öfters beobachtest, wirst Du einen Zusammenhang zwischen dem, was Du siehst und dem was Du hörst, feststellen. Und Du wirst feststellen, dass fast alle guten Trompeter vom Spiel der Gesichtsmuskeln her das gleiche Konzept haben. Es sieht nicht immer gleich aus, aber es ist das gleiche Prinzip. Und wenn Du Dich mit guten Leuten unterhältst, wirst Du feststellen, dass sie auch dasselbe Konzept im Kopf haben.

Wozu also die vielen Trompetenmethoden? Nun, siehe Diäten. Da jeder Vergleich hinkt, muss es auch dieser tun. Der Unterschied ist, dass bei den Trompetenmethoden keine so richtig vollständig ist.

Claude Gordon erklärt Atmung und Zunge, ach mit den Lippen, das ergibt sich irgendwie schon von selbst. Stevens/Costello erklärt Lippen, ein bisschen was zu Atmung und noch weniger zu Zunge. Wird sich schon ergeben, hoffentlich. Der Punkt ist, dass kaum eine der Methoden von einem Lehrer für die Allgemeinheit geschrieben wurde. Es wird immer davon ausgegangen, dass ein Lehrer im 1:1 Unterricht es dem Schüler demonstriert, ihn anleitet und maßgeschneiderte Übungen mit nach Hause gibt. Ich glaube Stamp war es, das Buch ist gar nicht von ihm geschrieben worden, sondern von Schülern nach Aufzeichnungen aus dem Unterricht oder veröffentlichten Bruchstücken. Eine „ich-lese-mir-das-zuhause-durch-und-dann-klappt-es“-Methode ist mir nicht bekannt.

Eine gute Methode ist es, verschiedene Bruchstücke zu sammeln und für sich selbst zusammenzufügen. Roy Roman ist ein furchtbarer Laberkopf, aber die Videos sind gut und eine echte Grundlage für weiteres Arbeiten.

Rede mal mit Deinem Lehrer über Deine Entdeckungen. Ich denke es ist sein Job, dazu etwas zu sagen. Als Lehrer sollte er die verschiedenen Zugänge kennen und deren Rolle beim „finden“ des richtigen Systems. Ich erinnere an das Zitat von Wayne Bergeron: Höhe muss man nicht trainieren, man muss sie finden. Das könnte für weit mehr beim Trompeten gelten.
Cavaillé hat geschrieben: im Gegensatz zu Roy natürlicher und benötigt nicht so ein bulldog face
Bitte nicht missverstehen: das Gesicht eines Steinfischs soll nicht zum Spielen gemacht werden, sondern als Vorübung, um die Muskeln zu finden/zu spüren, die man beim Spielen braucht. Sagt Roy Roman auch, geht aber etwas unter.

Zurück zum WDR. Von außen sieht es tatsächlich so aus, als würden alle 5 Trompeter nach Stevens/Costello spielen. Tatsächlich haben aber sicher nicht alle diesen Weg gewählt, um das System des Trompetenspielens zu finden. Mike Rodriguez (großartiger Gasttrompeter) hat an der Manhattan School of Music studiert und da wurde garantiert Stevens/Costello behandelt. Aber das spielt auch keine Rolle, da jeder seinen Zugang finden muss. In den USA ist Stevens/Costelle deutlich populärer hier.

Der Link von Cavaillé zu George Rawlins ist super. Schau Dir alles von ihm an. Ein weiterer Zugang zum selben System. Nimm alles was Du in Hände bekommst, je mehr, desto größer die Chance, dass etwas dabei ist, bei dem es „klick“ macht. Es jahrelang erfolglos auf demselben Weg zu versuchen, das haben traurige Trompetergenerationen vorher schon oft gemacht. Youtube und Foren helfen definitiv weiter. Aber ein guter Lehrer ist durch nichts zu ersetzen, vor allem wenn Dich etwas verwirrt, Stichwort BE. Gut heißt, dass er für Dich persönlich einen passenden Zugang findet.
Cavaillé hat geschrieben: Dabei hilft sicherlich dies
Daniels finde ich hervorragend. Es ist aber ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen, daher finde ich den Begriff „helfen“ gut. Stevens/Costello erläutert eine Methode zum Zugang zum System des Trompetenspielens. Die beiden erklären – wenn auch nicht genau – so doch prinzipiell, welche der zahllosen Gesichtsmuskeln verwendet werden und wie sie interagieren. Die Übungen sind eher „Beiwerk“. Bei Daniels stehen die Übungen vorn. Er bietet einige Informationen (und die sind auch sehr gut), aber keinen Zugang zum System. Das will er auch gar nicht. Er präsentiert Übungen, die einen Trompeter, der das System bereits verinnerlicht hat, effektiver machen. Vielleicht geht er davon aus, dass man Stevens/Costello ohnehin kennt, das kann ich hier nur spekulieren. Du kannst Daniels zu Deinen regulären Übungen parallel machen. Das ist kein Schaden. Wichtig ist nur: Müde Lippen lernen nichts. Mach Pausen dabei.

Zetti, schreib mal wie Du vorankommst und vor allem, was Dein Lehrer sagt.

Und bei alldem…vor allem viel Spaß!

Christian
ForteF
Gerade Registriert
Beiträge: 1
Registriert: Montag 7. Januar 2013, 11:50
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Jupiter JFH-846

Re: Ansatzumstellung

Beitrag von ForteF »

Hallo,
nach langem Mitlesen muss ich mich nun auch mal melden.
Ich habe innerhalb des letzen Jahres ziemlich genau die selbe Erfahrung gemacht wie Zetti.

