Vorwärtsbewegung der Lippen bei jedem Stoss

[Puukka]

Hallo Ralf

Also wenn ich Ansetze, liegt alles schön plan auf. Stosse ich an, erzeugt die aussfliessende Luft eine Vorwärtsbewegung der Lippen und somit auch ein kleiner Luftpolster zwischen Zähnen und Lippen.
Irgendwie schafft es mein Ringmuskel nicht, mit diesem Ansatz den nötigen Halt zu gewährleisten.
Dadurch muss ich auch beim lauter Spielen recht viel Gegendruck vom Mundstück ausüben, was natürlich auch ermüdet.

Es kann natürlich nach wie vor die Umstellung sein, bis vor zwei Jahren hatte ich immer mit Luftpolster zwischen Zähnen und Lippen gespielt, d.h. das Mundstück ist weich aufgelegen, was viele als "non pressure Ansatz" bewundert hatten, ich jedoch meine grossen Probleme damit hatte. Möglicherweise habe ich bisher nur den halben Erfolg erreicht.

Herbert

[haynrych]

dennis hat einmal den harten zungenstoss als kleine explosionen für den ansatz beschrieben.

[hannes]

Versuche mal den Anstoß mit dem Luftstrom zu koordinieren: perkussiver Luftstromanstoß (sehr empfehlenswert: Burba-PÜH) erst ohne, dann mit Zunge.
Im Übrigen hatte ich - aus welchen Gründen auch immer - ähnliche Probleme in grauer Vorzeit. Ein übermäßiges Wackeln beim Anstoß verlernte ich durch das konsequente Üben und Umstellen zum zungenfixierten Spielen. Nicht selten sehe ich auch heute noch bei Schülern, dass sich die mimische Muskulatur mit der Zungenbewegung koppelt. Das liegt sicherlich mit daran, dass es im Alltag beim Sprechen, Essen ... so einprogrammiert wird. Manchmal hilft schon das Beobachten mit Spiegel und konzentriertes Üben. Aber in hartnäckigen Fällen muss man zu weitergehenden Maßnahmen/Übungen greifen. Die Trockenübungen für die Zunge nach Burba kann ich sehr empfehlen, auch wenn man sonst nicht fixiert spielen will.
Ebenso liegt der Vorteil in zungenfixierten Übungen darin, dass man genau spürt, wo man den Lappen hinlegt.

Hannes

[Puukka]

Danke Leute, danke Hannes!
Werde jetzt mal konsequent Eure Tipps ausprobieren und halte Euch auf dem Laufenden.
LG Herbert

[Sebbel]

Der Tipp klingt vielleicht ein bisschen einfältig. Aber ich würde vorschlagen, dass du einfach nur versuchst anzustoßen, ohne dass sich deine Lippen nach vorne bewegen. Mich hatte mal gestört, dass ich die Trompete bei höheren Tönen immer nach unten neige. Also hatte ich versucht die Töne zu produzieren, ohne die Trompete zu neigen. Hat allerdings nicht funktioniert. Ich habe mich dann nicht mehr so darum gekümmert, aber ein paar Wochen später habe ich festgestellt, dass ich die Trompete aus irgendwelchen mir nicht bekannten Gründen nicht mehr geneigt habe.
Ich denke ich habe durch das Versuchen meinem Körper signalisiert, dass er die Trompete gefälligst gerade halten soll.
Es ist halt unser Kleinhirn für Motorik zuständig und nicht unser Großhirn.

[Puukka]

Danke.
Also ich hab gerade beim Herumexperimentieren etwas entdeckt.
Zu einem fast wackelfreien Ergebnis komme ich wenn ich:

Die Trompete schräger nach unten halte, somit den Mundstückdruck mehr auf die Unterlippe lege (offenbar bildet sich doch vorallem bei der Unterlippe ein Luftpolster) und etwas weicher stosse.

Der Ton ist zwar im Moment unsicher und von einer Höhe kann ich noch nicht sprechen, jedoch ist das möglicherweise eine Komplettumstellung wert.
Herbert

[Marc B.]

Servus Puukka,

der Mundstückdruck sollte immer mehr auf der Unter als auf der Oberlippe liegen.
Bei der Verteilung ca. 40% Oberlippe und 60 % Unterlippe.
Der Winkel der Trompete auf keinen Fall Waagrecht bei normaler Zahnstellung.
Durch den hinter dem Oberkiefer liegenden Unterkiefer ergiebt sich ein Winkel
der nach unten geht.
Aber auch da eben nicht zuweit nach unten.
Ich lasse meine Schüler und Studenten ansetzen und dann mal das Mundstück mitsamt der Trompete
nach unten wegklappen, aber den Lippenkotakt mit dem Mundstück halten (Unterer Mundstückrand mit der Unterlippe).
Dann wieder hochklappen so dass du nur leicht Kontakt mit der Oberlippe hast und auf dieser Position mal
in der tiefen bis mittleren Lage losspielen (Clarke nr.2 e.t.c.)
Die Oberlippe muss frei schwingen können und sollte nicht eingequetscht werden, so dass du nach langem spielen
innen in der Oberlippe keinen Abdruck spürst mit der Zunge.
Wenn du diese Position regelmäßig beim üben suchst wirst du da schnell den Unterschied erfühlen können.

