Übung oder "Gott gegeben"?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
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mijoh1211
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Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von mijoh1211 »

Habe mir eben mal das Interview von Adam Rapa bei Dave Monette angeschaut (siehe http://www.monette.net/newsite/online/N ... amRapa.htm)

Also Kind hat er halt immer versucht den Klang eines Maschinengewehrs beim Spielen nachzuahmen. Jetzt ist sein "single tonguing" schneller als mein "double tonguing" :evil:

Schau euch mal die Stelle bei etwa 3:52 an : ist schon krass!!!

Aber kann man das wirklich mit viel Übung trainieren oder muss man eine gewisse genetische Vordisposition dafür haben? So wie ich jemanden kenne, der ohne Übung beim Pfeiffen 2 Töne ganz schnell hin und her alterieren kann, das im Prinzip der gleiche Bewegungsablauf ist, den man beim Lippentriller benötigt, den die meisten hier ja mühselig sich aneignen müssen.

Gruß - Michael
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Dobs
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Dobs »

Vielleicht gibt es eine genetische Vordisposition, aber ich bin der festen Überzeugung, daß ein Großteil der Menschen mit viel und richtiger Übung all technischen Herausforderungen, die eine Trompete stellt, sehr gut bewältigen können und gute Musiker werden können. Das Problem ist bei den meisten, nicht die Genetik, sondern der fehlende Wille, alles zu tun, was dazu nötig ist, um eine hervorragender Trompeter zu werden. Und weil niemand sich das eingestehen will, sagt man: "Ach, der hat eben mehr "Talent" als ich.
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mijoh1211
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von mijoh1211 »

Hallo dobs,

gebe Dir uneingeschränkt Recht. Laut meinen Erfahrungen (mich eingeschlossen) besteht das Üben nach einer gewissen Zeit im Spielen von Stücken, die man eh kann.
Eigentlich sollte man ja hauptsächlich an den Sachen arbeiten, die man noch nicht so gut kann...
Ich denke, eine gesunde Mischung ist wichtig.
Meine letzte Trompete habe ich von einem Profitrompeter gekauft (die YTR-937) der mir erzählte, dass er jeden Tag um 05:00 Uhr in der früh aufsteht und erstmal eine Stunde Töne aushält.
Das mal am Rande.
Aber schau Dir mal das Video vom Adam Rapa an. Da bin ich mir einfach nicht sicher, ob das nur mit Übungseifer geht :roll:

Gruß - Michael
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Puukka
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Puukka »

Wird jeder Musiker, der eine sehr gute Ausbildung geniesst und hart an sich arbeitet, ein Spitzenmusiker?

Ich meine es geht um folgende Faktoren:
1.) Um Spitzenleistung zu erreichen muss man früh angefangen haben.
Das ist wichtig um eine "kindliche Selbstverständlichkeit" mitzunehmen.
2.) Speziell bei Trompete muss man Ansatzmässig "alles Richtig" machen.
Solange man mit dem Ansatz kämpft, kann man nicht darauf aufbauen.
3.) Man muss das "Talent" haben, das "Gelernte" in die Musik einzubauen.
Speziell im Jazz, kann man Super impovisieren lernen?....Ich meine, nur bedingt.

Herbert
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Nedsolaud
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Nedsolaud »

Hallo,
also ich glaube dass ein gewisses "Talent" oder "Naturell" erforderlich ist um an die Spitze zu kommen.
Carl Lewis soll 90% weiße (schnellzuckende) Muskelfasern gehabt haben, dieses Verhältnis ist genetisch festgelegt und man kann die Weißen nicht vermehren, da kannst trainieren bis du blöd (deppert) wirst....

Ich erwähnte auch schon mal, dass ich lieber Gitarrist geworden wäre, schon weils damals einfach cooler war! Aber... (und glaubt ja nicht ich hätts nicht mit allen Mitteln versucht!!!)

Allerdings glaube ich auch dass die Meissten von uns rel. weit entfernt sind vom Machbaren (Erlernbaren usw.) so kann man technisch schon fast perfekt werden, aber
Puukka hat geschrieben:kann man Super impovisieren lernen?...
das glaub ich auch nicht und hab mich auch schonmal darüber geäußert. Allerdings wurde mir damals eindringlich zu verstehen gegeben dass ich davon keine Ahnung hab. :wink:
Sicher kann man "Gefühle" erlernen (man sagt ja wenn man etwas lange genug betreibt, bekommt man ein Gefühl dafür...), aber den Blues...

