Oberlippe innen verletzt

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Hans_amoll
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Oberlippe innen verletzt

Beitrag von Hans_amoll »

Hallo,
ich habe folgendes Problem:
Mittlerweile erreiche ich nach ca. 3 Jahren das C3. Beim üben zwischen F2 und C3 habe ich festgestellt, das ein ziemlich hoher Druck von Mundstück über Oberlippe und Schneidezähne erzeugt wird. Da ich ca. 1,5 Std. täglich intensiv übe hat sich auf der linken Seite der oberen Innenlippe ein kleiner Riß gebildet der anfänglich sogar leicht blutete. Ich streiche die Stelle zwar mit etwas Wundsalbe ein, jedoch in diesem Tonbereich erzeugt dies immer einen unangenehmen partiellen Schmerz.
Hat oder hatte jemand ein ähnliches Problem?
Wie kann dies von Grund auf vermieden werden?
Welche Möglichkeit zur schnellen Abheilung gibt es?

Für Euere Zuschriften bedanke ich mich schon im voraus.
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lurchi
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von lurchi »

Also, ich bin an sich kein Freund des drucklosen Ansatzes, aber wenn es Verletzungen gibt dann stimmt definitiv das ganze System nicht. Bis die Lippen einen hohen Druck aushalten muss erstmal die richtige Muskulatur da sein. Und wenn sie immer abgequetscht werden dann kann sich die gar nicht bilden. Dein Ansatz muss generalsaniert werden.
Prinzipiell am Besten wäre es dies mit einem Lehrer deines Vertrauens zu tun. Und sich dann nicht beirren lassen. Oder du überlegst dir welche Selbstschulung du vornehmen möchtest und folgst dann konsequent dem Weg. Es gibt hier im Forum zu den verschiedensten Schulen diverse Meinungen und es lohnt sich mal einen Blick darauf zu werfen. Dummerweise gibt es genau so viele Gegenmeinungen. In deinem überambitionierten Fall solltest du glaube ich ein paar sportliche Trainingslehren beherzigen: Übungen setzen Trainingsreize, die Kraft wird in der Pause gebildet. Überlastung ist kontraproduktiv. Rechtzeitig Pause machen. Im Ausdauer- und im Krafttraining macht man gerne einen Drei-Tagesrhythmus: harten Reiz setzen, drei Tage locker halten. Wenn es Schmerzen gibt war es zu viel. Müde ist ok, aber nach zwei Tagen lockerem Spiel muss es noch besser gehen als vorher.
Aber Muskelaufbau ist ja nicht die ganze Miete beim Spielen. Koordination ist gefragt. Was also üben? Jetzt gehen die Meinungen auseinander. Die Einen kommen mit wenig Prinzipien daher (Setpoint, Hören, fokussierte Maske), andere empfehlen ein besonderes Trainingssystem (Burba, Smiley, Reinhardt, Caruso), die Nächsten ein paar wenige Übungen (z.B. Hickmans "Advanced embouchure studies"). Such dir was aus.
Doc.HotShot
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von Doc.HotShot »

Hi Hans,

mein Lieber, Du segelst (zu) hart am Wind! Zeit für die Notbremse! Keinem Menschen -und am wenigsten Dir selbst- ist damit gedient, wenn Du mit letzter Kraft ein c3 rausquetschst, (MUSIK wird da übrigens auch nicht draus). Es gibt drei Ansatz-Geheimnisse, die heissen LEICHTIGKEIT, LEICHTIGKEIT und LEICHTIGKEIT.
Mein Rat an Dich: Für die nächsten Wochen viel Fluttering, viel Buzzing, viel Pedaltöne, Clarke Technical Studies No1 (Chromatische Triolen, Umfang verm. Quinte), aber kein Ton über c2!!! Und so druckarm wie irgendmöglich, d.h. Du hältst z.B. ein g1 und ziehst das Mundstück sachte von Deinen Lippen weg, der Ton bricht natürlich irgendwann ein. Versuche den Punkt etwas hinaus zuschieben, indem Du mit den Lippen folgst (die Lippen "spitzt", mit den Lippen, nicht mit dem Kopf). Die Tonqualität spielt dabei keine Rolle, aber Du wirst merken, dass sie sich nach ein paar Tagen deutlich bessert, bei sehr viel weniger Druck. GENIESSE DAS GEFÜHL! VERINNERLICHE DAS GEFÜHL! Wenn Du Deinen Tonumfang in den nächsten Monaten LANGSAM(!) erweiterst, versuche auch die höheren Töne mit diesem entspannten Gefühl zu spielen (gleiche Vorgehensweise, wie für g1 beschrieben). Du wirst irgendwann (vielleicht nicht in drei Jahren, vielleicht erst in 10 Jahren) mir Leichtigkeit und Genuss in der Top-Oktav segeln und Dein Horn geht ab wie ein Schneidbrenner :D :D :D

