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Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Samstag 6. Januar 2007, 13:33
von higher
Hallo auch,

bereits im Forum "Trompeten" habe ich zu dieser Trompete gepostet, habe aber keine Reaktion darauf bekommen. Das Ganschhorn und die Hoch B-Trompete von Scherzer sind doch in ihrer Bauart etwas anderes, wenn auch auf dem ersten Blick ähnlich.
Im Forum "Trompeten" lief dies unter dem Topic "Zylinderjazztrompete".

Hier nochmal mein Posting. Vielleicht könnt Ihr mir ja etwas mehr über Art und Herkunft dieses Gerätes sagen.
Danke schon mal.

Andreas

Hallo zusammen,

ich habe da auch sowas ähnliches im Schrank. Müßte aus den 40er bis 60er Jahre stammen. Auf jeden Fall aus deutscher Produktion: Instrumentenbauer Wittstadt aus Würzburg. Das ist aber nur überliefert. Den gibt es heute auch gar nicht mehr...Auf dem guten Stück sind keinerlei Gravierungen oder sonstige Hinweise auf Alter oder Herkunft. Jedenfalls keine offensichtlichen...
Das Teil ist in B gestimmt, unlackiert (damit recht pflegebedürftig) und geht aber immer noch tadellos. Nachdem ich nun einige Jahre pausiert habe, werde ich mich nun dem Gerät mal wieder etwas intensiver widmen.
Erstaunlich ist, dass die Ventile und Züge auch nach über 10 Jahren "Schlaf" einwandfrei laufen.

Kann mir jemand mehr dazu sagen? Oder vielleicht eine Quelle nennen, wo ich etwas über Herkunft, Bauweise etc. erfahren könnte?

http://www.schunter-online.de/troete.JPG


Für die hier gestellten Fragen, was die Bauweise bringen soll: der Ventilweg ist deutlich kürzer als bei ner Pumpe...

Danke schon mal für Reaktionen....

Andreas

Verfasst: Samstag 6. Januar 2007, 14:23
von MonkeRules
Hallo Andreas!

Ja, den Wittstadt gibt es schon lange nicht mehr. Allerdings hat er meines Wissens nach nie selbst Instrumente hergestellt. Wittstadt gehörte zum Musikhaus Deußer (gibts heute noch!).
Möglichkeit 1: Deußer hat das Ding hergestellt (was ich nicht glaube). Möglichkeit 2: Das Teil ist No-Name-Ware und bekam einen Stempel drauf (halte ich für wahrscheinlicher). Also ist auch das mit der dt. Produktion nicht wirklich sicher.
Vielleicht hat Deußer mehr Infos??

Ciao,
Michael

Verfasst: Samstag 6. Januar 2007, 14:32
von higher
Hi Michael,

das Problem ist, dass keinerlei Kennzeichnungen drauf sind.
Wittstadt hatte wohl früher (vorm Krieg oder so...) wohl mal eine eigene Instrumentenschmiede.
Zum Deußer muß ich demnächst sowieso mal. da ist gerade meine andere Kanne zur "Erneuerung". Vielleicht hat der Werkstattmeister noch ne Idee...

Danke und Gruß
Andreas

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Sonntag 2. Dezember 2007, 21:25
von Bärri 335
Hallo,
ich habe auch noch eine Zylinderjazztrompete von meinem Lehrer. Die ist allerdings von B&S und schon einige Jahre alt. Ich weiß jedoch nicht ob dies eine Sonderanfertigung vom Hersteller ist, da sie einen kleineren Schallbecher und insgesamt auch kleiner ist. Ist aber trotzdem in B gestimmt und funktioniert noch heute einwandfrei. Ein gutes Stück also.

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Sonntag 2. Dezember 2007, 22:05
von higher
Hi Bärri,

hast Du vielleicht mal ein Bild? Wäre klasse um mal den Vergleich zu sehen.

Gruß
Andi

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Montag 3. Dezember 2007, 09:06
von Wolfram
Diese Trompeten sind aus der Werkstatt "Scherzer". Auch wenn mal "B&S" drauf steht.
Scherzer wurde zu "rötesten" Ost-Zeit verstaatlicht und als Meisterwerkstatt der B&S (bis heute) angegliedert.
Natürlich war es Hauptziel der ostdeutschen Produktion, Devisen zu erwirtschaften... und so wurden die Instrumente oft auch mit anderen Namen oder eben auch mal ohne Namen hergstellt.

Der Vorteil dieser Instrumente liegt in dem langen Mundrohr und der leichten Ansprache (wie eine Jazztrompete).
Und sehr entscheidend ist der kurze Drückerweg der Zylinderventile mit Perinet-Drückern.
Meist wurden die Instrumente in Goldmessing gebaut und erhielten damit zusätzlich einen warmen Ton.

Es war ein guter Ersatz für den klassischen Sound einer Konzerttrompete mit dem Aussehen einer Jazztrompete.
Zu DDR-Zeiten hätte sich kaum jemand mit einer Konzerttrompete in eine Big-Band oder Tanzorchester gestellt.
Mit diesem "Scherzer"-Modell war es aber möglich!
LG, Wolfram

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Montag 3. Dezember 2007, 22:12
von Bärri 335
Hi Andi,

ja ich werde mal ein Bild machen, damit ihr das gute Stück mal sehen könnt.

Danke für die anderen Infos, wusste die Geschichte mit der "Scherzer" auch noch nicht.