Vielleicht erstmal etwas zu meiner bisherigen Geschichte:
Nach einigen Jahren des Spielens, bin jetzt 23, welches von den Registerkollegen immer als gut befunden wurde, weil der Ton ok und die Höhe für eine 1. Stimme im Blasorcherster ausreichend. War ich selbst nie zufrieden weil ich merkte, dass ab einer bestimmten Höhe (~f2) das Drücken anfing und der Unterkiefer nach hinten verschwand, sodass meinte Trompete bei zunehmender höhe immer weiter nach unten zeigte.

Daraufhin habe ich mir Unterricht genommen und mein Lehrer versuchte mir dies langsam abzugewöhnen, allerdings reichte es nur soweit, dass sich durch das üben/spielen mit leicht vorgeschobenen Unterkiefer, nach einem Schützenfest meine Weisheitszähne meldeten und ich eine Zwangspause einlegen musste.

Zu meinem Glück!
Danach war es mir möglich meinen Unterkiefer frei zu bewegen und eine plane Auflagefläche zu bilden.
Dabei traten auch bei mir die von Zetti beschriebenen Vor- und Nachteile auf. Aber es gab einen riesigen Motivationsschub denn plötzlich waren die Töne oberhalb der Notenlinien ohne Drücken und viel weniger Anstrengung zu erreichen.

Leider konnte ich aufgrund eines Umzuges nicht weiter Unterricht nehmen und habe bisher keinen neuen guten Lehrer gefunden.
Daher habe ich mich nach Workshops umgesehen und bin bei einem Einzelcoaching mit Rüdiger Baldauf gelandet.
Dieser hielt die Umstellung für sinnvoll aber zu extrem, ich schob also den Unterkiefer zu weit nach vorne!
Gehe daher auf jeden Fall langsam vor und übertreibe es nicht.

Meine bisher beste Position finde ich, wenn ich von dem alten Angewinkelten Ansatz einen Ton aushalte und dann den Kiefer langsam nach vorne schiebe, während des Vorgangs immer auf den Ton und das Spielgefühl achten. Für mich gibt es am Punkt leicht unter einer Waagerechten Trompetenhaltung den schönsten Ton und das angenehmste Spielgefühl.
Weiterhin empfahl er mir darauf zu achten den Ton besser zu Zentrieren bspw. mit Buzzing-Übungen und den schon erwähnten Breath-Attacks.
Eine gute Kontrolle ist für mich, dass es möglich ist ein crescendo vom Piano zum Fortissimo zu blasen ohne den Ton "zu verlieren".

@ Zetti, hast du auch ein Rauschen im Ton?
Ich hatte es und habe durch die hier ( http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... 40&start=0 )beschriebene Übung des "Einfadens" und weiteren Übungen aus dem Thomson-Buzzing Book das Rauschen vermindern können.

Eine Übung die mir auch viel bringt ist eine Abwandlung der TOL-Übung aus BE mit Fixierter Zunge, welches glaube schon fast an TCE geht?
Ich kann damit nicht spielen da gerade der Anstoß grausam klingt aber nach ein paar so gespielten Tönen fällt mir das restliche Spielen leichter.


Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dir ein Lehrer einen Weg weisen und dir Hilfestellungen geben kann, aber den Weg der dir zum Erfolg verhilft musst du Selbst finden.
Durch sehr viel Ausprobieren geht es stetig voran aber auch ich bin immer noch am Anfang. Die Ansatzposition ist noch lange nicht automatisiert, sodass ich bei jedem Ansetzten einen Unterschied im Spielgefühl bemerke. Töne unter dem c1 fallen noch schwer und Töne oberhalb vom a2 sind meist noch recht leise aber sie sind mit wesentlich weniger Aufwand zu erreichen, und es gibt sogar ein paar neue :)
Leider hat sich durch die Umstellung auch eine Phase ergeben, in der es mit dem "neuen Ansatz" noch nicht sicher war einen Auftritt zu spielen sodass man sich einige Zeit zurückhalten muss, oder in den ungeliebten Zustand des drückens zurückwechseln muss. Aber diese Phasen werden zum Glück immer weniger.

An guten Tagen ist mittlerweile VIEL mehr drin als ich mir damals vorstellen konnte. Eine solche Veränderung ist nicht von Heute auf Morgen durchfürbar sondern bedarf viel Geduld und einiger Übezeit aber für mich hat es sich bisher gelohnt.

Viel Spaß beim Üben
Stefan
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Schlaui
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Registriert: Mittwoch 7. Dezember 2005, 15:16

Re: Ansatzumstellung

Beitrag von Schlaui »

zetti hat geschrieben: - Treffsicherheit ist schlechter, kommt jetzt auch schon mal häufiger vor, dass ich zu hoch anspiele
- Der Ton ist nicht schön und ich muss mich viel mehr darauf konzentrieren. Habe das Gefühl dass die Lippen im Weg sind und
nicht mehr genug Luft durchkommt. In der höhe entsteht innerlich auch recht viel druck. (war aber vorher auch nicht besser)
- Das Anstoßen von tönen hört und fühlt sich anders an.
zetti
Das sind alles eher gute Zeichen, ich hatte das jedesmal vor einem Schub nach vorn/oben. Es wird jetzt darauf ankommen, wieder Stabilität ins System zu bekommen, ohne die Vorteile des neuen Ansatzes wieder zu verspielen. Setze bewusst für ein c''' an und spiele ein paar Takte ohne diesen Fokus zu verlieren und ohne die Lippenstellung auf dem Mundstückrand irreversibel zu verändern. Mache immer wieder Pausen und setze neu an. Es wird ein paar Wochen dauern, bis es wieder rund läuft, aber lohnt sich bestimmt.
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