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Cryo-Behandlung

Verfasst: Mittwoch 29. Januar 2020, 11:40
von Jazzer1968
Hallo zusammen,

mich würde interessieren, was die anwesenden Instrumentenbauer von Cryo-Behandlungen halten (z. B. von Soundfresh) ... bringt das was? Oder sind die aktuellen, neuen Instrumente so gut dass hier eine Behandlung nichts bringt?

Danke für jegliche Info und viele Grüße,

Harald

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Mittwoch 29. Januar 2020, 19:59
von Wolfram
Hallo,
mit Sicherheit ist nicht jedes Metallblasinstrument und Saxophon für eine Kryo-Behandlung geeignet!
Es gibt Hersteller, die Bleifreies Lötzinn zum Montieren der Instrumente verwenden. Werden diese Instrumente einer Kryo-Behandlung ausgesetzt können mikroskopisch feine Risse an diesen Lötstellen entstehen, die die Instrumente instabil machen, Vibrationen verursachen und im schlimmsten Fall auseinander fallen können. Man sollte sich also vorher erkundigen mit welchem Lötmittel die Instrumente zusammen gebaut wurden!

Persönlich habe ich mit dieser Technik keine Erfahrung und möchte deshalb keine Meinung dazu abgeben.
LG, Wolfram

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Montag 3. Februar 2020, 12:25
von lurchi
Bringt nur was wenn man gleichzeitig die Ventile mit Schlangenöl schmiert.

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2020, 09:48
von OhneHut
lurchi hat geschrieben: Montag 3. Februar 2020, 12:25 Bringt nur was wenn man gleichzeitig die Ventile mit Schlangenöl schmiert.
Das halte ich für die einzig richtige Behandlung!

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Mittwoch 12. Februar 2020, 14:52
von duden
OhneHut hat geschrieben: Mittwoch 12. Februar 2020, 09:48
lurchi hat geschrieben: Montag 3. Februar 2020, 12:25 Bringt nur was wenn man gleichzeitig die Ventile mit Schlangenöl schmiert.
Das halte ich für die einzig richtige Behandlung!
Das Schlangenöl muss natürlich von tibetanischen Jungfrauen bei Vollmond mundgemolken sein. Sonst hilft`s nix.

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Donnerstag 13. Februar 2020, 15:45
von dizzyoliver
Leute, mal langsam. Soundfresh ist seriös, alleine die Referenzen sprechen für sich. Der Kollege ist ein geschätzter Musiker und selbst Trompeter. Seine Firma hat bekannte Namen als Kunden , etwa Rüdiger Baldauf. Einschlägige Fachzeitungen haben den Inhaber zu Interviews eingeladen. Bei allem Verständnis vor den ganzen Bedenken, aber auch den Hinweisen von Wolfram, sollte man bei dem Inhaber einen Termin vereinbaren und entsprechend Fragen stellen, dann weiß man mehr.

Ich habe selbst auch die Absicht, mich dort mal vor Ort zu informieren, habe also mit der Firma nichts zu tun. Doch ich verfolge den Weg des Kollegen schon eine Weile.

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Donnerstag 13. Februar 2020, 18:36
von OhneHut
Viele Homöopathen sind auch "seriös", wissenschaftliche Grundlagen lassen sich trotzdem nicht beweisen.
Gerade bei Instrumenten ist ja Fremdschaden ausgeschlossen also soll jeder sein Geld dort deponieren wo es Spaß macht. Bis der Effekt bewiesen ist (und dazu zählen nicht berühmte Tröter die begeistert erzählen), in anständigen Doppelblindstudien (welche niemand finanzieren wird) bleib ich auf dem rationalen Standpunkt dass das ähnlich Effektiv bleibt wie Regentanz und Schlangenöl

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Freitag 14. Februar 2020, 00:38
von orlando_furioso
Sehen wirs doch mal so: was zählt ist das was vorne rauskommt.

Und das was vorne rauskommt hat immer zwei Komponenten:
1. Das Material
2. Der Musiker

Schon kleine Veränderungen am Material bewirken ein anderes Blasverhalten des Musikers - es wird eine Veränderung entstehen die der Zuhörer bemerkt. Wenn die Veränderung am Instrument nun ein Placebo ist, der Musiker aber an sie glaubt, so wird sich - allein aufgrund seines Glaubens - sein Anblasverhalten ändern und er im Idealfall einen schöneren Ton als vorher produzieren.

Placebo ist nicht per se schlecht, was zählt ...

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Sonntag 16. Februar 2020, 10:09
von heckelbach
Moin!

Wenn man mal annimmt, dass der Ausdehnungskoeffizient von Messing bei so tiefen Temperaturen noch etwa so wie bei Zimmertemperatu ist (2* 10 hoch-6), dann:

Gibt es eine Längenänderung des Instrumentes um ca 2 mm bei der tiefen Temperatur.

