kleines Bläschen - Was ist das?

[Wynton M.]

Liebe Instrumentenbauer,

was könnte das bedeuten?
Vielen Dank schommal für eure Antworten.

(Auf Wunsch des Autors wurden die Bilder entfernt; 2014-07-27)
Sichtbar war ein versilbertes Mundrohr mit ganz vielen kleinen Bläschen unter dem Silber.

[schattie280]

Moin,

aufgrund der Lage würde ich auf Lochfraß tippen, aber durch das Silber kann ich auch nicht durch gucken.

Gruß,
Schattie

[burt]

Reinige mal das Mundrohr und hinterher gut durchziehen. Der Lochfraß dürfte sich deutlich am Innenrand abzeichnen.

[Wolfram]

Hallo,

... ist es ein älteres Instrument... dann ist es Lochfrass ("Zinkfrass") !
... ist es ein neues Instrument... dann ist die Grundierung unter dem Silber nicht gut gemacht.

Meine Vermutung geht aber auch zu "Zinkfrass". Schau mal, ob du solche Punkte auch am Stimmbogen erkennen kannst.
Wenn ich es richtig lese, handelt es sich um das Modell YAMAHA YTR-8335 ? Dieses Modell hat Mundrohr und Stimmzugbogen in Messing. Das sind die ersten Teile die "Zinkfrass" bekommen können. Für mich ein normaler Verschleiss... Lediglich das Modell YTR-8335LA hat ein Goldmessing-Mundrohr!

Reinige das Instrument regelmässig und dann wirst du es noch eine Weile nutzen können. Den Klang und Eigenschaften einer neuwertigen Trompete wird es aber nicht mehr erreichen können.
LG, Wolfram

[spätzünder]

Den Klang und Eigenschaften einer neuwertigen Trompete wird es aber nicht mehr erreichen können.
LG, Wolfram

Versteh ich jetzt nicht

[Wolfram]

Hallo,
"Zinkfraß" bedeutet, daß aus der Materialstruktur Zink heraus kommt. Da Messing eine Legierung ist, fehlt dem Material ein wichtiges Bestandteil. Deshalb verändert sich die innere Materialstruktur und damit auch seine ursprünglichen Eigenschaften. Schwingungsverhalten, Frequenzspektrum und Elastizität erhalten andere Werte. Daraus resultiert ein anderes Spielgefühl durch Ansprache und Klang.
Dabei habe noch nicht mal die Unebenheiten berücksichtigt, die sich auch auf der Innenseite bilden. Die Bläschen, die man Außen sieht sind ebenfalls Innen. Der Luftstrom wird im Vergleich mit einem neuen, glatten Rohrverlauf ausgebremst. Es entsteht mehr Widerstand!
Das sind die Gründe, weshalb ich formuliert habe: "Den Klang und Eigenschaften einer neuwertigen Trompete wird es aber nicht mehr erreichen können."
LG Wolfram

[spätzünder]

Und das hörst du

[Wolfram]

Und das hörst du..

Hallo Spätzünder,
Zinkfraß ist ein Prozess der sich immer weiter im Instrument fortsetzt - sofern man ihm nicht Einhalt gebietet (regelmäßig Reinigen und Trocken halten)
Benutzt du das Instrument regelmäßig, wirst du den Unterschied zum Neuinstrument kaum merken. Denn die Veränderung geht nur in sehr kleinen Schritten vorwärts. Man gewöhnt sich als Musiker deshalb daran. Der Blaswiderstand erhöht sich aber kontinuierlich. Deshalb wird der Unterschied oft erst durch den direkten Vergleich mit einem Neuinstrument deutlich.

Generell verlieren ältere Instrumente am Obertonspektrum und neigen dazu dunkler und muffiger zu klingen.
Besonders auffällig ist das bei langjährig benutzten Dienstinstrumenten professioneller Musiker. Selten wird so ein Dienstinstrument länger als 10 Jahre gespielt.
Der Klangverlust entsteht auch ohne Zinkfraß - wird mit ihm aber um ein vielfaches verstärkt.