Gruß Bärri

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Montag 3. Dezember 2007, 23:01
von Bärri 335
Hi,
hab mal ein Bild gemacht und hoffe das ganze funktioniert auch über diesen Link.

Bild

Gruß Bärri

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Dienstag 4. Dezember 2007, 21:27
von Flügelhorny
Hallo,
ich möchte nur moch einmal feststellen,dass es keine typische Jazz-Trompete gibt!Das Vorurteil dass eine Perinettventil oder Pumpventil-Trompete eine Jazz Trompete ist kommt daher,weil nach dem Krieg die Amerikaner mit der bis dahin in Deutschland unbekannten Perinettventil-Trompete Jazz-Musik machten.

G
Flügelhorny

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Mittwoch 5. Dezember 2007, 08:11
von lurchi
Ich finde diese Bauform recht interessant. Schließlich ist für den typischen Unterschied zwischen Dreh- und Pumpventilern nicht die Ventilform sondern die Position im Rohr entscheidend (eindrucksvoll belegt von Widholm und Campidell, IWK http://iwk.mdw.ac.at/Forschung/deutsch/ ... ntile0.htm). Von daher sollte sich dieses Instrument wirklich wie eine Perinet spielen, nur mit kurzerem Drückerweg.
Warum hat diese Bauform keine weitere Verbreitung gefunden?

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Mittwoch 5. Dezember 2007, 10:25
von Nedsolaud
Servus mitteinand,

das sind tolle Dinger! Warum die keiner mehr baut weiß ich auch nicht.?.?
Jedenfalls stimmt als Instrumentenbauer Scherzer, aber nicht Johann Scherzer sonder Kurt Scherzer in Augsburg!!!
Der hat viele solche Dinger gebaut.
Hatte neulich erst eine in der Hand, eine G-Trompete von Scherzer Augsburg. gibts denk ich noch beim Musik Fricke in Ansbach (Franken) kpl. überholt ca. 1000.- € Kann da auch mal gespielt werden.

LG Werner

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Mittwoch 5. Dezember 2007, 12:34
von Wolfram
Nedsolaud hat geschrieben:... Jedenfalls stimmt als Instrumentenbauer Scherzer, aber nicht Johann Scherzer sonder Kurt Scherzer in Augsburg!!!
Der hat viele solche Dinger gebaut.
...
Hallo Werner!
Also ich habe schon sehr viele Instrumente dieser Bauart von Johannes Scherzer in den Händen gehabt und auch selber repariert.
Vielleicht haben die beiden Instrumentenbauer Scherzer kooperiert. In DDR-Zeiten gab es devinitiv nur Johannes Scherzer Instrumente.
Für Instrumente aus Augsburg hatte man keine Devisen übrig.

Übrigens sind diese Modelle von Johannes Scherzer noch vor ca. 10 Jahren im Katalog von Stölzel bestellbar gewesen.
Und die kamen auch aus der Produktion aus dem Vogtland!
LG, Wolfram

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Mittwoch 5. Dezember 2007, 12:55
von Nedsolaud
Servus Wolfram,
da weißt Du sicher mehr als ich drüber! Ich weiß auch nicht wie Kurt und Johannes Scherzer miteinander zusammenhängen.
http://www.bmlo.lmu.de/s0316
Die Trompete beim Musik-Fricke ist baugleich mit der vom Bild und es steht "Scherzer Augsburg" drauf.
Vordergründig wollt ich nur mitteilen, daß eine solche Trompete eben in Ansbach steht, geblasen, angefasst, angeschaut und gekauft werden kann!

LG Werner

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Mittwoch 5. Dezember 2007, 14:27
von Wolfram
Hallo Werner!
Sehr interessantes Lexikon aus Bayern... Danke!

Da Kurt´s Geburts- und Wirkungsort in Markneukirchen hatte, ist eine Verwandtschaft mit dem bekannteren Johannes Scherzer sehr wahrscheinlich.
Warum sollen sie nicht eng kooperiert haben. Es spricht zumindest alles dafür.
Ich vermute, dass Kurt Scherzer zu den Instrumentenbauern gehörte, die sich der Verstaatlichung von Werkstätten entzog und in den Westen zog (floh).

Von meinem Meister weiss ich, dass es damals eine harte Zeit war. Mein Meister konnte z.Bsp. nur deshalb selbstständig bleiben, weil er alle Mitarbeiter entlassen mußte und mit seinem Sohn alleine blieb um nur in kleinem Maßstab weiter zu produzieren (Kurt Wunderlich war damals Obermeister in Markneukirchen).

Hier ein interessanter Link über Johannes Scherzer:
http://www.sonic.de/cms/tests/scherzer2-04.html
Da Johannes erst 1951 mit eigenen Instrumenten begann (Kurt ab 1962 verstarb) ist es denkbar, dass er die "Erfindung" dieser kombinierten Trompete von Kurt Scherzer in Augsburg übernehmen durfte und bis in unser Jahrtausend weiter bauen durfte...?

Bliebe zu recherchieren, in welchem Verwandschaftsverhältnis beide zueinander standen.
LG, Wolfram

Re: Jazztrompete mit Drehventilen

Verfasst: Mittwoch 5. Dezember 2007, 14:57
von Troubadix
Hallo miteinander

Adolf Scherbaum hat lange Kurt Scherzer gespielt.
Und zwar genau diese Bausweise als nur hohe Trompete.

Wie Scherzer und Scherzer verwandt waren weiss ich nicht.


Gruss T