Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

Moderator: Die Moderatoren

Benutzeravatar
BrigantiumJazz
ExtremPoster
Beiträge: 330
Registriert: Dienstag 3. Januar 2006, 18:03
Wohnort: Bregenz

Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von BrigantiumJazz »

Liebe Kollegen,

eine Frage an euch:

Mir ist klar, dass es für den optimalen Luftfluss und Ton entsprechende Einspielübungen braucht. Nach 36 Jahren Trompetespielen ist mir das klar.

Seit dem Frühjahr spiele ich eine Inderbinen Alpha, mit der ich auch äusserst zufrieden bin. Das einzige, was mir besonders seit ich dieses Instrument spiele auffällt ist, dass ich je nach Tagesverfassungen bis zu einer halben, dreiviertel Stunde spielen muss, bis der Ton so richtig aufmacht und frei ist. Anfänglich dachte ich, versuch ein anderes Mundstück, einen anderen Kessel, eine andere Bohrung....aber es ist immer der gleich Effekt. Bei meinem früheren Instrument (Bach 43G) war das ähnlich, bei der Inderbinen ist es nun viel stärker!

Und wenn der Ton dann "offen" ist, könnte ich spielen ohne Ende. Kennt jemand von euch ähnliche Effekte?
Es kommt mir fast vor, als ob die Lippe sich erst dem Mundstück "anpassen" muss etc...

Ich muss sagen, dass sich mein Ansatz insbesondere in den letzten Jahren stark entwickelt hat. Es kommt mir vor, je ausdauernder er wird, umso länger brauche ich zum einspielen.....

Wer von euch kennt ähnliche Effekte?

LG
-=iii=< BrigantiumJazz
Benutzeravatar
mikefiftyniner
Unverzichtbar
Beiträge: 698
Registriert: Donnerstag 4. August 2005, 11:59
Meine Instrumente ..: NONE
Wohnort: Machtsum (Nabel der Welt)

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von mikefiftyniner »

:OT: Sei doch froh - andere sind nach einer Stunde schon fertig mit der Welt... :trumpet2:
Mit jedem erfüllten Wunsch zerplatzt ein Traum!
Wer Schreibfehler findet, darf diese behalten!
Benutzeravatar
BrigantiumJazz
ExtremPoster
Beiträge: 330
Registriert: Dienstag 3. Januar 2006, 18:03
Wohnort: Bregenz

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von BrigantiumJazz »

Froh und nicht froh...natürlich ist die Ausdauer gut. es kann nur störend sein, wenn du mal nicht die Zeit hast ausgiebig einzuspielen...und dann "fliesst" der Ton (noch) nicht richtig!
-=iii=< BrigantiumJazz
FlüTro
Unverzichtbar
Beiträge: 2820
Registriert: Montag 28. November 2005, 21:34
Kontaktdaten:

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von FlüTro »

Beschreib doch mal Deine Ansatztechnik

Ich geh halt erst an die Trompete, wenn ich einen klaren Ton am MP habe;
dauert ein paar Minuten.
Benutzeravatar
BrigantiumJazz
ExtremPoster
Beiträge: 330
Registriert: Dienstag 3. Januar 2006, 18:03
Wohnort: Bregenz

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von BrigantiumJazz »

Einspielen mit dem Mundstück (ein paar Minuten) habe ich auch bereits probiert. Ändert nichts daran, dass ich dieses "Fließgefühl" erst später bekomme. Davor habe ich das Gefühl das Instrument hat zuwenig "Durchfluß" als ob ich ein extrem enges Teil spiele. Obwohl die Instrumente die ich spiele wirklich nicht eng sind!

Bei der Inderbinen ist es denk ich auch deshalb stärker, da das Instrument eine viel kompaktere Schwingung produziert, das heisst der Ton ist viel dichter als bei meiner Bach. Vielleicht bin ich ja auch noch in der Umgewöhnungsphase in der ich mich an das gewöhnen muss...