Just my 2ct
Guten Erfolg

Doc

PS: Wenn Du täglich eine Stunde übst, wirst Du vielleicht in einem Jahr etwas gelernt haben. Wenn Du 4 Stunden übst, wirst Du vielleicht in 5 Jahren etwas gelernt haben. Wenn Du 8 Stunden übst, wirst Du vieleicht Dein ganzes Leben nichts gelernt haben....
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Bixel
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von Bixel »

Hans_amoll hat geschrieben:Welche Möglichkeit zur schnellen Abheilung gibt es?
Deine Wunde wird umso schneller heilen, je konsequenter du sie in Ruhe heilen lässt.
Ich würde an deiner Stelle solange konsequent (ein bis zwei Wochen) pausieren, bis die Heilung ganz erfolgt ist.

Anschließend würde ich die Ratschläge des Users Doc.HotShot in etwa befolgen - allerdings ohne seinen Sinnspruch am Ende seines Beitrages ernst zu nehmen, demzufolge man angeblich umso schneller lernt, je weniger man übt.

:wink:
.
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
flompeter
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von flompeter »

ich glaube du hast genau das selbe Problem wie ich zu Beginn. Ich hatte 3 Jahre Unterricht und hab mich dann in den Musikverein gesetzt. Irgendwann spiel ich 1ste Stimme und quele mich echt . Ab g2 drück ich wie du gegen den Mund und quetsche. So kann ich schon ganz gut bis zum c3 spielen aber erstens nicht lange und zweitens hatte ich auch starke schmerzen. meine Lippe hat nicht geblutet aber ich hatte auch risse und meine Zähne taten weh. Ich hatte null Muskeln oder irgendwas , was man hätte Ansatz nennen können. Deshalb gehen meine Zähne heute leicht nach innen. Also

!! HÖR AUF ZU DRÜCKN !!!!!

ich hab mir vor nem guten Jahr "27 Groups of excercises" von earl irons geholt und Übe seit dem danach. Ich hab erst mal bewusst gemerkt, dass man Muskeln in den Lippen aufbauen soll :D das sind relativ einfache Bindeübungen, aber die beanspruchen die Muskeln sehr und das hat mich schnell vom Drücken zum drucklosen Ansatz gebracht. Mitlerweile spiele ich das g2 nur noch mit ganz leichtem Druck. Viel höher komme ich noch nich, also c3 geht kaum noch aber das liegt daran , dass ich eben einen ganz neuen Ansatz gebildet habe. Das komm mit der Zeit. ein bisschen Druck brauche ich noch, aber wesentlich weniger als voher. Meine Ausdauer hat sich auch stark verbessert. Ich hab bis jetz ohne Lehrer geübt, aber ich werde demnächst einen zu Rate ziehen.
buddy
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von buddy »

flompeter hat geschrieben:...ich hab mir vor nem guten Jahr "27 Groups of excercises" von earl irons geholt und Übe seit dem danach...
Aus aktuellem Anlass:
http://thesystematicapproach.com/catego ... opractice/
flompeter
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von flompeter »

Doc.HotShot hat geschrieben: PS: Wenn Du täglich eine Stunde übst, wirst Du vielleicht in einem Jahr etwas gelernt haben. Wenn Du 4 Stunden übst, wirst Du vielleicht in 5 Jahren etwas gelernt haben. Wenn Du 8 Stunden übst, wirst Du vieleicht Dein ganzes Leben nichts gelernt haben....
Kannst du uns das mal genauer erklären? Ich denke viele verstehen das nicht. Ich kann mir das auch nicht erklären :question:
Sandkuchen
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von Sandkuchen »

Meine Lippen leiden in erster Linie, wenn ich Schnupfen habe, dann kommt es zu Rissen am äußeren Lippenrot. Mir ist auch schon häufiger innen, etwas unterhalb des schwingenden Lippenrotes die Lippe gesprungen. Zuletzt vor einer Woche während dem Aufwachen bei trockenen Lippen. Ich sehe bei diesen Verletzungen keinen Zusammenhang mit dem Mundstückdruck. Nach meinem Eindruck nützt mir das Trompeten bei der Heilung, wahrscheinlich wegen der stärkeren Durchblutung. Soweit die Wunde durch das Spielen nicht größer oder spürbar gereizt wird, würde ich ein leichtes Übeprogramm bei behalten.