Hi hi, nix für ungut.
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Dobs
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Dobs »

Puukka hat geschrieben:Ich meine es geht um folgende Faktoren:
1.) Um Spitzenleistung zu erreichen muss man früh angefangen haben.
Das ist wichtig um eine "kindliche Selbstverständlichkeit" mitzunehmen.
2.) Speziell bei Trompete muss man Ansatzmässig "alles Richtig" machen.
Solange man mit dem Ansatz kämpft, kann man nicht darauf aufbauen.
3.) Man muss das "Talent" haben, das "Gelernte" in die Musik einzubauen.
Speziell im Jazz, kann man Super impovisieren lernen?....Ich meine, nur bedingt.
Wirklich eine sehr umfassende Liste selbstlimitierender Glaubenssätze, Herbert ;-)
Ich habe im übrigen nicht von "Spitzenmusiker" gesprochen, sondern davon, daß jeder der das tut, was dafür nötig ist, eine Trompete technisch zu beherrschen lernen kann.
Spitzenmusiker ich ohnehin ein viel zu unspezifischer Begriff, den jeder für sich selbst mit Inhalt füllen muß, deshalb können wir darüber kaum diskutieren.
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Puukka
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Puukka »

Zumindest kann ich Punkt 1.) und 2.) bei mir feststellen.
Ich hab mit 13 Gitarre begonnen, hab quasi 8 Stunden pro Tag geübt und bin mit 16 z.B. auf der Bühne des Jazzland gestanden. Wenn ich jetzt einen Gig mit der Gitarre habe, ist mir egal welches Niveau und ich weiss, ich liefere meine "Show".

Mit der Trompete hab ich mit 21 begonnen. Seitdem ist jeder Auftritt quasi Russisches Roulette. Je nach Tagesverfassung gehts mal besser, mal schlechter. Schwere technische Dinge konnte ich bisher nicht üben, da ich nach wie vor daran arbeite, sozusagen einen geraden Ton zur richtigen Zeit abzuliefern.

Ich kann nur diejenigen Bewundern, die mit zuvor beschriebenen Selbstverständnis mit der Trompete auf die Bühne gehen und im Extremfall ein sauberes klassisches Trompetensolo abliefern.
Die mit denen ich Kontakt habe und so agieren haben in Ihrer Kindheit mit Trompete begonnen und über Ansatz braucht man mit ihnen nicht reden. Das sind auch oft die die sagen: "nimm einfach genügend Luft und dann gehts".
Naja, sie kennen es ja von sich nicht anders.

Und nachdem im ersten Post Adam Rapa genannt worden ist, beziehe ich mich auf ihn mit dem Begriff "Spitzenmusiker".
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Dobs »

Puukka hat geschrieben:Ich hab mit 13 Gitarre begonnen, hab quasi 8 Stunden pro Tag geübt und bin mit 16 z.B. auf der Bühne des Jazzland gestanden. Wenn ich jetzt einen Gig mit der Gitarre habe, ist mir egal welches Niveau und ich weiss, ich liefere meine "Show".
Das drückt eigentlich ganz gut aus, was ich meine. Die Tatsache, daß Du ein so guter Gitarrist geworden bist, ist wahrscheinlich vor allem dem Umstand geschuldet, daß Du heiss aufs Gitarre spielen warst und jahrelang 8 Stunden täglich dafür geübt hast, um so gut zu werden. So ähnlich, denke ich, ist es beim Trompete spielen auch. Viele, die wir als Ausnahmetalente bezeichnen, haben unglaublich viel dafür getan, um so gut zu werden.
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von peitor »

zu adam rapa video:

Ich kann das fast nicht glauben dass das single tonguing ist...
mmhmmm...klingt schon sehr nach flatterzunge...
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von mijoh1211 »

Hallo peitor,

das Gefühl hatte ich auch. Bekomme selbst mit Doppelzunge nicht diese Geschwindigkeit hin.
Aber eigentlich sollte man meinen, dass sich diese Herren über Begrifflichkeiten im Klaren sind.

Falls es sich tatsächlich um Flatterzunge handelt, ist sie ungeuer präzise.