Komisch ist eben nur dass das Instrument nach einiger Zeit spielen dann komplett aufmacht. Ich denke halt, das liegt nicht am Instrument sondern an mir...
-=iii=< BrigantiumJazz
FlüTro
Unverzichtbar
Beiträge: 2820
Registriert: Montag 28. November 2005, 21:34
Kontaktdaten:

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von FlüTro »

Vielleicht begeistert Dich diese Trompete so sehr,
dass Du gleich so einen "Tuck" zuviel willst???
Benutzeravatar
haynrych
Unverzichtbar
Beiträge: 2942
Registriert: Sonntag 5. November 2006, 06:14
Meine Instrumente ..: taylor chicago II
Wohnort: HORNSTEIN, NORDBURGENLAND, AUT
Kontaktdaten:

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von haynrych »

klingt für mich nach "zu viel spannung" im schwingenden lippenteil. tritt bei mir auf wenn ich am vortag zuviel oder zu anstrengend gespielt bzw. geübt habe. durchs blasen wird dann mit der zeit wieder alles lockerer, vergleichbar mit dehn- und aufwärmübungen vor dem sport. ich glaube an mir eine positive auswirkung von warmen getränken (kaffee oder tee) beobachtet zu haben.

vielleicht klingt die neue trompete nicht nur besser (nutzen), sondern erfordert auch mehr kraft (kosten)?
KEEP CALM AND DON'T FEED THE TROLL
[diogenes]
Trompetist
PowerPoster
Beiträge: 58
Registriert: Samstag 17. April 2004, 20:40

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von Trompetist »

Ich hatte früher auch immer das Problem, dass der Ton beim einspielen erstmal sehr dumpf und leblos war.

In den letzten Monaten haben mir zwei Dinge sehr weitergeholfen:
Die Videos und Artikel von Greg Spence http://www.mysterytomastery.com/articles/?art=3
Und die Vorstellung, dass hohe Töne weiter weg sind als tiefe, bzw die Luft für hohe Töne weiter durch die Trompete geblasen werden muss. Das habe ich hier für mich herausgezogen: http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... =6&t=20291 (danke, Dobs).Diese Vorstellung wirkt bei mir sehr effektiv dagegen, dass ich Luftdruck aufbaue, der aber die Trompete gar nicht erst erreicht, weil zB der Hals oder die Lippen zu geschlossen sind.

Greg vertritt (wie auch Vizzutti) die Einstellung, dass nur mit dem Mundstück kein Buzz auftreten sollte. Erst wenn das Mundtück in der Leadpipe steckt soll es möglichst resonant buzzen.

Aktuell spiele ich mich folgendermaßen ein:
1. Ein paar tiefe Atemzüge durch das Mundstück blasen (mit Lippen am Mundstück, aber ohne buzz)
2. Etwa 1 minute leadpipebuzzing (Grundton und Oktave, etwas Töne treiben)
3. Eine Tonleiter von C2 - C3, "wohlfühllautstärke" mf-f, dabei so entspannt wie möglich bleiben und sich vorstellen, dass jeder Ton etwas weiter entfernt ist, als der vorherige. Idealerweise sollte der höchste Ton so klingen und sich möglichst auch so anfühlen, als könnte man ihn ewig spielen. Ich denke, es ist sinnvoll, dass die Tonleiter bis 1-2 Ganztöne unter die persönliche Grenze geht.
Direkt im Anschluss habe ich quasi den besten Klang, den ich eben erzeugen kann. Der ändert sich beim Üben praktisch nicht mehr und bleibt konstant (bis eben irgendwann Ermüdung einsetzt, natürlich).

