Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Bauart

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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Bixel
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Re: Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Ba

Beitrag von Bixel »

Flügelhornprofi hat geschrieben:Courtois baut ein Flügelhorn (Modell 155 R) mit Triggerhebel am 1. und 3. Zug.
Das hört sich recht professionell an.

Haltet Ihr das für sinnvoll und heißt das im Umkehrschluss, dass alle anderen
Flügelhörner, die das nicht haben, somit minderwertig wären ?
Ich besitze ein Conn 85F mit zwei Triggern. Das liegt gar nicht gut in der Hand.
Wie soll man das denn auch vernünftig halten, wenn man jederzeit beide Trigger bedienen können will?

Wie schon an anderer Stelle angedeutet: Im Jazz verwendet man Trigger recht selten - eigentlich fast nur im Satz einer Big Band.

:roll:
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Re: Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Ba

Beitrag von Flügelhornprofi »

Stimmt genau. Vielen Dank für den Hinweis.

Manchmal sieht man wirklich den Wald vor lautet Bäumen nicht
und denkt, dass alles irgendwo einen Sinn macht, was die Her-
steller so bauen.

Aber diese Triggergeschichte und die "gesundheitsschädliche"
Palladiom-Oberfläche bei HvL zeigen mir wieder, dass es ganz
und gar NICHT so ist.

Nett in diesem Forum, so lange es sachlich bleibt. Danke.
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Wolfram
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Re: Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Ba

Beitrag von Wolfram »

Bixel hat geschrieben:... Ich besitze ein Conn 85F mit zwei Triggern. Das liegt gar nicht gut in der Hand.
Wie soll man das denn auch vernünftig halten, wenn man jederzeit beide Trigger bedienen können will?

Wie schon an anderer Stelle angedeutet: Im Jazz verwendet man Trigger recht selten - eigentlich fast nur im Satz einer Big Band...
Hallo Bixel,
dir ist sicherlich schon bewusst, dass sich in den letzten Jahrzehnten an den Blasinstrumenten etwas verändert hat?

Die Trigger eines Flügelhornes werden heute kaum noch so angebaut, wie bei deinem Modell CONN 85F.
Schau mal hier bei FMB: http://www.fmb-direkt.de/Fluegehoerner-Perinet/
Die Trigger-Bauweisen sind viel bedienungsfreundlicher geworden und werden sehr gerne verwendet. Zugegeben, im hohen Register - wohl weniger. Im Satz und bei Noten im tieferen Lagen ist es aber durchaus hilfreich. In meinem Ensemble (kein Jazz) geht es nicht ohne diesen Tonausgleich im 3.Ventil.
Jeder so, wie er es braucht.
LG Wolfram
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Bixel
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Re: Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Ba

Beitrag von Bixel »

Wolfram,
es ging um Flügelhörner mit zwei Triggern (1. und 3. Ventilzug).

Ich habe keine große Lust, bei FMB 61 Flügelhörner durchzublättern.
Das einzige auf die Schnelle dort gefundene Flügelhorn mit zwei Triggern ist das Courtois 155.
Dieses besitzt ziemlich exakt die gleiche Triggeranordnung wie mein Conn 85F.

Es ist schlichterdings unkomfortabel, wenn man ein solches Flügelhorn so hält, dass jederzeit beide Trigger bedienbar sind.

:cracy:
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Re: Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Ba

Beitrag von Blas! »

Erstaunlich finde ich, dass der Jazz anscheinend ein derart gleichförmiges Genre ist, dass man so häufig "man" und "im Jazz" sagen und so einfach alles und jeden über einen Kamm scheren kann.

:Hä:

Ich finde den spärlichen Einsatz des Triggers im Jazz bedauerlich, aber sei's drum - dann klingt's eben ungefähr so, wie es bei der Bixel-Solo-Performance, die im Netz zu bewundern ist, klingt...

:roll:
Blas!
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Dobs
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Re: Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Ba

Beitrag von Dobs »

Wolfram, welchen Sinn hat ein Trigger am 1. UND 3. Ventilzug?
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Wolfram
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Re: Perinett-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Ba

Beitrag von Wolfram »

Dobs hat geschrieben:Wolfram, welchen Sinn hat ein Trigger am 1. UND 3. Ventilzug?
Der Trigger am 1.Ventilzug wird heute eigentlich gar nicht mehr benötigt, wenn das Instrument in sich gut intoniert. Hat man allerdings zwischen 3.und 4.Naturton Problemtöne, kann dies mit diesem Trigger sehr gut korrigiert werden (manchmal auch mit zusätzlicher Hilfe des Triggers vom 3.Ventilzug).

Der Trigger am 3.Ventilzug wird normalerweise nur für die tiefen Töne mit den Ventilkombinationen (1+3 und 1+2+3) verwendet. Diese sind konstruktionsbedingt immer zu hoch (die Rohrlänge ist ca. 3cm zu kurz). Das ist notwendig, weil die Ventilkombination (2+3) beim gis (klingend fis) nicht zu tief sein darf. Dadurch, dass die Rohrlänge den hohen Tönen angepasst ist, wird ein Messprotokoll die tiefen Töne (ohne Benutzung des 3.Triggers) mit den Ventilen 1+3 oder 1+2+3 immer zu hoch anzeigen - in der Regel bis zu 40 Cent. Das ist für einen Musiker mühsam mit dem Ansatz zu korrigieren - mit einem Trigger dagegen sehr einfach.
Instrumente die ausschliesslich in der tiefen Lage gespielt werden und keine Trigger haben empfiehlt man deshalb den 3. Ventilzug mindestens 1cm raus zu ziehen. Dann muss man mit dem Ansatz nicht mehr so viel korrigieren.
LG Wolfram
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Re: Perinet-Flügelhorn: Trompetenbauart vs. französische Bau

Beitrag von OG-Flow »

Hallo Leute! Ein kleiner Zwischenstand nach meiner weiteren Recherche: Habe ein bisschen rumtelefoniert, interessante Leute gesprochen (wenn es das Leben gut mit mir meint, werde ich mir mal ein Euphonium von Inderbinen gönnen :wink): Die horizontale Verbauung der Ventilzüge wurde im Inderbinen Modell "Wood" verwendet, um einen schnellen, direkten und möglichst widerstandsfreien Luftdurchfluss zu ermöglichen. Das heißt aber NICHT, dass der Luftdurchfluss im Modell "Sera" mit der "frz." Verbauung problematisch wäre! Er soll halt nur anders sein. In dieser Hinsicht ist die Folie für das Modell "wood" der Bau von Kornetten und Trompeten.

Die Beobachtung und Vermutung, dass die Anhäufung der horizontalen Verbauung im niedrigen Preissegment von Massenproduktionen im Zusammenhang mit der Übernahme von Teilen aus der Trompetenproduktion steht, ist zutreffend und fand Bestätigung. Hier im TF zur Frage gebrachte Unstimmigkeiten, z.B. im Hinblick auf die Bohrung, sind genau das Problem dieser Produkte.

Ich habe noch Kontakt zu einem Musikhistoriker/Instrumentenkundler aufgenommen, wenn es so weit ist, werde ich noch berichten, wie sich die unterschiedlichen Bauweisen historisch herleiten und welche Konzepte und Traditionen des Instrumentenbaus dort hineinspielen.

Viele Grüße, keep on blowing/flowing, OG
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