Entgegen von Doc.HotShot glaube ich nicht, dass das Geheimnis die Leichtigkeit ist. Nach meiner Erfahrung ist es das Einrollen der Lippen. Dadurch werden die Lippen besser geschützt und so musikalisch belastbar. Außerdem kannst Du so die Gesichtsmuskulatur zusätzlich zur Stabilisierung und Steuerung des Ansatzes besser nutzten. Natürlich schadet ein übermässiger Mundstückdruck, aber diesen nur zu lockern, reicht nicht aus. Um übermässigen Druck zu verhindern könnte es helfen, nur kurze Phrasen zu spielen. Z.B. Clark Nr. 1 nicht so häufig wie möglich am Stück, sondern ohne Wiederholung und dann absetzten.
Doc.HotShot
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von Doc.HotShot »

Hi Flompeter,

falls Deine Frage ernst gemeint war:

Mein Ratschlag galt zunächst für Hans :rtfm: : Wenn ich sehe, dass ein (vermutlich junger) Kollege durch „täglich 1,5 Stunden intensives (aber FALSCHES!) Üben“ (Lurchi's köstlicher Ausdruck "überambitioniert" :gut: ) drauf und dran ist, sich den Ansatz auf lange Zeit nachhaltig zu schädigen (und somit einen Lernerfolg dauerhaft unterbindet), macht der "Sinnspruch" durchaus Sinn :licht:
Dazu vielleicht auch Bobby Shew- zweifellos eine Zierde unserer Zunft-:…15 minutes 4 times a day is much better than 1 hour practice. Why? Because after 15 minutes you still feel good and the body remember that "peek feeling".

Für alle anderen Mitforisten ist er bitteschön "cum grano salis" zu verstehen, (und nicht wie vom User Bixel mathematisch nach Null zu differenzieren, woraus einem durch gar nicht Üben universelle trompeterische Fähigkeiten zuwachsen würden, was ja erkennbar Quatsch ist). Ich dachte das wäre klar… :Hä:

Daher noch mal zum Mitmeisseln :argh: : Es geht um stetige Achtsamkeit und Wachheit beim Üben, so dass Du das für Dich RICHTIGE auch RICHTIG übst. Das Dumme beim Üben ist ja, dass sich ja auch die falsche Ausführung gleichermaßen festsetzt, und nur mit zusätzlichem Üben, wieder loszuwerden ist (Immerhin –zum Trost- erhöhen Umwege die Ortskenntnis). Weniger ist also auch hier manchmal mehr, oder wie uns Shirley Horn (unnachahmlich :D :D :D ), http://www.youtube.com/watch?v=T4eEUqv3VII) in der Bridge wissen lässt:
….
The dumb ones go for quantity
The wise ones go for quality
I've got the answer now
it's not how much but HOW…

(Loads of Love, Richard Rodgers)

Beste Grüsse
Doc

PS: Falls es nicht schon einen Thread über “Effektives Üben/Physiologie und Psychologie des (Trompete) Lernens” gibt, wäre ein Gedankenaustausch möglicherweise fruchtbar. Wir könnten die Diskussion dort fortsetzen, hier ging es ja konkret um eine Lippenverletzung.
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schattie280
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von schattie280 »

Doc.HotShot hat geschrieben:...
PS: Falls es nicht schon einen Thread über “Effektives Üben/Physiologie und Psychologie des (Trompete) Lernens” gibt, wäre ein Gedankenaustausch möglicherweise fruchtbar. Wir könnten die Diskussion dort fortsetzen, hier ging es ja konkret um eine Lippenverletzung.
Moin,

feine Idee :gut: , starte doch einfach einen.

Gruß,
Schattie
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Re: Oberlippe innen verletzt

Beitrag von OldEmo »

Das gleiche Problem hatte ich auch. M.E. war der Grund eine Kombination aus noch wenig entwickelter Muskulatur, zuviel Druck und einem ungeeigneten Mundstücksrand, der an einer bestimmten Stelle die Lippe gegen die Kante der Schneidezähne scheuern ließ.

Um den Druck zu reduzieren, habe ich oft vorm Spiegel geübt. Wenn man sieht, was man sich da antut, läßt man das ganz von selbst. Und wenn man beim Spielen halbwegs entspannt aussieht, macht man es wahrscheinlich richtig.

Das Problem mit dem Mundstücksrand habe ich durch den Wechsel zu einem Wedge gelöst. Dieser Rand ist auf der horizontalen niedriger und verlagert den Druck dadurch mehr nach oben und unten. Da scheuert nichts mehr, und stark drücken ist damit einfach so unangenehm, daß man es sowieso nicht mehr tut. Man setzt dann ganz automatisch mehr Lippenspannung ein, weil sonst die Luft an den Seiten entweicht. Bei mir hat das gut funktioniert, aber letztlich hängt es von der eigenen Anatomie ab.

Mittlerweile komme ich auch mit "normalen" Mundstücken zurecht, ohne die genannten Probleme. Das Wedge gefällt mir aber immer noch besser.

Beim Üben achte ich immer auf entspanntes Aufwärmen, keine Extreme bis der Ansatz belastbarer wird, und immer mit Pausen dazwischen. Wenn es beim Üben unangenehm wird, lieber ein paar Minuten aufhören.

Nur nicht die Geduld verlieren!

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