Ich kann natürlich nicht garantieren, dass das für andere ähnlich gut funktioniert, aber ich habe mich früher zeitweise sogar mit Dämpfer eingespielt, weil mich mein Ton beim Einspielen so frustriert hat. Mittlerweile bin ich jedesmal positiv überrascht, dass es vom Fleck weg gut klingt.
Durch die Übungen haben sich auch generell mein Klang und meine Ausdauer verbessert, nicht nur die Einspielzeit verkürzt.


edit: hier demonstriert vizzutti gut, dass er nur mit den Lippen oder mit Lippen und Mundstück noch nicht buzzt, erst wenn die Trompete dazukommt: http://www.youtube.com/watch?v=DIRWgYWn ... re=related . Eine Einführung zum Thema ab 2:05, demonstration ab 5:10. Ich stand dem Konzept auch erst sehr skeptisch gegenüber, aber zumindest für mich funktioniert es sehr gut.

edit2: Jens Lindemann unterrichtet offenbar auch, dass hohe Noten weiter weg sind: http://www.artistshousemusic.org/videos ... he+trumpet
Zuletzt geändert von Trompetist am Samstag 27. August 2011, 14:11, insgesamt 4-mal geändert.
Benutzeravatar
wernertrp
Unverzichtbar
Beiträge: 1164
Registriert: Sonntag 11. März 2007, 19:31
Meine Instrumente ..: Yamaha YTR 6345G
Schilke B5
Bach Strad. ML37
Flgh Getzen Eterna
Piccolo Getzen Eterna
Drehventil FLGH Weltklang
Wohnort: Villingen-Schwenningen

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von wernertrp »

Ich brauche auch ca. eine Stunde.
Aber nicht immer.
Die Tonqualität ist aber schon am Anfang gut.

Was eine Stunde bei mir dauert, ist das optimale Gefühl der Leichtigkeit und Felixbilität
in der Ton-Formung.
Wie weit ist es bis zum Trogoautoegokraten
Moderatorenschinder
antiker Gedankenklops
Gurdjieff lebt
Benutzeravatar
BrigantiumJazz
ExtremPoster
Beiträge: 330
Registriert: Dienstag 3. Januar 2006, 18:03
Wohnort: Bregenz

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von BrigantiumJazz »

@Trompetist: Danke für deine ausführlichen Schilderungen....das beantwortet auch die Frage, warum Mundstückbuzzing so ganz anders ist (von Ansprache und Höhe) als das wirkliche Spielen mit dem Instrument!!...und damit hängt wahrscheinlich auch die Verkrampfung zusammen, die entsteht, wenn man motiviert, ausgeruht...zuviel Spannung in die Lippen gibt und damit der Luftfluss behindert wird...was wiederum den Ton nicht frei entfalten lässt! Danke erst mal für die tollen Beiträge... ich werde das natürlich heute gleich mal an mir selber testen :wink:

@wernertrp: dein Bezug auf die Leichtigkeit verstehe ich auch!...hängt vielleicht auch damit zusammen, dass du erst später wirklich die Luft frei einsetzen kannst und das Lippengewebe optimal durchblutet ist...dir auch Danke für den Beitrag!

Ich berichte dann, wie ich mit euren Tips weiter gekommen bin!!

DANKE
:)
-=iii=< BrigantiumJazz
Benutzeravatar
mk-trumpet
SuperPoster
Beiträge: 142
Registriert: Dienstag 17. August 2010, 21:48
Meine Instrumente ..: JBS custom Trompete
JBS custom Flügelhorn
Yamaha YTR-9320
Vintage Conn Constellation Kornett, Kupfer
Kontaktdaten:

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von mk-trumpet »

Könntest auch mal versuchen, mit ein paar Minuten Fluttering und lockeren Dehnübungen (Grimassen) erst einmal die Durchblutung in Gang zu bringen. Ein paar Minütchen Pause und dann weiter wie gewohnt.
Trompetist
PowerPoster
Beiträge: 58
Registriert: Samstag 17. April 2004, 20:40

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von Trompetist »