Gruß - Michael
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jamaika
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von jamaika »

Alles ist eine Uebungssache, das was uns hindert ist die Unwissenheit den richtigen Weg zu betretten. Eines der groessten Probleme ist hierbei das man sich fuers erste zu viel vornimmt, anstatt kleine Portionen zu machen, um den langsamen Aufstieg zu merken. Die Uebungen die man normal zuhause machen sollte sind garnicht so schwer, es ist nur die Regelmaessigkeit die langsam einschlaeft, anstatt hier wach zu bleiben. Was muss man den schon auf der Trompete beherrschen, wenn man spielen kann?? Wenn der Ansatz stimmt, kann man garnicht soviel falsch machen, es sei den das man Unkontrolliert spielt. Fingertechnik, dafuer braucht man noch nicht mal Noten, sondern nur die Genauigkeit von taeglich min. 10 Minuten.
Improvisieren lernt man erst, wenn eine gewisse Rotine beherrscht wird. Laufen die Finger gut und hat man Freude am blasen sind alle Tueren geoffnet. Nur Geduld ist gefragt.

Gruss Jamaika
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Nooooooooos »

Sorry...Aber ich kann das einfach nicht bestätigen....Ich erlebe Tag täglich immer wieder beide Seiten davon und weiss ganz genau, dass es eben genau nicht nur an der Übung liegt...

Zum Beispiele habe ich es in der Schule ziemlich leicht und bringe gute Leistungen ohne mich gross anzustrengen...Andere hingegen fragen mich immer wieder wie ich denn das überhaupt schaffen könne, ohne 50h am Tag zu lernen...Es gibt solche, die stundenweise jeden Tag lernen und halt doch nie an meine Leistungen herankommen. (Ich möchte jetzt nicht arrogant klingen aber es ist einfach so)

Umgekehrt hingegen übe ich sehr viel am Instrument (zeitenweise mehrere Stunden pro Tag, vielleicht gerade, weil ich so viel Zeit dazu habe) und komme nie an die Leistung von anderen heran, die sich lächerliche 30min mit dem Instrument beschäftigen...Ich komme einfach massiv langsamer vorwärts und kämpfe andauernd mit trivialen Problemen...

Ich glaube genau bei diesen Unterschieden ist die Psyche extrem wichtig (Zitate, dass 90% Psyche sind) Logisch meine ich nicht einfach etwas autogenes Training und Training des Selbstbewusstseins (ich bin eigentlich sehr selbstbewusst).
Ich denke da vorallem an eine umfassende Übephilosophie (und meine damit nicht einfach einen Übeplan, der einem der Leher erstellt). Man muss einfach selbst und individuell für sich herausfinden, wie man üben/lernen muss, damit man am produkstivsten vorwärts kommt...
Leider habe ich keine Ahnung wie man diese Übe-/Lernphilosophie am besten herausfindet, beim Schulischen bin ich wohl per Zufall darauf gekommen, beim Blasen befinde ich mich warscheinlich noch eine schöne Weile auf einer langen Odysse...


Noooooooooos
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von martin92 »

Es ist doch eh alles von Gott gegeben oder genetisch veranlagt... Manche sind sehr Willensstark, lernfreudig, musikbegeistert etc. Wenn sie dann auch noch viel üben werden sie die Besten werden. Aber ich denke ihnen fehlt es dann halt an anderen Stellen (ihr wisst wie ich das mein)

Grüße Martin
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Dobs
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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von Dobs »

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Re: Übung oder "Gott gegeben"?

Beitrag von feelingtrp »

Also ich glaub, dass jeder durch viel arbeit (der einer mit weniger, der andere mit mehr) ein super Trompeter werden kann. Aber um jetzt wirklich an der Weltspitze zu sein, reicht meiner Meinung nach auch noch so viel üben nicht aus. Da braucht es schon das, was immer als Talent bezeichnet wird. Und vor allem (speziell in der Klassik) muss man schon sehr früh professionell zu üben beginnen. Wenn man sich Sergej Nakariakov oder Ruben Simeon ansieht, die schon mit glaub ich 12 Jahren oder so den Karneval von Venedig gespielt haben.... Um so ein Niveau zu erreichen muss wirklich alles passen.
Und auch wenn man sich die High noter ansieht. Auch wenn ich jetzt noch so viel üben würde könnte ich mir nicht vorstellen so screamen zu können, weil ich mir einfach mit der Höhe ziemlich schwer tue. (bin mit ca. 3 Stunden übezeit täglich im Bereich C3)
Der Ton macht die Musik!!!!!!!!!
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