Grüße Marc

[Puukka]

Danke Marc
Scheint so, als hätte ich dem bisher zuwenig Augenmerk geschenkt.
Ich ertappe mich dabei, wenns hoch oder anstrengend wird, die Trompete waagrechter zu halten, die Unterlippe rauszudrücken und mehr Druck auf die Oberlippe zu geben.
Bei der Big Band ist es ja sehr nett, wenn man eher waagrecht über das Pult spielt, jedoch nicht auf Kosten des Ansatzes.
Herbert

[Marc B.]

Wie siehts denn dann bei dir bei dauerfeuer in der Big band mit
einem Abdruck innen an der Oberlippe aus?
Außen meine ich nicht. Der berühmte Ring außen darf ruhig sichtbar sein.
Dies spielt keine große Rolle. Der Außere Rand ist bei Leuten die "Außrollen"
etwas mehr als bei denen die die Lippen einrollen.
Mir geht es darum, ob du innen oben an der Lippe einen Abdruck b.z.w eine
Dauerkerbe spürst.
Die Dauerkerbe sollte auf kein fall da sein da die kapillargefäße der Lippe
sonst ziemlich gequetscht sind. man hat dann am nächsten tag beim losspielen (Einspielen)
das Gefühl dass die Lippe nicht richtig losschwingen will.
Einspielen sollte max. 8-10 Minuten dauern dann muss die ganze Lage zur Verfügung stehen.
Egal ob Morgens , Mittags oder Abends.
Das schlechte Gefühl auf der Lippe kommt meist davon wenn der sog. Anstellwinkel nicht stimmt
und es durch kippen auf Kosten der Oberlippe geht.

Gruß Marc

[Puukka]

Also Abdruck innen ist zum Glück keiner, auch kein Gefühl, die Lippen zu vergewaltigen.
Jedoch merke ich bei Ermüdung dass ich dann dazu neige, die Lippen nach aussen zu drücken und dadurch kommt natürlich die Schwabbelbewegung bei jedem Stoss sowie Treffunsicherheit in den höheren Lagen noch ärger zu tragen.
Herbert

[Marc B.]

Versuche mal beim einspielen das mit dem Mundstück nach unten klappen und kontakt
mit der Unterlippe halten.
Dann wieder hochklappen und lockeren Kontakt mit der Oberlippe herstellen.
Dann locker auf der Luftsäule lospielen und Einatempuls beachten (Immer im Puls der Musik atmen).

Dann bekommst schnell ein Gefühl dafür welcher Winkel stimmt.

Solche sachen brauchen ein wenig Zeit.

gruß Marc

[jamaika]

Puukka
Du iritierst mich etwas.
1.) du redest von Schwabbelbewegung
2.) von zu duennen Lippen die nicht richtig schwingen koennen, wenn du sie einrollst.
Ich denke, das du hier einen Mittelweg finden musst/solltest, der das Schwabbeln abschafft,
und die Lippen trotzdem schwingen koennen. Wenn du an deine Grenzen kommst, solltest du nicht die Entspannung nach aussen suchen, sondern nach innen, d.H. das einrollen der Lippen. Es muss ja nicht so extrem sein wie du das immer schreibst, das du zu duenne Lippen hast. Vielleicht beschaefftigst du dich auch einfach etwas zu viel mit dem Denken. Probiere es ohne zu denken, fuehle was passiert, und hoere auf den Ton. Die Aufnahmen die ich bis jetzt von dir gehoert habe lassen nicht auf dieses Problem deuten. Vielleicht einfach mal nur du sein oder du werden. Nicht immer nach allen moeglichen Ursachen suchen.
Wie sagt Marc B.: 8- 10 Minuten Warm spielen, dann sollte alles abrufbar sein.
Einfacher geht es wirklich nicht.

Gruss Jamaika

[Puukka]

Ich denke, das was ihr schreibt, trifft es ziemlich.
Für mich gibt es in der nächsten Zeit folgendes zu tun:

1.) Den Winkel etwas nach unten zu verlagern um den Druck auf die Unterlippe auf 60% zu legen, denn dann schwabbelt es schon mal weniger.
2.) Ein Herantasten auf ein wenig Einrollen, um mehr "vertikale Festigkeit" der Lippen zu bekommen, damit sie nicht so leicht nach aussen "kollabieren".
Manchmal hat es mir z.B. gutgetan, an ein "Einsaugen" der Lippen zu denken.
3.) Den Kopf von "zu dünnen Lippen" bzw, anderen unfairen Antitalent-Hürden freizubekommen.

Es freut mich jedenfalls, zu hören, dass das Schwabbeln auf den Aufnahmen gar nicht so rauskommt.
Bei all der Liebe zum Jazz hätte ich natürlich trotzdem gerne einen astreinen, geraden (klassischen) Stoss auf Lager.

LG Herbert

[jamaika]

Niemand ist perfekt
Jeder hat mit irgend etwas zu tun. So scheint das Leben zu sein.
Ueben ueben und noch mals ueben.

Gruss Jamaika

[Puukka]

Witzigerweise hab ich bei diesem Video ab 1:34 entdeckt, dass Maurice André bei jedem Stoss den Luftpolster der Unterlippe leicht aufbläst bzw. das Kinn bewegt.
http://www.youtube.com/watch?v=a-p7jOfM ... re=related
Also wenns ihm nicht stört....
Herbert