BrigantiumJazz hat geschrieben:@Trompetist: Danke für deine ausführlichen Schilderungen....das beantwortet auch die Frage, warum Mundstückbuzzing so ganz anders ist (von Ansprache und Höhe) als das wirkliche Spielen mit dem Instrument!!...und damit hängt wahrscheinlich auch die Verkrampfung zusammen, die entsteht, wenn man motiviert, ausgeruht...zuviel Spannung in die Lippen gibt und damit der Luftfluss behindert wird...was wiederum den Ton nicht frei entfalten lässt! Danke erst mal für die tollen Beiträge... ich werde das natürlich heute gleich mal an mir selber testen :wink:
Ich bin sehr gespannt, ob diese Konzepte dich ähnlich weiter bringen wie mich. Ich habe den Unterschied direkt beim ersten Mal gespürt, im Sinn eines freieren Tons der müheloser klingt und sich genialerweise auch so anfühlt. Klar musste ich die ersten Tage noch ein wenig an der Kontrolle und am Dynamikumfang arbeiten. Wenn der Ton nach einer Weile enger wird und du wieder mehr Luftdruck brauchst, lohnt es sich, die Vorstellung dass hohe Töne weiter weg sind wieder wachzurufen. Eventuell auch nochmal die beschriebenen Einspielübungen wiederholen.

In dem von mir verlinkten pdf wird sich ausgehend von Teilen der Tonleiter nach oben gearbeitet. Also c-g, fermate, c-a, fermate usw. Habe ich die ersten wenigen Wochen auch so gemacht und wende das heute auch noch an, wenn sich ein Tag nicht ganz so gut anfühlt. Klar ist auch, dass ich vor einem Gig längere Einspielzeiten brauche, im Sinne von Flexibilität und vor allem Treffsicherheit (damit meine ich aber 5-10 minuten, keine Stunde). Der Klang ändert sich dabei allerdings kaum noch.

Ich hab zwar nur popelige 16 Jahre Amateurerfahrung, aber da mir das Problem so bekannt vorkam hab ich meinen Senf mal dazugegeben. Ist natürlich mit Vorsicht zu genießen. Vielleicht zieht es bei dir mit 36 Jahren etwas langsamer an. Wenn es allerdings ähnlich gut funktioniert wie bei mir, dann viel Spass!
Benutzeravatar
Miss Trumpet
Unverzichtbar
Beiträge: 1934
Registriert: Freitag 18. Juni 2004, 14:33
Wohnort: Niederösterreich

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von Miss Trumpet »

Spätestens wenn es bei mir mal nicht "funktioniert" oder ich für einen Auftritt früh am Morgen fit sein muss, kehre ich wieder zurück zu Thompsons "Buzzing Book". Die Nummern eins bis vier (unbedingt mit BERP!), danach eine kurze Pause - und ich bin auch nach so mancher Überanstrengung vom Vortag wieder ziemlich fit. Wenn es um die Balance zwischen Lippen und Luft geht - und vor allem wenn es um ein "schnelles" Kurieren von Überspannung geht - ist und bleibt für mich dieses Buch einfach ein Wunderding.

LG, Miss Trumpet
Der Weg ist das Ziel.
Benutzeravatar
haynrych
Unverzichtbar
Beiträge: 2942
Registriert: Sonntag 5. November 2006, 06:14
Meine Instrumente ..: taylor chicago II
Wohnort: HORNSTEIN, NORDBURGENLAND, AUT
Kontaktdaten:

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von haynrych »

teufelskreis: zuviel spannung verursacht eine grössere lippenöffnung. die grössere lippenöffnung benötigt mehr spannung. ... u.s.w. ...
KEEP CALM AND DON'T FEED THE TROLL
[diogenes]
Trompetist
PowerPoster
Beiträge: 58
Registriert: Samstag 17. April 2004, 20:40

Re: Ton macht erst nach einer Stunde auf!?

Beitrag von Trompetist »

BrigantiumJazz hat geschrieben: Ich berichte dann, wie ich mit euren Tips weiter gekommen bin!!
Wie siehts mittlerweile aus? Hat sich der Ton "geöffnet"?
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 82 Gäste