Ich kann nur abraten ein Instrument mit sichtbaren Zinkfraß zu kaufen. Ausnahmen würde ich nur bei Sammlerstücken machen.
LG Wolfram

[spätzünder]

Danke für die Aufklärung
Da ist es ja kein Wunder, daß es bei mir nix mehr wird, bei den alten Gurken die ich spiel

[Bixel]

Generell verlieren ältere Instrumente am Obertonspektrum und neigen dazu dunkler und muffiger zu klingen.
Besonders auffällig ist das bei langjährig benutzten Dienstinstrumenten professioneller Musiker. Selten wird so ein Dienstinstrument länger als 10 Jahre gespielt.

Zeitlich parallel mit der muffigen Verdunklung langjährig benutzter Dienstinstrumente vollzieht sich glücklicherweise die kontinuierlich zunehmende Ertaubung (Presbyakusis) des Bediensteten, der daher eh' keine hohen Frequenzen mehr hören würde.

So fühle ich mich mit meiner Strad aus den frühen 70ern und meiner 27 Jahre alten Yamaha (beide trotz sträflicher Pflegevernachlässigung übrigens ohne jeden äußerlich erkennbaren Zinkfraß) rein subjektiv nach wie vor bestens bedient.

[OldEmo]

Jetzt verstehe ich auch die Tendenz der letzten Jahre oder Jahrzehnte zum immer dunkleren Trompetenklang.

[Flügelhornprofi]

Danke für die Aufklärung
Da ist es ja kein Wunder, daß es bei mir nix mehr wird, bei den alten Gurken die ich spiel

Ein kleiner Hinweis:
Zinkfraß ist geflügelte Umgangssprache, die oft von Laien benutzt wird.
Dieses Wort ist aber eine Eigenkreation, denn das Wort gibt es nicht.

In Wirklichkeit nennt sich der Prozess ENTZINKUNG. Der Zink löst
sich hierbei aus der Messinglegierung heraus. Rotbräunliche Flecken
erblühen am Metall.

Erstaunlicher Weise tritt dies meist bei lackierten oder versilberten
Instrumenten auf.

Unlackierte Instrumente leiden nach meinen Beobachtungen nur sehr selten darunter.

Anscheinend muss auch die Materialqualität großen Einfluss auf den Entzinkungsprozess haben, denn
es ist auffällig oft bei Yamaha und den neueren Alexander - Hörnern und den Stradivarius Mundrohren
und Stimmzügen zu beobachten.

[Bixel]

Meine diesbezügliche Theorie lautet wie folgt:

Eine Entzinkung (z.B. am Mundrohr einer Trompete) ist mit bloßem Auge kaum sichtbar; es bilden sich durch den Zinkverlust winzig kleine "Poren" im Messing.

Zinkfraß nennt der kreative Volksmund hingegen die Folge einer solchen Entzinkung, nämlich die kreisförmige, relativ großflächige Ausbreitung der Zink-"Auswaschung" unter einer Oberflächenvergütung (wie z.B. Lack oder Silber).

[buddy]

Eine Entzinkung (z.B. am Mundrohr einer Trompete) ist mit bloßem Auge kaum sichtbar;

Das Endprodukt der Entzinkung in Form eines spröden roten Kupferflecks sieht man z.B. hier:
https://fbcdn-sphotos-h-a.akamaihd.net/ ... 69f613c075
Quelle: http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... 82#p230682

[Bixel]

Was man m.E. sieht, ist - im von mir oben erläuterten Sinne - der Zinkfraß.
Die Entzinkung selbst "sieht" man m.E. erst, wenn der Zinkfraß entfernt ist.

Der User Tacet schilderte unlängst seine diesbezüglichen Beobachtungen.

Will man sämtliche Beobachtungen in Einklang bringen, liegt m.E. die Sprachregelung nahe, dass alle Trompeten unabhängig von ihrer Oberflächenbeschaffenheit eine Entzinkung erleiden können, Zinkfraß hingegen nur bei Trompeten auftritt, deren Oberflächenbeschaffenheit eine großflächige (und mithin sichtbare) "Unterwanderung" zulässt: z.B. Lack, Gold und Silber.