Versetzter Ventil-Block/Maschine

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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franzl
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Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von franzl »

Habe neulich von Trompeten gehört die einen zu "herkömmlichen" Perinet-Trompeten versetzten Ventilblock haben. Je nachdem soll der Klang mehr Richtung Klassik bzw. Jazz tendieren.

Hat jemand Erfahrung damit bzw. was ist an der Sache "dran" ?
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Wolfram
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von Wolfram »

franzl hat geschrieben:Habe neulich von Trompeten gehört die einen zu "herkömmlichen" Perinet-Trompeten versetzten Ventilblock haben. Je nachdem soll der Klang mehr Richtung Klassik bzw. Jazz tendieren.

Hat jemand Erfahrung damit bzw. was ist an der Sache "dran" ?
Entschuldige,
ich verstehe deine Frage nicht...

Meinst du Instrumente, die mit Perinet-Mechanik Drehventile bewegen? Diese Instrumente haben die Ventile erst zwischen dem Stimmzug und dem Schallstück. Der Klang und die Ansprache gehen deshalb mehr zu einer Perinet-Trompete.
Diese Ventil-Kombination wurde viele Jahre von Scherzer gebaut und seit geraumer Zeit auch bei den "Ganschhörnern" verwendet. Dort sind die Drehventile aber im Gegensatz zum Scherzer-Modell (wie bei einer klassischen Trompete) direkt nach einem sehr kurzen Mundrohr zu finden. Dieser Klang dürfte wiederum sehr "klassisch" sein

Hier ein Thread dazu: http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... t=scherzer

Ist damit eine Frage beantwortet? Ansonsten formuliere sie bitte konkreter.
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von franzl »

Erstmal wie immer vielen Dank für deine tollen Antworten Wolfram ! Das vielen Dank Wolfram-Forum ist vollkommen berechtigt !

Keine Ahnung ! Ich habe es so verstanden dass es sich um "normale" Perinet-Trompeten handelt bei denen der Ventilstock je nach dem nach vorne oder nach hinten versetzt ist im Vergleich zu dem was man herkömmlich so baut . Ich weiss es leider nicht genauer aber ich denke mir dass eventuell das Mundrohr und was danach so kommt kürzer oder länger ist !
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Puukka
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von Puukka »

Hmmm...ich kenne nur, daß z.B. bei den alten Olds Trompeten der Ventilstock etwas weiter vorne ist, das ist ganz nett, weil die Trompete nicht so kopflastig ist und besser in der Balance, jedoch klanglich macht so etwas keinen Unterschied.
Das Mundrohr bleibt davon unbeeinflusst, da nur das untere Stimmzug Aussenröhrchen etwas kürzer wird und die Bell etwas länger.
LG Herbert
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Wolfram
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von Wolfram »

Wenn es lediglich um eine verschobene Position der Ventile geht, dann ist der Rohrverlauf nicht grundlegend verändert, der Durchmesser angepasst und somit klanglich kein Unterschied zu erwarten.

Puukka hat Recht, wenn er schreibt, dass sich lediglich die Balance des Instrumentes verändert.
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nic
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von nic »

schade, daß hornmaker hier nicht mehr vertreten zu sein scheint. er hat versuche mit verschiedenen ventilpositionen durchgeführt, die ergebnisse dieser studie sind auch irgenwo publiziert.
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nic
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von nic »

nicht die besagte publikation, aber auch sehr interessant:
CAMPIDELL, Stefan: Die Mikrostruktur von Ventilbindungen bei Trompeten (DA 1995)
Die Arbeit geht mit Hilfe von neuen technischen Meßverfahren der viel diskutierten Frage nach, welcher Ventiltyp der Bessere sei, bzw. wodurch sich die Ventile unterscheiden. Zuerst wird ein Abriß über die Akustik der Trompete gegeben, dann folgen detaillierte Beschreibungen der bautechnischen Merkmale verschiedener Ventiltypen sowie der Meßmethode. Mit Hilfe dreidimensionaler Diagramme, die auf einer Vielzahl von Impedanzmessungen beruhen, gelingt es dem Autor, deutliche Unterschiede zwischen Bindungen festzustellen. Aus der Untersuchung resultiert die Erkenntnis, daß weder das Drehventil noch das Perinetventil prinzipiell besser ist, sondern daß die Position des Ventils im Instrument für die klangliche und spieltechnische Charakteristik der Bindung entscheidend ist. Ein Experiment, bei dem beide Ventiltypen an gleicher Position eingepaßt wurden, zeigte eine völlig gleiche Charakteristik von Dreh- und Perinetventil!
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Wolfram
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von Wolfram »

Ich arbeite fast täglich mit BIAS-System. Dort ist zwar keine 3-Dimensionale Darstellung möglich, aber die Zahlen sprechen für sich.
Im Ansprache-Verhalten ist festzustellen, dass die Benutzung der Ventile immer zu einer leichten Verbesserung der Ansprache führen.
Der Musiker würde sagen "Der Ton rastet besser ein".

Die Benutzung der Ventile hat aber kaum etwas mit dem Klang des Instrumentes zu tun.
Deshalb ist auch die Position der Ventile im Instrument für den Klang ohne große Bedeutung.
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nic
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von nic »

hatte jetzt etwas mehr zeit. unter dieser adresse findet man die ergebnisse:
http://iwk.mdw.ac.at/Forschung/deutsch/ ... ntile0.htm
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Wolfram
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Re: Versetzter Ventil-Block/Maschine

Beitrag von Wolfram »

nic hat geschrieben:hatte jetzt etwas mehr zeit. unter dieser adresse findet man die ergebnisse:
http://iwk.mdw.ac.at/Forschung/deutsch/ ... ntile0.htm
Die Studie ist sehr interessant, zeigt aber deutlich, dass es für den Klang und Intonation nicht entscheidend ist, wo das Ventil eingebaut wird.
Widholm hat geschrieben:
Die Tabelle zeigt deutlich, daß der in Wien und Teilen Deutschlands benützte Tropetentypus mit Drehventilen insgesamt mehr "weiche" Bindungen aufweist als das amerikanische Modell mit den Perinetventilen.
Die Studie hatte das Ziel zu zeigen, dass die Position der Drehventile (zwischen Mundrohr und Stimmzug) generell weichere Bindungen ermöglicht als Perinetventile (zwischen Stimmzug und Schallstück).

Eine Veränderung von 1-2cm innerhalb des Instrumentes haben deshalb wohl kaum Einfluss auf den Klang des Instrumentes.
Die Studie erklärt auch nicht die Möglichkeit eines Glissando auf der Perinet-Trompete...
Hier geht es einzig darum zu zeigen, welche Ventilart eine bessere Bindung zulässt.

Beim nächsten Meeting mit Prof.Mag. Gregor Widholm, kann ich ihn ja mal ermuntern entsprechende Untersuchungen in seinem neu eingerichteten Institut durchzuführen. Potential hat er nun wieder...
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