Das scheint mir mehr als homöopatisch zu sein. Das gibt erheblichen Stress und könnte Verspannungen beim Zusammenbau lösen, oder sogar Lötstellen aufbrechen.
Das ist zwar hypothetisch, könnte aber die beschriebenen positiven Effekte erklären.
Ähnliches passiert ja scheints, wenn die Instrumente längere Zeit starken Vibrationen ausgesetzt werden (Sickwort "Vibrationsentdämpfung").

Gruß Heckelbach

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Sonntag 16. Februar 2020, 10:23
von heckelbach
Sorry, Tippfehler, der Ausdehnungskoeffizient ist 20 * 10 hoch-6

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Samstag 7. März 2020, 23:27
von ulli926
Hallo,
Also die Theorie ist, dass grosse Temperaturunterschiede Verspannungen im Instrument verringern. Oder alles ist Placebo-, bzw psychologischer Effekt/Einbildung.
Ich habe ne olle verbeulte Meister A. Wolfram Drehventiltrompete, die praktisch nichts mehr wert ist. Sie hatte eine zähe Ansprache und die Töne rasteten schlecht. Also habe ich sie für 48 Std. in die Tiefkühltruhe gepackt, dann mit kochendem Wasser durchgespült (Handschuhe! damit man beim Ventile drücken sich nicht die Finger verbrüht!), und dann das Ganze noch mal wiederholt. Ich habe also Temperatursprünge von ca. 120 Grad Celsius erzeugt. Und was soll ich sagen? Jetzt spricht sie viel leichter an, und die Töne rasten super. Und das alles fast zum 0-Tarif. Wenn das alles Placeboeffekt ist, wäre der Erfolg allerdings noch viel größer, hätte ich dafür Euro 200,- gezahlt. Aber auch so bin ich sehr zufrieden. :D

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Montag 5. Oktober 2020, 16:12
von ttrumpett
@heckelbach
Wie hast Du das gerechnet und stimmt Dein Ergebnis oder wären es dann 20mm!?
@ulli926
Bei Deiner Merhode kann natürlich auch sein, dass nur das Ausspülen der Trompete zum erzielten Effekt geführt hat.
Das hättest Du vielleicht lassen sollen um zu beurteilen, ob die Temperaturbehandlung allein was bringt?
Fraglich ist auch, ob diese 120grad Differenz mit dem Cryotuning vergleichbar sind .
Eines ist jedoch sicher. Wenn die Tp. jetzt besser spielt als vorher hast Du sicher alles richtig gemacht!

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Dienstag 20. Oktober 2020, 15:11
von heckelbach
Moin!
Der Tippfehler war bei der Angabe des Ausdehnungskoeffizienten, da hat sich die 0 verschluckt. Das Ergebnis bleibt bei 2 mm.
Vereinfachte Rechnung : Längenänderung =Länge*Temperaturdifferenz *Ausdehnungskoeffizient
Genaueres siehe z.B. Wickipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ausdehnungskoeffizient

Grüße

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Sonntag 25. Oktober 2020, 17:39
von ttrumpett
Nicht alles, was jemand sich nur gerade nicht erklären kann, ist inexistent!!
Oder Placebo, zwielichtig homöopatisch oder bei Neumond gemolkenes Schlangengift!
Ich kenne mich mit der Verarbeitung von Edelmetallblechen etwas aus. Die Bleche werden nach 2-3 Walzvorgängen zwischengeglüht.
Warum?
Weil man weiss, dass das Blech immer härter und spröder wird und ohne das Glühen irgendwann reisst!!
Also durch das Verformen entstehen Spannungen.
(Im Metallgitter)
Eine Trompete wird aus (gewalztem) Blech hergestellt, das dann gebogen, gehämmert, gefeilt, gelötet und was weiss ich noch alles wird...bin kein Instrumentenbauer. Habe nur in youtube die Filmchen von Getzen, Yamaha etc. angeschaut.
Also wenn die Tp. fertig ist wirds wohl Verspannungen en masse geben.
Sagt irgendein Hersteller, dass es im Fertigungsgang einen finalen "Entspannungsprozess" gibt?
Warum sollte also ein späterer thermischer Entspannungsprozess keinen Einfluss auf den Klang des Instrumentes haben?

Re: Cryo-Behandlung

Verfasst: Montag 26. Oktober 2020, 22:44
von Wolfram
Wolfram hat geschrieben: Mittwoch 29. Januar 2020, 19:59 ...
Es gibt Hersteller, die Bleifreies Lötzinn zum Montieren der Instrumente verwenden. Werden diese Instrumente einer Kryo-Behandlung ausgesetzt können mikroskopisch feine Risse an diesen Lötstellen entstehen, die die Instrumente instabil machen, Vibrationen verursachen und im schlimmsten Fall auseinander fallen können. Man sollte sich also vorher erkundigen mit welchem Lötmittel die Instrumente zusammen gebaut wurden!
...
"Entspannend" kann die Behandlung schon sein... aber vielleicht auch an nicht gewollten Stellen? :roll:
Und das der Klang dann anders wird... versteht sich von selbst.
LG Wolfram